Konzert: The Strange Death of Liberal England
Ort: Blue Shell, Köln
Datum: 29.10.2007
Zuschauer: recht gut gefüllt
Als Kind habe ich den Zirkus geliebt. Diese Liebe ist aber ganz schnell vergangen. Heute kann man mich mit Kleinkunst jagen. Als gestern kurz nach Betreten des Blue Shell ein paar Typen in Zirkus-Outfits durch den Laden liefen, war einer meiner Gedanken "Laß das bitte nicht The Strange Death of Liberal England sein". Als die lustigen Zirkustypen dann um neun ihre Instrumente nahmen und losspielten, war ich erleichtert, es war die Vorgruppe, laut Bassdrum "Blind Circus" aus Wiesbaden. Die Band (Sänger "Paul Night", Gitarrist "Ben Scene", Bassist "Jet" und Schlagzeuger "Max Hooligan", alles kein Witz, das sind ihre Künstlernamen laut myspace...) war die mit Abstand schlimmste Gruppe, die ich in den letzten Jahren gesehen habe (Panda! Ick liebe Dir seit jestern!). Ein halbes Lied haben wir in der vorderen Blue Shell Hälfte ausgehalten, danach flüchteten offensichtlich alle, die wegen TSDOLE da waren, ganz nach hinten, während erschreckend viele sehr enthusiastische Leute vorne tobten (ich denke, das waren die Klassenkameraden der Zirkus-Gestalten).
Blind Circus machte vollkommen ironiefrei die ganz schlechte Sorte von 70er Jahre Rock. Das gepaart mit allen außerhalb von Wacken lange geächteten Hard-Rockstar-Gesten und dazu die Zirkuskostümierungen waren für Ohr und Auge viel zu viel. Irgendwann stürmte dann noch ein italienischer Freund der Band auf Sänger "Paul Night" zu, der ihn ankumpelte und eine Tour durch Italien verprach. Der als Zirkusdirektor mit Cut-Jacke und Zylinder bekleidete Sänger war offenbar nicht mit den Konditionen ihres Auftritts zufrieden, er rief dann nämlich noch auf viel Bier zu trinken, "damit wir auf unsere Kosten kommen - ein kleiner Seitenhieb!"
Blind Circus hörten gar nicht mehr auf und spielten unerträglich lange 50 Minuten, das war Halloween, zwei Tage zu früh.
Blind Circus machte vollkommen ironiefrei die ganz schlechte Sorte von 70er Jahre Rock. Das gepaart mit allen außerhalb von Wacken lange geächteten Hard-Rockstar-Gesten und dazu die Zirkuskostümierungen waren für Ohr und Auge viel zu viel. Irgendwann stürmte dann noch ein italienischer Freund der Band auf Sänger "Paul Night" zu, der ihn ankumpelte und eine Tour durch Italien verprach. Der als Zirkusdirektor mit Cut-Jacke und Zylinder bekleidete Sänger war offenbar nicht mit den Konditionen ihres Auftritts zufrieden, er rief dann nämlich noch auf viel Bier zu trinken, "damit wir auf unsere Kosten kommen - ein kleiner Seitenhieb!"
Blind Circus hörten gar nicht mehr auf und spielten unerträglich lange 50 Minuten, das war Halloween, zwei Tage zu früh.
Setlist Blind Circus Blue Shell Köln:
01: Visions
02: Long D.
03: Blue lady
04: We came to rock
05: Tempest
06: Higher than high
07: On my way
08: Latina
09: Right or wrong
10: Dream
11: Dead night
12: Sweet
13: Blues punk
Während die Kleinkünstler von der Bühne gingen und die echten Musiker ihre Ausrüstung aufbauten und ihre Instrumente abstimmten, stürmte "Paul Night" noch einmal nach vorne, ließ sich nicht davon abschrecken, daß das Mikro schon aufgebaut war und TSDOLE-Sänger Adam gerade die Pedale installierte, um schnell noch aufzurufen, ihre T-Shirts zu kaufen oder wenigstens Bier zu trinken. Da gab es offensichtlich statt Kinderstube auch nur ein Fernsehzimmer.
Aber Schluß mit dem Zirkus (Entschuldigung...!). Kurz nach zehn kam dann der spannende Teil des Abends. TSDOLE sind eine der vielen aufregenden Bands aus England, die gerade auch hier bekannter werden. Die nach einem Buch über den Untergang der Liberal Party in England benannte Gruppe aus Portsmouth fällt aber unter den vielen guten Bands durch einen ganz eigenen Stil auf. Als Referenzen werden oft Arcade Fire, die Decemberists oder die Pixies genannt, mir kam ab und zu auch The Kissaway Trail aus Dänemark in den Sinn, vor allem bei den Passagen, in denen alle TSDOLE-Mitglieder singen, es ist aber eine ganz eigenständige Musik, die TSDOLE machen, so daß die Referenzen höchstens als Einordnungspunkte taugen.
Die Band mit dem langen Namen besteht aus Gitarrist und Sänger Adam Woolway, einem großen rothaarigen Lockenkopf, Kelly Jones (Bass, Keyboard und auch Schlagzeug), Andrew Wright, Andrew Summerly und Will Charlton (bei denen drei weiß ich nicht, wer wer ist). Das Debütalbum der Band "Forward March!" ist im Juli bei Rough Trade erschienen und enthält acht komplexe, sehr gitarrige Lieder, die mich bei jedem Hören mehr begeistern.
Als die Band fertig aufgebaut hatte, hielt der Keyboarder ein handgeschriebenes Pappschild mit dem Bandnamen hoch und das Konzert begann. Solche Schilder hielten die jungen Musiker immer mal wieder hoch, um Liedtitel anzusagen. Andere Ansagen gab es nämlich auch nicht. Außer dem Gesang sprachen die fünf Engländer kein Wort während des Auftritts. Auch wenn ich jetzt Gefahr laufe, mir zu widersprechen, weil ich die kargen Ansagen bei Amy Winehouse kritisiert habe, gehört es bei TSDOLE offenbar zum Konzept und paßt, denn durch belanglose Ansagen wäre der Gesamteindruck gestört worden. Was zu sagen war, sagten sie auf Pappschildern.
Adam und Band spielten ein paar mir unbekannte Stücke, darunter ein Lied mit dem Titel "Angelou, Angelou, Angelou", das besonders fabelhaft war. Der Klang der Gruppe wird live von Gitarre und Schlagzeug beherrscht. Adams Stimme wirkt mehr wie ein Instrument als wirklich wie eine Stimme, das macht vielleicht den besonderen Stil der Lieder aus. Ähnliches war mir beim ersten Hören von Polarkreis 18 in den Sinn gekommen. Ähnlich wie bei Arcade Fire wurden die Instrumente kräftig durchgemischt. Bis auf Adam wechselten alle ihre Plätze irgendwann, es gab zum Beispiel drei verschiedene Schlagzeuger.
Ab und zu wurde es etwas ruhiger, bei den Liedern, die die Band dann auch in die Folkecke rücken, beherrschend waren aber laute und eindringliche Klänge. Mich hat der Auftritt der Südengländer mächtig beeindruckt. TSDOLE ist eine hochinteressante und wirklich aufregende junge Band, die mit ihren ersten Konzerten in Deutschland sicher viele neue Fans von sich begeistert. Köln war nach Hamburg der zweite Auftritt hier.
Aber Schluß mit dem Zirkus (Entschuldigung...!). Kurz nach zehn kam dann der spannende Teil des Abends. TSDOLE sind eine der vielen aufregenden Bands aus England, die gerade auch hier bekannter werden. Die nach einem Buch über den Untergang der Liberal Party in England benannte Gruppe aus Portsmouth fällt aber unter den vielen guten Bands durch einen ganz eigenen Stil auf. Als Referenzen werden oft Arcade Fire, die Decemberists oder die Pixies genannt, mir kam ab und zu auch The Kissaway Trail aus Dänemark in den Sinn, vor allem bei den Passagen, in denen alle TSDOLE-Mitglieder singen, es ist aber eine ganz eigenständige Musik, die TSDOLE machen, so daß die Referenzen höchstens als Einordnungspunkte taugen.
Die Band mit dem langen Namen besteht aus Gitarrist und Sänger Adam Woolway, einem großen rothaarigen Lockenkopf, Kelly Jones (Bass, Keyboard und auch Schlagzeug), Andrew Wright, Andrew Summerly und Will Charlton (bei denen drei weiß ich nicht, wer wer ist). Das Debütalbum der Band "Forward March!" ist im Juli bei Rough Trade erschienen und enthält acht komplexe, sehr gitarrige Lieder, die mich bei jedem Hören mehr begeistern.
Als die Band fertig aufgebaut hatte, hielt der Keyboarder ein handgeschriebenes Pappschild mit dem Bandnamen hoch und das Konzert begann. Solche Schilder hielten die jungen Musiker immer mal wieder hoch, um Liedtitel anzusagen. Andere Ansagen gab es nämlich auch nicht. Außer dem Gesang sprachen die fünf Engländer kein Wort während des Auftritts. Auch wenn ich jetzt Gefahr laufe, mir zu widersprechen, weil ich die kargen Ansagen bei Amy Winehouse kritisiert habe, gehört es bei TSDOLE offenbar zum Konzept und paßt, denn durch belanglose Ansagen wäre der Gesamteindruck gestört worden. Was zu sagen war, sagten sie auf Pappschildern.
Adam und Band spielten ein paar mir unbekannte Stücke, darunter ein Lied mit dem Titel "Angelou, Angelou, Angelou", das besonders fabelhaft war. Der Klang der Gruppe wird live von Gitarre und Schlagzeug beherrscht. Adams Stimme wirkt mehr wie ein Instrument als wirklich wie eine Stimme, das macht vielleicht den besonderen Stil der Lieder aus. Ähnliches war mir beim ersten Hören von Polarkreis 18 in den Sinn gekommen. Ähnlich wie bei Arcade Fire wurden die Instrumente kräftig durchgemischt. Bis auf Adam wechselten alle ihre Plätze irgendwann, es gab zum Beispiel drei verschiedene Schlagzeuger.
Ab und zu wurde es etwas ruhiger, bei den Liedern, die die Band dann auch in die Folkecke rücken, beherrschend waren aber laute und eindringliche Klänge. Mich hat der Auftritt der Südengländer mächtig beeindruckt. TSDOLE ist eine hochinteressante und wirklich aufregende junge Band, die mit ihren ersten Konzerten in Deutschland sicher viele neue Fans von sich begeistert. Köln war nach Hamburg der zweite Auftritt hier.
Setlist The Strange Death of Liberal England Blue Shell Köln*:
01: Lines
02: Modern folk song
03: Oh solitude
04: God damn broke & broken hearted
05: A day another day
06: Statue of broken bottles
07: Angelou, Angelou, Angelou
08: An old fashioned war
09: Scared to death
10: I saw evil
* vielen Dank an Adam für die Setlist. Und viele Grüße, falls Du den Bericht gefunden hast. Ihr wart toll! :-)
Fotos und Links folgen!
4 Kommentare :
I SAW EVIL!
Ich finde die Stücke, die man von Blind Circus bei MySpace hören kann nicht schlecht.
Ohnehin mag ich Blues-Rock, insofern hätten mir Blind Circus wahrscheinlich gefallen.
Aber ich habe nicht immer den gleichen Geschmack meines Mitbloggers Christoph und finde das auch gut so.
Wir müssen nicht immer einer Meinung sein.
sorry...christoph.....da hast du scheinbar was missverstanden.....denn von den bier-einnahmen haben wir keinen cent gesehen....geschweige denn von irgendwelchen eintritts-einnahmen......geschweige denn von irgendwelchem sprittgeld...was man normalerweise von jedem halbwegs anständigen veranstalter gezahlt bekommt.......oh..und das leute die auf der gästeliste stehen plötzlich vollen eintritt zahlen müssen war mir auch neu.....entschuldige wenn ich deswegen ein wenig aufgebracht war...
ich muss dir allerdings rechtgeben, dass ich nach unserem auftritt nicht mehr auf die bühne hätte rennen sollen......mein fehler!...so schlimm wie du es darstellst war es jedoch mit sicherheit nicht....
schade, dass dir die musik nicht gefallen hat......aber wie langweilig wäre das leben, wenn wir alle den gleichen geschmack hätten....
mfg
Ja, glücklicherweise ist Musikgeschmack sehr subjektiv. Oliver, ich war mir fast sicher, daß Du die Musik magst.
Paul: Die Umstände kenne (kannte) ich natürlich nicht, daher wage ich auch kein Urteil über das Verhalten des Veranstalters.
Ok, einigen wir uns darauf, daß Ihr den Saal ziemlich im Griff hattet, die Stimmung war gut. :-)
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