Samstag, 8. März 2014

Fanfarlo, Frankfurt, 07.03.14


Konzert: Fanfarlo
Ort: Das Bett, Frankfurt
Datum: 07.03.2014
Dauer: Fanfarlo ca. 80 min, Lilies On Mars ca. 30 min
Zuschauer:  ca. 200



von Dirk von Platten vor Gericht

Zunächst sah es in Das Bett noch so aus, als würde auf der Bühne mehr los sein als davor. Auf der Homepage des Clubs war der Einlass mit 20:00 Uhr angegeben, das Konzert sollte eine halbe Stunde später beginnen. Doch zu diesem Zeitpunkt herrschte noch gähnende Leere und wir wurden ein wenig vom schlechten Gewissen geplagt, da wir über die Gästeliste (auf der noch reichlich andere Namen standen) freien Eintritt erlangt hatten und Clubbetreiber und Bands sicherlich jeden Euro gebrauchen konnten. Zumindest letzteren sicherten wir später am Merchandise-Stand noch ihr Einkommen. 


Den Auftakt sollte das italienische Duo Lilies On Mars bilden, das mit Hilfe eines Kickstarter-Projektes aktuell Geld einsammelt, um die gemeinsame Tour mit Fanfarlo über das europäische Festland, England und später die USA zu finanzieren. Das Wissen um diese Tatsache half dem Gewissen auch nicht besonders. 

Das Geheimwissen, dass der Auftritt von Lisa Masia und Marina Cristofalo erst um 21 Uhr beginnen sollte, hatten wohl die Frankfurter Konzertbesucher exklusiv, und so füllte sich Das Bett bis zu diesem Zeitpunkt doch noch recht ansehnlich. Das Duo betrat pünktlich die Bühne, stellte sich vor, was noch keine Reaktion des Publikums hervorrief, und erst der folgende Hinweis, dass Marina heute Geburtstag habe, sorgte für freundlichen Applaus. 

Lilies On Mars eröffneten ihr Set mit See You Sun und Entre-Temps, der erste Song wurde von Lisa gesungen, das zweite Lied war das einzige des Abends, das von Marina vorgetragen wurden. Die beiden jungen Damen sangen nicht nur, sondern bedienten zudem gleichzeitig Bass, Gitarre, Schellen sowie Vintage-Keyboards und ließen Rhythmen aus einem Drumcomputer hinzu kommen. 


Insgesamt war der Auftritt von Lisa und Marina im Vergleich zum aktuellen, dreampopigen Album Dot To Dot, in dem ständig die Synthies pluckern, etwas rockiger ausgefallen. Aufgrund des gehauchten, oftmals von einer Soundwelle verschluckten Gesangs, der zudem noch mit italienischem Akzent vorgetragen wurde, fiel das Zusammenstellen der Setliste nicht gerade leicht und konnte erst auf Nachfrage bei den beiden Lilies beendet werden. Mit No Way, Sugar Is Gone, SIDE ABCDE und Martians folgten in dem rund 30-minütigen Auftritt noch weitere Songs aus der aktuellen Platte, von der Marina später einen großen Stapel zum Merchandise-Stand (und später hoffentlich deutlich weniger wieder zurück) trug. 

Das Highlight hoben sie sich für den Schluss auf und trugen gemeinsam mit den beiden Damen von Fanfarlo einen tollen, rockigen und neuen Song namens Stealing vor. 

Setlist Lilies On Mars, Das Bett, Frankfurt: 

01: See You Sun 
02: Entre-Temps 
03: No Way 
04: Sugar Is Gone 
05: SIDE ABCDE 
06: Martians 
07: Stealing 

Stopp, „zwei Damen von Fanfarlo“? Bildeten nicht zuletzt vier Männer und Cathy Lucas (Geige, Keyboards, Gesang) die Band? Richtig, doch Ende 2013 verließ Amos Memon das Quintett und wurde am Schlagzeug durch Valentina Magaletti ersetzt. 

Die neu aufgestellten Fanfarlo betraten kurz nach 22:00 Uhr die Bühne und eröffneten ihr Set mit Ghosts und Life In The Sky und ließen recht schnell deutlich werden, wie toll der Abend werden würde, insbesondere die Titel, die Leon Beckenham mit der Trompete begleitete. Sänger Simon Balthazar, der auch Gitarre spielte und gelegentlich zum Saxofon griff, und Bassist Justin Finch, der als einziger im ständig wärmer werdenden Bett zu frieren schien, und daher seinen Wintermantel auch nicht ablegte, vervollständigten die Bühnenbesatzung. Modisch stachen zudem Simon Balthazar und Cathy Lucas heraus, die in ihrem Outfit auch in der Mitte der 80er Jahre auf jeder Bühne eine gute Figur abgegeben hätten. 


Die ausliegende Setliste zeigte im Vergleich zur vorherigen Internetrecherche, dass Fanfarlo ihre Konzerte mit einem bestimmten Repertoire an Songs bestreiten, bei denen nur gelegentlich die Reihenfolge ein wenig variiert wird. Der Hauptteil, der 13 Lieder andauern sollte, setzte sich gerecht aus den drei Alben Reservoir, Rooms Filled With Light und Let’s Go Extinct zusammen, und ließ nun dementsprechend Deconstruction, Cell Song und I’m A Pilot folgen. 


„Szenenapplaus“ erhielten zwischendurch der Trompeten-Einsatz von Leon Beckenham und auch Cathy Lucas an der Geige. Vor allem ihr Gesang kam deutlicher zum Tragen als auf den Studioversionen. Besonders gut gefielen mir an diesem Abend die zwei auf Bones und Luna folgenden Stücke: Das balladeske Vostok, I Know You Are Waiting, so erzählte uns Simon Balthazar, dreht sich inhaltlich um den Wostoksee, einen subglazialen See unter dem Eisschild der Antarktis. Dazu wechselte er an die Keyboards und die Rhythmusgruppe durfte für den Song, der sich nur auf der limitierten Box von Rooms Filled With Light befindet, Kurzarbeit antreten. 

Comets war ein weiteres Highlight, denn Cathy Lucas nahm hierzu auf einem Hocker Platz und begleitete das Lied an der singenden Säge. Live immer toll zu sehen und zu hören! Das folgende, vom Saxofon dominierte Tunguska war sicherlich der ungewöhnlichste Song des Abends und wurde dem Geburtstagskind Marina gewidmet. 

Mit Landlocked und A Distance spielten Fanfarlo, die zwar ihre Freude über die Rückkehr nach Frankfurt äußersten, aber ansonsten wenig mit dem Publikum kommunizierten, noch zwei weitere Titel aus dem aktuellen Album und beschlossen den Hauptteil mit Harold T. Wilkins. Da auch die Setliste mit diesem Lied abschloss, durfte man gespannt sein, ob noch die obligatorischen Let's Go Extinct und The Walls Are Coming Down folgen sollten, oder ob das recht begeisterte Frankfurter Publikum noch mehr erklatschen konnten. Um es kurz zu machen: Ja, sollten sie und nein, konnte es nicht. 

Wenn ich mir zuvor eine Setliste hätte wünschen dürfen, hätte sie nicht viel anders ausgesehen. Jedoch definitiv ein wenig länger, auf jeden Fall mit Replicate sowie den schnelleren Songs Drowning Men und Fire Escape

Am Merchandise-Stand wurden wir schließlich noch 60,- € und unser schlechtes Gewissen los. Die Band verkaufte und unterschrieb selbst ihre Platten, war überaus freundlich und Justin Finch sorgte später höchstpersönlich dafür, dass die noch fehlenden Unterschriften von Cathy und Simon auch auf meine Platte kamen. Dazu suchte und verfolgte er die beiden auf der Bühne und im Backstagebereich, was ihn wohl so ins Schwitzen brachte, dass er sich dann doch noch seines Mantels entledigte. 

Setlist Fanfarlo, Das Bett, Frankfurt: 

01: Ghosts 
02: Life In The Sky 
03: Deconstruction 
04: Cell Song 
05: I'm A Pilot 
06: Bones 
07: Luna 
08: Vostok, I Know You Are Waiting 
09: Comets 
10: Tunguska 
11: Landlocked 
12: A Distance 
13: Harold T. Wilkins, Or How To Wait For A Very Long Time 
14: Let's Go Extinct 
15: The Walls Are Coming Down 

Links:

- aus unserem Archiv:
- Fanfarlo, Paris, 13.09.12
- Fanfarlo, Wien, 18.08.10
- Fanfarlo, Paris, 14.05.10
- Fanfarlo, Paris, 08.03.10
- Fanfarlo, Köln, 24.01.10
- Fanfarlo, Paris, 21.01.10
- Fanfarlo, Paris, 13.06.08



 

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