Konzert: Woodpigeon, Horse Feathers
Datum: 30.09.10
Ort: rhiz, Wien
Zuschauer: 100
Dauer: Woodpigeon 40 Minuten, Horse Feathers 65 Minuten
Von Julius aus Wien:
Sollte dieser Abend auch nur halb so gut werden wie es das Lineup versprach, würde es ein Freudenfest werden. Die Amerikaner Horse Feathers hatten sich fürs rhiz angkündigt, mit im Gepäck Woodpigeon – Kanadier sind doch einfach die besten!
Gewohnt spät begann es auch, gut gefüllt und sehr wohlwollend begrüßte das Publikum Woodpigeon. Einmal hatte ich das kanadische Folk-Indie-Kollektiv bereits zu Buche stehen, ein sehr schöner Auftritt am letztjährigen Haldern hatte schon eine gewisse Erwartungshaltung bei mir aufgebaut... Dass diese gleich mal untergraben werden sollte und zwar von Bandleader Mark Hamilton persönlich, war eine schöne Überraschung. Er kam nämlich völlig alleine auf die Bühne. Das war zwar wohl auf der gesamten Tour mit den Horse Feathers so, aber mir bis dahin nicht bekannt.So stand dann also ein etwas untersetzter Kerl vor etwa 100 Leuten und spielte einfach mal drauf los. Nach dem ersten Song bedankte er sich für das zahlreiche Erscheinen und begann von seiner Mutter zu erzählen, die ja in Wien geboren sei. Er hätte ihr Geburtshaus auch schon besichtigt – Simmeringer Hauptstraße 102 für all die Ahnenforscher unter euch… Es könne auch gut sein, dass er in Wien noch unbekannte Verwandte habe, „so you don’t have to like my music. But remember, that we are still relatives.“ So schnell wird man also in die Familie Woodpigeon aufgenommen…Den folgenden Song „Knock Knock“ widmete er dann auch – ganz klassisch und guterzogen – seiner Mutter.
Da wo seine Ansprache vor dem Song geendet hatte, machte er auch weiter. Es folgte nämlich Familiengeschichte, Part II. Dass es in „Duck Duck Goose“ direkt darauf dann hieß „ some things in life you don't get to choose” passte wie die Faust aufs Auge bzw. wie die Waldtaube ins Baumdickhicht. Denn Mark Hamilton gab die Geschichte seines bürgerlichen Namens zum Besten. Dreimal wurde dieser geändert, um jeweils einen anderen Teil seiner Familie zufrieden zu stellen, wie ihn sein österreichischer Großvater darauf hin enterbte und wie er zu seinem heutigenNamen gelangt ist. „Mark Hamilton – the most usual name I ever had.“Bestens aufgelegt und charmant erzählte und sang sich Hamilton durch sein Set, das hauptsächlich aus Songs des neuen Albums „Die Stadtmuzikanten“ bestand, dankte den Horse Feathers dafür, dass es mit ihnen auf Tour so viel Spaß mache, mit „Don’t Fence Me In“, einem Cover des Klassikers, das Woodpigeon für einen kanadischen Nationalpark eingespielt hatten. Munter ging es weiter mit „Devotions“, als nächstes war Falco an der Reihe. Als Kind der 80er sei seine erste Musikkassette nun mal „Rock Me Amadeus“ gewesen und auch wenn er andere Songs („Jeanny“) furchtbar finde, hätte er seine Liebe zum Falken noch immer nicht verloren. Deshalb wolle er dem Wiener auch „Morningside“ widmen. Gesagt getan. Und wem wollte der gute Herr nun einen seiner Songs verehren?„This is a song about drowning. It’s for Vienna.“ Ok, vielleicht sollte ich meine Zuschreibung “charmant” nochmal überdenken, musikalisch geriet „…And As The Ship Went Down, You’d Never Look Finer“ wunderbar melancholisch und herzerwärmend.
Vor dem letzten Song bat Hamilton dann Mitglieder der Horse Feathers auf die Bühne und so, wieder zu einem Kollektiv gewachsen, fand der Kanadier auch seinen Charme wieder. „Thank you for coming. This song is for you.“ Und mit “True Love Will Find You in The End” endete einerseits die “dedicated to”-Orgie, andererseit sauch Woodpigeons Auftritt. Ein sehr schöner und unterhaltsamer. Sollte Hamilton eines Tages wieder die Simmeringer Hauptstraße sein Heim nennen, hätte Wien da sicher nichts dagegen!
Setlist Woodpigeon, rhiz, Wien:
01: Die Stadtmuzikanten
02: Knock Knock
03: Duck Duck Goose
04: Oberkampf
05: Our Love is as Tall as the Calgary Tower
06: Don’t Fence Me In
07:Morningside
08: …And As The Ship Went Down, You’d Never Look Finer
09: True Love Will Find You In The End
Weniger redselig gaben sich die Horse Feathers, dafür geriet das Konzert selbst umso intensiver. Kurze irritierte Blicke nach oben gab es nur bei der ersten U-Bahn, die über dem rhiz verkehrte, aber sofort hatten sich die vier aus Oregon wieder in ihre Arbeit vertieft, die ihnen wunderbar konzentriert und hingebungsvoll von derHand ging. Drei Alben hat man schon abgeliefert, die man auch alle an diesem Abend berücksichtigte, vor allem aber das aktuelle „Thistled Spring“.
Den Werken der Band rund um Justin Ringle wird ja nachgesagt, die Jahreszeiten, in denen sie entstanden, abzubilden. Sollte das so sein, hat man auf „Thistled Spring“ eine erleichterte, erwachende Stimmung eingefangen, die den Frühling in all seiner Vielfalt einfängt. Nun haben wir aber leider Herbst und so wurde auch reichlich von „House With No Name“ gespielt. Zum Beispiel der – wenn man so sagen will – „Hit“ „Curse In TheWeeds“ gegen Ende. Ein nettes Zwiegespräch zwischen Ringle und einem aus Portland mitgereisten Fan der Band sorgte dann noch für ein wenig Gelächter, grundsätzlich war das Konzert aber mehr etwas zum träumerischen Genießen als eines der Marke Woodpigeon. Zwei Zugaben später hatten die Horse Feathers eine neue Stadt, ja ein neues Land in ihrem Tourarchiv zu ergänzen, das Konzert war nach einer guten Stunde zu Ende. Wir hatten einen Abend mit zwei Bands verlebt, die beide Musik ähnlichen Einschlags machen, live aber jeweils einen anderen Zugang wählen. DaWoodpigeon bzw. Hamilton, der zwischen den Songs die Melancholie ablegt und erheiternde Kommentare abliefert, da Horse Feathers, die ihre Auftritte so in sichgeschlossen wie möglich gestalten wollen, die Kraft ihrer Songs alleine für sich sprechen lassen. Zwei Konzepte, zweimal tolles Konzert. Meinen ersten Satz müsste ich wohl überarbeiten. Es war nicht halb so gut wie erwartet, sondern doppelt so gut. Zu gut,um wahr zu sein!
Setlist Horse Feathers, rhiz, Wien
01: Working Poor
02:Dustbowl
03:Belly of June
04: Mother's Sick
05: Helen
06: Falling Through the Roof
07: Cascades
08: Starving Robins
09: In Our Blood
10: Thistled Spring
11: Orphan Girl
12: Heathen's Kiss
13: Curse in the Weeds
14: Finch on Saturday (Z)
15: Vernonia Blues (Z)
Anmerkung: Bei den Fotos handelt es sich um Archivbilder von Oliver Peel.
Aus unserem Archiv:
Horse Feathers, Paris, 23.02.09
Woodpigeon, Haldern, 14.08.09
Woodpigeon, Paris, 16.02.09
Datum: 30.09.10
Ort: rhiz, Wien
Zuschauer: 100
Dauer: Woodpigeon 40 Minuten, Horse Feathers 65 Minuten
Von Julius aus Wien:
Sollte dieser Abend auch nur halb so gut werden wie es das Lineup versprach, würde es ein Freudenfest werden. Die Amerikaner Horse Feathers hatten sich fürs rhiz angkündigt, mit im Gepäck Woodpigeon – Kanadier sind doch einfach die besten!
Gewohnt spät begann es auch, gut gefüllt und sehr wohlwollend begrüßte das Publikum Woodpigeon. Einmal hatte ich das kanadische Folk-Indie-Kollektiv bereits zu Buche stehen, ein sehr schöner Auftritt am letztjährigen Haldern hatte schon eine gewisse Erwartungshaltung bei mir aufgebaut... Dass diese gleich mal untergraben werden sollte und zwar von Bandleader Mark Hamilton persönlich, war eine schöne Überraschung. Er kam nämlich völlig alleine auf die Bühne. Das war zwar wohl auf der gesamten Tour mit den Horse Feathers so, aber mir bis dahin nicht bekannt.So stand dann also ein etwas untersetzter Kerl vor etwa 100 Leuten und spielte einfach mal drauf los. Nach dem ersten Song bedankte er sich für das zahlreiche Erscheinen und begann von seiner Mutter zu erzählen, die ja in Wien geboren sei. Er hätte ihr Geburtshaus auch schon besichtigt – Simmeringer Hauptstraße 102 für all die Ahnenforscher unter euch… Es könne auch gut sein, dass er in Wien noch unbekannte Verwandte habe, „so you don’t have to like my music. But remember, that we are still relatives.“ So schnell wird man also in die Familie Woodpigeon aufgenommen…Den folgenden Song „Knock Knock“ widmete er dann auch – ganz klassisch und guterzogen – seiner Mutter.
Da wo seine Ansprache vor dem Song geendet hatte, machte er auch weiter. Es folgte nämlich Familiengeschichte, Part II. Dass es in „Duck Duck Goose“ direkt darauf dann hieß „ some things in life you don't get to choose” passte wie die Faust aufs Auge bzw. wie die Waldtaube ins Baumdickhicht. Denn Mark Hamilton gab die Geschichte seines bürgerlichen Namens zum Besten. Dreimal wurde dieser geändert, um jeweils einen anderen Teil seiner Familie zufrieden zu stellen, wie ihn sein österreichischer Großvater darauf hin enterbte und wie er zu seinem heutigenNamen gelangt ist. „Mark Hamilton – the most usual name I ever had.“Bestens aufgelegt und charmant erzählte und sang sich Hamilton durch sein Set, das hauptsächlich aus Songs des neuen Albums „Die Stadtmuzikanten“ bestand, dankte den Horse Feathers dafür, dass es mit ihnen auf Tour so viel Spaß mache, mit „Don’t Fence Me In“, einem Cover des Klassikers, das Woodpigeon für einen kanadischen Nationalpark eingespielt hatten. Munter ging es weiter mit „Devotions“, als nächstes war Falco an der Reihe. Als Kind der 80er sei seine erste Musikkassette nun mal „Rock Me Amadeus“ gewesen und auch wenn er andere Songs („Jeanny“) furchtbar finde, hätte er seine Liebe zum Falken noch immer nicht verloren. Deshalb wolle er dem Wiener auch „Morningside“ widmen. Gesagt getan. Und wem wollte der gute Herr nun einen seiner Songs verehren?„This is a song about drowning. It’s for Vienna.“ Ok, vielleicht sollte ich meine Zuschreibung “charmant” nochmal überdenken, musikalisch geriet „…And As The Ship Went Down, You’d Never Look Finer“ wunderbar melancholisch und herzerwärmend.
Vor dem letzten Song bat Hamilton dann Mitglieder der Horse Feathers auf die Bühne und so, wieder zu einem Kollektiv gewachsen, fand der Kanadier auch seinen Charme wieder. „Thank you for coming. This song is for you.“ Und mit “True Love Will Find You in The End” endete einerseits die “dedicated to”-Orgie, andererseit sauch Woodpigeons Auftritt. Ein sehr schöner und unterhaltsamer. Sollte Hamilton eines Tages wieder die Simmeringer Hauptstraße sein Heim nennen, hätte Wien da sicher nichts dagegen!
Setlist Woodpigeon, rhiz, Wien:
01: Die Stadtmuzikanten
02: Knock Knock
03: Duck Duck Goose
04: Oberkampf
05: Our Love is as Tall as the Calgary Tower
06: Don’t Fence Me In
07:Morningside
08: …And As The Ship Went Down, You’d Never Look Finer
09: True Love Will Find You In The End
Weniger redselig gaben sich die Horse Feathers, dafür geriet das Konzert selbst umso intensiver. Kurze irritierte Blicke nach oben gab es nur bei der ersten U-Bahn, die über dem rhiz verkehrte, aber sofort hatten sich die vier aus Oregon wieder in ihre Arbeit vertieft, die ihnen wunderbar konzentriert und hingebungsvoll von derHand ging. Drei Alben hat man schon abgeliefert, die man auch alle an diesem Abend berücksichtigte, vor allem aber das aktuelle „Thistled Spring“.
Den Werken der Band rund um Justin Ringle wird ja nachgesagt, die Jahreszeiten, in denen sie entstanden, abzubilden. Sollte das so sein, hat man auf „Thistled Spring“ eine erleichterte, erwachende Stimmung eingefangen, die den Frühling in all seiner Vielfalt einfängt. Nun haben wir aber leider Herbst und so wurde auch reichlich von „House With No Name“ gespielt. Zum Beispiel der – wenn man so sagen will – „Hit“ „Curse In TheWeeds“ gegen Ende. Ein nettes Zwiegespräch zwischen Ringle und einem aus Portland mitgereisten Fan der Band sorgte dann noch für ein wenig Gelächter, grundsätzlich war das Konzert aber mehr etwas zum träumerischen Genießen als eines der Marke Woodpigeon. Zwei Zugaben später hatten die Horse Feathers eine neue Stadt, ja ein neues Land in ihrem Tourarchiv zu ergänzen, das Konzert war nach einer guten Stunde zu Ende. Wir hatten einen Abend mit zwei Bands verlebt, die beide Musik ähnlichen Einschlags machen, live aber jeweils einen anderen Zugang wählen. DaWoodpigeon bzw. Hamilton, der zwischen den Songs die Melancholie ablegt und erheiternde Kommentare abliefert, da Horse Feathers, die ihre Auftritte so in sichgeschlossen wie möglich gestalten wollen, die Kraft ihrer Songs alleine für sich sprechen lassen. Zwei Konzepte, zweimal tolles Konzert. Meinen ersten Satz müsste ich wohl überarbeiten. Es war nicht halb so gut wie erwartet, sondern doppelt so gut. Zu gut,um wahr zu sein!
Setlist Horse Feathers, rhiz, Wien
01: Working Poor
02:Dustbowl
03:Belly of June
04: Mother's Sick
05: Helen
06: Falling Through the Roof
07: Cascades
08: Starving Robins
09: In Our Blood
10: Thistled Spring
11: Orphan Girl
12: Heathen's Kiss
13: Curse in the Weeds
14: Finch on Saturday (Z)
15: Vernonia Blues (Z)
Anmerkung: Bei den Fotos handelt es sich um Archivbilder von Oliver Peel.
Aus unserem Archiv:
Horse Feathers, Paris, 23.02.09
Woodpigeon, Haldern, 14.08.09
Woodpigeon, Paris, 16.02.09
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