Freitag, 22. März 2013

Beach House, Esch-sur-Alzette, 21.03.13


Konzert: Beach House
Ort: Rockhal Club, Esch-sur-Alzette (Luxemburg)
Datum: 21.03.2013
Zuschauer: vielleicht 600
Dauer: Beach House 68 min, Sun Glitters 30 min



Liebes Tagebuch,

gut, daß es Dich gibt. Denn Du verstehst die Probleme eines Konzertabhängigen und hörst zu, ohne mitleidig die Augenbrauen zu heben. Du kannst meinen Ärger nachvollziehen, als ich erfahren hatte, daß meine Vorfreude auf Beach House in Luxemburg verfrüht war, weil ich an dem Tag ein anderes Konzert hatte - und meine Erleichterung, als Claudia Brücken, die Propaganda-Sängerin, ihre Tour verschieben musste, und Beach House damit wieder möglich machte. Und die erneute Erleichterung, dann das Crossroads Festival in Bonn mit Get Well Soon vergessen zu haben, denn wenn ich daran gedacht hätte, wäre da wieder eine schwierige Abwägung zwischen zwei Lieblingen nötig gewesen. Versteht man nicht, oder? Mein Tagebuch versteht das! Deswegen mag ich es so.


Was soll ich noch erzählen, nachdem ich 2012 vier hochklassige Beach House Konzerte gesehen und beschrieben habe? Bei Wild, dem Eröffnungsstück, war ich sehr unsicher, ob ich es mit der Band nicht langsam übertrieben habe, ob sie mir nicht anfängt, aus dem Hals zu hängen. Immerhin war die Bühnendeko anders als im vergangen Jahr. Statt der hochkant aufgestellten Lattenroste mit eingebauten Ventilatoren (siehe Archivberichte von Duisburg und Frankfurt), gab es eine Konstruktion aus unterschiedlich hohen Streifenvorhängen. Wie bei der letzten Tour war dies ein Weg, mit einfachen Mitteln viel Effekt zu erzeugen. Beach House beschäftigen offenbar einen sehr begabten Bühnendekorateur, der mit kleinen Budgets die hübschesten Hasen aus dem Zylinder zaubert.

Irgendwann wurde es bei Wild ein wenig heller, vorher hatte man die drei Musiker nur schemenhaft gesehen. Das Licht präsentierte die nächste Neuerung: Victoria Legrand trug 2012 ausschließlich einen zweireihigen Blazer mit Schulterpolstern, heute war es eine blaßgrüne Jeansjacke. Außerdem schien sie ihre Haare etwas gelichtet zu haben. Diese Beobachtungen waren der fehlenden großen Aufmerksamkeit beim Eröffnungslied geschuldet. Aber sie sind auch beruhigend. Beach House entwickeln sich weiter, auch wenn es nur Äußerlichkeiten waren. Aber so war eben schon einmal vieles anders als zuletzt.


Die acht (!) Lieder nach Wild waren brillant, mit den ersten Takten von Other people war ich angesteckt und wieder voll drin in der grandiosen Musik dieser Band, die für mich in den letzten Jahren immer wichtiger geworden ist, nachdem ich am Anfang mit ihr ziemlich gefremdelt hatte. Also irgendwie so, wie der Verlauf des Konzerts heute.

Was war bei diesen glorreichen Acht (Other people, Lazuli, Norway, Silver soul, The hours, New year, Zebra, Wishes) hervorzuheben? Bei Lazuli gab es eine Projektion auf die Dekokonstruktion hinter der Band, die mir neu war. Ich deutete die bunten Farben als den namensgebenden Stein, ähh, das namensgebende Mineral (vgl. hier), es sah auf jeden Fall hübsch aus. The hours hatte einen besonders sexy gehauchten Anfang! Und diese Stelle bei New year, wenn die Tonart nach oben transformiert wird, ist immer der beste Moment eines Konzerts der Amerikaner.

Heart of chambers von Devotion war das besondere, überraschende Lied des Sets, ein feststehendes Element der Band. Allerdings ist das Stück auch im Vergleich zu den Ohrwürmern ein wenig schlicht. Es bremste den Schwung etwas ab, vermutlich vollkommen beabsichtigt.

Denn mit den finalen vier Stücken drehten Beach House im wahrsten Sinne des Wortes noch einmal richtig auf. Jedes der Lieder wurde zum Ende hin enorm laut, Myth und 10 mile stereo ganz besonders!

Victoria hatte die Jeansjacke irgendwann gegen eine silberne Pailletten-Jacke ausgetauscht, die aber auch irgendwann wegkam. Dafür glitzerte die Rückwand immer häufiger. Auch hier waren die Mittel wieder einfach aber sehr wirkungsvoll! Beim grand finale, bei Irene, blitzten Stoboskop, Lichtstrahlen dahinter, der funkelnde Streifenvorhang um die Wette, während laute Explosions-In-The-Sky Gitarren musikalisch strahlten - umwerfend!

Heute morgen bekam ich bei Facebook um die Ohren gehauen, daß die Foals seit Jahren nur noch langweilig seien. Bei Beach House ist das vielleicht auch Hipsters Meinung. Auf so etwas gebe ich nichts. Das war heute wieder ein großer Knüller einer Band, ohne die es nicht geht.

Und jetzt klappe ich Dich für heute zu, liebes Tagebuch.*

Setlist Beach House, Rockhal, Esch-sur-Alzette:

01: Wild
02: Other people
03: Lazuli
04: Norway
05: Silver soul
06: The hours
07: New Year
08: Zebra
09: Wishes
10: Heart of chambers
11: Take care
12: Myth
13: 10 mile stereo
14: Irene

Links:

- aus unserem Archiv:
- Beach House, Köln, 16.11.12
- Beach House, Frankfurt, 29.08.12
- Beach House, Duisburg, 28.08.12
- Beach House, Paris, 26.08.12
- Beach House, Barcelona, 03.06.12
- Beach House, Paris, 29.05.12
- Beach House, Köln, 14.11.10
- Beach House, Paris, 04.11.10
- Beach House, Frankfurt, 16.08.10
- Beach House, Paris, 03.06.10
- Beach House, Paris, 20.02.10
- Beach House, Paris, 24.05.08

* Sun Glitters, das Vorprogramm, war ein einzelner DJ, der ein halbstündiges Stück spielte, dazu Knöpfe drehte und tanzte. Auf der Vorderseite seines Pults liefen Animationen. Klingt das spannend? War es nicht.





1 Kommentare :

Hans hat gesagt…

200 Zuschauer? Knapp verschätzt sag ich mal. Waren wohl so 600. In den Rockhal Club passen übrigens 1100 Zuschauer. Man verschätzt sich leicht:)

Schade, dass Walk in Park nicht gespielt wurde.

 

Konzerttagebuch © 2010

Blogger Templates by Splashy Templates