Sonntag, 18. September 2011

This Is The Kit & Rivkah, Paris, 17.09.11


Konzert: This Is The Kit & Rivkah
Ort: Rivkahs Wohnzimmer in Paris, At The Door Session # 1
Datum: 17.09.2011
Zuschauer: 25-30


Mann, war das schöööööööööööööön!

Die Pariser Pianistin Rebekka Hasson alias Rivkah hatte zu ihrer ersten At The Door Session in ihr Wohnzimmer geladen und uns allen einen ganz wundervollen Abend bereitet, den ich nicht so schnell vergessen werde.

Verantwortlich für den Hochgenuß war neben Rivkah selbst, die in Paris lebende Engländerin Kate Stables aka This Is The Kit, die Stargast dieser Session war.

Das Ganze fand in einem intimen und relaxten Ambiente statt. Rebekka Hasson bewohnt zusammen mit ihrem Hund und einer (neu hinzugezogenen) amerikanischen Schauspielerin ein kleines Häuschen unweit vo La Villette. Als ich am Ort des Geschehens eintraf, war die Eingangstür offen und ich musste sie nur aufdrücken, um über eine schmale steile Treppe ins Wohnzimmer (sprich den Konzertsaal!) zu gelangen. Dort hatten sich schon etliche Sympathen eingefunden, die sich mit Chips vollstopften und Bier oder Rotwein dazu schlürften. Unter ihnen Morgan Caris und Erwan Broussine von Flowers From The Man Who Shout Your Cousin und eine attraktive Kanadierin aus Vancouver, die nett kichernd auf einem Bänkchen saß. Spontan wie ich bin, sicherte ich mir das Plätzchen neben ihr und hatte von nun an nicht nur eine schöne Nachbarin, sondern auch beste Sicht auf die improvisierte Bühne, auf der sogar ein richtiges Drumkit aufgebaut worden war. Perfekte Bedingungen, für das was nun folgen sollte.

Die Gastgeberin selbst führte in den musikalischen Teil des Abends ein. Rivkah ist eine sensible, melancholische Pianistin, die in Herman Dune ihren bekanntesten Förderer hat. Bilder des umtriebigen französisch-schwedischen Musikers an den Wänden bezeugen diese Freundschaft, die über Jahre gewachsen ist. Herman Dune spielte im Übrigen auch die Gitarrenparts auf dem zweiten, selbstverlegten Album von Rivkah, dessen Cover die Musikerin selbst gestaltet hat. Sie ist ein Multitalent, stellt auch ihre Flyer von Hand her und schneidert nebenbei Bühnenkostüme für so manchen bekannten französischen Künstler. (hier findet man ihre Schneiderarbeiten Seite).

Ihre Musik zeichnet sich durch eine stark persönliche, sehr intime Note aus. Alles bei ihr ist in moll gehalten, klingt schwermütig und fragil. Ihr Stimme ist wundervoll, sehr zart, verletztlich und betörend. Alleine am Piano, mit ein wenig Backvocal Unterstützung von Kate Stabbles und bei einem Lied der singenden Säge von Anna) schritt sie durch ihr kurzes Set, in dem neben ihren eigenen Songs wie You Lie oder Into The Snow mit Teenage Kicks auch eine ungewöhnliche Coverversion ihren Platz hatte. Das erklärte Lieblingslied meines Vaters John Peel interpretierte die Pariserin ganz neu und aufregend und begeisterte damit die Zuschauer, die die Musikerin zum Teil neu für sich entdeckten.



Dann war eine kurze Pause angesagt. Zeit einen Schluck zu trinken, zu flirten oder Rivkahs Hund zu streicheln. (Mulitasker machten alle drei Dinge auf einmal).

Kate Stables ließ aber nicht lange auf sich warten. Sie hat mit Home Shows viel Erfahrung und dies obwohl sie auf solch renommierten Veranstaltungen wie kürzlich dem End Of The Road Festival auftritt. Sie möchte einfach so oft wie möglich spielen, ist Musikerin durch und durch und liebt intime und persönliche Rahmen für ihre herzerwärmenden Konzerte. Natürlich war auch wieder ihre kleine Tochter Mo dabei, genauso wie ihr musizierender Eheman Jesse D Vernon, der unter dem Namen Morningstar schon etliche beachtliche Platten herausgebracht hat. Unterstützt wurden Kate und Jesse von Rivkah (Backgroundvocals, Percussions, Melodica), einem Drummer und der aus Portland, Oregan, stammenden Amerikanerin Anna, die die singende Säge zum Schwingen brachte und auch auf einer kleinen Lap Harp (zu deutsch Schoßharfe) spielte.

Die hochsympathischen Musiker legten ein Wahnsinnskonzert aufs Parkett, das auch ein paar neue, vielversprechende Lieder zu bieten hatte. Der Sound von This Is The Kit lebt von Kates lieblicher, glockenklarer Naturtstimme, aber auch die Instrumentierung ist regelmäßig liebevoll und detailversessen, da klingt kein Konzert wie das andere. Heute hat z.B. Jesse bei dem bildschönen Two Wooden Spoons so traumhaft Geige gespielt, das die Sonne aufging, obwohl es draußen in Strömen regnete.



Ich genoß jede einzelne Sekunde in vollen Zügen, war wie immer verblüfft, wie schnell sich Kate an schwierige Bedingungen anpassen kann und selbst in einem vollgepackten Wohnzimmer die Konzentration und Ruhe findet, durchgängig auf höchstem Niveau zu singen. Und Lieder, die durch ihre ungemeine Authenzität, Aufrichtigkeit und Natürlichkeit glänzen, hatte die junge Mutter aus Bristol wieder in Hülle und Fülle zu bieten.

Auf ihrem zweiten Album Wriggle Out The Restless finden sich mit The Turnip und Spinney, zwei absolute Perlen, die die ganze Welt entdecken sollte. Zwei Songs, die neben dem heute nicht gespielten Moon für mich zu den Highligts des Musikjahres 2010 gehörten und mir einfach nicht mehr aus dem Ohr gehen.



Natürlich spielte Kate aber auch ihren größten Hit vom ersten Album Krulle Bol, Birchwood Beaker. Rivkah bezeichnete diesen Song als ihr Lieblinglied ever und in der Tat ist diese sensible Ballade ein Seelentröster erster Sorte.

Nach etwa einer Stunde waren dann alle vorbereiteten Lieder gespielt und der musikalische Teil beendet. Alle stürzten sich nun wie hungrige Wölfe auf die Reis- und Nudelsalate und als alle satt waren, wurde noch stundenlang zu Prince, Michael Jackson und Ghostbusters getanzt.

Ein super Abend und eine neue Hauskonzerte-Location mehr! Ich hoffe auf künftige neue Sessions bei Rivkah!






 

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