Sonntag, 3. März 2013

Meursault, Karlsruhe, 01.03.13



Konzert mit Meursault
Ort: Karlsruhe
Datum: 01.03.2013 
Zuschauer: 25
Konzertdauer:  65 Minuten 


A Fair Exchange (Meursault)

I will tear you down
and that way I’ll stay new.
A memory is better than a ruin.
Somethings will take time.
Somethings time will take.

Oh, I will choose
my best times and I’ll burn them down.
It’s better off in thin air than on thin ground.
Somethings will take time.
Somethings time will take.



Am 1. März schenkten uns Meursault in der Karlsruher Waldstadt einen Abend, den uns die Zeit jedenfalls nicht mehr nehmen wird. Wie sie da gelandet sind? Eine wirklich gute Frage ... in Edinburgh da füllen die Jungs um den Poeten Neil Pennycook Säle mit 1000 Leuten und spielen dann auch mal mit knapp 20 Musikern.

Aber wie heißt es so schön: Leben ist das was geschieht, während du andere Pläne machst. Meursault hatte ich auf meinem inneren Konzertplan für den 28. Februar im Rahmen des Between the Beats Festivals in Lörrach. Für den 1. März gab es dort auch ein tolles Line-up, aber ich wollte mir Sophie Hunger im Tollhaus auf keinen Fall entgehen lassen. Dann kam Ende Februar eine Nachricht: Hallo, Du hast doch Boho Dancer mal aus der Patsche geholfen. Kannst Du das für Meursault am 1. März auch noch einmal tun?




Ich war hin- und hergerissen und habe dann einen etwas verrückten Vorschlag gemacht: Meursault bei uns am frühen Abend als mein persönliches Vorprogramm für Sophie Hunger im Tollhaus. Ich war sehr nervös, ob ich diesem Plan nicht sein scheitern einprogrammiert hatte. Alles hing davon ab, dass der Zeitplan einigermaßen eingehalten wird. Andererseits war der frühabendliche Termin ein gutes Argument für alle Freunde, die für Freitag schon etwas vorhatten: Ihr könnt den Abend so bei uns beginnen! 




Und dann wurde es einfach nur großartig. Die Band klingelte kurz nach 17 Uhr an und es waren drei unglaublich nette Typen. Wir aßen schnell etwas Suppe und ab 18 Uhr füllte sich das Wohnzimmer sehr schnell fast bis an den Rand. Zwei liebe Freundinnen kamen sogar extra aus Stuttgart. Alle packten mit an. Einer stand in der Küche und machte für alle Waffeln. Zwei Mädchen ließen alle ihre neusten Sticker bewundern.  Derweilen hatte die Band fix alles arrangiert und begann 18:20 Uhr mit einem Set, dass voller Emotionen war. Los ging es am Klavier. Dann wurden Ukulele, Gitarre und ein hier abfotographiertes lustiges Gerät eingesetzt. Von Sam Mallalieu gab es dezente Unterstützung am Schlagzeug und Rob St. John platzierte Loops, Keyboards, Bass und oft eine zweite Stimme dazu. Aber das prägende war die Stimme von Neil, die zum Teil erschreckend und verschreckend laut Trauer und Wut hinausrief, aber auch sanft und humorvoll sein konnte. In den Ansagen bekamen wir einige Hintergründe erläutert, aber sie wurden auch dazu genutzt, ein richtiges Zwiegespräch mit dem Publikum zu führen. Es schien so, als würde sich die Band auch umsorgt, geborgen und an einem guten Ort fühlen.

Das Publikum hatten die drei Musiker jedenfalls sofort auf ihrer Seite und ich war doch etwas erleichtert, wie gut sich alle auf die herbe und mitunter verstörende Spielart von Folk einließen. Nach einer Zugabe war 19:30 Uhr die Musik zu Ende, aber fast alle haben auch noch persönlich ein paar Worte gefunden, um der Band zu danken beim CD- und Plattenkauf oder auch einfach nur so. Der "harte Kern" blieb sitzen bis kurz bevor ich aus dem Tollhaus zurückkam. Was für ein Abend!


Ich war nach dem Konzert eigentlich zu aufgewühlt, um mit Vorfreude zu Sophie Hunger aufzubrechen. Einmal war ich kurz davor, wieder umzukehren und den Abend lieber mit den Sympathen zu verquatschen. 

Aber wir haben dann noch um Mitternacht und am nächsten Morgen beim Frühstück die Gelegenheit genutzt, über die Rolle der Texte in der Musik, deutsche Bands (mehr die Ignoranz der Briten für Musik außerhalb von US und UK), Jobs, St. Giles in Oxford und das Wohnen in einem ehemaligen Irrenhaus, Mindestlöhne, gefährliche Situationen im Straßenverkehr, verpasste Fähren, die richtige Dosis Whiskey und dergleichen wichtige Dinge zu unterhalten. Dann musste ich sie schweren Herzens weiterziehen lassen. 
 
Ein Glück, dass ich ein bisschen unvernünftig war und ein Glück, dass alle dazu beigetragen haben, dass es ein wunderschönes gemeinsames Erlebnis wurde.

Es wird noch ein bisschen Zeit brauchen, dieses Konzert zu verarbeiten.
 


Tourdaten:
05.03. Schon Schön, Mainz
06.03. Wohngemeinschaft, Köln
07.03. La Catrina, Zürich
08.03. Merlin, Stuttgart
09.03. Posthof, Linz 

Eike vom klienicum hat sehr schöne und meiner Meinung nach treffende Worte gefunden, um die Musik von Meursault zu beschreiben: "findiger folk, der sich nicht am akustischen abreibt, sondern neuzeitliches gerät nutzt, um farbe ins spiel zu bringen. lustvoll jederzeit, manisch zuweilen, aber immer mit aufhängern, an denen es sich prima auspendeln lässt. da schraffelt die guitar, fröhlich wird die melodie aus den streichern gesägt, der gesang angeschrägt und mutig."

Meursault im klienicum 2009
und 2010 






 

Konzerttagebuch © 2010

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