Konzert: Stereophonics
Ort: Kesselhaus in der Kulturbrauereih/Berlin
Zuschauer: fast ausverkauft/keine Ahnung
Datum: 12.03.2013
Dauer: 115 Minuten
von Tobias aus Berlin
Mal abgesehen davon, dass sie nur eine Einbahnstraße ist, unterliegt eine Liebesbeziehung die man zu einer Band hat, im Grunde genommen genau den selben Gesetzmäßigkeiten, die für die Liebe zwischen zwei Menschen gelten. Grob geschrieben gibt es genau drei Wege wie das mit der Liebe laufen kann. Man liebt sich für immer und ewig und wenn sie nicht gestorben sind, dann rennt man immer wieder auf ihre Gigs und liebt alle neuen Scheiben. Rosa all over the place. In der schwarzen Welt hingegen, ist von der anfänglich heißen Liebe im schlimmsten Fall nur noch Hass und Verleugnung übrig. Und dann gibt es den Mittelweg, auf dem man sich hin und wieder mal trifft, ein bisschen Spaß miteinander hat um dann wieder für einige Zeit nichts voneinander hört. Und genau diese Beziehung führe ich mit den Stereophonics. In der Zeit vom zauberhaften Word Gets Around bis zum großartigen You Gotta Go There To Come Back haben wir uns nächtelang geliebt. Später? Not so much. Doch auch wenn die guten Songs über die Jahre weniger wurden (das wirklich nette kleine Soloalbum von Sänger Kelly Jones mal ausgenommen), haben die Stereophonics es durch eine gute Tourfrequenz immer geschafft mich bei der Stange zu halten. Mich und wahrscheinlich einen Großteil ihrer Fans, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass es viele gibt die etwa Graffiti On A Train lieber hören würden, als sagen wir Same Size Feet.
Zieht man das in Betracht, wundert es einen kein Stück weit, dass das Kesselhaus in der Kulturbrauerei an diesem Abend nur wenige unter 27 anlockt. Gut gefüllt ist es jedenfalls, auch die Empore ist mit Railbirds voll bestückt. Ich könnte übrigens schwören, dass dort das ganze Konzert über kein einziger auch nur mit dem Kopf genickt hat. Aber gut, nur weil ich derartiges Verhalten auf Konzerten nicht verstehe, heißt das ja noch lange nicht, dass Balkonsteher komische Menschen sind. Ach papperlapapp, genau das sind sie. Egal, meine eigene Pre-Konzertroutine, bestehend aus einem ordentlichen Mahl und ein paar Warm-Up Drinks mit Freunden, wurde auf Grund von Störungen im Betriebsablauf (Danke, Deutsche Bahn!) auf ein hastiges koreanisches Süppchen und zwei kleine Sturzbier zusammengeschrumpft. Schade drum, sind die Stereophonics doch eine klassische SechsBierBand (drei davor, zwei dabei, eins danach, dann verschwitzt und erschossen ab nach Haus).
Pünktlich um neun, stehen Kelly und die Jungs dann auf der Bühne. Mit Bartender and Thief, Thousand Trees und Superman, geht es gleich sehr vertraut los. Die Stimmung könnte zwar besser sein, die Band jedoch, kommt in sehr guter Form daher. Auf die drei alten Songs folgen danach gleich mal 4 (!) Songs vom gerade erschienenen Album Graffiti on a Train. Und siehe da, was auf Platte doch sehr zwischen einfallslos (Titelsong) und putzig kitschig (Indian Summer) daherkommt, funktioniert live doch erstaunlich gut. Da muss ich wohl zu Hause doch noch mal rein hören (natürlich erst nachdem ich 20 Mal das neue Suede-Album gehört habe!!!). Das Publikum ist auch ganz angetan und wird für das artige mitsummen auch prompt mit den erstklassigen Hymnen Mr. Writer und Maybe Tomorrow belohnt. Womit der Gig an seinem ungewöhnlichsten Moment angelangt wäre. Caught Cheating. Eine langsame, im positiven Sinne weinerliche Bluesnummer, die man vielleicht am ehesten bei Muddy Waters verorten würde. Auf dem Album wirkt der Song schräg, komisch deplatziert und auch im Kesselhaus reiben sich viele erst einmal ungläubig die Ohren, um dann jedoch schnell der schlichten Schönheit von Song und Gesang ordentlich Tribut zu zollen. Ein für den weiteren Verlauf des Gigs wichtiger Come Together-Moment für Publikum und Band. Von da an läuft es wie geschmiert. Dutzende Kehlen singen inbrünstig Same Size Feet und Just Looking Refrains zurück auf die Bühne. Berlin ist warm geworden. Selbst Violins and Tambourines, auf dem neuen neuen Album eigentlich eine 7- minütige Übung in prätentiöser Langeweile, klingt jetzt gar nicht schlecht (Waren zwei Bier doch genug?). Mit Local Boy In The Photograph geht es in die „zu kurz zum Bier holen“-Zugabenpause. Noch ein neuer Song und dann ging es mit Traffic, Have A Nice Day und Dakota ab ins Anthem-Finale-Furioso. Nach 22 Songs und knapp zwei Stunden (sehr anständig für einen one- off-Promotion Gig) waren so ziemlich alle zufrieden, einige gut angeschwitzt und meine Wenigkeit ausgesprochen happy, dem Ruf der Stereophonics wieder einmal gefolgt zu sein. Kelly Jones verabschiedet mit dem Hinweis auf eine größere Sommertour samt Festivals (tippe mal auf Southside/Hurricane) und drei Minuten nach Konzertende, konnte man an der Bar keine Drinks mehr kaufen. The End.
Setlist Stereophonics, Kesselhaus in der Kulturbrauerei, Berlin:
01. The Bartender and the Thief
02. A Thousand Trees
03. Superman
04. Graffiti on the Train
05. Indian Summer
06. Take Me
07. Catacomb
08. Mr Writer
09. Maybe Tomorrow
10. Been Caught Cheating
11. In a Moment
12. Could You Be The One?
13. Same Size Feet
14. Violins and Tambourines
15. Just Looking
16. Roll the Dice
17. No-one's Perfect
18. Local Boy in the Photograph
19. We Share the Same Sun (Z)
20. Traffic (Z)
21. Have a Nice Day (Z)
22. Dakota (Z)
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