Konzert: Olli Schulz
Ort: Englische Kirche, Bad Homburg
Datum: 20.12.2012
Zuschauer: 50
Dauer: 85 min
"Für Bad Homburg reicht's," kommentierte Olli Schulz einen gescheiterten Versuch, seine Gitarre anständig zu stimmen. Am Anfang hatte der in Berlin lebende Hamburger schon erzählt, er habe Urlaub, habe erst vor ein paar Tagen gesehen, daß er das heutige Konzert zugesagt hatte und hatte daher keine Zeit zu üben. Klingt, als sei der Sänger mächtig unmotiviert gewesen, das war er allerdings nicht. Die Gitarre mag ein wenig schief geklungen haben, Olli Schulz machte gewohnt viel Spaß und schien wirklich nicht lustlos.
Ich hätte es allerdings verstanden; vor 50 Leuten, von denen nicht wenige wegen der Vorgruppe da waren, in dem hessischen Städtchen zu spielen, dessen Kulturprogramm normalerweise im Kursaal stattfindet - unter dem Motto Young Friday, das ist wohl die wenig glamouröse Seite eines Musikerlebens.
Olli Schulz veröffentlicht im März sein nächstes Album SOS ("Save Olli Schulz"), von dem er fünf Stücke spielte. Von der letzten Platte dagegen spielte der Musiker nur zwei Songs, er hatte gedacht - sagte er später - daß das Publikum in Bad Homburg eh nichts kennte, also könnte er auch alte und ganz neue Lieder spielen.
Aber wie üblich bei seinen Konzerten ist die Musik nur die eine Seite der Medaille. Die andere (größere - womit die Metapher unsinnig wird) sind Ollis Geschichten. Einige, wie die Entstehung der Songs Bettmensch oder Der Rumäne, kennt man, wenn man ihn nicht zum ersten Mal gesehen hat. Köstlich sind sie trotzdem. Mit Abstand am komischsten waren allerdings Ollis Lästereien über Rammstein. Die machten die beste Bühneshow, beim ersten Lied brennte die Band bereits. Allerdings habe Sänger Till Lindemann, wenn er normal spreche, eine wirklich hohe Fistelstimme. "Das wäre doch toll, wenn er mit seiner normalen Stimme die Songs ansagen würde bei ihren Konzerte!" - "Da sind die Texte gut" - "Wenn man Alkoholiker ist" - und weg war sie, das Rammstein liebende Mädchen in der ersten Reihe und sein Freund! Da waren es noch 48.
Es war wieder einmal ein wirklich komischer Abend. Die neuen Lieder waren alle gut, die Zugabe Koks & Nutten ein echter Knüller. Die fünf Euro (!) Eintrittsgeld hatten sich gelohnt. Oder wie Olli Schulz singt "jeder Weg hat seinen Sinn."
Das wäre es eigentlich, wenn ich nicht noch genug auf Krawall gebürstet wäre, um ein paar Sätze über die Vorgruppe Ernst Haft (famoser Bandname!) zu verlieren. Musikalisch waren die Local Heroes nichts, waren so eine Art Taunus-Silbermöndchen. Aber sie strotzten vor Selbstbewußtsein, insbesondere die Frontfrau. Als sie selbst nach sehr langem Programm eine Zugabe einforderten, kokettierte sie, sie hätten damit nun wirklich nicht gerechnet. Als Zugabe zerlegte die Sängerin Viva La Vida von Coldplay. Selbst Coldplay-Hasser hätten die Version der Band nicht gegönnt, sie war fies. Das hohe Selbstvertrauen zeigte sich aber zwischen den Songs. "Nancy, ich weiß, daß du die Texte nicht kennst und nur so tust, als würdest du mitsingen" zu einem Mädchen im Publikum, bevor sie richtig aufdrehte und lustige Geschichten erzählte. Zum Beispiel die von einem Kochabend mit einem Freund, der - haha! - die passierten Tomaten ins Nudelwasser gekippt hätte. Oder die von einem Baby, das von der Mutter ein Handtuch verlangte, weil es windellos in den Flur gemacht habe, und das mit dem Handtuch abdecken wollte. Die Moral: immer besonders aufpassen, wenn ein Baby ein Handtuch verlange.
Das - fürchte ich - reicht auch nicht für Bad Homburg.
Setlist Olli Schulz, Englische Kirche, Bad Homburg:
01: Der Vorführeffekt
02: Schrecklich schöne Welt (neu)
03: Spielerfrau (neu)
04: Wenn es gut ist, wird es schön sein und dein Leben lang passieren (neu)
05: Irgendwas fehlt dir, und ich glaube, das bin ich
06: Bettmensch
07: Alles richtig (neu)
08: Weil die Zeit sich so beeilt
09: Der Rumäne
10: Unten mit dem King
11: Bloß Freunde
12: Saunaaufguß in Lankwitz
13: So lange einsam
14: Song ohne Grund
15: Der Moment (Z)
16: Koks & Nutten (neu) (Z)
17: Die Ankunft der Marsianer (Z)
Ort: Englische Kirche, Bad Homburg
Datum: 20.12.2012
Zuschauer: 50
Dauer: 85 min
"Für Bad Homburg reicht's," kommentierte Olli Schulz einen gescheiterten Versuch, seine Gitarre anständig zu stimmen. Am Anfang hatte der in Berlin lebende Hamburger schon erzählt, er habe Urlaub, habe erst vor ein paar Tagen gesehen, daß er das heutige Konzert zugesagt hatte und hatte daher keine Zeit zu üben. Klingt, als sei der Sänger mächtig unmotiviert gewesen, das war er allerdings nicht. Die Gitarre mag ein wenig schief geklungen haben, Olli Schulz machte gewohnt viel Spaß und schien wirklich nicht lustlos.
Ich hätte es allerdings verstanden; vor 50 Leuten, von denen nicht wenige wegen der Vorgruppe da waren, in dem hessischen Städtchen zu spielen, dessen Kulturprogramm normalerweise im Kursaal stattfindet - unter dem Motto Young Friday, das ist wohl die wenig glamouröse Seite eines Musikerlebens.
Olli Schulz veröffentlicht im März sein nächstes Album SOS ("Save Olli Schulz"), von dem er fünf Stücke spielte. Von der letzten Platte dagegen spielte der Musiker nur zwei Songs, er hatte gedacht - sagte er später - daß das Publikum in Bad Homburg eh nichts kennte, also könnte er auch alte und ganz neue Lieder spielen.
Aber wie üblich bei seinen Konzerten ist die Musik nur die eine Seite der Medaille. Die andere (größere - womit die Metapher unsinnig wird) sind Ollis Geschichten. Einige, wie die Entstehung der Songs Bettmensch oder Der Rumäne, kennt man, wenn man ihn nicht zum ersten Mal gesehen hat. Köstlich sind sie trotzdem. Mit Abstand am komischsten waren allerdings Ollis Lästereien über Rammstein. Die machten die beste Bühneshow, beim ersten Lied brennte die Band bereits. Allerdings habe Sänger Till Lindemann, wenn er normal spreche, eine wirklich hohe Fistelstimme. "Das wäre doch toll, wenn er mit seiner normalen Stimme die Songs ansagen würde bei ihren Konzerte!" - "Da sind die Texte gut" - "Wenn man Alkoholiker ist" - und weg war sie, das Rammstein liebende Mädchen in der ersten Reihe und sein Freund! Da waren es noch 48.
Es war wieder einmal ein wirklich komischer Abend. Die neuen Lieder waren alle gut, die Zugabe Koks & Nutten ein echter Knüller. Die fünf Euro (!) Eintrittsgeld hatten sich gelohnt. Oder wie Olli Schulz singt "jeder Weg hat seinen Sinn."
Das wäre es eigentlich, wenn ich nicht noch genug auf Krawall gebürstet wäre, um ein paar Sätze über die Vorgruppe Ernst Haft (famoser Bandname!) zu verlieren. Musikalisch waren die Local Heroes nichts, waren so eine Art Taunus-Silbermöndchen. Aber sie strotzten vor Selbstbewußtsein, insbesondere die Frontfrau. Als sie selbst nach sehr langem Programm eine Zugabe einforderten, kokettierte sie, sie hätten damit nun wirklich nicht gerechnet. Als Zugabe zerlegte die Sängerin Viva La Vida von Coldplay. Selbst Coldplay-Hasser hätten die Version der Band nicht gegönnt, sie war fies. Das hohe Selbstvertrauen zeigte sich aber zwischen den Songs. "Nancy, ich weiß, daß du die Texte nicht kennst und nur so tust, als würdest du mitsingen" zu einem Mädchen im Publikum, bevor sie richtig aufdrehte und lustige Geschichten erzählte. Zum Beispiel die von einem Kochabend mit einem Freund, der - haha! - die passierten Tomaten ins Nudelwasser gekippt hätte. Oder die von einem Baby, das von der Mutter ein Handtuch verlangte, weil es windellos in den Flur gemacht habe, und das mit dem Handtuch abdecken wollte. Die Moral: immer besonders aufpassen, wenn ein Baby ein Handtuch verlange.
Das - fürchte ich - reicht auch nicht für Bad Homburg.
Setlist Olli Schulz, Englische Kirche, Bad Homburg:
01: Der Vorführeffekt
02: Schrecklich schöne Welt (neu)
03: Spielerfrau (neu)
04: Wenn es gut ist, wird es schön sein und dein Leben lang passieren (neu)
05: Irgendwas fehlt dir, und ich glaube, das bin ich
06: Bettmensch
07: Alles richtig (neu)
08: Weil die Zeit sich so beeilt
09: Der Rumäne
10: Unten mit dem King
11: Bloß Freunde
12: Saunaaufguß in Lankwitz
13: So lange einsam
14: Song ohne Grund
15: Der Moment (Z)
16: Koks & Nutten (neu) (Z)
17: Die Ankunft der Marsianer (Z)
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