Konzert: My Brightest Diamond
Ort: Festival Le Rock Dans Tous Ses Etats, Evreux, Normandie
Datum: 27.06.2008
Zuschauer: ein paar hundert
Konzertdauer: 45-50 Minuten
Konzertbühne: Papa Mobil
Ein wichtiges Argument, zum ersten mal bereits am ersten Festivaltag in der schönen Normandie aufzukreuzen, war für mich der Auftritt von Shara Worden aka My Brightest Diamond.
Die zierliche Amerikanerin mit der glockenhellen Stimme gehört definitiv zu meinen Lieblingssängerinnen. Bereits drei mal war ich zuvor live Zeuge ihres beeindruckenden Talentes und der unglaublich breiten stimmlichen Palette. Zudem hat das kleine Persönchen auch ihr Gitarrenspiel perfektioniert, so dass man wirklich von einer Ausnahmekünstlerin sprechen kann, die ausserdem in Frankreich besonders beliebt ist.
Das liegt zum einen an ihrer liebenswürdigen und niedlichen Art, zum anderen aber auch daran, dass sie in Paris bereits Lieder auf französisch vorgetragen hat und zwar mit einem beachtlich guten Akzent. Wer den Patriotismus der Franzosen kennt, kann sich ausmalen, dass Shara damit etliche Pluspunkte bei den Frenchies gesammelt hat.
Auch heute gab es wieder ein Lied in der Sprache von Molière und zwar "Youkali", komponiert von Kurt Weill und von Shara Worden unter ihrem ehemaligen Projektnamen Awry auf dem Minialbum "Quiet B-Sides" veröffentlicht. Natürlich wurde dieser Chanson begeistert aufgenommen und Shara murmelte ob der euphorischen Resonanz vor sich hin: "I should have learned more french songs".
Aber allein an der Beherrschung französischen Liedgutes lag es nicht, dass dieser Festivalauftritt ein gelungener wurde. Mademoiselle Worden hat nämlich deutlich mehr zu bieten, als eine tadellose französische Aussprache. Neben ihrem natürlichen Charme und dem schelmischen Humor sind es vor allem natürlich die vielen starken Lieder, die begeistern. Und davon gibt es auch auf dem neuen Album "A Thousand Shark's Teeth" so einige.
Gleich der Opener "Inside A Boy" war ein Highlight. Ein mysteriöses, düsteres Stück, getragen von der facettenreichen Stimme von Shara und einigen fast brachialen Gitarrenriffs im Stile von PJ Harvey. Zur Perfektion fehlte eigentlich nur ein Drummer, der dieses energiegeladene Stück Musik hätte aufmöbeln können. Es musste aber heute ohne Schlagzeug gehen, My Brightest Diamond war ganz alleine gekommen. Diesbezüglich machte Shara später auch eines ihrer köstlichen Witzchen: "Don't you like my drummer?- "He is amazing isn't he?" und während sie das aussprach, stampfte sie mit dem Fuss energisch auf den Boden...
Ein weiteres neues Lied kam an dritter Stelle. Zu "Black And Costaud" schrie Shara zu Beginn in diesen seltsamen Kasten, der als Stimmverzerrer dient und intonierte mit gerolltem "r" französische Sätze, bevor der Text auf englisch weiterging. Wie ich schon bei meiner letzten My Brightest Diamond Review erläutert hatte, stammen die Lyrics von Maurice Ravel. Er hat sie 1925 für die Oper "L'enfant et les sortilèges" geschrieben. Ein toller Titel!
Neu im Programm ist auch das eigenwillige und leicht an Björk erinnernde "Apples". Ein trippelndes, rhythmisches Stück voller Geheimnisse und Rätsel, zu dem das Publikum von Anfang an gut mitging. Shara spielte dabei auf einem kleinen Kasten, dessen Namen ich allerdings nicht kenne. Spezialisten mögen mir bitte mitteilen, wie man dieses Instrument nennt, mit dem man diese kuriosen Töne erzeugen kann...
In der Folge ging es mit starken Klassikern wie dem fetzigen "Golden Star" und "Dragonfly" ("a song about flying things") weiter und auch Anekdoten wurden erneut nicht ausgespart.
Miss Worden erklärte nämlich, dass sie ihr Jacket am Haken an der Tür vergessen hatte und deshalb notgedrungen ein neues kaufen musste. Sie entschied sich für eine (winzige) knallrote Weste, "to spice it up a little bit"...
Sie sähe jetzt wohl aus, wie ein Zirkusdirektor (" a circus conductor guy") und wollte deshalb umgehend wissen, wie man diesen Herrn, denn auf französisch nenne. "Monsieur Loyal" riefen ihr daraufhin einige Fans entgegen. Sie wiederholte: "Yes, a Monsieuer Loyal", that is what I'm trying to look like" und sprach dabei den englischen Satz mit einem hochkomischen französischen Akzent aus. Köstlich!
Mit dem mir bereits bekannten Prince Cover "When Doves Cry" ging schliesslich nach knapp 50 Minuten ein erneut hochklassiges und unterhaltsames Konzert von My Brightest Diamond zu Ende. Schön war's...
Setlist My Brightest Diamond, Le Rock Dans Tous Ses Etats, Evreux:
01: Inside A Boy
02: Something Of An End
03: Black And Costaud
04: Apples
05: Golden Star
06: Dragonfly
07: Disappear
08: Ukulele Song (lalalalala)
09: Youkali (Kurt Weill)
10: When Doves Cry (Prince Cover)
2 Kommentare :
hier muss doch mal ein deutliches lob für die fotos loswerden.
ich muss, natürlich!
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