Konzert: Wu Lyf
Ort: Scène Pression Live, Domain National de Saint Cloud, Festival Rock en Seine Datum: 21:05, 28.08.2011
Zuschauer: so einige
Konzertdauer: etwa 50 Minuten
Das famose Konzert von Interpol auf der Hauptbühne war gerade eben zu Ende gegangen, da hielten sich auch schon die grünschnäbeligen Wichtigtuer von Wu Lyf auf der sehr weit enfternten Scène Pression Live bereit.
Ich nahm meine Beine unter den Arm und rannte den Weg zu dieser nagelneuen Stage, die durch ihre Hanglage überrascht. Wenn im Winter Schnee liegt, könnte man hier problemlos mit dem Schlitten runterrodeln. Es war bereits dunkel und Lampions an den Bäumen wiesen den Weg. Eine heimelige, rauschfördernde Stimmung machte sich breit und unzählige junge Leute bevölkerten die Wiese vor der Bühne. Ich kämpfte mich weiter nach vorne durch, um die Musiker besser zu sehen. Ober-Wu Lyf Ellery James Roberts stand hinter seiner alten, holzverschlagenen Orgel mit Schriftzug der Band und schlug sich beim Singen permanent mit der Faust aufs Herz, so als wolle er unterstreichen, daß bei ihnen alles von Herzen kommt und mit Herzblut nur so überflutet ist. Der leicht füllige Gitarrist Evans Kati wanderte unterdessen mit seiner Elektrischen vor und zurück. Basser Thomas McClung sah ich kaum, er war von Ellery verdeckt. War aber nicht so schlimm, denn am besten gefiel mir ohnehin der in der Nähe des großen weißen Kreuzes agierende Drummer Joseph Louis Harlan Manning. Mit höllischem Tempo und äußerst cooler Körperhaltung trieb der Milchbubi von hinten an und sorgte so für den richtigen Wumms.
Egal was man von Wu Lyf halten mag, der Autritt der jungen Band aus Manchester war äußerst geschlossen und von Teamgeist beseelt. Das verlieh dem Ganzen eine spezielle Dynamik, die auch das Publikum mit einbezog. Die Newcomer aus England schafften es, ein gewisses Lebensgefühl ihrer Generation zu vermitteln und so das weitestgehend spätpubertäre Publikum zu elektrisieren. Die Stimmung war fröhlich und ausgelassen, viele tanzten.
Auch ich verbrachte eine unterhaltsame halbe Stunde (den Anfang hatte ich verpasst) und musste anerkannen, daß Wu Lyf mit den Singles Heavy Pop, Dirt und dem abschließenden We Bros Zugnummern in ihrem Programm haben, die die Musikfans auf dieser Welt noch eine Weile mitreißen werden. Ob der sich am Ende mit nacktem Oberkörper präsentierenden Band langfristig eine große Zukunft bevorsteht, ist hingegen fraglich. Aber das interessierte an diesem Samstagabend vor den Toren von Paris eigentlich niemanden. Zu We Bros sang man von der Band angetrieben die Parolen "tous ensemble, alle gemeinsam" und hatte zumindest kurzfristig das Gefühl, Teil eines großen Ereignisses gewesen zu sein.
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Aus unserem Archiv:
Wu Lyf, Paris, 28.06.2011
Konzerttermine von Wu Lyf:
07.10.2011: Festsaal Kreuzberg, Berlin
08.10.2011: Molotow, Hamburg
09.10.2011: Gebäude 9, Köln
11.10.2011: Sinkkasten, Arts Club, Frankfurt
12.10.2011: Kranhalle/Feierwerk, München
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