Donnerstag, 20. März 2014

Gregor McEwan, Karlsruhe, 17.03.14


Konzert: Gregor McEwan & The Ellipses Road Band
Ort: Jubez in Karlsruhe
Datum: 17. März 2014
Dauer: 20 min + 85 min
Zuschauer: 15


Was soll ich sagen... Ich habe mich verliebt.
Das geschieht schon so dreiviermal jährlich bei konservierter Musik. Seltener bei Konzerten. 2013 war ein gutes Überraschungsjahr, aber machen wir uns nix vor - es bleibt doch auf spärlich gesäte Ausnahmen begrenzt. Dabei ist es wohl genau diese Hoffnung, die mich auf Konzerte treibt, auch wenn ich im Vorhinein mehr so eine unentschiedene sowohlalsauch-Meinung habe (dafür gab es kürzlich Schelte: Warum geht ihr denn auf We are scientists Konzerte, wenn Ihr keinen Bock drauf habt. Natürlich, um uns live überreden zu lassen!)


Richtig verstehen kann ich es aber auch mit etwas Abstand noch nicht, warum ich seit dem Abend die Musik von Gregor McEwan ständig laufen lassen muss, denn Jungs mit Gitarre haben es bei mir eigentlich eher schwer. Aber richtig klar darüber, wie sehr es mich erwischt hatte, wurde ich mir erst, als ich mich über die Rezension des Abends in der Zeitung tierisch ärgerte. Da stand doch tatsächlich was von weinerlich. Ist DAS bittesehr weinerlich?
Ist das nicht eher beneidenswert reflektiv und aufrichtig für ein Liebeslied? Naja, während der Show habe ich das natürlich nicht gedacht, da war ich einfach nur da und habe mir mit etwas großen Augen selbst wortlos zugesehen. Es sah nämlich echt nicht gut aus für Gregor McEwan und mich. Ich war schon vor dem Konzert gründlich hin. Zum Glück ist das Jubez leicht für mich zu erreichen und ohne Vorband stand zu hoffen, dass es irgendwie gehen würde.


Naja, das wurde dann nix. Erst ging es natürlich später los, dann gab es doch einen Support und schließlich war es 21:20 Uhr ehe das eigentliche Konzert begann. Im Kopf hakte ich schon alle die Punkte ab, derentwegen ich meine bessere Hälfte nur selten überreden kann, mich auf solchen Abenden zu begleiten. Das ist halt Standard so, wird davon aber auch nicht besser, denn so war ich nach der Show nur noch Mus und habe mich schleunigst auf den Heimweg gemacht statt noch über ein paar Sachen ins Gespräch zu kommen.


Aber - wie gesagt, als es endlich los ging, kippte meine etwas verzweifelte Stimmung fast sofort. Mit First Leg startete das Set eher ruhig. Bedächtiger Rhythmus, zurückgenommene Gitarre und eine Frauenstimme (Tess Wiley) und zunächst noch niemand auf der Bühne. Das änderte sich im Verlauf des Songs: Ruby Hartbrich (Cello, Glockenspiel, Melodica, Waschbrett, E-Gitarre, Vocals), Cyprian Piskurek (Piano, Vocals), Markus Surmann (E-Gitarre, Banjo, Vocals), Simon Oexmann (E-Bass), Patrick Scheipers (drums) nahmen ihre Plätze ein und schließlich stimmte Gregor McEwan selbst zu sattem Sound mit And I can’t let go of your love in das Stück ein. 


Ein bisschen wiederholte sich diese Art der Dynamik auch in anderen Stücken, soll heißen: Es gab Raum für kontemplative und vielleicht fast ein bisschen melancholische  Seiten, aber dann wurde die Chose doch ordentlich durchgelüftet und kraftvoll und tänzelnd vom Kopf auf die Füße gestellt, die dann auch im Publikum nicht ruhig halten konnten. Man nehme hier z.B. Rhododendron und Oh Daddy als Beispiele.



Die Band wirkte zu jedem Zeitpunkt wie ein Kollektiv, das gemeinschaftlich und in aller Selbstverständlichkeit im Sinne der Songs agierte. Schön anzusehen dass viele Blicke getauscht wurden und Lächeln hin und her ging. Dass die Musik Bumms nicht unbedingt braucht (wenn er ihr auch sehr gut bekommt), zeigte sich an zwei Stellen deutlich, nämlich bei The Banks als unverstärktes Trio auf der Bühnenkante sitzend und anschließend (wohl angeregt durch die Akustiksession mit Compass and Squares - die ich nach Veröffentlichung natürlich hier einbinden werde)  rings um den Flügel versammelt.



Zwischendurch poprockte es auch mal "einfach so" wie bei Postcards and Polaroids  aber das darf ja dann auch mal sein - zumal im Finish des Sets. Zum Glück einigten wir uns dann noch auf eine Zugabe, auch wenn ich mich dann ordentlich blamieren durfte, weil ich ein Zitat von Nils Frewert nicht erkannte, das verarbeitet worden war... Jens, das wäre Dir nicht passiert, aber...



Definitives Fazit: bitte hingehen und ansehen und alle Freunde mitnehmen, sie werden es euch hinterher auf alle Fälle danken. Und dann zu Hause auch mal mit etwas mehr Ruhe die Texte ansehen und die Musik wiederhören. Es lohnt sich! 


Setlist:
01: First leg
02: Together alone
03: From Brunswick to Munich
04: vs.
05: Many moons ago
06: Oh daddy
07: Rhododendron
08: Canola fields
09: A part of you
10: 10 Seconds
11: Everything to me
12: Rooted like the tree
13: Silver and gold
14: The banks (Akustisch)
15: Much ado about loving (akustisch)
16: Postcards and Polaroids
17: Change is happening when I am almost gone

18: Try to write a song like this (Z)

 

Weitere Konzerttermine:

18.03. Schlachthof, Kassel
19.03. Weltecho, Chemnitz
20.03. Bärenzwinger, Dresden
21.03. Moritzhof, Magdeburg
22.03. Privatclub, Berlin
25.03. Stadtgarten, Erfurt
26.03. Schaubude, Kiel
27.03. Nochtspeicher, Hamburg
28.03. Stahlwerk, Düsseldorf
29.03. Underground, Köln


Aus den Archiven:
Yousoundgreat über das Nürnberger Konzert am  26.09.2012



2 Kommentare :

Nelle hat gesagt…

Die unteren Termine ab Gera sind erst im Oktober, nicht schon im März.

Freu mich, dass ich ihn demnächst endlich mal mit der kompletten Band sehe... seit fünf Jahren waren alle Konzerte auf denen ich war nur solo oder in kleiner Besetzung.

Christoph, kommst du nach Köln?

Gudrun hat gesagt…

Danke Nelle - hätte mir ja auch auffallen können, dass er nicht am 29. März in Köln und Gera spielen kann...

Die Band kommt in meinem Bericht etwas kurz weg. Aber ich fand, dass es wirklich den Aufwand wert war, so viele Leute auf die Bühne zu stellen (das ist ja nicht immer so). Echt gute Truppe!

 

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