Dienstag, 22. November 2016

The Cure, Paris 15.11.16


Konzert: The Cure
Ort: Accor Hotels Arena, Paris
Datum: 16.11.2016
Zuschauer: ausverkauft
Konzertdauer: 2 Stunden und 45 Minuten


The Cure in Paris, Bercy. Da war doch was ? Richtig! 2008 spielte die Band um Robert Smith das Konzert ihres Lebens, mit 42 fabelhaften Songs und einer Spielzeit von 3:40 ging der sensationelle Gig in die Konzertgeschichte ein.

Würde es heuer wieder so gut werden ? Das Palais Omnisport de Paris Bercy heisst inzwischen Accor Hotels Arena und es wurden auch einige Umbauten durchgeführt, doch letztlich herrschte hier drinnen die gleiche Atmosphäre wie früher. Eine Halle bleibt eine Halle, mit kleinen Indieclubs hat das Ganze nur wenig gemein. Zuletzt war ich vor 2 Wochen hier um mir das Tennisturnier anzusehen, ansonsten hatte es mich nur für Neil Young im Juni hierhin verschlagen.

Opener des Abends waren die Schotten The Twilight Sad. Früher mochte ich die sehr, aber ich hatte mich lange nicht mehr mit den Jungs aus Glasgow beschäftigt und empfand das heutige Konzert als zu bombastisch und belanglos. Gut 30 Minuten uninteressante Musik im Stile der fürchterlichen Editors, ich hätte später kommen können (sollen!).


Um 20 Uhr 45 dann endlich The Cure. Grosser Beifall brandete auf als die Gladiatoren die Arena betraten. Simon Gallup am Bass, Jason Cooper am Schlagzeug und natürlich Robert Smith zuständig für Gitarre und Gesang (und in einem Falle Flöte), diese 3 spielten auch schon 2008 in Bercy. Reeves Gabrel sahen wir heute an der Gitarre, Roger O'Donnel an den Keybords. Die Show machten aber eher Simon Gallup und Robert Smith, wenn man überhaupt von Show reden kann, denn Rockstarposen sind glücklicherweise nicht so Robert Smiths Sache und Simon Gallup verzeiht man auch die gebückte Haltung und den tief hängenden Bass. Reeves Gabrel hatte optisch etwas von einem britischen Pubmusiker, spielte aber viel besser als er angezogen war. Schliesslich hatte er sich ja auch schon in der Band von David Bowie einen Namen gemacht. Porl Thompson wäre mir dennoch leiber gewesen. Aber der ist ja Maler geworden und hat der Musik den tätowierten Rücken zugekehrt...



Die Stimmung im Publikum während der ersten 3 Stücke war noch etwas verhalten. Erst als an 4. 6. und 8. Stelle mit In Between Days, Pictures Of You und Lovesong bekanntere Titel gespielt wurden, wurden die Leute munterer. Der Lovesong kam hierbei besonders gut rüber, Robert Smith intonierte mit noch mehr Melancholie und Verzweiflung als auf dem Album (dem fabelhaften Disintegration) die Zeilen: I will always love you." 



Auch die Liebe der Fans zu The Cure schien nicht gerostet zu sein, die Besucher feierten irgendwann jeden Song einzeln ab, im ersten Drittel besonders Just Like Heaven, der ein wenig bezeichnend für das musikalische Ambiente des Abends sein sollte. Statt düsterer Songs aus der Frühphase der späten 70er und frühen 80er dominierten fröhlichere Tracks, zu denen die Meute tanzte und phasenweise vorne sogar pogte. Ich persönlich war hingegen froh als mit A Hundred Years ein alter depressiver Klassiker ausgepackt und mit äusserster Präzision und Druck gespielt wurde. Ein Highlight des Konzerts das nach dem 17. Stück (End) und 90 Minuten Spielzeit erst einmal in eine kleine Pause ging.



Natürlich war dies noch nicht "The End", im Gegenteil jetzt, im ersten Zugabenblock sollte es erst richtig gut werden. Den Titel des noch unveröffentlichen Tracks It Can Never Be The Same Again hatte Robert Smith auf seiner Gitarre markiert und der hatte es wirklich in sich. Alle Stärken der britischen Band kamen hier zum Tragen. Die anziehende Melancholie, die mitreissende Melodiösität und die faszinierende Mystik. The Cure at its best und dies im Jahre 2016 fast 40 Jahre nach Bandgründung, Wahnsinn! 



Die Stimmung erlebte jetzt Höhepunkte, denn zu Play For Today johlten die Fans die Melodie mit und auf die letzten Bassriffs von Simon Gallup während A Forest reagierten die Leute mit lauten "Hey!" Rufen.


Dann erneuter Abgang von der Bühne, bevor Lullaby angestimmt wurde. Ein riesiges Spinnennetz war auf der Leinwand zu sehen und der vermutlich bekannteste (aber nicht beste) Titel von The Cure kam bei den meisten sehr gut an. "Spiderman is having me for dinner tonight" als ich diese hinlänglich bekannten Zeilen hörte wurde ich an meinen Hunger erinnert, rannte kurz raus, stopfte mir einen Burger (teuer aber gut) rein, spülte ihn mit Cola Zéro (als würde man davon abnehmen, wenn man gleichzeitig einen Burger ist) runter und flitzte zurück an meinen Platz. 



Seltsamerweise gingen nun schon die ersten Leute, wahrscheinlich mussten die ehemaligen Waver früh ins Bett um am nächten Tag frisch für ihren bürgerlichen Beruf zu sein. Schade für sie, denn sie verpassten nicht nur das famose Fascination Street, Never Enough und Wrong Number, sondern auch den letzten Zugabenblock, der ausschliesslich eingängigen und bekannten Songs gewidmet war. Nun wurden die Nummern abgefackelt die wir schon damals immer als verpickelte Schüler auf dem Gymnasium gehört hatten: The Lovecats, Hot Hot Hot!!!, Friday I'm In Love, Boys Don't Cry, Close To Me, Why Can't I Be You?, Hits die um die Welt gingen, für mich aber eher The Cure untypisch, weil sie eben viel zu fröhlich sind. Ich hätte mir stattdessen Charlotte Somtimes, M, Cold, Figurehead oder The Hanging Gardens gegen Schluss gewüscht, aber ich war nicht im Wunschkonzert, sondern bei The Cure 2016 und die hatten eben überwiegend Lust, weniger depressiv zu klingen. So einige Altfans nörgelten deshalb auch über die Radiotauglichkeit besonders des zitierten Schlussteils, zeigten sich gar vereinzelt enttäuscht, vergassen aber im Eifer des Gefechts, dass der fast 3 Stunden Gig insgesamt doch wieder sehr gut ausgefallen war. Robert Smith und seine Leute hatten sich Mühe gegeben, die Songs nicht nur einfach runtergenudelt, sondern neue Liveversionen gebracht und diese mit viel Schmiss performt. 



Und Robert war auch bei Stimme, besorgte Fans die Videos von vorgehenden Konzerten gesehen hatten, auf denen der schwarze Pummelbär nicht so gut sang, wurden in ihrer anfänglichen Skepsis nicht bestätigt. Beim definitiven Abgang zeigte sich Mister Smith regelrecht gerührt, ging in jede Ecke der Bühne um jedem Block mal zuzuwinken, das war schon schön, fast ergreifend.


01: Open (neu)
02: All I Want
03: Push
04: In Between Days
05: Primary
06: Pictures Of You
07: High
08: Lovesong
09: Before Three
10: A Night Like This 
11: The Walk
12: Just Like Heaven
13: Trust
14: From The Edge Of The Deep Green Sea
15: The Hungry Ghost
16: One Hundred Years
17: End

18: It Can Never Be The Same
19: Burn
20: Play For Today
21: A Forest

22: Lullaby
23: Fascination Street
24: Never Enough
25: Wrong Number

26: The Lovecats
27: Hot Hot Hot!!!
28: Friday I'm In Love
29: Boys Don't Cry
30: Close To Me
31: Why Can't I Be You?



1 Kommentare :

E. hat gesagt…

schöner bericht.

 

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