Konzert: Fanfarlo
Ort: Studio 672, Köln
Datum: 24.01.2010
Zuschauer: vermutlich ausverkauft
Dauer: Fanfarlo knapp 60 min, Jeannel 40 min
Als mich auf der Rückfahrt alle empfangbaren Radiosender mit scheußlichem Mist zum Deutschlandfunk vertrieben, begann da gerade eine Kultursendung mit "die Musik heute stammt von Fanfarlo, einer Band aus London."
Im Kölner Stadtgarten war trotz des fiesen Wetters (die gefrorene Variante von Dauernieselregen) richtig viel los. Der Großteil der Besucher strömte in den großen Saal, aber auch vor der Tür des Studios im Keller sammelten sich viele Leute. Beginn 20.30 h pünktlich hieß es vorher, als wir um acht ankamen, lief allerdings drinnen noch der Soundcheck, eine gute Idee, wie sich später herausstellen sollte.
Als Vorgruppe des Abends trat Jeannel aus Köln auf. Auf ihrer myspace-Seite hatte die Band das als Secret Gig angekündigt. Mit Instrumenten großer Gruppen so souverän umzugehen, spricht für ein ordentliches Selbstvertrauen. Leider hielt die Musik dieses Versprechen nicht. Handwerklich war das sicher alles nicht verkehrt, die Mischung aus 80er Dramapop Marke Evanescence und mit stampfenden Technobeats unterlegtem Ladytron und -hawke light gefiel mir allerdings überhaupt nicht. Jeannel passte auch keinesfalls zu Fanfarlo und wurde dementsprechend verhalten aufgenommen; der Beifall am Ende der 40 Minuten war spärlich und vor allem der Höflichkeit geschuldet.
Bei Fanfarlo sollte sich dies natürlich gründlich ändern.
Zunächst erschienen nur Sänger Simon und Geigerin Cathy* und trugen Drowning men in einer akustischen Version vor, die schon einmal punktgenau begeisterte. Beide hatten die schon von Oliver hier beschriebenen aufeinander abgestimmten Outfits an; wie auch der Rest der fünfköpfigen Band, der nach Ende des Stücks die Bühne des knallvollen Studio 672 betrat. Durch komplette Besetzung kam dann auch der volle Sound der Engländer zur Geltung, der Fanfarlo an die vielzitierten Arcade Fire oder Noah And The Whale oder isländische Bands erinnert (und mich manchmal an Jens Lekman); Banjo, Trompete und Geige, dazu die wundervoll zueinander passenden Stimmen von Cathy und Simon.
Mich fasziniert an Fanfarlo neben Simons irrer Stimme ganz besonders die Vorliebe für marschierende Rhythmen und Melodiewechsel. Daher war Finish line ein ganz besonderer Höhepunkt der ersten Konzerthälfte. Der Bruch im Lied, die Handclaps, hach, das war schon großartig!
Der nächste Knüller war dann Ghosts, bevor mit Comets mein Liebling des Abends folgte! Aber da das knapp einstündige Programm keinerlei Hänger hatte und durchweg wundervoll war, ist es eigentlich müßig, beste Lieder rauszusuchen.
Die erste der Zugaben war eine Besonderheit. Wie in Paris** kündigte Simon ein altes Lied an, das in einer neuen Version gespielt würde. "Wir werden das morgen in Berlin aufnehmen." Wie viel neben lustigem Vogelgezwitscher bei You are one of the few outsiders who really understands us neu war, weiß ich nicht genau, aber auch das "alte" Lied überzeugte vollkommen.
Und dann war da noch die Sache, die mir einen kalten Schauer einjagte... Bei Luna hatte Simon plötzlich das fieseste aller Musikinstrumente in der Hand, eine Klarinette. Ich habe bisher noch kein Konzert erlebt, bei dem dieses überflüssige Ding zum Einsatz kam, es war aber ehrlich gesagt weniger schlimm als gedacht. Warum erwähne ich das dann trotzdem? Um endlich mal den einzigen Witz über Musikinstrumente loszuwerden, den ich kenne: Wann klingt eine Klarinette am schönsten? Leise knisternd in einem Kaminfeuer...
Zwei Lieder (er)kannte ich nicht, eine Schande, weil besonders das zweite ganz ausgezeichnet war [mittlerweile weiß ich, daß das Waiting in the wings war, vielen Dank für die beiden fehlenden Namen, Amos!]. Es hatte einen schleppenden, eigentlich nicht sonderlich aufregenden Rhythmus, aber einen ganz besonderen Reiz und ging dann in Comets über. Vielleicht waren das die beiden nicht-Album-Stücke, die Fanfarlo auch in Paris gespielt hatten.
Fanfarlo sind locker so gut wie ihr Ruf und bestätigen damit allen Wind, der um sie gemacht wird! Natürlich könnte man über den Originalitäts-Aspekt diskutieren. Man kann es aber auch guten Gewissens lassen und sich an der schönen Musik erfreuen. Bis Haldern dann, liebe Fanfarlos!
Setlist Fanfarlo, Studio 672, Köln:
01: Drowning men
02: I'm a pilot
03: Harold T. Wilkins, or how to wait for a very long time
04: We live by the lake
05: Finish line
06: Atlas
07: The walls are coming down
08: Ghosts
09: Waiting in the wings
10: Comets
11: Luna
12: You are one of the few outsiders who really understands us (Z)
13: Fire escape (Z)
* alles Gesehene ohne Gewähr; ich war zu weit hinten, um viel zu erkennen
** aber da war es ein anderes Stück
Ort: Studio 672, Köln
Datum: 24.01.2010
Zuschauer: vermutlich ausverkauft
Dauer: Fanfarlo knapp 60 min, Jeannel 40 min
Als mich auf der Rückfahrt alle empfangbaren Radiosender mit scheußlichem Mist zum Deutschlandfunk vertrieben, begann da gerade eine Kultursendung mit "die Musik heute stammt von Fanfarlo, einer Band aus London."
Im Kölner Stadtgarten war trotz des fiesen Wetters (die gefrorene Variante von Dauernieselregen) richtig viel los. Der Großteil der Besucher strömte in den großen Saal, aber auch vor der Tür des Studios im Keller sammelten sich viele Leute. Beginn 20.30 h pünktlich hieß es vorher, als wir um acht ankamen, lief allerdings drinnen noch der Soundcheck, eine gute Idee, wie sich später herausstellen sollte.
Als Vorgruppe des Abends trat Jeannel aus Köln auf. Auf ihrer myspace-Seite hatte die Band das als Secret Gig angekündigt. Mit Instrumenten großer Gruppen so souverän umzugehen, spricht für ein ordentliches Selbstvertrauen. Leider hielt die Musik dieses Versprechen nicht. Handwerklich war das sicher alles nicht verkehrt, die Mischung aus 80er Dramapop Marke Evanescence und mit stampfenden Technobeats unterlegtem Ladytron und -hawke light gefiel mir allerdings überhaupt nicht. Jeannel passte auch keinesfalls zu Fanfarlo und wurde dementsprechend verhalten aufgenommen; der Beifall am Ende der 40 Minuten war spärlich und vor allem der Höflichkeit geschuldet.
Bei Fanfarlo sollte sich dies natürlich gründlich ändern.
Zunächst erschienen nur Sänger Simon und Geigerin Cathy* und trugen Drowning men in einer akustischen Version vor, die schon einmal punktgenau begeisterte. Beide hatten die schon von Oliver hier beschriebenen aufeinander abgestimmten Outfits an; wie auch der Rest der fünfköpfigen Band, der nach Ende des Stücks die Bühne des knallvollen Studio 672 betrat. Durch komplette Besetzung kam dann auch der volle Sound der Engländer zur Geltung, der Fanfarlo an die vielzitierten Arcade Fire oder Noah And The Whale oder isländische Bands erinnert (und mich manchmal an Jens Lekman); Banjo, Trompete und Geige, dazu die wundervoll zueinander passenden Stimmen von Cathy und Simon.
Mich fasziniert an Fanfarlo neben Simons irrer Stimme ganz besonders die Vorliebe für marschierende Rhythmen und Melodiewechsel. Daher war Finish line ein ganz besonderer Höhepunkt der ersten Konzerthälfte. Der Bruch im Lied, die Handclaps, hach, das war schon großartig!
Der nächste Knüller war dann Ghosts, bevor mit Comets mein Liebling des Abends folgte! Aber da das knapp einstündige Programm keinerlei Hänger hatte und durchweg wundervoll war, ist es eigentlich müßig, beste Lieder rauszusuchen.
Die erste der Zugaben war eine Besonderheit. Wie in Paris** kündigte Simon ein altes Lied an, das in einer neuen Version gespielt würde. "Wir werden das morgen in Berlin aufnehmen." Wie viel neben lustigem Vogelgezwitscher bei You are one of the few outsiders who really understands us neu war, weiß ich nicht genau, aber auch das "alte" Lied überzeugte vollkommen.
Und dann war da noch die Sache, die mir einen kalten Schauer einjagte... Bei Luna hatte Simon plötzlich das fieseste aller Musikinstrumente in der Hand, eine Klarinette. Ich habe bisher noch kein Konzert erlebt, bei dem dieses überflüssige Ding zum Einsatz kam, es war aber ehrlich gesagt weniger schlimm als gedacht. Warum erwähne ich das dann trotzdem? Um endlich mal den einzigen Witz über Musikinstrumente loszuwerden, den ich kenne: Wann klingt eine Klarinette am schönsten? Leise knisternd in einem Kaminfeuer...
Zwei Lieder (er)kannte ich nicht, eine Schande, weil besonders das zweite ganz ausgezeichnet war [mittlerweile weiß ich, daß das Waiting in the wings war, vielen Dank für die beiden fehlenden Namen, Amos!]. Es hatte einen schleppenden, eigentlich nicht sonderlich aufregenden Rhythmus, aber einen ganz besonderen Reiz und ging dann in Comets über. Vielleicht waren das die beiden nicht-Album-Stücke, die Fanfarlo auch in Paris gespielt hatten.
Fanfarlo sind locker so gut wie ihr Ruf und bestätigen damit allen Wind, der um sie gemacht wird! Natürlich könnte man über den Originalitäts-Aspekt diskutieren. Man kann es aber auch guten Gewissens lassen und sich an der schönen Musik erfreuen. Bis Haldern dann, liebe Fanfarlos!
Setlist Fanfarlo, Studio 672, Köln:
01: Drowning men
02: I'm a pilot
03: Harold T. Wilkins, or how to wait for a very long time
04: We live by the lake
05: Finish line
06: Atlas
07: The walls are coming down
08: Ghosts
09: Waiting in the wings
10: Comets
11: Luna
12: You are one of the few outsiders who really understands us (Z)
13: Fire escape (Z)
* alles Gesehene ohne Gewähr; ich war zu weit hinten, um viel zu erkennen
** aber da war es ein anderes Stück
4 Kommentare :
Schöner Bericht, Christoph, treffend beschrieben!
Die Klarinette gab es natürlich auch in Paris, aber sie hat das Lied Luna doch ganz und gar nicht versaut, oder?
Der Vergleich mit Jens Lekman ist auch absolut nachvollziehbar. Mich erinnert die Stimme von Simon im Übrigen auch noch an David Tattersall von den Wave Pictures. Verblüffend die Ähnlichkeit. Aber sie ist mit Sicherheit nicht gewollt, sondern naturgegeben.
Ist der letzte Satz fundiert oder (bisher) nur ein Wunsch?
Ansonsten bzgl. gestern: Eine Runde Neid
Huah, Name ist Nelle...
Leider ist das nur mein Wunsch, Nelle. Ich bin aber eigentlich auch ganz zuversichtlich, daß Fanfarlo weit oben auf der Haldern-Liste stehen. Wer, wenn nicht die?
Dank Amos von Fanfarlo ist die Setlist jetzt auch komplett, er konnte mir die beiden mir unbekannten Stücke nennen.
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