Freitag, 7. September 2007

The Twang, Köln, 07.09.07


Konzert: The Twang

Ort: Prime Club Köln
Datum: 07.09.2007
Zuschauer: keine 100


Wenn Köln in England läge, wäre ich eben mit einigen Tausend begeisterten Fans aus irgendeiner großen Arena gekommen, noch vollkommen aufgedreht vom Konzert der Twang aus Birmingham. In dem Köln im Rheinland fanden kaum hundert Leute den Weg in den Prime Club, in dem eine der englischen Neuentdeckungen des Jahres heute ihr erstes Clubkonzert auf deutschem Boden gaben. Das bis heute einzige deutsche Konzert hatten The Twang beim Highfield-Festival gespielt.

Die wenigen Zuschauer waren wohl auch der Grund, warum die Vorgruppe viel später begann, als das zu erwarten war. Vorher, als ich zum Prime Club gekommen war, hatte ich aus der Ferne den Soundcheck dieser Vorgruppe gehört. Eines der Lieder kam mir bekannt vor, ohne daß ich direkt wußte, wer die Band war. Drinnen
erfuhr ich dann, daß Leo Can Dive aus Duisburg The Twang supporten würden. Die Duisburger Band hatte ich schon im vergangenen Jahr als Vorgruppe von den Subways im Pulp gesehen und gut gefunden. Auch heute gefiel mir der sehr englisch klingende Sound der Gruppe, die kommende Woche ihr Album veröffentlicht, sehr gut. Ein Lied wie "Amazing" z.B. könnte in England ein Hit sein. Auch wenn wirklich sehr wenige Leute im Prime Club waren, war die Stimmung, die Leo Can Dive erzeugte schon einmal sehr ordentlich. Allerdings muß man auch sagen, daß vor und zwischen den Bands sensationell gute Musik aus der Konserve kam!

Setlist
Leo Can Dive Köln:

01: Happy end
02: Gatecrasher
03: Amazing
04: Go ahead
05: TT R (?)
06: Lonely plan
07: Bored
08: You're stereo

Aber ich war ja wegen anderer Hits aus England da.

Das heutige Konzert war wie gesagt das erste Clubkonzert von The Twang in Deutschland. Zumindest von den Twang, die ich mag. Mein erstes Ticket für ein The Twang Konzert in Köln ist mir auch als eines für die Band aus Birmingham verkauft worden. Weil ich aber skeptisch war und nachgefragt habe, hatte ich noch rechtzeitig erfahren, daß es sich bei diesem Konzert im Juli um die Hamburger Country-Band The Twang handelte. Heute habe ich es zwar nicht kontrolliert, aber bis vor kurzem zumindest haben iTunes, CD- und Tickethändler und last.fm beide Twangs zusammengeschmissen, da tauchen immer gemeinsam die Country- und die englischen Alben auf. Bei meinem Tickethändler hatte ich dann kräftig Wind gemacht, daß ich auf seine schlechte Recherche reingefallen sei, seit der Zeit (ich bin allerdings nicht so verwegen, mich als Urheber dafür zu sehen) firmieren die englischen Twang in Deutschland unter The Twang (UK). Jedenfalls hatte ich vor ein paar Tagen bemerkt, daß ich das falsche Ticket nicht zurückgeschickt hatte, was mir ein schönes Souvenir und der Band (UK) einige Lacher brachte ("Phil, he's got a ticket from the wrong Twang!").

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Irgendwann war es dann auch endlich soweit, daß alles für die Hauptgruppe vorbereitet war. Alles heißt dabei vor allem die beiden Mikros der Sänger Phil und
Martin. Schon bei meinen ersten (drei) Konzerten hatte ich mich köstlich über die Wanderungen der beiden über die Bühne amüsiert. Dabei hat Phil, der blonde Sänger, ein drahtloses Mikro, Martin, der deutlich mehr wandert eines mit Kabel. Martin nimmt dann gleich Mikro mit allem incl. Mikroständer mit auf seine Ausflüge. Weil die beiden dafür Platz brauchen, stand sonst kein unnützer Schnickschnack auf der Bühne rum: Das Schlagzeug, rechts und links am Rand der (kleine) Platz für Gitarrist Stu und Bassist Jon und dazwischen viel Platz für die Sänger.

Was mir auch wieder aufgefallen ist, die Band wirkt zwar wie eine der vielen
coolen und schnodderigen englischen Gruppen, allerdings nur auf den ersten Blick, vermutlich eben auch durch ihre Musik, die Assoziationen zu Stone Roses, Oasis oder den Happy Mondays nahelegt. Wenn man sie sich dann auf der Bühne ansieht, merkt man aber, wie unglaublich viel Spaß die fünf Kumpels bei dem haben, was sie da machen. Gitarrist Stu hatte mir vorher gesagt, das sei für sie ja alles noch so neu. Vor Dezember habe er noch auf der anderen Seite der Bühne gestanden. Genau das merkt man den Jungs aus den Midlands auch an. Auch in Highfield, mit denkbar undankbaren Bedingungen (frühe Ansetzung, keiner kannte ihre Musik), hat die Band Spaß verbreitet. Trotz der irren Erfolge in England, Auftritten bei allen wichtigen Festivals, Konzerten in ausverkauften riesigen Hallen, Platz drei in England, genießen die Fünf auch so Abende wie heute vor vielleicht 80 bis 100 Zuschauern. Wobei die, die da waren, Stimmung für 500 gemacht haben. Schade nur, daß die Band von vorne sehen konnte, wie leer es hinten war und daß sie vorher durch den Saal gekommen war. Man hätte ihnen vermutlich sonst verkaufen können, es wären einige hundert da gewesen.

Die Platte ist ein (Achtung! Journalistendeutsch:) Grower. Mit jedem Hören gewinnt sie. Ich habe die Band zweimal live gesehen, bevor ich die CD hatte, kannte außer den Hits "Either way" und "Wide awake" nichts in der Studioversion und habe daher meine Begeisterung zu The Twang durch deren
Auftritte aufgebaut. Nach dem zigsten Hören der CD, mit dauernd wechselnden Lieblingsliedern (aktuell "Reap what you sow"), liebe ich die auch abgöttisch. Trotzdem sind The Twang live noch um Klassen besser!

Da die Platte keine schwachen Stücke enthält, war auch das Konzert ein einziges Hitmedley. Es fing an mit "The neighbour" mit den herrlichen "Oh oh" Mitgröhlstellen, dann "Loosely dancing", dann "Either way", und und und, ohne irgendeine Verschnaufpause, außer kleineren Ansagen von Phil, die Martin meist nutzte, sich in der ersten Reihe Zigaretten zu schnorren - allerdings mit schlechtem Gewissen, so wirkte
es zumindest. Bassist Jon, eines der Gründungsmitglieder (er und Phil kennen sich seit ihrer Kindheit), der immer furchtbar schüchtern wirkt, bot dagegen Bonbons an, was ich aber erst zu spät kapierte. Alles ganz schrecklich nett, eine wahnsinnig sympathische Band, die so ungekünstelt wirkt!

Wie gut das alles beim Publikum ankam, habe ich schon erwähnt. Vorne hat sich jeder bewegt, jeder mitgesungen, viele getanzt. Ich glaube
absolut, daß die Jungs aus Birmingham keine Eintagsfliege sein werden, ich denke vielmehr, daß sie in eine Größenordnung und Bedeutung von Bands wie Oasis vordringen können. Aber Oasis in nett, wie wir hinterher festgestellt haben. Die Gruppe hat ein riesiges Potential, leider scheint nur die Vermarktung in Deutschland schrecklich schlecht zu sein. Wenn die Rakes den Prime Club füllen, sollten es The Twang an einem Samstagabend auch. Es waren noch nicht mal Leute mit Cowboy-Hüten da, die sich die anderen Twang gewünscht hätten...

Nach dem Wahnsinnshit "Wide awake" folgte mit "Your beats" das einzige nicht auf dem Album befindliche Stück. Ich glaube, daß das eine B-Seite von "Either way" ist. Den Schluß bildete dann das komplexeste Lied "Cloudy room". Leider gab es keine Zugaben, wir haben aber auch so sehr
viel für unser Geld bekommen. Für mich sind The Twang neben Los Campesinos!, Polarkreis 18 und The Taste die Entdeckung des Jahres. Leider werde ich die Engländer sicher eine Weile nicht sehen können, da sie wenige Deutschland-Termine haben. Wer allerdings die Chance hat, eines der Konzerte der Mini-Tour zu sehen, sollte sie auf keinen Fall verpassen. Wer hätte nicht gerne die ganz jungen Oasis zum Beispiel live gesehen!

Setlist The Twang Köln:

01: The neighbour
02: Loosely dancing
03: Either way
04: Reap what you sow
05: Push the ghosts
06: Ice cream sundae
07: Don't wait up
08: Two lovers
09: Wide awake
10: Your beats
11: Cloudy room




Links:

- The Twang als Support von James in Dublin
- The Twang beim Wireless Festival im Hyde Park
- erster Auftritt in Deutschland beim Highfield Festival
- mehr Fotos






1 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Wow, you made many photos! We were standing behind you (five Dutchies) and really enjoyed the concert as well. I had seen them in Amsterdam two days before and decided to travel to Cologne to see them again. It must be confusing that there are two Twangs in Germany. You've got a cool reminder now with that signed ticket, very funny! My German is not so good (hence the English), but I think I understand what you're writing. Hope they'll become big, but don't think The Twang will be the new Oasis. I already look forward to their next concert and cd!

 

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