Konzert mit Professor Gall in Karlsruhe-Durlach
Datum: 26. September 2017
Dauer: 75 min
Zuschauer: über 30
Der Musiker Drew Norman ist eigentlich in Portland zu Hause und dort schon lange in verschiedenen Bands sehr umtriebig. Seit einiger Zeit ist er vor allem mit seinem eigenen Projekt als Professor Gall unterwegs und verabreicht mit seiner Musik intravenös Hirngespinste und Luftschlösser, Illusionen, Utopien und Visionen (Intravenous Delusion ist der sehr zutreffende Name seines ersten Albums). Wenn man etwas oberflächlicher schaut, ist es vielleicht auch eher The Psychology of Booze & Guilt (das zweite Album).
Schon zum zweiten Mal hatte ich ihn nach Karlsruhe einladen können und diesmal wurde in Durlach ein sehr passender Ort für das Trio gefunden: Drew Norman mit Gitarre und Banjo, dazu (wie schon 2015) Andrew Alikhanov mit der Klarinette und - für uns neu - Sean Hudson am Bass brachten ihre Idee von dunkler Satiere und punkigen Mardi Gras (sie selbst nennen es Junkyard Folk & Steampunk Jazz) nach Karlsruhe. Der Bass hatte die Größe eine Ukulele, allerdings mit aufgespannten Basssaiten. Es war lustig, ihn so zart Bass schlagen zu sehen, wie es das kleine Instrument erforderte.
Leider fehlten die dreckigen und fetten Bläser, die bei den Lifeauftritten schon mal die Bude zum wackeln bringen. Aber auch so - quasi in Kammerbesetzung - brannte die Hütte und es konnt niemand ruhig sitzen bleiben. Statt dessen wurde geklatscht und getanzt und schließlich sogar ein wenig mitgesungen.
Auf CDBaby wird bei der Beschreibung der Musik eine Verwandtschaft zu Tom Waits gesehen (aber auch als Genre Mood: quirky intellectual angegeben...) Es ist nicht so einfach für mich, zu beschreiben, was die Musik für mich ist. Die Texte sind häufig sehr schwarzhumorig und beschreiben dunkle Momente. Die Musik lässt das aber nicht gelten: To put the fun back in funeral. Es swingt wie in Sister Teresa's Albany Cemetary oder hüpft frech wie in Funky Water (mit Banjo) oder ist New Orleans Jazz wie in Nola. Dabei ist es sehr theatralisch.
Lange als Ohrwurm begleitet hat mich auch Whisky was the Medicine (To Get Me Through Another Christmas Eve Night). Spätestens mit einer Wanderung durch das Publikum vor der Pause war jede Distanz zwischen Bühne und Zuschauerraum passé. Ich denke, alle Gäste des Abends werden sich noch lang und gern an die drei Typen und ihre abgefahrene Musik erinnern.
Mitschnitt Professor Gall in Portland (2015)
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