Konzert: The XX
Ort: Lowlands Festival
Datum: 18.08.2017
Dauer: 75min
Zuschauer: ca.20.000
Alles ist erleuchtet. Die Monolithen drehen sich, und Jamie xx steht hinter seinem, mit Plexiglas verkleideten Arbeitsplatz und wirkt so unterfordert, wie ein "Mensa-Club"-Mitglied beim Dreisatz.
The XX touren 2017 fast nonstop und ich hatte große Sorge, dass es ein gelangweilter Abklatsch des furiosen Konzertes in Düsseldorf werden würde. Weit gefehlt.
Ohne jede Ermüdungserscheinung bringen The XX auch hier das Publikum auf der größten Bühne, auch mit langsamsten Songs zum Rasen. Das liegt zum einen an der leicht veränderten Setlist, die für die Festivals noch einmal perfektioniert und natürlich leicht gekürzt wurde.
Zum anderen aber auch sehr an der Ausstrahlung der beiden Frontleute, die so herzlich ist, das es oft gar nicht zu den Moll-Tönen der Songs passen mag.
Tatsächlich hat Romy Madley heute Geburtstag. Und nachdem die Band am Abend zuvor auf dem Pukkelpop-Festival erst nach Mitternacht spielen durfte, wird hier halt der zweite Gig in 24 Stunden zur großen Party.
Immer wieder küssen und umarmen sich die beiden zwischen den Songs. Wie ein frisch verliebtes Paar, vor dem wie ein Altar aussehenden Berg von Instrumenten, hinter dem Jamie xx werkelt. Aber nichts wirkt aufgesetzt oder eingeübt.
Lediglich das zweite Album "Coexist" kommt mit nur zwei Songs etwas zu kurz, ansonsten wird alles geboten. Auch Jamie xx magischer Zugabenübergang von "Shelter" zu seinem "Loud Places" hat nichts von seiner Kraft verloren.
Traumwandlerisch wird hier musiziert, keine Anstrengung scheint nötig und Keith Richards Zitat "üben sei für Leute nichts können" scheint über der Bühne zu prangen.
Doch gerade diese Illusion der Leichtigkeit ist ohne Talent und harte Arbeit nicht möglich. Am Ende zucken die Laser bis zum See in hundert Metern Entfernung und Romy greift den Jubel, nach einer gestreckten Version von "Hold on" auf, und spielt in den tosenden Lärm eine berührend langsame Version von "Angels".
Nur ganz wenige Bands haben den Mut einen Festivalauftritt mit einer Ballade zu beenden. Hier strahlen alle, vor und auf der Bühne, über diesen Coup.
Fotos: Michael Graef
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