Sonntag, 30. September 2007

Interview: Anna Ternheim, Köln

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Interview: Anna Ternheim

Ort: Stadtgarten Köln
Datum: 26.09.2007

Zwischen den beiden Anna Ternheim Konzerten in Heidelberg und Köln trafen wir die Schwedin zu einem Interview im Kölner Stadtgarten. Weil die Sängerin in Heidelberg anfangs von einer Zuschauerin sichtbar genervt war, sprachen wir sie darauf an.

Gestern in Heidelberg war die Stimmung bei Deinem Konzert so feierlich und andächtig, bis auf diese Störerin...

Ja, diese Frau im Hintergrund, die war sehr betrunken. Sie wurde dann rausgeführt.

Witzig...

Nein, nicht witzig! (lacht) Was willst Du machen? Es ist eine merkwürdige Situation. Jeder hört dem Konzert zu und dann ist da die eine Person im Hintergrund, die Geräusche macht. Und das während eines Akustikkonzerts, das stört die Konzentration. Aber Du weißt eben nie, was Dich erwartet, das ist der aufregende Teil des Jobs.

Aber Du reist sonst schon mit Band? Deine Auftritte in Frankreich, über die wir berichtet haben, waren alle akustisch.

Doch, das mache ich, hauptsächlich in Schweden. In Frankreich ist es zu teuer, mit der Band zu touren, ganz einfach, weil ich nicht genügend CDs verkauft habe. In Deutschland konnte ich schon mit Band auf Tour gehen - zweimal sogar. Diesmal wollte ich etwas Neues machen, ich habe hier noch nie akustisch gespielt und es ist mir wichtig, beide Seiten, die ich habe, zu zeigen.

Was spielst Du lieber? Akustische Konzerte oder Konzerte mit Band?

Das kann ich nicht sagen. Ich mag beides. Mir ist es wichtig, daß ich den Leuten Abwechslung biete. Wenn Du nur alleine spielst, Konzert für Konzert, brauchst Du wirklich neuen Input von anderen Leuten. Und es ist sehr sozial und einfach ein großer Spaß, mit anderen Musikern zu spielen. Auf der anderen Seite komme ich den Zuschauern sonst nie so nah, wie wenn ich alleine spiele. Das ist unmöglich für mich, diese Frage zu beantworten.


Spielst Du dann immer mit den gleichen Musikern?


Ich spiele seit einem Jahr jetzt mit den gleichen Leuten, davor hatte ich eine andere Band.

Hast Du live schon einmal mit Fyfe Dangerfield gespielt? [Anna hat mit dem Säger der Guillemots eine fabelhafte Version von Lovers Dream aufgenommen]

Ja, das haben wir. In einer Fernsehsendung in Schweden.

Aber noch nicht bei einem Festival? In Haldern wäre letztes Jahr die Gelegenheit gewesen, das mußtest Du aber leider absagen. Oder habt Ihr es sonst schon einmal live gespielt?

Nein, leider noch nicht. Die Guillemots arbeiten gerade an ihrem zweiten Album, damit sind sie wohl bald fertig. Aber sie sind zur Zeit eben nicht auf Tour. Wir haben uns vorgenommen, das einmal gemeinsam live zu spielen. Mal sehen, was die Zukunft bringt.

Du mußtest Haldern letztes Jahr absagen, weil Du an Deinem zweiten Album gearbeitet hast.

Ja, das war nicht fertig. Und dann gab es da alle möglichen Sachen wegen der Veröffentlichung in Schweden zu tun und leider mußten wir das dann absagen. Mir tat das sehr leid.

In Paris hast Du gesagt, das zweite Album hätte Dich fast umgebracht.

Ja, das war hart, das war sehr schwierig. Das erste war so einfach. Es war, als müßte man alles wieder neu lernen. Und ich habe natürlich Druck gespürt, von Leuten in Schweden, die viel von mir erwartet haben. Auch von Fans, die sich schnell ein Bild davon machen, wer Du bist. Du schreibst zehn Lieder und schon haben sie ein Bild von Dir im Kopf. Ich denke aber, daß es einige Alben dauert, bis man weiß, wie ein Künstler ist, worum es bei seiner Musik geht. Und dann habe ich das Album in zwei Jahren geschrieben, statt in zehn.

Siehst Du Dich als Folksängerin oder als Popsängerin? Du machst ja von jeder CD auch "naked versions", die eher nach Folk klingen. Und es ist schwer zu sagen, was einem besser gefällt.

Vielleicht will ich es den Leuten schwer machen (lacht). Oder ich will vielleicht einfach unterschiedliche Dinge ausprobieren. Ich suche da keine Bezeichnung für meinen Stil. Ich habe einfach immer nur Lieder geschrieben. Und am Ende arbeitest Du dann mit unterschiedlichen Leuten an diesen Lieder, und es entsteht etwas daraus. Ich mag diesen Prozess sehr gerne. Ich sehe mich selbst als Songwriter - egal welche Bezeichnungen die Leute mir geben.

Auf einem Festival hast Du mal gesagt, jeder Singer/Songwriter würde mal gerne in einer Rockband spielen. Wie meintest Du das?

Ich beneide einfach die Rockbands manchmal um ihre Energie, um ihre Wut, ihre Aggression, weil ich diese Sachen auch in mir habe. Vielleicht bin ich noch nicht an dem Punkt. Man sucht ja immer Wege, solche Gefühle rauszulassen. Ich entdecke mich da noch. Vielleicht bekomme ich irgendwann diese Gefühle in Lieder gepackt. Heute könnte ich in keiner Rockband spielen, ich würde da keinen guten Job machen. Vielleicht irgendwann mal!

Würdest Du also gerne Sängerin der Hives sein - oder bei Soundtrack of Our Lives?

(lacht) Die sind beide toll, zwar ganz unterschiedlich aber beide rockig. Ich mag das sehr!

Hast Du eine Idee, warum es so viele erfolgreiche schwedische Indiebands gibt? In Deutschland sind Bands wie die Hives oder Mando Diao, aber auch Peter, Björn and John, Loney, Dear und die Shout Out Louds erfolgreich, während es vergleichsweise wenig gute deutsche Indiebands gibt?

Das bin ich vor ein paar Tagen schon mal gefragt worden. Ich glaube, das liegt daran, daß wenn es ein paar gute Bands gibt, andere inspiriert werden. Viele der schwedischen Bands kommen aus Stockholm und man kennt sich da eben. Peter, Björn and John habe ich vor vielen Jahren schon mal in einer Kellerkneipe gesehen, in der ich dann auch irgendwann gespielt habe. Die Leute hhaben sich dann gegenseitig geholfen. Da wurden Labels gegründet. Wenn es Probleme mit der Plattenindustrie gab, wurden andere Wege gefunden. Du brauchst einfach eine Umgebung, in der so etwas passieren kann, in der Du inspiriert wirst. Wenn es in Deutschland eine solche Szene nicht gibt, ist es schwierig. Da sind dann sicher talentierte Leute aber die finden dann vielleicht keine Möglichkeit, ihre Sachen unterzubringen. Wenn sich so eine Szene um einige Bands entwickelt, kann es ganz schnell gehen und es können viele Bands auftauchen.

Wenn Du in Deutschland Radio hörst, hörst Du da meist nur Bands oder Künstler wie Shakira. Es ist schwer, einmal Indiesachen im Radio oder im Fernsehen mitzubekommen.

Das habe ich auch gemerkt. Ihr habt da ein Problem. Ihr habt sehr komerzielles Radio in Deutschland, und das ist alles irgendwie in den 80ern stehengeblieben.

Wir haben eben über Dein Duett mit Fyfe Dangerfield gesprochen. Gibt es andere Künstler, mit denen Du gerne einmal auf der Bühne stehen würdest?

Ach, das sind so viele. Ich könnte da jetzt keinen speziellen Namen nennen. Fragt mich danach noch mal!

Und gibt es besondere Orte, an denen Du gerne einmal spielen würdest?

Ich habe schon an allen möglichen speziellen Orten gespielt, mal in Kellerkneipen vor ein paar Leuten, dann mit Kent vor Tausenden Leuten. Es gibt ein paar Festivals, die ich gerne spielen würde. Glastonbury und Roskilde. Ich liebe Roskilde. Und das in Kalifornien. Wie heißt das? Coachella. Aber es war eben schon vieles dabei: Vor den betrunkenen Leuten in den kleinen Läden und dann dreizehn Konzerte in Folge mit Kent in Zelten vor jeweils 20.000 Leuten.

Hast Du schon in den USA gespielt?

Nein. Meine Platte wird jetzt in den USA veröffentlicht und Mitte Oktober spiele ich mein erstes Konzert in New York.

Kennst Du Bands aus Deutschland?

Rammstein! Und Nena. Sonst fallen mir keine ein. Nennt mal ein paar Namen.

Wir sind Helden? Tomte? Klee? Oder die Scorpions?

Yeah! Die kenne ich: la la la of tomorrow (singt "Wind of Change" an und lacht).

Was für Musik hörst Du im Tourbus?

Um ehrlich zu sein, höre ich im Moment vor allem meine Demos, um weiter daran zu arbeiten.

Was hörst Du sonst?

Ich bin meist vollkommen süchtig nach einer Sache und höre sie, bis es nicht mehr geht. In letzter Zeit habe ich oft die Quincy Jones Aufnahmen von Michael Jackson gehört. Das ist perfekt fürs Laufen. Ich weiß nicht. Ich habe in letzter Zeit nicht viel Musik gehört.

Du hast neben Deinen eigenen Lieder einige tolle Coverversionen im Programm. Gibt es andere Lieder, die Du gerne covern würdest? Vielleicht irgendwelche Lieblingslieder?

Ich habe natürlich Lieblingslieder, die sind aber am schwersten zu covern. Man muß natürlich einen Song mögen, um ihn zu covern aber man darf ihn nicht zu sehr lieben, denn dann würdest Du ja auch keine eigene Version machen wollen. Im Moment denke ich über keine Cover nach.

Würdest Du gerne von anderen gecovert werden oder wäre das ein komisches Gefühl?

Das wäre schon eine Ehre. Aber meine Musik gibt es noch nicht so lange. Ein Song braucht eine Geschichte, bevor er gecovert wird, denke ich.

Vielen Dank für das Gespräch!

Links:

- Anna in: Köln (26.09.07)
- Heidelberg (25.09.07)
- Paris, im Dezember 06
- im März 07 in Köln
- in Paris im Mai 07
- mehr Fotos aus Köln und aus Heidelberg



Rock'n Roll Friday mit Plastiscines u.a., Paris, 28.09.07

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Konzert: Les Shades, Plastiscines, Naast & BB Brunes (Rock n' Roll Friday)

Ort: Olympia, Paris

Datum: 28.09.2007

Zuschauer: 2585 (ausverkauft). Der Ansager von Rock & Folk hat die genaue Zahl verkündet!



Muß man neben einer Mülltonne in einem Arbeiterviertel von Liverpool groß geworden sein, um ein authentischer Rockstar sein zu können?

Wenn man manche Leute so reden hört, könnte man dies fast glauben. "Das sind doch allesamt verzogene Gören und Rotzbengel aus reichen Familien, diese neuen Pariser Garagenrockbands, die achten mehr auf ihr Outfit als auf die Musik. Und von guter Musik haben sie eh' keine Ahnung!" Solche und ähnliche Sätze waren mehrfach zu lesen, wenn die Rede von Plastiscines, Naast, den Shades, BB Brunes und wie sie noch alle heißen (z.B. Parisians, oder Tatianas) war.

Dabei war die französische Musikpresse absurderweise am kritischsten, die Trax hat beispielsweise von einer Totgeburt im Zusammenhang mit dem Phänomen junge Pariser Rockbands gesprochen und das Magazin Magic wunderte sich, wie denn die angelsächsischen Kollegen von Pitchfork.com dem Debütalbum von Plastiscines 7/10 Punkten geben konnten...


Lediglich das französische Fachblatt Rock & Folk hält den Baby-Rockern, die teilweise noch zur Schule gehen, seit geraumer Zeit die Treue und puscht die Szene sogar ein wenig durch sehr wohlwollende Berichterstattungen in ihrem Magazin. Was ist also dran an dieser Bewegung, ist das alles nur ein cleverer Marketing-Coup, wie Spötter behaupten, oder haben wir es hier mit echten Talenten zu tun, die es weit bringen können? Es muß doch irgendetwas dahinter stecken, wenn sogar der britische NME über die Pariser Youngsters berichtet, oder nicht?


Nun, es kommt wie so oft auf den Einzelfall an, man darf nicht alle in einen Topf stecken!

Leider habe ich gleich die Band, von der ich mir am meisten verspreche, verpasst! Ich rede von den Shades, die ich schon einmal im Nouveau Casino vor ein paar Monaten beobachtet hatte und die mir damals auf Anhieb gefielen. Als ich die Türen zum Saal des Olympia aufstieß, lief gerade noch das letzte Lied, ich glaube es handelte sich um "Le Temps Presse". Sämtliche Bandmitglieder waren ganz in weiß gekleidet, was dieses Jahr wohl Modefarbe Nummer 1 in der Musikszene ist. Ihr erinnert Euch an unseren alten Berichte? Polarkreis 18, Bright Eyes, kamen die nicht auch farblos (modetechnisch meine ich jetzt) daher? Und Johnny "Razorlight" Borrell mit seiner stets weißen Jeans? Nicht zu vergessen natürlich auch die Strokes, zumindest manchmal. Von letztgenannten sind die Shades auch eindeutig inspiriert, sie haben sogar eine Cover-Version eines Liedes der New Yorker im Repertoire! Mentor und Produzent Bertrand Burgalat freute sich dann auch nicht zu Unrecht über den gut aufgenommenen Auftritt seiner Jungs, von der Bühnenseite lukte er mit seiner riesigen Brille mal ins Publikum, mal auf die Jungspunde und lachte sich wohl heimlich ins Fäustchen...

Setlist Les Shades, Olympia, Paris ( laut dem Magazin Rock & Folk, welches ich abonniere) :

01: Orage Mécanique
02: Judie
03: L'Enfant Prodige
04: Machination
05: Le Prix A Payer
06: De Marbre
07: Les Yeux Fermés
08: Le Temps Presse

Nach der Pause, die man sich wunderbar damit vertreiben konnte, außerordentlich niedliche Schülerinnen im Foyer zu beobachten (warum gab es in meiner Klasse damals nicht solch süße Früchtchen?), ging es mit der Girlgroup Plastiscines weiter. Was den Kleidungsstil der jungen Dame auf der Bühne anbetraf, gab es eigentlich keine großen Unterschiede zu den Mädchen da draußen. Freche Kleidchen und abgeschnittene Jeans-Shorts waren Trumpf und natürlich szenige Stiefelchen an den Füßen. Da ist es nicht verwunderlich, daß die drei Mädchen von Plastiscine, nämlich die blonde Katty (Gesang, Gitarre), die brünette Louise (Bass) und die wuschelköpfige Marine (Gitarre, Gesang) schon für Hochglanzmagazine posierten, was ihnen viele neidische Kommentare einbrachte. Ich sage bewußt drei Mädchen, obwohl es natürlich auch noch eine Drummerin gab, aber diese Position wird so häufig gewechselt, daß man kaum noch mitkommt. Die allererste Schlagzeugerin, die noch auf dem Cover der "LP 1" zu sehen war, ist längst abgesprungen und die Nachfolgerin, die ich im Bataclan vor ein paar Monaten sah, ist auch schon wieder weg. Heute saß eine farbige Schönheit an den Drumms und wurde als Alix vorgestellt. Die gute Alix schien aber zumindest am Anfang reichlich nervös zu sein, denn sie schlug nur ganz behutsam und recht verkrampft auf ihr Instrument ein. Gegen Ende lief es dann flüssiger bei ihr. Die drei anderen Mädels haben sich aber deutlich verbessert in den letzten Wochen, so zumindest schien es mir. Da wurde wesentlich schneller gepielt, härter gerockt und sicherer Aufgetreten als noch vor Kurzem. Besonders Sängerin Katty wird immer selbstbewußter und weiß inzwischen , wie man mit dem Publikum spielt, aber auch Marine und Louise haben dazugelernt. A propos Louise, die Frau ist ein Traum! Wie die den Bass hält und mit ihren Endlosbeinen über die Bühne wirbelt, hach...

Was die Setlist anbelangt gab es keine großen Überraschungen, da wurde zum Großteil das Album "Lp 1" gespielt, natürlich auch der Hit "Loser" mit dem fabelhaften und einprägsamen Gitarrenriff zu Beginn. Nicht zu vergessen "(Zazie Fait De La) Bicyclette", dem einzigen Lied bei dem die rassige Gitarristin Marine singt. Ein Riesenhit dieses "Bicyclette", tausend mal besser als ein ähnlich lautender Song der scheußlichen Band The Queen. Aber auch für ein Cover-Version war Zeit und zwar "Boots Are Made For Walking" von Nancy Sinatra. "Kennt die jemand von euch?", fragte Katty interessehalber in die Runde, bekam aber kaum ein positive Antwort. Kein Wunder allerdings, wie sollen zum Teil vierzehnjährige Kinder die olle Sinatra kennen, zumal ihr damaliger Gesangespartner Lee Hazlewood auch schon die Radieschen von unten anbeißt?...

Anderes Novum, zumindest für mich, war das abschließende "Queens Of Hell" was nicht auf dem Album enthalten ist. Vielleicht wird es ja bald schon Zeit für "LP 2", wer weiß? Am heutigen Abend überwogen zumindest die Anhänger der frechen Girlgroup. Ob sie irgendwann auch noch die Kritiker überzeugen können, bleibt allerdings abzuwarten.

Setlist Plastiscines, Paris, Olympia:

01: Intro: Pop In, Pop Out
o2: Alchimie
03: Shake (Twist Around The Fire)
04: Mister Driver
05: Loser
06: Lost In Translation
07: La Règle Du Jeu
08: Boots Are Made For Walking (Nancy Sinatra Cover)
09: No Way
10: Queens Of Hell

Links: mehr Bilder von Plastiscines
ein Video zusammen mit The Blood Arm
Loser live

"Heute Abend sollten wir auch noch einmal an die ganzen anderen jungen Gitarrenbands denken, die leider hier nicht auftreten können, ich spreche von den Brats, den Parisians, Second Sex und den Prostitutes". Rock & Folk Redakteur Philippe Manoeuvre wirkt beim Verkünden dieser Namen fast ein wenig wehmütig und enttäuscht darüber, daß nicht allen Bands der Generation Babyrocker im Olympia ein Podium geboten werden konnte...

Der schon leicht ergraute Herr verschwindet von der Bühne und läßt Platz für die euphorisch empfangenen Jungspunde der Band Naast. Angeführt von Schönling und Sänger Gustave Naast, der mit Matrosenkäppi auf dem Kopf und Gitarre um den Hals erscheint und vervollständigt von Nicolas (Schlagzeug), Clod (Orgel) und Lucas "Laka" an der Gitarre, legt das Quartett gleich los wie die Feuerwehr. Das flotte "Le Point Aveugle" wird gespielt, ein Stück mit einer gut gemachten Chorpassage, die gleich von den Fans mitgesungen wird. Neben dem oft als arrogant beschriebenen Gustave (eine Einschätzung, die ich nicht beurteilen kann) fällt Orgelspieler Clod mit seiner dunklen Sonnenbrille und seinen schwarzen Locken besonders auf. In gebückter Haltung haut er wild gestikulierend in die Tasten. Die an die Doors erinnernde Kirmesorgel ist ohnehin omnipräsent bei Naast, sie fehlt auf keinem Stück. Textlich dominieren typische Teenagerthemen wie die unerwiderte Liebe zu einem Mädchen, "La Fille Que J'aime" (elle ne m'aime pas), oder ähnliche Probleme, die man in diesem jungen Alter nun mal so hat, "Complications". Alle Lieder werden übrigens ausschließlich auf französisch gesungen, allerdings mit einer die Ausnahme bestätigenden Regel: "The Lady Rachel" von Kevin Ayers wird über Minuten hin gestreckt, ohne mich zu überzeugen. Der französische Akzent von Gustave kommt im Englischen zu stark zur Geltung. Da bevorzuge ich eindeutig Stücke in der Muttersprache der Burschen, vor allem "Coeur De Glace" ist ein veritabler Hit. Ohnehin haben sich die Jungs das Beste für den Schluss aufgehoben: Gustave erklettert nämlich gegen Ende eine Box, heizt von dort aus ein und singt elegant wie er nun einmal ist "Mauvais Garçon" und das abschließende "Je Te Cherche". Der Applaus ist langanhaltend und nicht unverdient. So schlecht, wie sie von Neidern gemacht werden, sind nämlich Naast auf keinen Fall.

Setlist Naast, Olympia, Paris:

01: Le Point Aveugle
02: La Fille Que J'aime
03: Derièrre Cette Porte
04: Belle Est La Béte
05: Va-Et-Viens
06: Tu Te Trompes
07: Complications
08: Les Yeux De Dieu
09: The Lady Rachel
10: Coeur De Glace
11: Mauvais Garçon
12: Je Te Cherche

Nach dem Auftritt von Naast sind Cécile und ich schon ziemlich ausgepustet, soviel jugendliches Ungestüm sind wir Alten nicht mehr gewohnt. Für die extrem jungen Mädchen im Saal fängt der Abend mit den nachfolgenden BB Brunes aber erst so richtig an. Der Kreischpegel erreicht nämlich mit dem Erscheinen der in Leder gekleideten Typen seinen bisherigen Höhepunkt. Jede Textzeile wird lauthals mitgesungen, die Jungs da vorne angeschmachtet und mittels Handykamera abgelichtet. Das Styling stimmt also schon einmal, bezüglich der Qualität der Musik bin ich mir nicht ganz so sicher. Alles erinnert stark an die englischen Libertines, bloß die Texte sind französisch. Auch ein Hütchen im Pete Doherty- Stil darf da natürlich nicht fehlen, sonst wäre das Ganze nicht authentisch. Die Girlies stört die Ähnlichkeit der jungen Pariser Band mit den berühmten englischen Idolen nicht sonderlich, Hauptsache der Bauch ist flach und die Jeans sitzt eng am Körper. Der ziemlich schrammelige, wenig melodiöse Gitarrensound erschöft mich ziemlich schnell, nach drei Liedern ist hier für mich Schluß. Schluß ist auch für viele junge Mädchen, die von ihren Eltern mit dem Auto abgeholt werden, es ist Zeit für's Bett. Die Glücklichen, die noch länger bleiben durften, haben sich aber mit Sicherheit bis zum Schluß köstlich amüsiert!

Setlist BB Brunes, Olympia, Paris:

01: BB Baise
02: Sixty Eight
03: Perdus Cette Nuit
04: Le Gang Dynamite
05: Mr Hyde
06: Brunes BB
07: Houna
08: Blonde Comme Moi
09: Dis-Moi
10: J'ecoute Les Cramps (Z)
11: Pas Comme Ça
12: Dis Moi





Freitag, 28. September 2007

CocoRosie, Paris, 27.09.07

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Konzert CocoRosie
Ort: Olympia, Paris
Datum: 27.09.2007
Zuschauer: ausverkauft


Der Plan war gut, die Ausführung schlecht! Cécile sollte mich vereinbarungsgemäß am Bahnhof "Gare du Nord" abholen, wo ich aus Richtung Köln kommend mit dem Thalys gegen 19 Uhr einlaufen würde. Sie war auch pünktlich da, das Problem war bloß, daß sie die Konterttickets für CocoRosie nicht dabei hatte...

Anstatt gleich vom Bahnhof zum Olympia zu fahren, ging es also erst einmal nach Hause, was mir die Gelegenheit gab, mein verschwitztes Ramones T-Shirt zu wechseln und eine Tasse Kaffee zu trinken. Der Koffeinschub war auch bitter nötig, schließlich hatte ich in der Nacht zuvor kaum ein Auge zugemacht und im Zug die "Arschlochkarte" gezogen, weil ich an einem Vierer-Tisch saß und deshalb die Füße meiner gegenübersitzenden Person (eine, alte krähenhaft aussehende Dame mit mürrischem Gesichtsausdruck) ständig in der Quere hatte. Entsprechend genervt kam ich in Paris an und hätte gut und gerne Lust gehabt, das Konzert von CocoRosie sausen zu lassen. Da ich hart im Nehmen bin, raffte ich mich aber dennoch auf und machte mich auf den Weg in eines der altehrwürdigsten Konzerthäuser von Paris. Das Olympia liegt in einer sehr bürgerlichen, konservativen Gegend und so war es nicht weiter verwunderlich, daß mir versnobte Junganwälte der Streber-Kanzlei White & Case über den Weg liefen. Während meine Ex-Kollegen (na ja, nicht ganz, meine Jura-Karriere endete mit dem Bestehen des ersten Staatsexamens) aber gerade von der Arbeit kamen, ging es für mich rein ins Vergnügen. Im Inneren des Olympia war das Publikum ganz anders als draußen. Ambitionierte Anwälte machte ich nämlich unter den Besuchern nicht aus, sondern vielmehr ein bunt gemischtes Völkchen aus Neo-Hippies, Bobos (Leute, die sich gerne linksintellektuell geben, aber in ihrer 2000 € teuren Mietwohnung über die Probleme in der Banlieue fachsimpeln, der Sänger Renaud hat ein ganzes Lied über diesen typisch pariserischen Menschenschlag geschrieben), Schwulen, Lesben und kindgebliebenen Erwachsenen (Typen wie ich also). Diese Mischung empfand ich als sehr angenehm. Weniger angenehm war allerdings die Tatsache, daß vor dem Auftritt der Casady Schwestern (die Vorgruppe hatte ich verpasst, wer immer das auch war), viele Besucher glaubten, in dem eigentlichen Nicht-Raucher Raum, ein Zigarettchen anstecken zu müssen und dies vor allem in unmittelbarer Nähe meines Riechkolbens. Ich schilderte bereits meine Müdigkeit und Gereiztheit, machte mich allerdings selbst locker, indem ich mir sagte, daß die betreffenden Leute, spätestens zu Konzertbeginn - wenn das dröge Warten vorbei war - das Qualmen einstellen würden. Aber Pustekuchen, selbst als es endlich los ging, wurde munter weiter geraucht und teilweise sogar gekifft! Ein Mädchen hinter mir hatte gerade eine zweite "Tüte" angesteckt und blies den weihrauchähnlichen Duft in den Himmel, da geschahen plötzlich merkwürdige Dinge in meiner Nachbarschaft! Eine Person, ich glaube ein Mädchen (es war sehr dunkel, ich konnte nichts erkennen), lag regungslos vor meinen Füßen. Ich hatte mich vorher schon über den "sperrigen Gegenstand" auf dem Boden gewundert, aber die Lage nicht gepeilt. Der Guten war wohl die Luft weggeblieben, kein Wunder bei dieser ekligen Duft-Note im Raume! Gerade wollte ich Hand anlegen, da kamen glücklicherweise ihr Freund und ein Ordner zu Hilfe und schleppten sie zur Seite. Die Arme, sie tat mir leid! Ich hatte Probleme, mich auf das Konzert zu konzentrieren, Titel zwei und drei gingen deshalb halbwegs an mir vorbei. Ich glaube aber, daß es sich um "Black Poppies" und K-Hole" handelte*, nachdem das Konzert mit "Lyla" eröffnet worden war. Mit "Promise" wurde es dann aber doch ruhiger um mich herum, ich konnte endlich meine Aufmerksamkeit dem Auftritt der Casady Schwestern und ihrer zahlreichen Begleiter widmen. Der erste Höhepunkt der Show nahte, "Terrible Angels" vom ersten Album "La Maison de mon rêve" wurde nämlich angestimmt und vom Publikum enthusiastisch gefeiert. "If every angel's terrible, then why do you welcome them?" war die berechtigte Frage. "Oh every angel's terrible said Freud and Rilke all the same, Rimbaud never paid them no mind, but Jimmi Morrison had his elevators". Den Text verstehe wer wolle, die tiefere Bedeutung dieser Zeilen war mir in dem Moment allerdings auch ziemlich egal, ich legte mein Augenmerk vielmehr auf die aufwändige und außergewöhnliche Bühnendeko, die schönen Kostüme, die zahlreichen Ballons und nicht zuletzt die abgefahrenenen Geräusche die während des Lieds erzeugt wurden. Klingelte da nicht ein Telefon? Und meckerten da nicht Ziegen, oder andere Tiere eines Streichelzoos? Kuriose Coco-Rosie Welt! Ein bunt zusammengewürfeltes Universum, bestehend aus Voodoo-Puppen, Luftballons, wie man sie auf einem Jahrmarkt findet, Spinnweben überall, die gut und gerne aus einem The Cure Video hätten entlehnt sein können, Blumen, ein Kaffeeservice, venezianische Masken, eine menschliche Beatbox (Tez), kindlich angemalte Gesichter, fluoreszierende Schminke, Rasta-Mützen, eine Harfe, Pianos und absurde Videoanimationen im Hintergrund. Man wußte gar nicht, wo man hingucken sollte! Diese glänzende bühnen-und maskenbildnerische Leistung wurde aber noch getoppt durch die völlig unterschiedlichen Stimmen der Schwestern. Sierra Rose (Rosie), die Ältere verfügt über einen operettenhafte Stimme, was nicht weiter verwundert, wenn man weiß, daß sie eine Weile am Pariser Konservatorium zur Opernsängerin ausgebildet wurde, während Bianca Leilani (Coco) mädchenhaft schräg singt, wie man das von Björk und Joanna Newsom kennt. Aber auch der Showteil wurde im Verlaufe des Konzerts immer besser. Beim Stück "Animals" schwang sich ein Turner an seiner Stange in die Lüfte und schwebte ohne Seil und doppelten Boden über die Köpfe der zahlreichen Musiker hinweg. Beim anschließenden "Sunshine" wurde gar ein ganzer Kinderchor aufgeboten, der am Piano begleitet, ein sonniges Strahlen auf die Gesichter der Besucher zauberte. Zum Glück waren die kleinen Racker schon wieder verschwunden, als "You Wanna Fuck me" gebracht wurde. Hierbei handelt es sich um eine freie Cover-Version des Stückes "I Wanna Love You" des Rappers Akon, die ich schon vom Konzert im Grand Rex im April kannte. Allerdings glich der heutige Gig dem damaligen kaum, sämtliche Videos waren anders, der Bühnenaufbau, die Kostüme, alles verändert. Gut so! Bei CocoRosie gibt es halt eben keine Routine, sondern immer wieder Überraschungen, auch hinsichtlich der Set-List. So wurden heute beispielsweise die damals nicht vorkommenden Titel "Good Friday und "Armageddon" gespielt. Bei letzterem Lied spielen auch Walter Disney und Mike Tyson textlich eine Rolle, warum auch immer. CocoRosie lieben wohl das Namedropping...

Zuvor hatte insbesondere "Beautiful Boyz" erneut verzaubert, auch wenn der famose Antony Hegarty leider nicht dabei war. Was für ein schönes und berührendes Lied! Ich hatte einen Kloß im Hals. Ganz am Ende des offiziellen Teils wurde aber noch einmal das Tempo angezogen. Der "Werewolf" verwandelte das Olympia in einen Dance-Floor, Tez, die menschliche Beatbox, rappte was das Zeug hielt und die beiden Schwestern taten im gleich. Was für ein Abschluß, der altehrwürdige Saal tobte zu Recht!

Nach einer kurzen Pause ließen es sich die Musiker natürlich nicht nehmen, noch einmal zurückzukommen und sich feiern zu lassen. Aber was wurde gespielt? "This is The End Of Time kam als Textzeile gleich mehrfach vor, aber ich erkannte das Lied nicht? Handelte es sich um eine Cover-Version? Möglich...

Und was war denn das für ein Song, der das Ganze endgültig abschloß? Es ging um "Highways Of Love" und die Aussage "Never Cried About A Boy". Never cried about a boy, really? Hmm, im umgekehrten Fall, gilt das nicht für mich! I cried often about girls! Auch für CocoRosie selbst hätte ich wieder die ein-oder andere Träne kullern lassen können, am heutigen Tage. Meine Augen blieben aber trocken, die verständliche Ergriffenheit spürte ich nur innerlich...


Setlist CocoRosie, Olympia, Paris:

01: Lyla
02: Tekno Love Song
03: Black Swan
04: Promise
05: Terrible Angels
06: Black Rainbow
07: Animals
08: Sunshine
09: You Wanna Fuck Me (Cover des Songs von Akon "I Wanna Love You")
10: K-Hole
11: Beautiful Boyz
12: Bloody Twins
13: Good Friday
14: Turn Me On (K. Lyttle Cover)
15: Houses
16: Armageddon
17: Japan
18: Werewolf

19: This Is The End Of Time (Z)
20: I'll Never Cry For Another Boy (Cover von den Majestic Arrows) (Z)

Links: mehr Bilder von CocoRosie

* nein, es handelte sich um den Tekno Love Song und Black Swan





Stars, Köln, 27.09.07

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Konzert: Stars

Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 27.09.2007
Zuschauer: ausverkauft


Bei aller Liebe zu den Stars, das war nichts für mich. Ich hatte mich irre auf das Konzert der Band aus Montreal gefreut, vor allem nach dem Appetitanreger vergangene Woche auf der PopKomm in Berlin, einem Auftritt, der so war, wie ich die Stars live in Erinnerung hatte: Präzise, jeden Ton treffend, gut abgemischt.

Zuerst hatte ich die Kanadier vor anderthalb Jahren auch im Gebäude 9 in Köln gesehen. Das Konzert damals war für mich eines der schönsten der letzten Jahre. Die aktuelle Platte mit großen Hits wie "Take me to the riot" oder "The night starts here" hat mich auch bis auf eine Ausnahme vollkommen überzeugt. Und trotz hoher Erwartungshaltung war Berlin dann toll. Die vor allem von "In our bedroom after the war" und "Set yourself on fire" stammenden Lieder waren live atemberaubend, die Duette von Amy Millan mit Torquil Campbell wundervoll.

Meine hohe Erwartungshaltung und Vorfreude war offenbar kein Einzelfall, das Gebäude 9 war nämlich restlos ausverkauft. Ich kam ziemlich spät, weil ich die Vorgruppe, einen kanadischen Sänger namens Gentleman Reg., verpassen wollte. Leute, die sich selbst Gentleman nennen, sind mir zum einen nicht geheuer, zum anderen hatte ich den Musiker auch in Berlin gesehen, da hatte er die undankbare Aufgabe, Los Campesinos! zu ersetzen, die noch in Kanada ihre Platte fertigstellen (das läßt Raum für Verschwörungstheorien...) - und lieben gelernt hatte ich ihn nicht. Reginald spielte noch, als ich in den knallvollen Saal kam - und er gefiel mir zu meiner Beruhigung in Berlin nicht nur wegen der Los Campesinos! Sache nicht...

Am Anfang fand ich bei den Stars noch alles prima. "Take me to the riot", einer meiner Lieblinge, war gleich der Auftakt. Außer, daß das extrem laut dargeboten
wurde, was zu einigen verstörten Blicken im Saal führte, fiel mir nichts Negatives auf (und Lautstärke ist ja auch nicht böse). Anschließend kam aber immer mehr der Eindruck auf, die Band habe sich an die überall im Saal hängenden Rauchverbot-Schilder (im Namen der Stars) nicht gehalten und allerhand Zeugs vor dem Auftritt geraucht. Bassist Evan Cranley machte ganz merkwürdige, vollkommen übertriebene Posen, Schlagzeuger Pat McGee, der schon in Berlin wie die Karikatur eines Gangster-Rappers aussah (Jogging-Anzug, comichafte Riesengoldkette und Hut), wirkte auch gestern wieder ordentlich durchgeknallt und drehte ununterbrochen einen Drumstick mit seiner linken Hand im Kreis. Amy schien, als habe sie ein paar (das ist untertrieben) sehr kurze Nächte hinter sich, und Torquil wirkte absolut neben sich zu stehen. Mal suchte er seine Trompete, oft erwischte er die Einsätze nur ganz knapp, weil er vorher entweder irgendwo anders rumlief oder nicht so genau wußte, wie es weiterging, mal sang er los, merkte aber, daß das Mikro nicht da war und rekte sich dann zu ihm hin, mal spielte er auf seiner Melodica, merkte aber, daß das falsch war und nahm dann die Trompete stattdessen. Es war sehr deutlich, daß er absolut nicht auf der Höhe (zumindest musikalisch) war.

Von der Stärke der beiden Auftritte, die ich vorher gesehen hatte, von der wundervollen Umsetzung der großen Lieder, war da nicht viel zu hören. Schade! Ich habe mich schon während des Konzerts gefragt, ob ich überkritisch bin. Eigentlich
bin ich ganz leicht von Bands live zu begeistern. Wenn ich die Stars jetzt zum ersten Mal gesehen hätte, hätte ich vielleicht gedacht, live sind sie zwar bei weitem nicht so gut wie auf Platte - aber nun gut. Wegen der noch so frischen Erfahrung eines wirklich tollen Auftritts war es aber wie eine Karikatur dieses Berlin-Konzerts. Das war vor allem deshalb schade, weil das Set fantastisch war, es enthielt neben vielen neuen Sache auch einige liebgewonnene alte Lieder (z.B. "Reunion"). Es hätte also sicher eines der schönsten Konzerte sein können - so war es leider das, bei dem bei mir Erwartung und Realität am meisten auseinander lagen in diesem Jahr.

Die Zugabe "The night starts here" sagte Torquil an mit: "This one is about drugs and fear. Hope you enjoy it". Er meinte aber wohl doch nur das eine Lied damit...

Setlist Stars Gebäude 9 in Köln:

00: Intro
01: Take me to the riot
02: Set yourself on fire
03: Elevator love letter
04: The ghost of Genova Heights
05: Bitches in Tokyo
06: One more night
07: Personal
08: Soft revolution
09: Midnight coward
10: What I'm trying to say
11: Window bird
12: Your ex-lover's dead
13: Reunion
14: Ageless beauty
15: In our bedroom after the war

16: The night starts here (Z)
17: My favourite book (Z)
18: Calendar girl (Z)

Links:

- ein tolles Stars Konzert in Berlin (20.09.07)
- mehr schlechte Fotos




Donnerstag, 27. September 2007

Anna Ternheim, Köln, 26.09.07

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Konzert: Anna Ternheim

Ort: Stadtgarten Köln
Datum: 26.09.2007
Zuschauer: fast ausverkauft


An das tägliche Anna Ternheim Konzert könnte ich mich gewöhnen... Nach meinem "Warm-Up Gig" Dienstag in Heidelberg spielte die schwedische Songwriterin heute im Stadtgarten in Köln. Ursprünglich angesetzt war der Auftritt im Studio 672, glücklicherweise war das Interesse aber doch so hoch, daß der Saal upgegradet wurde. Es gab zwar eine Abendkasse und schien erst nicht voll zu werden, bis zu Beginn des Konzerts hatte sich der Raum aber dann doch so weit gefüllt, daß es nahezu ausverkauft aussah.

Als Anna ihre ersten Lieder beendet hatte, begrüßte sie uns dann auch damit, daß es schön sei, daß so viele gekommen seien, sie habe schließlich seit ihrem letzten Kölnbesuch keine neue Platte veröffentlicht. Den letzten Kölner Auftritt bestritt die Schwedin im März im Prime Club. Da hatte sie zu meiner Überraschung eine ausgewachsene Band dabei. Die aktuelle Mini-Tour bestreitet sie allerdings bewußt ohne Begleitmusiker, um ihre Musik anders klingen zu lassen. Schon bei der Veröffentlichung ihrer Alben scheint ihr das sehr wichtig zu sein, denn beide gibt es ja jeweils als Doppel-CD mit "naked versions" ihrer Lieder. Dieses bewußte Variieren ist mir in dieser Form noch bei keinem anderen Künstler aufgefallen. Natürlich spielen viele auch irgendwann Akustikkonzerte, daß beides aber parallel betrieben wird, kannte ich so vorher nicht.

Von Heidelberg wußte ich also schon, daß es diesmal akustisch und ruhig sein würde.
Der Bühnenaufbau bestätigte das. Neben Annas roten Tourklavier standen da nämlich auch wieder nur ein einsamer Stuhl, zwei Mikros und drei Gitarren.

Wie gestern begann das Konzert mit "Better be" von ihrer Debüt-Platte "Somebody outside", das fließend, ohne erkennbaren Bruch in Annas "China girl" Interpretation überging. Solche zusammenhängend gespielten Lieder sollte es im Verlauf des Abends mehrfach geben. Manches Mal mußte man die Stücke der Schwedin schon sehr gut kennen, um zu wissen, daß
da gerade zwei unterschiedliche Titel gespielt wurden. Ich fand das enorm originell und einen sehr guten Beleg dafür, wie wahnsinnig talentiert Anna Ternheim ist - aber daran hatte ich ohnehin keinerlei Zweifel.

Nach "China girl" durften wir endlich klatschen. Passend zur Darbietungsweise war die Stimmung im Saal von Beginn an andächtig. Das ließ dann Anna, nachdem sie uns begrüßt hatte, die Geschichte von der Störerin in Heidelberg erzählen. Da hatte ja eine Betrunkene dauernd reingerufen und die Sängerin (vollkommen zu recht) sehr verärgert. Anna erzählte also jetzt, wie es weitergegangen ist. Ihr Tourmanager hatte die Frau aus dem Saal geführt, worauf die ihn fragte, ob er nicht mit ihr nach Hause kommen wolle. Und nun folge "I'll follow you tonight"... Auch das Stück ging ins nächste über, und auch da schien ein Bezug zu den Abenteuern des Tourmanagers in
Heidelberg zu sein: "I say no"

Die nächsten Lieder spielte Anna Ternheim am Klavier. Wir bei den Liedern, die sie
auf ihrer Gitarre spielte, wirkte die junge Schwedin während jedes Stücks hochkonzentriert. Oft sang sie mit geschlossenen Augen, schien komplett in ihrer Musik zu versinken (eklige Musikjournalisten-Floskel - aber treffend). Am Klavier spielte sie "One to blame", ein Lied über eine Frau, die ihren Ex-Freund stalkt, und das traumhafte "Tribute to Linn". Alleine dafür hätte sich der Abend schon gelohnt!

Einige wenige Male wurde die Songwriterin von Band begleitet, aber auch das änderte nichts am vollkommen ruhigen Charakter des Abends (das kam dem Publikum entgegen, denn mit Mitte Dreißig gehörte man nicht zu den älteren im Stadtgarten). Anna Ternheim hatte uns vorher in einem Gespräch verraten, daß sie - wie vermutlich alle Singer/Songwriter - schon manchmal neidisch auf Rockbands
sei,weil die oft richtig laut sein könnten. Sie habe so etwas auch in sich. Vielleicht spiele sie ja dann auch irgendwann mal in einer Rockband!

Eines der ruhigsten Lieder, "Nights in Goodville", sang die Schwedin sitzend, an dem zweiten (Verzerr-) Miko und mit ihrer ältesten Gitarre, einer "Levin", einem alten schwedischen Schulmodell. Durch das Mikro kam vermutlich hinten im Saal nicht mehr furchtbar viel an, denn sie klang vorne sehr leise, aber es war so ergreifend leise im Stadtgarten, weil jeder wirklich jedem Ton lauschte. Oder weil alle von der Geschichte mit dem Mädchen in Heidelberg eingeschüchtert waren und sich nicht
trauten, irgendwie zu stören, denn später erzählte Anna auch noch von Salzburg, wo es auch sehr still im Saal war - bis auf einen Mann, der dauernd "positiv, positiv" und irgendetwas anderes auf deutsch sagte...

Das Set war ähnlich dem von Heidelberg und enthielt Stücke von beiden Alben und den EPs, natürlich "Shoreline" von der gleichnamigen EP, den "Wedding song", ihr "einziges fröhliches Lied", "Words of love", das mit einem Pedalsolo endete oder eine Klavierversion von "Girl laying down", bei der wir uns die Streicher vorstellen sollten (die dann am Anfang aber von Band kamen).

"To be gone", ihren ersten großen Hit, spielte Anna komplett ohne Gitarre, nur spärlich aus der Konserve begleitet - auch das war traumhaft!

Ihr aktueller Liebling "Halfway to Fivepoints" bildete den Abschluß. Bei der Ansage viel Anna auf, daß das thematisch wiklich kein guter Schlußssong sei. In Heidelberg hatte sie aber schon verraten, daß sie das Stück zur Zeit am meisten möge. Vorher
bedankte sie sich noch bei ihrem Soundmann Lars, der ihr einziger Begleiter auf der Tour sei. Lars komme aus Nordschweden (Anna aus Stockholm), und da redeten die Leute nicht viel. Sie säße also auch die meiste Zeit schweigend mit Kopfhörern und Computer im Bus. "We'd make a perfect couple"

Natürlich war es damit nicht getan, Anna Ternheim erschien sehr schnell zu einigen Zugaben. Als sie wieder auf der Bühne stand, brüllten einige der offenbar zahlreichen Schweden Wünsche nach vorne, was sie mit "but I'm not a jukebox" kommentierte. Wenn ich mir etwas hätte wünschen dürfen, wäre es "Today is a good day" gewesen, das sie in Heidelberg nicht gespielt hatte. In Köln war es die erste Zugabe. Der Übergang in "My secret" war dann so perfekt, als gehörten die Lieder schon immer zusammen oder - richtiger - als wäre es ein Stück, das irgendwann die Melodie ändert. Das war - wie so vieles - wundervoll.

Bei einem zweiten Zugabenblock folgten zwei weitere Cover: "Sweet lies" von Fleetwood Mac, das sie schon auf der "Shoreline" EP veröffentlicht hat und ein
schwedischer Song "Elegi" von Lars Winnerbäck, sehr zur Freude ihrer Landsleute (aber natürlich nicht nur der).

Ich hätte noch ewig zuhören können. Und ich hätte auch nichts dagegen, die nächsten Tage auch wieder bei Anna Konzerten zu verbringen. Leider ist ihre kurze Deutschland-Tour nach zwei folgenden Auftritten in Bielefeld und in Hamburg auf dem Reeperbahn-Festival wieder vorbei. Aber da Anna Ternheim an ihrem dritten Album arbeitet, werden wir sie hoffentlich sehr bald wieder in Köln sehen können.

Setlist Anna Ternheim Köln:

01: Better be
02: China girl
03: I'll follow you tonight
04: I say no
05: One to blame
06: Tribute to Linn
07: Nights in Goodville
08: Wedding song
09: No subtle men
10: Words of love
11: Girl laying down
12: Shoreline
13: Lover's dream
14: To be gone
15: Halfway to Fivepoints

16: Today is a good day (Z)
17: My secret (Z)

18: Little lies (Z)
19: Elegi (Z)





Ein ausführliches Interview mit Anna Ternheim folgt!

Links:

- Anna in: Heidelberg
- Paris, im Dezember 06
- im März 07 in Köln
- in Paris im Mai 07
- mehr Fotos aus Köln und aus Heidelberg

Konzerte von Anna Ternheim in Deutschland:

27.09.07: Bielefeld, Ringlokschuppen
28.09.07: Hamburg, Reeperbahnfestival

Fotos: Oliver



Mittwoch, 26. September 2007

Anna Ternheim, Heidelberg, 25.09.07

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Konzert: Anna Ternheim
Ort: Karlstorbahnhof Heidelberg
Datum: 25.09.2007
Zuschauer: ziemlich viele, es schien fast voll zu sein



Einen Künstler zwei Tage in Folge zu sehen, ist nicht-Musikverrückten auch nicht ansatzweise zu vermitteln. Bei mir ist das bei Anna Ternheim auch Premiere, als der Plan ihrer kurzen Tour durch Deutschland bekannt wurde, wollte ich aber auch gar keinen Fall irgendetwas verpassen und kaufte daher Tickets für Heidelberg und Köln.

Der Karlstorbahnhof in Heidelberg ist kein besonders großer Konzertsaal - aber ein sehr schöner. Der Raum scheint breiter als lang zu sein, vor der Bühne ist kein furchtbar großer Platz, dahinter geht es ein paar Stufen hoch und eine ähnlich große Fläche schließt sich weiter oben an, ganz hinten gibt es noch einmal ein paar Stufen. Dadurch hat der Saal irgendwie Theater-Ambiente. Und das paßte perfekt zum folgenden Abend.

Auf der riesigen Bühne standen ein rotes, sehr witzig aussehendes Klavier (ok, die Assoziation ist nicht originell, mir erschien das aber einem Astrid Lindgren-Film entsprungen), zwei Mikros, eines ganz normal aussehend. Das zweite war so ein Verzerr-Mikro, das vor einem Schemel aufgebaut war. Im Hintergrund standen noch
drei Gitarrenhalter - und das war es. Es schien also so wie in Berlin zu sein, wo Anna vergangenen Mittwoch in einer Kirche auftrat, solo, und dies damit begründete, daß ihre Band betrunken sei. Wahrscheinlich hatten die Musiker da wirklich so viel getrunken, daß sie immer noch nicht einsatzfähig waren, mir sollte es recht sein, denn ich hatte Anna Ternheim schon mit Band gesehen (und war begeistert) und wollte sie eben auch alleine und akustischer erleben.

Um viertel nach neun trat die junge Schwedin dann auf. Anna trug ein weißes, hoch zugeknöpftes Hemd, eine weite Stoffhose, die nach Hosen aussah, die man aus uralten Filmen kennt, dazu schwarze Hosenträger und als modernes Element Springerstiefel. Wären die Stiefel nicht gewesen, hätte Anna einem Foto aus den 20er Jahren (und älter) ensprungen sein können.

Die Sängerin nahm sich eine der Gitarren, stellte sich an das normale Mikro und
begann ohne viel Show mit "Better be". Das Lied ihrer Debütplatte ging nahtlos in das grandiose Bowie-Cover "China girl" über. Ich hatte den Eindruck, als verunsicherte das das Publikum, denn kaum jemand wagte da zu klatschen. Auch danach war das Klatschverhalten sehr ungewöhnlich. Meist dauerte es einen Moment länger als sonst, bis Applaus kam, irgendwie wirkte jeder ergriffen von der wundervollen aber leisen Musik, jedes zu frühe Klatschen hätte da gestört.

Was allerdings massiv gestört hat, war eine Frau im Hintergrund, die anfangs in jedes
Lied reinplärrte, redete, dazwischen rief, es war grausam! Anna war auch sehr schnell sehr genervt. Sie hatte vorher gesagt, sie seien mit dem Bus acht Stunden aus Salzburg angereist, erschien anfangs auch müde. Zunächst bat sie die Störerin noch nach vorne, sie solle am Ende mal auf die Bühne kommen und ein Lied mitsingen. Später sagte sie, es sei ein sehr ruhiges Konzert und wir sähen aus wie Kerzen (das stimmte, von vorne sahen die andächtig zuhörenden, sich kaum bewegenden, vom roten Bühnenlicht beleuchteten Leute so aus!). Da gäbe es nur eben diesen Störer. Gottseidank war das aber schnell vorbei. Ich verstehe so Leute auch nicht, selbst nicht zuzuhören und sich zu unterhalten statt dem Konzert zu folgen, ist die eine Sache. So laut rumzustören, daß die anderen Zuschauer und die Künstlerin angepisst sind, ist wirklich das allerletzte!

Glücklicherweise war Annas Laune schnell wieder deutlich besser. Denn sie schien sichtlich erfreut, wie gut ihre ruhige Musik in Heidelberg ankam. Vorher hatte sie sich noch für unser Kommen damit bedankt, daß sie bei einem ersten Konzert in einer Stadt froh wäre, wenn überhaupt jemand käme. Aber auch die vielen, die vermutlich vorher noch nichts (oder nur wenig) von ihr gehört hatten, konnten sich den großartigen Melodien, so fabelhaft zurückgenommen vorgetragen, entziehen. Das
Programm ging weiter mit Liedern aus allen Phasen ihrer Karriere, also (da das so hochtrabend klingt) von beiden Alben, von den naked versions der Alben und den EPs. "I say no" spielte sie in der ursprünglichen Version, "as I recorded it in the kitchen of a close friend." Ein weiterer Höhepunkt am Anfang war "Tribute to Linn", das auch musikalisch perfekt zu diesem Abend passte.

Anschließend kam das Verzerrmikro zum einzigen Mal zum Einsatz. Anna nahm sich die dritte Gitarre, setzte sich auf den Schemel und erklärte, daß das ihr erstes Instrument sei, diese Gitarren seien für die Schule gemacht worden. Sie klänge aber richtig mies. Damit spielte sie dann "Nights in Goodville" von den naked versions der aktuellen Platte. Es klang natürlich alles andere als "crappy".

"No
subtle men", das nächste Stück, begann sie zunächst deutlich zu hoch, bemerkte das schnell und fing lachend und tiefer neu an. Das war aber die einzige kleine "Panne" des Abends, ansonsten klangen ihre Lieder präzise, ihre Stimme war überzeugend, die reduzierten Arrangements traumhaft. Bei ganz wenigen Stücken kamen Begleitungen vom Band, u.a. der Anfang von "Girl laying down", das sie am Klavier spielte. Anna erklärte, bei ihrem zweiten Album hätte sie ein gutes Budget gehabt, sodaß sie Geld für Streicher und ähnliches ausgeben konnte. Nur sei das leider zu teuer, die auf eine lange Tour mitzunehmen. Natürlich sind die üppig instrumentierten Albumversionen grandios, ein akustischer Abend mit Anna Ternheim ist allerdings mindestens genauso fabelhaft.

Anders als früher ist "Shoreline", das Broder Daniel Cover, nicht mehr Abschlußsong ihrer Konzerte. Sie spielte diesen Riesenhit auch am Klavier - und herzerweichend!

Danach folgten noch "Lover's dream" (leider natürlich ohne Fyfe Dangerfield), "To be gone" und Annas Liebling "Halfways to Fivepoints" - welch ein Ende! Aber das Publikum hatte natürlich noch nicht genug (ich denke wirklich, daß viele Anna vorher nicht gut kannten, von ihr aber restlos überzeugt wurden - die Schwedin fragte irgendwann, ob jemand von uns das aktuelle Album hätte, ein paar meldeten sich - "The rest of you are downloaders" - sie habe damit aber kein Problem, es sei eine Möglichkeit, Musik kennenzulernen).

Zwar mit umgehangener Gitarre (aber ohne die zu benutzen) war "A voice to calm you down" die erste Zugabe. Es folgten noch u.a. "Little lies" von der Shoreline EP und "
Elegi" auf Schwedisch. Es war wundervoll! Und für Anna war es nach dem genervten Auftakt auch wohl ein schöner Abend, sie wirkte nämlich immer fröhlicher, immer gelöster, bedankte sich oft mit Verbeugungen, bedankte sich in alle Richtungen. Dabei hätten wir uns verbeugen müssen, vor Annas riesigem Talent!

Setlist Anna Ternheim Heidelberg:

01: Better be übergehend in
02: China girl
03: I say no
04: I'll follow you tonight
05: One to blame
06: Tribute to Linn
07: Nights in Goodville
08: Wedding song
09: No subtle men
10: Words of love
11: Girl laying down
12: Shoreline
13: Lover's dream übergehend in
14: To be gone
15: Halfway to Fivepoints

16: A voice to calm you down (Z)
17: My secret (Z)
18: Little lies (Z) (Fleetwood Mac Cover)
19: Elegi (Z)


Links:

- Anna in: Paris, im Dezember 06
- im März 07 in Köln
- in Paris im Mai 07
- mehr Fotos

Konzerte von Anna Ternheim in Deutschland:

26.09.07: Köln, Stadtgarten
27.09.07: Bielefeld, Ringlokschuppen
28.09.07: Hamburg, Reeperbahnfestival




Montag, 24. September 2007

Reverend & The Makers, Paris, 24.09.07

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Konzert: Reverend & The Makers
Ort: Studio des Senders Canal+, Saint Denis bei Paris ("Album de la semaine")
Datum: 24.09.2007
Zuschauer: keine Ahnung, vielleicht 150?


Das letzte Mal, daß ich einen Fuß in ein Fersehstudio gesetzt habe, dürfte 1989, oder 1990 gewesen sein, ich weiß es nicht mehr so genau. Damals war ich mit meiner Schulklasse in Mainz, in den Aufnahmeräumen des ZDF und durfte erfahren, wo meine damalige Lieblingssendung, "Das aktuelle Sportstudio" aufgezeichnete wird. Ich fand das Ganze aber wenig beeindruckend, es war alles ziemlich karg und nicht im Geringsten glamourös. Falls die Lehrer vorhatten, hier junge Menschen für Berufe im Fernsehen zu begeistern, ist der Plan zumindest bei mir persönlich komplett in die Hose gegangen, die Atmosphäre dort stieß mich eher ab.

Inzwischen sind fast 20 Jahre ins Land gegangen und die Fernsehlandschaft hat sich vor allem durch die Verbreitung des Privatfernsehens gewaltig verändert. Die Studios des französischen Privatsenders Canal +, in die ich mich heute begeben hatte, waren dann konsequenterweise auch ein wenig moderner als die frustrierenden Schuppen des ZDF damals, allerdings saß man bei den "Guignols" genauso unbequem wie im "Aktuellen Sportstudio". Es fehlte ganz einfach die Rückenlehne...

Bei den "Guignols" handelt es sich um eine recht populäre Satire-Sendung, in denen Marionetten von solch berühmten Politikern wie z.B. Jacques Chirac, die Verhaltensweisen und Gesten ihrer menschlichen Ebenbilder aufs Korn nehmen. Befragt werden die Puppen der illustren Persönlichkeiten, die zumeist (aber nicht immer) der Politik entstammen, von der Marionette des sonoren Nachrichtensprechers Patrick Poivre d'Arvor. Neben Jacques Chirac, der längst sein Rentnerdasein genießt, wurde heute auch der aktuelle Premierminister François Fillon veralbert und zwar vor allem seine pessimistische Einstellung zum Haushalt Frankreichs ("sagen wir es offen, wir sind pleite") und zur Lage der Welt im Allgemeinen ("wir werden bald eh alle sterben, der Klimawandel ist nicht aufzuhalten"). Das war recht kurzweilig, etwas störend war lediglich, daß dem Publikum vorher ausführlich erklärt wurde, an welcher Stelle es zu klatschen und zu lachen habe...

Diese "Animation" wurde dann auch vor dem Konzert des Reverends und seiner Maker durchgezogen, der junge lockenköpfige Herr, der damit betraut war, bat uns, beim Hereintreten der Musiker und nach jedem Titel stürmisch zu applaudieren, sich aber ansonsten wie bei einem "ganz normalen" Konzert zu fühlen. Dies war aber gar nicht so leicht, denn jeder hatte ein Sitzplätzchen und tanzen konnte man nur vor seiner Sitzgelegenheit (richtige Stühle oder gar Kinosessel gab es leider nicht). Alles also ein bißchen einstudiert, wenig spontan und locker. Auch die Gestik und der Tanzstil von Jon McClure, dem großgewachsenen Typen, der sich hinter dem Pseudonym verbirgt, war dann schließlich ein wenig steif und gekünstelt. Besonders störend empfand ich, daß der Kumpel der Arctic Monkeys ständig seinen langen Zeigfinger drohend nach oben reckte, so daß ich zunächst den Eindruck hatte, er zeige dem Publikum den Stinkefinger. Ein erhobener Zeigefinger ist allerdings auch nicht viel besser, insbesondere dann nicht, wenn er so häufig Richtung Himmel gestreckt wird. Aber ein Reverend ist nun einmal ein evangelischer Priester und der predigt halt gern. Der Gottesdienst von Herrn McClure (dessen Bruder bereits das Cover des ersten Arctic Monkeys Album zierte) war allerdings recht fad und leicht vorhersehbar. Das Beste war fast noch der schwarze Anzug mit Stehkragen, den der Reverend trug, abgesehen von einer sehr ansehnlichen Keyboarderin (Laura Manuel), die bekleidet mit einem hübschem grünen Kleidchen und farblich dazu passenden hochhackigen Schuhen hinter ihrem Instrument laszive Verrenkungen machte. Die Musik hingegen war fast durch die Bank weg höchstens als ganz nettgemachter Elektro-Rock zu bezeichnen. Man könnte auch Disco-Funk dazu sagen - oder was auch immer. Die Einordung in eine Schublade würde allerdings nichts daran ändern, daß man diese Art von Musik in den letzten Jahren schon von unzähligen anderen englischen Bands gehört hat, z.B. Sunshine Underground, White Rose Movement, Primal Scream oder Kasabian, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Das ändert aber nichts daran, daß der Reverend uns seine sechs Makers in England mit diesem Aufguß ziemlich großen Erfolg hat, insbesondere seine Singles "Heavyweight Champion Of The World" (Video) und "He Said He Loved Me" (Video), die natürlich heute Abend auch gespielt wurden, verkauften sich dort gut bis sehr gut. Auch das Debütalbum "The State Of Things" stieg in UK in die Top Ten. Eine schlechte Kritik im NME (mickrige 5/10 Punkte) konnte dies nicht verhindern.

Sei's drum, mich persönlich hat das Ganze jedenfalls wenig überzeugt, selbst wenn der ein oder andere Hit für die Indie-Disco dabei war. Vielleicht muß man Salvia rauchen, um diese Art von Musik voll zu genießen. Laut NME soll das Album teilweise unter der Wirkung dieser alten Inca-Pflanze entstanden sein!

Setlist Reverend & The Makers, Paris:

01: Heavyweight Champion Of The World
02: The Machine
03: Open Your Window
04: Paris At Night (Manu Chao-Cover) The Reverend: "Listen to this french guy, he is good!"
05: What The Milkman Saw
06: Armchair Detective
07: The State Of Things
08: He Said He Loved Me



Sonntag, 23. September 2007

Kim Novak, Paris, 22.09.07

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Konzert: Kim Novak (+ Rachid Taha)
Ort: Le Cabaret Sauvage, Paris (Festival Arvest)
Datum: 22.00.2007
Zuschauer: nicht sehr viele


Wenn ich mir Musik noch auf Vinyl anhören würde (was ich teilweise tue, allerdings mangels Plattenspieler nicht in Paris), hätte die Platte "Luck & Accident von Kim Novak schon tiefe Rillen. Seit dieses melancholische Meisterwerk im Mai dieses Jahres erschienen ist, läuft es in schöner Regelmäßigkeit auf meinem i-pod und der kleinen Stereoanlage im Wohnzimmer rauf-und runter. Die gebrochenen Stimme von Sänger Jérémie, die melodischen Gitarrenriffs von Hairday, die markanten Bassläufe von Ugo und das dynamische Schlagzeug von Cyrill, all dies wirkt wie Balsam auf meiner schwarzen Seele. Wenn ich Kim Novak höre, ist die Welt einfach ein bißchen besser, das Leben leichter zu ertragen...

Hocherfreut war ich deshalb, als ich las, daß die vierköpfige, rein männliche Band nicht nur im November im Vorprogramm meiner ebenfalls heißgeliebten Wedding Present auftreten würden, sondern noch im September einen Termin in Paris auf dem Zeitplan hatten. "Festival Arvest" hieß die Veranstaltung und wenn ich das richtig verstanden habe, sollen hierdurch Künstler aus der Bretagne bekannter gemacht werden. Das Problem ist bloß, daß Kim Novak aus der Normandie kommen...

Normandie oder Bretagne, all dies war mir aber reichlich egal, die anderen Musiker (bis auf Rachid Taha) sagten mir überhaupt nichts und ich wollte sowieso nur "meine" Dark-Rocker sehen.

Kim Novak waren um 20 Uhr 45 angesetzt, reichlich früh, gerade für einen Samstag und so war es auch nicht verwunderlich, daß sich noch nicht allzuviele Zuschauer im wunderbaren Spiegelzelt "Cabaret Sauvage" eingefunden hatten. Viele lungerten noch auf der lauschigen Terrasse herum und genoßen den Abend, oder hielten sich weiter hinten im Saale auf. Vorne vor der Bühne war allerdings fast gar nichts los, als mit "Some Photographs" ins Set eingestiegen wurde. Photografien wollte ich auch nehmen und hatte mich deshalb vorne links zum Knipsen aufgebaut. Jérémie, der Sänger, hatte mich erkannt, zwinkerte mir zu, was mich sehr freute. Jedesmal, wenn die Band in Paris spielt, bin ich auch dabei und dies ist den vier sympathischen Kerlen natürlich nicht verborgen geblieben.Schön von ihnen, daß sie Kontakt zu einzelnen Fans halten, mit über 100 000 Profilaufrufen bei MySpace sind sie längst keine Unbekannten mehr. Zumindest nicht in Insider-kreisen, wozu das heutige Publikum im Cabaret Sauvage aber wohl nicht gezählt werden konnte, denn den Meisten sagte Kim Novak überhaupt nichts. Trotzdem glaube ich, daß auch heute der ein-oder andere Beobachter von den melancholischen und manchmal noisigen Titeln auf Anhieb begeistert war und die Band seinen Freunden weiterempfiehlt. Als "Kenner" von Kim Novak war ich persönlich begeistert von "My Fever" einem Non-Album-Track, der ziemlich gut die Qualitäten der Truppe verdeutlicht: wavige und melodische Gitarren, dramatisch aufgebaute Songstrukturen und natürlich die durch Mark und Bein gehende Stimme von Jérémie. Schade, daß ich diesen Song mangels Veröffentlichung noch nicht auf meinem i-pod habe! In der Folge begeisterte vor allem "If", ein Track, den man auf dem Album finden kann. Er besticht durch einen scharfen Basslauf zu Beginn, knackigen Gitarren und unter die Haut gehenden Texten. Die größte Überraschung stellte aber heute eine im Gegensatz zum Album veränderte Version der wundervollen Ballade "Around Your Neck" dar. Startete das Lied zunächst noch gewohnt verhalten, steigerte es sich zu einer veritablen Noisekeule, die mich emotional ordentlich durchschüttelte und Jérémie mitsamt Gitarre in die Knie zwang. Erwähnung finden muß allerdings an dieser Stelle auch einmal die unfassbare Energie, mit der Cyril sein Schlagzeug bearbeitet, der muskulöse, thoughe Bursche ist wirklich eine Wucht! Eine Wucht war dann auch das abschließende Stück "Reaction", welches wie "My Fever" auf "Luck & Accident" fehlt. Es handelt sich mit Sicherheit um das rockigste Stück der Band und ist mit seiner sich steigernden Dramaturgie wie geschaffen für das Ende eines Sets.

Setlist Kim Novak, Cabaret Sauvage, Paris:

01: Some Photographs
02: Turn A Rabbit
03: My Fever

04: Female Friends
05: If
06: Lost At Play
07: Swallow
08: Around Your Neck
09: Reaction

Danach spielte auch noch Rachid Taha und obwohl ich kein allzu großer Fan von Rai-Musik bin war das wirklich nicht übel! Der kleine Mann mit dem Wuschelkopf hatte nämlich eine unglaubliche Energie zu bieten und überraschte auch diejenigen, die mit seinem Musikstil eigentlich normalerweise nicht allzuviel anzufangen wissen. Er spielte mit einer mehrköpfigen Band allerdings nur eine Handvoll Lieder, bevor er unter langanhaltendem Applaus verabschiedet wurde. Aufmerksam wurde ich übrigens zum ersten Mal auf Rachid Taha, als ich vor ein paar Jahren den Clash-Klassiker "Rock The Casbah " ziemlich gekonnt coverte. Ich werde den Burschen weiter im Auge behalten und kann mir nach diesem Abend durchaus vorstellen, ihn noch einmal exclusiv zu beobachten. Für uns war nach dem Auftritt von Rachid allerdings Schluß, obwohl es im Cabaret Sauvage mit anderen Bands, die ich allesamt nicht kannte, weiterging...



Wir Sind Helden, Paris, 20.09.07

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Konzert: Wir Sind Helden
Ort: Le Trabendo, Paris
Datum: 20.09.2007
Zuschauer: ca.400, nicht ausverkauft



Die fête de l'Huma, eine recht schmudellige Veranstaltung, die von der kommunistischen Partei Frankreichs veranstaltet wurde, hatte (neben den gute Auftritten von Razorlight und Iggy & The Stooges) zumindest einen positiven Nebeneffekt: wir bekamen Wind vom Konzert von Wir Sind Helden. Hätten wir den Flyer mit der Ankündigung nicht in die Hand bekommen, hätten wir den Termin mit Sicherheit verpennt, denn in den einschlägigen Musikzeitschriften wurde seltsamerweise sehr wenig Promo für den Gig gemacht! So aber konnten wir noch gemütlich Karten für das im mittelgroßen Saal Trabendo stattfindene Konzert ordern. Vor circa zwei Jahren war bereits schon einmal die Rede von einem Auftritt der Helden in Frankreich, aber der Termin wurde leider abgesagt. Wir mußten uns mit Konzerten im deutschsprachigen Raum begnügen, so sahen wir Wir Sind Helden dann in Mainz (Vorgruppe We Are Scientists), in Köln im Tanzbrunnen und beim Frequency-Festival 2006 in Salzburg. Da wir allerdings in Paris leben, waren wir sozusagen als Touristen da...


Bewaffnet mit den Eintrittskarten hasteten wir dann am Donnerstag, dem 20.09.2007 zum Trabendo und kamen trotzdem ein wenig zu spät, denn seltsamerweise gab es gegen alle Gepflogenheiten keine Vorgruppe! Vor der Eingangstür stand schon gegen 20 Uhr 30 kein Mensch mehr, auch dies ungewöhnlich, denn oft fängt die Hauptgruppe im Trabendo erst um 21 Uhr, oder später an. Haben die Helden da etwa deutsche Pünktlichkeit in den Zeitplan gebracht? Wohl kaum, habe ich doch erfahren müssen, daß es in Deutschland oft erst um 9 Uhr mit der Vorgruppe losgeht...

Ohne Vorgruppe ging es also gleich mitten rein ins Programm der aktuellen "Soundso-Tour". Vor relativ wenigen, dafür aber hochmotivierten Zuschauern bekamen wir jedoch zunächst bereits abgehangene, aber nichtsdestotrotz immer noch wohlschmeckende Kost geboten, denn "Von Hier An Blind" wurde sofort zu Beginn "verbraten". Die Tatsache, daß ein recht hoher Anteil der Zuschauer deutsch, oder zumindest deutschsprachig war, veranlasste Sängerin Judith zu der Aussage, daß sie heute wohl ihr Konzert vor den meisten Ausländern in ihrer Karriere spielen würden (Deutsche, die in Frankreich leben, sind nun einmal dort auch Ausländer, logisch!)

Eine Erfahrung, die sich für die Band allerdings sehr bald wiederholen dürfte, denn Wir Sind Helden spielen im Rahmen ihrer "Soundso-Tournee" auch noch in England und den Beneluxländern, bevor es nach Deutsch, Österreich und in die Schweiz geht...

Bei der aktuellen Tournee wird das Quartett (Judith Holofernes, Gesang, Gitarre; Jean Michel Tourette, Gitarre, Klavier, Gesang; Mark Tavassol, Bass und Pola Ray, Schlagzeug) auch von drei Blechbläsern unterstützt, die Trompete, Saxofon und Trombone beisteuern und so den Sound deutlich aufmöbeln und zudem als Tänzer agieren.(wenn man das so sagen kann...) Die hierbei gezeigten Choreographien hätten zwar Detlef Dee Soost vermutlich die Haare zu Berge stehen lassen, aber die Helden amüsierten sich trotzdem großartig dabei und der Gitarrist Jean Michel Tourette erklärte treffenderweise, daß man nun einmal am Anfang der neuen Tour stehe, alles noch frisch und unverbraucht sei, bevor es später dann eher fade Routine würde...

Was die Auswahl der gespielten Titel betrifft, wurde bunt gemischt zwischen Stücken von "Die Reklamation", "Von Hier An Blind und dem aktuellen Opus "Soundso", was dem fachkundigen Publikum die Möglichkeit gab, bei bekannten Liedern wie "Gekommen Um Zu Bleiben" oder "Nur Ein Wort" den Chor beizusteuern, wovon bereitwillig Gebrauch gemacht wurde.

Überhaupt war die Stimmung ausgezeichnet, was wieder einmal beweist, daß es nicht darauf ankommt, wie viele Zuschauer da sind, sondern wie einsatzfreudig diese sind. Die angenehme Atmosphäre löste konsequenterweise auch die Zungen der Hauptdarsteller und es wurden witzige Anekdoten, die abwechselnd in Deutsch und Französisch erzählt wurden, zum Besten gegeben. Unter anderem erfuhr man, daß Schlagzeuger und Vater Pola Roy zu 3/4 Franzose sei! Noch amüsanter war allerdings der kleine Deutschtest, den Judith während des neuen Liedes die Konkurrenz durchführte. Ein Teil des Saales sollte sich bei Erwähnung des Wortes "die Konkurrenz" lautstark bemerkbar machen, der andere Teil bei der Stelle "schläft nicht". Und das klappte auch ganz prima! Der Deutschtest wurde mit Bravour bestanden, selbst wenn viele Deutsche im Publikum waren, für die dies natürlich ein Kinderspiel war...

Natürlich brachten sie auch das Stück "Aurelie", was logisch ist, schließlich erzählt es die Geschichte eines französischen Mädchens in Deutschland, welches mit den Flirtgewohnheiten deutscher Männer nicht so gut klar kommt. Danach noch das bereits bekannte The Cure Cover "Why Can't I Bee You", bevor mit dem sehr gut aufgenommenen Hit "Nur ein Wort" das Konzert für' Erste beschlossen wurde. Allerdings wies Guitarist Jean-Michel vorsorglich schon darauf hin, daß das nur so eine "Rockstar-Masche" sei, um den Applaus zu genießen und anschließend heißumworben und gefeiert wieder zurückzukehren. So war es natürlich auch heute und als die Band zurückkam, erhielt die gerührte Judith ein Paket mit T-Shirts, auf denen man in weiß eingezeichnete Umrisse der beiden Länder vor rotem Hintergrund erkennen konnte. Eine wunderbare Geste, aller Wahrscheinlichkeit nach vom Fanclub "Nous sommes des héros" erdacht" Trotz der Hitze im Raume streifte sich Judith eines der Dinger über und sang gut eingemummelt "Labyrinth". Allerdings hatte sie wohl nicht die richtige Größe erwischt, was bei ihr Erinnerungen an die zurückliegende Schwangerschaft wachrief, wo sie auch Übergrößen tragen mußte. Inzwischen wieder rank und schlank schlabberte das Shirt der Sängerin doch ziemlich. Dennoch wurde der danhinterstehende gute Wille gewürdigt und auf die großzügigen Spender von "Noussommesdesheros.com" hingewiesen. "Schaut Euch diese Seite an, die wissen mehr über uns als wir selbst", war der Ratschlag der jungen Mutter.

Nach dem großen Klassiker "Denkmal" kam das Publikum noch einmal so richtig in Fahrt und forderte ein zweite Zugabe, die selbstverständlich gewährt wurde. Zum Schrecken des Publikums ertönten aber zunächst Klavierklänge von...Tokio Hotel! Dies war aber natürlich nur ein Gag, denn statt Tokio Hotel gab es eine Cover-Version des Schweden Moneybrother, den Wir Sind Helden sehr schätzen. "Ihr müßt unbedingt sein neues Albums "Mount Pleasure" kaufen, das ist spitze!" Die heutige Zugabe stammte allerdings von einem älteren Werk des Skandinaviers, es handelte sich um "Blow Him Back Into My Arms", welches am Ende in "Ein Elephant für dich" überging, herrlich! Mit "Bist Du Nicht Müde" war dann allerdings endgültig Schluß, obwohl das Publikum überhaupt nicht schläfrig erschien. Der Tourauftakt für Wir Sind Helden in Paris war ein voller Erfolg!


Setlist Wir Sind Helden, Le Trabendo, Paris:

01: ?
02: Von Hier An Blind
03: Heldenzeit
04: Gekommen um zu bleiben
05: The Geek (Shall Inherit)
06: Ist Das So?
07: Ausser Dir
08: Kaputt
09: Wenn Es Passiert
10: Echolot
12: Müssen Nur Wollen
13: Soundso
14: Die Konkurrenz
15: Aurélie
16: Why can't I be you? (Coverversion von The Cure)
17: Nur ein Wort

18: Labyrinth (Z)
19: Denkmal (Z)

20: Blow Him Back Into My Arms (Coverversion von Moneybrother) / Ein Elephant für dich (Z)
21: Bist Du nicht müde (Z)

Text von Cécile

Links:

- Bilder vom Konzert von Wir Sind Helden



 

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