Konzert: Pelle Carlberg (Saender Reihe)
Ort: Theater Die Wohngemeinschaft, Köln
Datum: 23.03.2014
Dauer: 100 min (netto)
Zuschauer: fast voll (knapp 60)
"When does this TV show start? CSI Germany?" erkundigte sich Pelle Carlberg nach Riverbank. Schlimm, daß sonntags der Tatort dazu zwingt, die Anfangszeiten eines Konzerts auf 18:30 Uhr zu schieben, aber toll, daß der Veranstalter (Saender) das tut. Tatort ist schließlich dauernd im Fernsehen, der schwedische Sänger höchstens alle zwei Jahre in Köln.
Um 18:40 Uhr begann der Schwede sein Programm. Pelles letztes Album The lilac times ist 2008 erschienen (wobei das nicht ganz richtig ist, 2011 hat er mit seinen Kindern gemeinsam als Tvillingarna, Truls och jag eine Platte mit Kinderliedern für Erwachsene veröffentlicht), daher war ich unsicher, wie viele Leute Pelle Carlberg am frühen Abend anlocken würde. Erst sah es nicht aus, als würden alle 60 Stühle besetzt werden, als es losging, war das kleine Theater fast voll.
Pelle sah verändert aus. Ich dachte erst, es läge am Bart, den hatte er aber im King Georg 2011 auch schon. Pelles Frisur ist etwas erwachsener geworden, aber nicht so viel erwachsener wie die von Jens Lekman über die Jahre, es war die Brille, die mir neu war. Völlig zu recht werde ich kritisiert, wenn ich zu viel über Mode oder Aussehen schreibe, also zur Musik. Die war mir nicht neu, wenigstens am Anfang. Die ersten beiden Lieder stammten vom ersten Album Everything. Now! Und es war direkt wieder wundervoll!
Nach 1983 (dem Lied über Pelle & Sebastian, Pelles Kindheitsfreund) kam ein ersten neues Stück, das er bisher dreimal gespielt habe. Premiere hatte der Song vor den Ohren seiner Tochter und deren Freundin. Die Tochter hatte damit angegeben, daß ihr Vater ein Rockstar sei, zum Beweis spielte er das neue Lied, bis ein klingelndes Handy der Freundinnen den Vortrag beendete. Wir waren aufmerksamer, glücklicherweise! Und wir bekamen das sehr schöne Lied ganz gespielt. Nach Fly me to the moon (dem Ryanair-Song) und dem fabelhaften I love you, you imbecile (mein Gott, hat der Schwede viele Risenhits!), kam mit Loser of the century ein weiteres neues Lied, das vom Druck handelt, erwachsen zu werden ("get a job and a haircut", fasste der Sänger es zusammen). Metal to metal über eine Autopanne auf dem Weg zum Konzert nach Berlin beendete das erste Set. "Wir machen danach zehn Minuten Pause." "Metal to metal", hatte ein Berliner Mechaniker dem Sänger erklärt, sei ohne Öl nicht gut. Darum sei der Wagen liegengeblieben. Pelle Carlberg erzählte diese Geschichte ausführlich. Ich hatte sie zwar schon mindestens einmal gehört, sie aber wieder vergessen. Als all das im Lied wieder erzählt wurde, lachten alle, die zum ersten Mal bei einem seiner Konzerte waren, bis es in der nächsten Zeile hieß, daß seine Frau sich kurz danach von ihm getrennt hatte. So sind viele Stücke des Sängers, auf den ersten Blick fröhlich, oft aber mit bitterem Inhalt. Crying all the way to the pawnshop im zweiten Set, das davon handelt, die Gitarre ins Pfandhaus zu bringen, um Milch kaufen zu können, ist ein anderes Beispiel. Es ist dieses alte Dilemma. Viele Künstler, die ich liebe, schreiben über Nöte und Ängste und sind am besten, wenn es ihnen schlecht geht, was ich natürlich nicht will.
Nach der Pause kam der Schwede im T-Shirt ohne Hemd zurück. "Wenn ich zwei Sets spiele, kann ich mich auch wie Madonna zwischendurch umziehen!" Das zweite Set begann mit einem Lied seiner alten Band Edson, allerdings keinem von denen, die ich bisher gehört hatte. Weil heute Sonntag sei, habe er gerade entschieden, Sunday, lovely sunday zu singen. Wie passend, denn das war er!
Im zweiten Konzertteil kamen dann ganz viele meiner Lieblinge, allen voran Riverbank (Unsinn, Go to hell, Miss Rydell, Clever girls, Pawnshop stehen dem nicht viel nach). Mit Salt kam schließlich noch ein drittes neues Lied, das mir auch gut gefiel.
Obwohl CSI Cologne bereits begonnen hatte, kam Pelle Carlberg zurück - zunächst für Pamplona, nach erneutem kurzen Verschwinden für das Cover des scheußlichen Darkness-Lieds I believe in a thing called love und Tired of being PC zurück. Ich bin bei weitem noch nicht PC-müde! Daher morgen das nächste Konzert und der nächste Bericht. Clever boys mögen nämlich Konzerte sehr viel mehr als Fernsehfilme.
Setlist Pelle Carlberg, Die Wohngemeinschaft, Köln:
01: Oh no! It's happening again
02: Musikbyrån makes me wanna smoke crack
03: 1983
04: Replaceable (neu)
05: Fly me to the moon
06: I love you, you imbecile
07: Loser of the century (neu)
08: Metal to metal
09: Sunday, lovely sunday (Edson)
10: Because I'm worth it
11: Crying all the way to the pawnshop
12: How I broke my foot and met Jesus
13: Salt (neu)
14: Go to hell, Miss Rydell
15: Riverbank
16: Clever girls like clever boys much more than clever boys like clever girls
17: Pamplona (Z)
18: I believe in a thing called love (The Darkness Cover) (Z)
19: Tired of being PC (Z)
Tourdaten Pelle Carlberg:
24.03.: Montabaur - Wohnzimmerkonzert
25.03.: Luxemburg - Konrad
26.03.: Stuttgart - Wohnzimmerkonzert
27.03.: Stein, Appenzell (CH) - Kulturhaus Rose
29.03.: Paris - Oliver Peel Session
30.03.: Bielefeld - Bunker Ulmenwall
Links:
- aus unserem Archiv:
- Pelle Carlberg, Köln, 22.09.11
- Pelle Carlberg, Köln, 25.08.09
- Pelle Carlberg, Köln, 23.11.07
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