Donnerstag, 11. Oktober 2007

The Kilians, Köln, 10.10.07


Konzert: The Kilians

Ort: Underground Köln
Datum: 10.10.2007
Zuschauer: ziemlich viele (fast ausverkauft)


Wenn es die Strokes nicht gäbe, hätte ich heute das Konzert des Jahres gesehen. Daß der Riesenmagneto Widerstandseffekt (liebe Physikinteressierte, willkommen auf unserem Konzertblog!) von zwei Forschern unabhängig von einander entdeckt wurde, erscheint glaubwürdig, daß der strokessche Musikstil noch einmal, ohne von den Amerikanern und ihrer Musik zu wissen, in Dinslaken neu geschaffen wurde, nicht so richtig. Sei's drum, ich mag die Strokes, also war ich bei den Kilians genau richtig.

Sehr ungewöhnlich (gemessen an meinen bisherigen Konzerten im Underground) war die Güte der Vorgruppe. Mit Replico aus Koblenz war das nämlich eine richtig brauchbare! Die furchtbar junge Gruppe hatte ich schon einmal als Support von The View im Prime Club erlebt, und schon das hatte mir sehr gefallen. Sänger Felix (diesmal mit Lockenkopf) und seine Band (Bassistin, Schlagzeuger und Gitarrist - und ein Keyboarder, der nach Bedarf auf die Bühne kam), machen wirklich eine tolle Musik, die so ganz und gar nicht nach lokaler Vorgruppe klingt.

Besonders gefallen hat mir "X-Ray", ein Lied mit zusätzlichem Keyboard und Reingebrülle wie von Ex-Automatic Pennie. Das ist ein echter Hit! Und die Band kommt wirklich aus Koblenz! Ich stehe aber auch nicht alleine mit meiner Meinung, Replico kamen im Underground gut an. Selbst die Visions (allerdings noch unter dem alten Chefredakteur - dem mit der fehlenden Zeit für die Familie) bezeichnet die Band als "atemberaubend cool und stilsicher."

Setlist Replico Underground Köln:

01: Upstairs
02: X-Ray
03: Reflect
04: Kaskades
05: XXX
06: Split in pairs

Einen erstaunlich lässigen Soundcheck später kamen dann die Kilians. Gerade einmal das Schlagzeug wurde eingespielt. Auch kümmerte es wohl niemanden so recht, daß noch das Replico Transparent hinter der Bühne hing.

Die Aufstellung der Band erinnerte - richtig - an die Strokes. Drei Gitarren, Bass und Schlagzeug, die gleich ordentlich Krach machten. Aber eben tollen Krach! Den Stil der Band zu beschreiben, spare ich mir heute mal. Auf ihrer myspace-Seite sind allerdings drei Lieder zu hören, die sie gespielt haben.

Sänger Simon den Hartog (nach eigenen Angaben in Holland geboren, was plausibel klingt - der später aber auch behauptete, 32 und zweimal geschieden zu sein), plauderte furchtbar gerne und viel rum. Das war aber hoch unterhaltsam, vor allem dann, wenn er sich selbst damit unterbrach, daß sie ja zum Musikmachen und nicht zum Quatschen da wären. Er wirkte dadurch besonders sympathisch und man merkte ihm an, daß
ihm das, was sie da taten, wahnsinnig viel Spaß macht. Simon erzählte jedenfalls, daß er vor drei Jahren im Underground Mando Diao gesehen habe und daß es da nicht so voll war. Mich wundert das nicht, denn obwohl Mando Diao live toll sind (jedenfalls toller als die letzte Platte das erwarten ließ), haben mir die Kilians deutlich besser gefallen.

Später kam Simon noch einmal auf die Schweden (nachdem er noch einmal erwähnt hatte, wie stolz ihn das mache, daß sie den Underground besser gefüllt hätten). Er sagte, daß Björn Dixgård und Kollegen schon ziemlich gestylt seien: "Ich sag mal so: Wenn ich die selbe Hosengröße hätte, würde ich die auch anziehen. Aber wozu gibt es denn Essen? Und wozu gibt es denn Bier?"

Als er dann irgendwann auf die Frauenfußball Nationalmannschaft anstieß (und auf den 1. FC Köln), wunderte er sich, daß nur Frauen klatschten - aber hauptsächlich Männer da seien. "Da soll uns mal jemand noch mal den Vorwurf machen, wir wären eine Mädchenband. Aber wir wollen ja schon eine Mädchenband sein."

Das Album der Band vom Niederrhein kenne ich bisher nicht, nur einige Lieder (u.a. die EP "Fight the start"). Aber auch die mir unbekannten Songs haben mir sehr gefallen. Es klingt zwar nicht originell (kein Musiknobelpreis), dafür aber richtig gut. Daß die Band, die von Tomtes Thees Ulmann gefördert und gemanagt wird, professionell ist, obwohl es sie erst seit 2005 gibt, zeigten einige Kleinigkeiten. Es gab reichlich technische Probleme. Der bandeigene Mischer und zwei andere Tonmänner drehten und schraubten mehrfach am Mischpult. Aber auch Simons Gitarren funktionierten nicht so, wie sie sollten. Einmal lag das sicher an der Gitarre, vor "Dizzy" wollte er eigentlich auf einer akustischen spielen, die funktionierte aber nicht, ein anderes Mal wohl eher an ihm; als er nach "
Can't get along" rockstarlike das Ding wegschmiss, gab er zwar ihr die Schuld, sagte aber "wenn die Gitarre falsch spielt, liegt es immer an der Gitarre!" Aber trotz dieser Pännchen (das Wort gibt es nicht, oder?) war alles eben souverän.

Und es war ein fröhliches Konzert, obwohl Simon mehrfach betonte, daß das nicht so wäre. "Ist jemand verliebt? Ihr wißt schon, daß das ein Konzert für frustrierte Menschen ist?" Herrlich! Und: "Es geht weiter mit romantischer Musik - für alle Menschen, die wie ich im Kern unglücklich sind." Hach...

Eines der letzten Lieder bestritt Simon solo, "Fool to fool", vielleicht normalerweise (wenn sie funktioniert) mit Akustikgitarre gespielt, hier mit E-Gitarre. Danach kam die Band zurück, spielte noch ein Stück, um dann die Bühne vor den Zugaben für höchstens eine Minute zu verlassen. Die letzte der Zugaben war ein sehr gelungenes "Sunday bloody sunday" Cover! Allerdings war das nicht das beste gecoverte Stück Musik... Denn "Jealous lover" begann mit einer fabelhaften Scooter-Einlage (Scooter Fans: Wie heißt das Ding mit dem Text "Du du du du du duuuuu du du"? Ich glaube, das wurde auch bei der Märchenhochzeit von Gülcan und Sebastian Kamps gespielt), die sich später im Lied wiederholte. Großartig!

Setlist The Kilians Underground Köln:

01: Short life of Margott
02: Merely marginal juxtaposed
03: Little Billie, little brother
04: Dizzy
05: Can't get along
06: Enforce yourself
07: Jealous lover
08: Inside outside
09: Fight the start
10: Something to arrive
11: Fool to fool
12: When will I ever get home?
13: Sunday

14: P.L.E.A.S.U.R.E. (Z)
15: Dry your eyes (Z)
16: Sunday bloody sunday (Z) (U2-Cover)


12 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Das X-Ray-Lied klingt, als könnte es mir gefallen :)

Was die Killians betrifft bin ich mir immer noch nicht sicher...ich habe Vorbehalte!

Und dass du weißt, welches Lied auf der Hochzeit von Gülcan lief gibt mir jetzt doch zu denken ;) Obwohl ich im Besitz einer Scootersingle bin (und mich somit als ehemaliger Fan oute) kann ich dir aber da nicht weiterhelfen.

Oliver Peel hat gesagt…

Mußt Du mir den schmerzlichen Abschied von Carsten Schuhmacher noch einmal so brutal ins Gedächtnis rufen, Christoph?

Die arme Familie, schluchz, keine Visions der Welt konnte es wert sein, diese zu vernächlässigen!

Christoph hat gesagt…

Mit der Hochzeit hast Du etwas verpaßt! Das war der größte Trash, den man sich vorstellen kann! Als das liebende Paar dann auf den Balkon trat, spielte Scooter den "Hochzeitswalzer". Hyper, hyper.

Anonym hat gesagt…

Nach wie vor würde ich gerne ein Foto von Carsten Schuhmacher in so ein Morph-Dings eingeben...und berechnen lassen, wie dieses angebliche Kind aussieht. Gibts sowas im Internet?

Hochzeitswalzer von Scooter? Das ist so trashig, dass es nicht mal mehr lustig ist, sondern einfach nur weh tut.

Oliver Peel hat gesagt…

Toll, so ein Bericht, in dem viermal das Wort toll vorkommt ;-)

Allerdings sollte man die Vokabel nicht mit Mando Diao in Verbindung bringen, die sind auch live nicht toll, sondern eher unterhaltsam.

Sich zu outen, daß man diese unsägliche Hochzeit gesehen hat, ist allerdings mutig; Christina hat aber Recht, so was tut schon weh!

Christoph hat gesagt…

Oh, Du zählst Worte! :-) Das ist toll!

Mich ärgert aber vielmehr, daß mein Lieblingswort "wundervoll" nicht unterzubringen war, das schaffe ich sonst immer!

Toll ist in meiner Rangfolge nicht so hoch. Mando Diao empfinde ich live also durchaus als toll.

Tja und zu den Kampsens: Da bleibe ich dabei. Das muß man gesehen haben. Ich ärgere mich auch sehr, daß ich zu viel davon verpaßt habe. Sollte es die Sendung einmal als DVD geben, bitte ich darum, sie mir zu schenken!

Oliver Peel hat gesagt…

Die DVD will ich dann auch haben, aber nur weil die Braut hübsch manikürte Fingernägel hat ;-)

Oliver Peel hat gesagt…

Sehr gute Links, übrigens, Christoph!

Tonmänner, gefällt mir!

Bei dem Stichwort "aus Koblenz" hättest du aber doch lieber Thomas Anders als Bodo Illgner verlinken sollen, oder?

Anonym hat gesagt…

Verdammt, jetzt hat mich meine Arbeit beim Kommentieren unterbrochen.

Hochzeit: Damals wohnte ich noch nicht mit Privatfernsehen zusammen. Sonst wäre ich wahrscheinlich auch begeisterte Zuschauerin gewesen ;) Die DVD kannst du mir dann mal ausleihen...

Das Wort "wundervoll" ist allerdings etwas zu viel für die Kilians, das passte höchstens zu Lucky Soul gestern abend :)

Christoph hat gesagt…

Na also. Erst lästern alle, dann wollen sie aber auch meine Traumhochzeits-DVD! :-)

"Wundervoll" paßte gestern wirklich nicht. Bei aller Liebe.

Anonym hat gesagt…

Bei aller Liebe zum Wort "wundervoll"?

Christoph hat gesagt…

Allerdings!

 

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