Freitag, 23. September 2011

Pelle Carlberg, Köln, 22.09.11


Konzert: Pelle Carlberg
Ort: King Georg, Köln
Datum: 22.09.2011
Zuschauer: 70
Dauer: 100 min


Vor ein paar Tagen bekam ich ein mail mit dem Download-Code der neuen Loney, Dear Platte, an die
ich überhaupt nicht mehr gedacht hatte. Weil Emil Svanängen mich bisher musikalisch grundsätzlich begeistert hat, war meine Vorfreude groß. Und wie das so oft ist, verpuffte die sehr schnell, weil Hall Music leider kein großer Wurf ist und nicht an die Vorgänger mit ihren wundervollen "nanana"-Refrains ranreicht.

Glücklicherweise gilt in der Musik die alte Homer Simpson Weisheit "Wo der herkommt, gibt es noch andere"; dann eben einer von denen. Als Ersatz-Lieblingsschwede bietet sich zwangsläufig Pelle Carlberg an, der - wie praktisch! - auch heute verfügbar war und im King Georg in Köln spielte. Der ehemalige Edson-Sänger taugt aus verschiedenen Gründen für den Job; er verfügt über ein immenses Repertoire großartiger Indiepop-Songs, ist wahnsinnig sympathisch und schreibt in seine Lieder immer wieder "nanana"-Zeilen, perfekt!

Als wir im King Georg ankamen, war schon aufgebaut. Sprich, es stand ein Mikrofon und eine Gitarre auf der kleinen Tanzfläche, Pelle war also solo unterwegs. Bisher hatte ich den Sänger immer mit Band erlebt, da diese Kurztour keine neue Platte promotet, war offenbar die Einzelversion passender.

Sie passte. Sie passte sogar ausgezeichnet! Alleine gefiel mir die Musik des Stockholmers noch eine ganze Ecke besser als bei meinen ersten Konzerten. Pelles tolle Stimme und die wunderbaren Melodien funktionieren ohne zusätzliche Instrumente hervorragend, vor allem in einem kleinen Club. Weil das King Georg früher ein Stripladen (oder etwas Stripladenartiges) war, sind rund um die Tanzfläche kleine Sitzecken. Der Grundriß des Clubs gleicht einem Streichholz. Die Separée- und Bühnenfläche, der Kopf, bietet für solche akustischen Konzerte eine sehr intime Atmosphäre (so war das früher sicher auch schon, als Angelique und Karl-Heinz
noch in den roten Sitzecken saßen). Wie intim das war, merkte man immer dann, wenn der Sänger sich während der Lieder umguckte und einzelne Menschen betrachtete.

Er hatte keine neue Platte dabei, also spielte Pelle Carlberg ein Best-Of seiner drei bisherigen Alben, aber auch Musik von Edson und brandneue Stücke. Salt war eines von denen. "Ich habe mich jahrelang geweigert, über dieses wichtigste Thema in der
Musik zu singen aber vor sechs Monaten musste ich ein Liebeslied schreiben." Was vor einem halben Jahr war, weiß ich nicht, aber das Liebeslied war genau so, wie man sich eines von Pelle Carlberg vorstellt, ein romantischen Stück über Salz in Wunden, über gebrochene Herzen, ein sehr schönes Lied!

Vor dem Hit
Clever girls like clever boys much more than clever boys like clever girls fragte der Sänger, ob es ok sei, danach eine kurze Pause zu machen, bevor es mit der zweiten Hälfte weiterginge. Wir könnten dann auf die Toilette gehen, ein Bier kaufen und danach weiter zuhören. Ich dachte, er müsse dringend seinen Tipp befolgen, Pelle nutzte die Pause aber nur, um sein Handy zu überprüfen, die lustigen Tanzschritte bei den Liedern vorher hatten nichts mit Harndrang zu tun. Da nach der Pause zweite 45 Minuten folgen sollten, war der Deal mit der Teilung ein wirklich guter.

Auch die zweite Hälfte hätte als vollwertiges Konzert durchaus getaugt. Enorm viele Hits, ein Edson Stück (I wanna be alone), ein sehr schönes neues Lied (Love Hertz)
über einen Unfall, den Pelle am Tag seines Konzerts vor zwei Jahren im Stevie Wonderland hatte. Er erzählte die Geschichte ausgiebig, so wie er viele Lieder und ihre Hintergründe beschrieb, sehr charmant, witzig und unterhaltsam. Bei dem Unfall auf der Luxemburger Straße hatte Pelle (mit dem Mietwagen) einen U-Turn versucht und ein anderes Auto gerammt. Deutsche machen aus so etwas einen Rechtsstreit, Schweden Lieder.

Als das zweite Teilkonzert und die beiden Zugaben (u.a. sein Cover des ungemein fiesen The Darkness Lieds
I believe in a thing called love) fertig waren, waren eine Stunde vierzig vorbei. Sehr viel tolle Musik für kleines Geld!

Mit der kommenden Platte wird Pelle Carlberg demnächst auch wieder nach Köln kommen. Dann zwar mit Band, aber das ist ja auch absolut nicht verkehrt.

Setlist Pelle Carlberg, King Georg, Köln:

01: Oh no! It's happening again
02: Musikbyrån makes me wanna smoke crack
03: Birth! School! Dole! Angst! (Edson)
04: Fly me to the moon
05: Salt (neu)
06: I love you, you imbecile
07: 1983 (Pelle and Sebastian)
08: Skinnarviksberget (neu)
09: Clever girls like clever boys much more than clever boys like clever girls

10: Because I'm worth it
11: Metal to metal
12: I wanna be alone (Edson)
13: Go to hell, Miss Rydell
14: Riverbank
15: Pamplona
16: Love Hertz (neu)
17: How I broke my foot and met Jesus
18: Middleclass kid

19: Crying all the way to the pawnshop (Z)
20: I believe in a thing called love (The Darkness Cover) (Z)

Links:

- Pelle Carlberg, Köln, 25.08.09
- Pelle Carlberg, Köln, 23.11.07




2 Kommentare :

Frank hat gesagt…

Freut mich, dass es noch mehr begeisterte Zuschauer gab! Es war wieder ein grandioses Konzert und Pelle war irgendwie locker drauf

Christoph hat gesagt…

Absolut! Er schien viel Spaß zu haben.

Das Konzert war klasse!

 

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