Sonntag, 23. September 2012

Amanda Mair, Paris, 21 & 22.09.12


Amanda Mair
Orte: Le Môtel und L'Institut Suédois, Paris
Daten: 21 & 22.09. 2012
Zuschauer: Môtel: etwa 30, Institut Suédois gut 200
Konzertdauer: jeweils etwa 35 Minuten



Hätte ich das Debütalbum der extrem jungen Schwedin Amanda Mair (wie alt ist sie? 17? 18?) vorher gehört, wäre ich höchstwahrscheinlich nicht zu ihren beiden kurzen Pariser Konzerten an diesem Wochenende gegangen. Viel zu glatt und poppig ist das Ganze geworden, ohne jede Ecke und Kante, überzuckert und mainstreamlastig produziert. Allein schon das Cover, wie eine Werbung für ein Deo!



Vielleicht war dies auch der Grund, daß das ursprünglich in der 500 Zuschauer fassenden Flèche d'or zusammen mit Helio Sequence (USA) geplante Konzert am Freitag weger schwacher Vorverkaufszahlen gecancelt wurde. Zum zweiten Mal in diesem Jahr im Übrigen, denn schon vor ein paar Monaten war Amanda Mair (damals mit La Sera) hier angesetzt gewesen, bevor der Gig kurzfristig abgesagt wurde.



Die arme Amanda, nun musste sie ersatzweise mit dem winzigen Le Môtel vorlieb nehmen. Ein eher ranziger Ort, in dem sich in der Regel kleine französische Indiebands vor ein paar Freunden abmühen und erste Erfahrungen sammeln. Allerdings auch eine Kultstätte, weil hier viele Musiker verkehren, die Location als After Show-Ort sehr beliebt ist und hier auch schon Asse wie Liz Green, Loney Dear, Mina Tindle und Peter Doherty gespielt haben.



Als ich gegen 21 Uhr ins Môtel eintrat, spielte Amanda auf der winzigen Bühne gerade ihr erstes Lied auf ihrem elektrischen Piano. Die Köpfe der bereits anwesenden Leute vor mir erschwerten mir den Blick auf die Sängerin. Erst später konnte ich erkennen, wie puppig das Küken aussah. Aber Pluspunkte für niedliches Aussehen wollte ich heute, wie auch sonst, keine verteilen.



Mir fiel ziemlich bald unangenehm auf, daß viele Leute, die auf den Sofas rumhingen, laut plapperten. Das war in diesem winzigen Raum besonders störend, da man teilweise Schwierigkeiten hatte, den Gesang und die Ansagen zwischen den Songs zu verstehen. Dabei war die Stimme von Amanda wirklich schön. Den in der Presse oft gebrachten Kate Bush-Vergleich konnte ich allerdings nicht nachvollziehen, ich hörte wenn überhaupt gewisse Parallelen zu Frida Hyvönen, vielleicht auch deshalb, weil beide Pianistinnen sind. Allerdings waren die Texte von Amanda weit von dem herrlichen Zynismus und der Ironie von Frida entfernt. Ihre Lieder drehten sich um den typischen Liebeskummer bei Teenagern und ähnliche Themen. Allerdings muss man bedenken, daß Amanda beim Schreiben der Lyrics teilweise erst 15 Jahre alt gewesen ist und man insofern kaum ein reifes Songwriting erwarten kann. Milde im Urteil ist also gefragt und es wäre ungerecht, Amanda Mair jegliches Talent abzusprechen. Ich traue es ihr durchaus zu, in den nächsten Jahren bessere Texte zu schreiben und auch interessantere Arrangements hinzukriegen. Die Stimme ist da, das Gefühl auch und das Pianospiel wußte ebenfalls zu betören.



In der Vergleich zum Album reduzierten Variante gab es ein paar Lieder mit Potential. Skinnarvisberget, ein Lied über einen Berg (klar!) bei Stockholm und Leaving Early gehörten sicherlich dazu. Letztgenannter Titel hatte wirklich eine gute Melodie und zumindest die Qualität eines "guilty pleasure".



Am nächsten Tag spielte Amada dann das Ganze nochmal im äußerst gut besuchten schwedischen Kulturinstitut. Diesmal musizierte sie an einem wundervollen klassischen Konzertflügel und nun konnte man auch ihre Stimme deutlich besser und nuancierter hören. Die Leute standen dicht an dicht, hörten bis auf wenige Ausnahmen still und bedächtig zu und spendierten der jungen Dame ordentlich Beifall. Hier wurde nochmal deutlich, daß Amanda Mair Talent hat und zukünftig definitiv in der Lage sein wird, bessere Alben zu produzieren. Sie müsste sich mit den richtigen Leuten umgeben, vielleicht mal Loney Dear oder Anna Ternheim zu Rate ziehen und fragen, wie die ihre Songs schreiben. In der schwedischen Musikszene gibt es so viele gute Künstler, da muss es doch möglich sein, der hübschen Amanda auf die Sprünge zu helfen, oder etwa nicht?

Setlist Amanda Mair, Le Môtel, Paris:

01: Doubt
02: You've Been here Before
03: House
04: Before
05: Leaving Early
06: Sense 
07: Skinnarviksberget




2 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank für die Bilder und den gut geschriebenen Bericht. Ein Hinweis: Flêche d'Or wurde abgesagt aufgrund finanzieller Schwierigkeiten des Veranstalters.
Grüße vom Admin vom Fans of Amanda Mair Forum

Oliver Peel hat gesagt…

Danke für den Hinweis und die Erklärung, warum das Konzert in der Fléche d'or leider abgesagt wurde. Von den zwei Konzerten von Amanda habe ich noch mehr Fotos:

http://www.flickr.com/photos/oliverpeel/sets/72157631600027460/

 

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