Mittwoch, 7. Januar 2009

My Year in Lists: die 30 großartigsten Konzertmomente des Jahres (Oliver)


Erinnerungswürdige Konzertmomente gab es 2008 so einige. Interessanterweise erinnert man sich oft am längsten an Dinge, die nicht direkt mit der jeweiligen Musik zusammenhingen. Diesbezüglich verhält es sich ein wenig wie mit Anekdoten aus der Schule oder Uni. Ich weiß z.B. noch genau, wie sich meine Kunstlehrerin an ihrem ersten Arbeitstag auf die Fresse gelegt hat, oder wie mein strenger Mathelehrer beim Anlehnen gegen die Klassenzimmertür, diese aufstieß und rücklings auf den Flur stürzte, nicht aber an Details aus dem Unterricht. Schadenfreude? Nöö! Waren jetzt nur Beispiele. Ihr werdet sehen, ich erfreue mich auch und besonders an charmanten und liebevollen Momenten...


30: Alina Simone, La Villette, Paris:

Alina Simone, die New Yorkerin mit russischen Wurzeln, performt zu meiner Verwunderung nicht auf einer gewöhnlichen Open Air Bühne, sondern spielt ihre in Mark und Bein gehenden russischen Klagegesänge in einem Glaskasten! Die verdutzten Zuhörer können den Ton nur mittels Kopfhörer genießen. Ob Alina überhaupt meinen Beifall gehört hat?

29: Bill Callahan (Smog), L'Européen, Paris:

Bill Callahan ist der bestaussehende Folkmusiker der Welt! Hochelegant und äußerst stilvoll singt und spielt er Songs, die man so von einem waldschratigen Typ mit langem Bart und kariertem Hemd erwartet hätte. Auch sein (schwarzer) Humor ist ungewöhnlich. Eines seiner Lieder kündigte er folgendermaßen an: "the next song is from an album which sold very poorly in France." Daraufhin ein frecher Zuschauer: "which one?" Bill: "all of them !" (man muss wissen, dass Smog mindestens 10 Alben auf den Markt gebracht hat, die trotz glänzender Kritiken oft Ladenhüter waren).

28: Deus, Melt! Festival:

Tom Barman wusste anscheinend nicht so recht, wo er hier gelandet war. Das Festivalpublikum forderte er nämlich mit folgenden Worten zum Mitmachen auf: "come on Berlin!"

Das Melt ist aber 70 Kilometer von Berlin entfernt. Die nächstgelegenen größeren Städte sind Wittenberg (Luthers Thesen) und Dessau...

27: Foals, Festival Le Rock Dans Tous Ses Etats, Normandie, Frankreich:

"We just came from Glastonbury, this was a great experience. But you people in France look much better than in England!"

Bandleader Yannis Philippakis lobte auf diese Weise das gute Aussehen der Franzosen. Oder wollte er nur negativ abgrenzen? Zum Ausdruck bringen, wie häßlich die Engländer(innen) im Allgemeinen sind? ...

26: Dirty Pretty Things, Rock en seine Festival bei Paris:

Gary Powell, der Schlagzeuger der Dirty Pretty Things zeigte sich am Ende des Festivalauftritts von dem Pariser Publikum sehr angetan: "Vive le france", rief er freudestrahlend aus. Das gefiel den selbstverliebten Franzosen und ihnen machte es auch nichts aus, daß es eigentlich "Vive la France" heißt. Frankreich ist eine Dame, Gary!

25: Pamela Kurstin, Alhambra, Paris:

Noch so ein Sprachirrtum: "Je suis fini!" (übersetzt: ich bin fertig), bedankte sich die gebürtige Österreicherin Pamela Kurstin nach ihrem Auftritt im Vorprogramm von And also The Trees im Pariser Alhambara. Zu dumm nur, daß es im Französischen "j'ai fini" (übersetzt: ich habe fertig) heißt. Erinnerungen an Trappatoni wurden wach. Bloß mit umgekehrten Vorzeichen...

24: Los Campesinos!, France Inter, Paris:

"Mon nom est Gareth et j'aime les chiens (chats)"

Tom, der Gitarrist von Los Campesinos! wurde permanent von Gareth, dem Sänger der Band, aufgefordert, mal etwas auf französisch zu sagen, beziehungsweise zu übersetzen, was er selbst gerade erzählt hatte. Tom, amüsanterweise Sohn einer Französischlehrerin, hatte aber keine rechte Lust, Dolmetcher zu spielen. Deshalb legte er seinem Bandleader diese seltsamen Aussagen über dessen angebliche Hunde-und Katzenliebe in den Mund. Köstlich!

23: HushPuppies, Festival Le Rock Dans Tous Ses Etats, Normandie, Frankreich:

Guillaume der wilde Bassist der Pariser Garagenrocker HushPuppies ist ein ganz zäher Hund! Schon nach wenigen Liedern verletzte er sich bei einem gewagten Sprung den Fuß und spielte trotzdem weiter, als sei nichts geschehen. Er biss die Zähne zusammen und schnitt sogar im Sitzen witzige Grimassen. Tapfer hielt er bis zum Ende durch und verhalf seiner Band somit zu einem überragenden Festivalauftritt voller Energie und Dynamik. Hinterher stellte sich heraus, daß sein Fuß gebrochen war. Er muss während des Konzertes saumäßig unter Schmerzen gelitten haben! Wochenlang musste er in der Folge einen Gipsverband tragen. Meine Verneigung vor soviel Engagement und Professionalität! Kein Wunder, daß die HushPuppies bei solchen harten Kerlen eine der besten Livebands der Welt sind!

22: Nina Kinert (im Background von Ane Brun), La Maroquinerie, Paris und Blake Hazard (The Submarines), La Cigale, Paris:

Jetzt werden mir wieder ein paar Leute, die mich schlecht kennen, Oberflächlichkeit bzw. Fixiertheit auf Äußerlichkeiten vorwerfen. Diesen sei vorab gesagt: Ich stehe total auf die dicke Beth Ditto. Ein tolles Weibsbild! Auch die beiden pfundigen Damen bei den Magic Numbers finde ich äußerst charmant und bezaubernd. Und Rose Kemp, die auch eine große Kleidergröße hat, ist die Musikerin, die ich 2009 am liebsten live sehen würde. So!

Nun aber zu Nina Kinert. Die Schwedin ist eine umwerfend gut aussehende Frau! Ich muss gestehen, daß ich bei dem Auftritt der Norwegerin Ane Brun permanent in Richtung Nina geglotzt habe. Ich glaube, ich war nicht der einzige (Mann)! Boahh ey! Was für ein Feger! Und diese extrem langen falschen Wimpern. Enorm sexy! Mindestens genauso toll waren aber das Lächeln und die unglaublich niedlichen blonden Zöpfchen von Blake Hazard von den Submarines. Zum Verlieben!

21: My Girlfriend Is Better Than Yours, Le Sunset, Paris:

Mensch, hatte das Charme! Eine hübsche junge Pariserin trägt mit entzückendstem deutschem Akzent ein Gedicht (in Liedform) von Johann Wolfgang von Goethe vor. Es war zwar gar nicht so leicht zu verstehen, was sie da ins Mikro hauchte, aber als deutscher Konzertgast in einem kleinen Pariser Club von einer französischen Band deutsches Kultugut (konkret: den Erlkönig) präsentiert zu bekommen, erlebt man auch nicht alle Tage!

20: Stanley Brinks, Café de la danse, Paris:

Stanley Brinks hieß früher einmal André Herman Düne und war Teil des enorm erfolgreichen Brüdergespannes Herman Düne. Inzwischen lebt er in Berlin und wandelt unter neuem Namen auf Solopfaden. Der brillentragende Bursche ist so ziemlich der coolste Musiker, den ich je auf einer Bühne gesehen habe! Als sei er bei einer Probe und nicht bei einem richtigen Konzert (er unterstützte die junge Band Coming Soon) latschte er über die Bühne, rauchte bis ihm der Tabak aus allen Körperöffnungen entwich und soff Bier in rauen Mengen. Wenn er gerade mal Bock hatte, blies er in seine Klezmer-Klarinette. Die Zigarette hielt er dabei mit der spielenden Hand fest. Er klemmet sie zwischen die Finger, die er eigentlich gut anderweitig gebraucht hätte. Herrlich, diese Scheiß-egal- Haltung! Und dabei ist er ein glänzender und sehr fleißiger Musiker!

19: Erica Buettner, Le Pop In, Paris:

Beim letzten Lied ihres wundervollen Konzertes in der intimen Kellergruft des Pop In riss bei der in Paris lebenden Amerikanerin Erica Buettner die Saite ihrer Gitarre. Eigentlich wollte sie noch eine Zugabe spielen, aber dies schien nun nicht mehr möglich, eine Ersatzklampfe war nämlich nicht vorhanden. Allerdings hatte sie ein Banjo dabei, was die Zuschauer dazu veranlasste, ein Lied auf dem Banjo zu fordern. Das Dumme war nur, daß Erica kein anderes Lied auf diesem Instrument beherrschte und auch keinen im Verlaufe des regulären Konzertes gespielten Titel wiederholen wollte. Deshalb nahm sie schließlich doch die kaputte Gitarre zur Hand und spielte mit letzter Anstrengung die wundervolle Coverversion Between The Bars nach Elliott Smith. Thank you, Erica!

18: Doug Martsch von Built To Spill, La Maroquinerie, Paris:

"How much time do we have left?

Doug Martsch, der kauzige Sänger und Gitarrist der kultigen amerikanischen Indie-Band Built To Spill grinst sich in seinen wuscheligen Bart, als er diese Frage in die Runde wirft. Er ist gerade dabei, in aller Seelenruhe seine gerissene Gitarrensaite zu reparieren. Witzig ist die Szene deshalb, weil gerade mal eine viertel Stunde absolviert war, als Doug die Frage nach der verbleibenden Zeit stellte. So nach dem Motto: "Kann sich nur noch um Stunden halten, habt halt ein wenig Geduld, vielleicht schaffen wir es noch, bevor wir hier rausgejagt werden, einen weiteren Titel anzustimmen." Zm Glück ging es dann doch relativ zügig weiter und Doug und seine Kumpels rockten noch mindestens eine Stunde...

17: Kate Nash, La Cigale, Paris:

Ein männlicher Verehrer der bildhübschen Engländerin hatte extra ein paar rote Rosen für seine Lieblingssängerin mitgebracht. Während des gesamten Konzertes schmachtete er die niedliche Kate an, bevor er gegen Ende allen Mut zusammennahm und den Blumenstrauß auf die Bühne schleuderte. Dummerweise hatte der liebestolle Franzose aber schlecht gezielt, das Bouquet landete nämlich recht weit von Kates Klavier auf dem Boden! Die Süße sah es nicht und spielte deshalb unbeeindruckt weiter. Aus meinem Augenwinkel bekam ich mit, wie bei dem Kerl die Mundwinkel enttäuscht nach unten gingen. Zu guter Letzt konnte er aber doch noch strahlen. Die entzückende Britin fand nämlich beim Verlassen der Bühne den Strauß und lächelte in die Runde. Hach, wie romantisch! Ich kann den Verehrer gut verstehen!

16: Bodies Of Water, La Maroquinerie, Paris:

Absolut umwerfend, wie charmant und ausgelassen Sängerin Meredith ihre Freude kundtat, mit ihrer Band in Paris spielen zu dürfen! Sie strahlte über beide Backen, als sie dem französischen Publikum von dem Moment erzählte, als sie zum ersten Mal von dem anstehenden Gig in der Seine-Metropole erfahren hatte. So freuen sich sonst nur Kinder. Toll, wenn Erwachsene sich solch eine überschwengliche Begeisterungsfähigkeit bewahren! Und diese übertrug sich auch umgehend auf das Publikum. War ein starkes Konzert!

15: Sigur Rós, Le Zénith, Paris:

"Wozu gibt es denn diesen Wassergraben vor der Bühne?", wollte ein (deutsches) Mädchen vor dem Konzertbeginn von Sigur Rós wissen.

Ich wußte es auch nicht und zuckte nur mit den Schultern. Später sollten die Fans erfahren, was es damit auf sich hatte: Urplötzlich schien sich die Hallendecke zu öffnen und ein riesiger Wasserfall stürzte minutenlang herab! Das feuchte Naß ergoss sich hierbei punktgenau in das Wasserbecken. Ein spektakulärer Effekt, der im Zusammenspiel mit der gün-weißlichen Beleuchtung eine Art Regenbogen produzierte. Vielleicht mal eine Idee für die nächste Meisterfeier von Werder Bremen. Kommt aber wahrscheinlich eh nicht dazu, weil Hoffenheim in Zukunft immer den Titel gewinnt.

14: Die Ärzte, Highfield Festival

Farin ist nie um einen frechen Spruch verlegen. Ob er wie Thomas Gottschalk die Gags vorher eintrainiert? Er hat so unnatürlich viele davon auf Lager...

Einen mochte ich aber trotzdem ganz besonders. Als ihm einmal ein Reim daneben ging, grinste er Bela augenzwinkernd zu: "Ein blöder Reim. Kannst mich jetzt ruhig Campino nennen!"

Bravo Bela, die Toten Hosen mochte ich noch nie!

13: The Flaming Lips, Haldern Pop Festival:

Obwohl ich den Gimmick schon aus Musikmagazinen kannte, war es spektakulär mitanzusehen, wie Oberflaminglip Wayen Coyne in einen überdimensionalen Plastikballon stieg und damit über die Köpfe der verdatterten Festivalgäste in Haldern rollte. Ob die Leute auch noch gejubelt hätten, wenn Frank "The Pixies" Black mit seinem gewaltigen Körper in dem Ballon gesteckt hätte? Leichtgewicht Coyne war mit Sicherheit angenehmer zu ertragen!

Einem bayrischen Besucher gefiel das ganze Spektakel allerdings überhaupt nicht: "So ein Armleuchter!" Des is American Scheiß, des koan der in Kalifornien ablassen, aber net bei uns hiea! Des is net mei Niveau!"

Ein Spielverderber, dieser Bayer! Die Flaming Lips boten nämlich beste Unterhaltung und auch ihre psychedlische Popmusik war herrlich gegen den Strich gebürstet!

12: Pete Doherty, Le Truskel, Paris:

Wußte Pete eigentlich, daß er in Frankreich ist, oder glaubte er sich in Deutschland?

"Entschuldigung, es tut mir Leid, oder später auch die Aufforderung an ein paar Störenfriede: "Raus", die Deutschkenntnisse des Oberbabyshamble waren gar nicht übel! Die Franzosen im Raume glotzten aber ganz verdutzt, als sie feststellten, daß ein Engländer sie in ihrem Land in der Sprache Goethes anspricht! Ohnehin scheint Pete Frankreich gerne mal mit Deutschland zu vermischen. Beim später im Jahre stattfindenden Konzert in der Maroquinerie, gesellte sich zu der Aufzählung französischer Städtenamen beim Song Albion witzigerweise auch noch Leipzig!


11: Lambchop, Café de la Danse, Paris:

Auch hier gab es reichlich Anekdoten zu erzählen. Die vielleicht witzigste ereignete sich gegen Ende des Konzertes. "You're so sexy", rief eine Zuschauerin herein und meinte damit Sänger Kurt Wagner. Der nicht unbedingt für sein erotisches Aussehen bekannte Amerikaner wiegelte aber sofort ab: "Oh no, you can't say that! You know that it's not true." Kurze Zeit später hielt er sich aber wenigstens folgendes zugute: "Well, I'm old. But I'm still alive! Not like the Beatles"...

10. I Am Kloot, La Maroquinerie, Paris:

John Harold Arnold Bramwell, wie der heißblütige Sänger der fabelhaften englischen Band I Am Kloot mit vollem Namen heißt, ist ein extrem witziger Bursche. In Paris gab er serienweise Kostproben seines Humors ab. Besonders nachdrücklich haften blieb dieser Satz, der fiel, nachdem ein Zuschauer sich genau wie der Frontmann von I Am Kloot ein Zigarettchen angezündet hatte und damit eigentlich gegen geltendes Recht verstieß:

"You can smoke here, no problem. We are in France man, they don't give a shit about the law here!"

Mister Bramwell scheint die Mentalität der Franzosen gut zu kennen. Was er wohl in einer vergleichbaren Situation in Deutschland gesagt hätte?

09: Amanda Palmer, La Boule Noire, Paris:

Amanda Plamer liebt trashige Coverversionen. Quer durch alle Stile verwurstet sie, was ihr zu Ohren gekommen ist, sei es mainstreamiger Scheiß wie z.B. Umbrella von Rihanna oder Indierockklassiker wie Creep von Radiohead.

Am coolsten war allerdings ihr ganz eigenes Cover von Livin' On A Prayer von den allseits gehassten Bon Jovi. Nicht nur, daß sie den beknackten Song durch den Kakao zog, nein sie ging noch weiter. Sie analysierte nämlich den Text und stellte fest, daß der fast noch dämlicher als das Lied selbst ist! Um es plakativ darzustellen, verglich sie die Aussage von zwei sich widersprechenden Songzeilen:

- "it doesn't make a difference if we make it or not" und kurze Zeit später: "Whooah, were half way there livin' on prayer, take my hand and we will make it I swear."

Was denn nun? Ist es egal, ob wir Erfolg haben oder doch nicht? Nicht nur Amanda stellte sich diese Frage...

08: My Brightest Diamond, La Cigale, Paris:

Am Ende des gewohnt vorzüglichen Sets von Sahara Worden aka My Brightest Diamond gab es eine entzückende Szene. Musiker der Band von Clare & The Reasons, die Shara an diesem Abend musikalisch unterstützt hatten, stellten ein kleines Puppentheater nach. Das weibliche, ganz in schwarz gekleidete Püppchen, überreichte dem männlichen, ganz in weiß gekleideten Püppchen, einen Strauß roter Rosen. Warum die Frau dem Mann die Blumen schenkt und nicht umgekehrt, wie es eigentlich üblich ist, habe ich nie verstanden. Wenigstens bemerkte ich beim späteren Betrachten meiner Konzertfotos aber, daß die schwarze Puppe niemand anderen als Shara selbst darstellen sollte. Die Marionette trug die gleiche Kleidung wie Miss Worden. Aber wen verkörperte das weiße männliche Püppchen mit dem Kaiser Wilhelm Bart? Ich werde es wahrscheinlich nie erfahren. Reizend war das Ganze trotzdem!

07: Bon Iver, La Maroquinerie, Paris:

Bon Iver ist eigentlich das Projekt eines Mannes: Justin Vernon. Ein Kerl mit einer unglaublich schönen Falsett-Stimme. Allerdings brachte er eine ausgewachsene Band mit, um seine traumhaften Folksongs dynamischer als auf dem reduzierten Album zu präsentieren. Und ausgerechnet der Jüngste innerhalb seiner Begleitband stahl ihm ab und zu die Show. Der erst 21 jährige Gitarrist Mike Noyce kam mit seiner spitzbübischen Art so gut bei den Frauen an, daß er von Zuschauerinnen Heiratsanträge bekam. Er ging nicht wirklich drauf ein, aber sein verlegenes Grinsen war wohl die passende Antwort auf die Avancen. Herrlich!


06: Josh Homme von Queens Of The Stone Age, Le Zénith, Paris:


Josh Homme spielt gerne mit seinem Böse-Buben Image. Wenn er grimmig guckt, kann man aber auch wirklich ein wenig Angst bekommen! Dabei scheint er aber immer das Wohle seines Publikums im Blickfeld zu haben. Beim Konzert in Paris erregte ein Gorilla von der Security seinen Unmut. Der Kerl war nach Ansicht von Josh viel zu grob mit crowdsurfenden Fans umgesprungen. Prompt befahl Josh den Security-Menschen zu entfernen. "This security guy is fired", wütete er. Und tatsächlich: Der Grobian wurde ausgewechselt!



05: Camille, Festival Le Rock Dans Tous Ses Etats, Normandie, Frankreich:


Auch die Pariser Sängerin Camille hat ein Image aufgedrückt bekommen. Aufgrund ihrer provankten Gesten und Sprüche ("sie lässt sich zum Beispiel vom Publikum gerne als saloppe= Schlampe bezeichnen) gilt die hochintelligente und enorm begabte Künstlerin als durchgeknallt. Auch ihre Bühnenoutfits sind auffallend. In der Regel trägt sie ein flatterndes und knallig orangenes Kleid. Zur Zugabe erschien sie jedoch ganz brav und züchtig im kleinen Schwarzen. Wollte sie zeigen, daß sie aus guten Verhältnissen kommt und eigentlich sehr sittsam ist? - denkste! Zur hellen Freude der männlichen und auch einiger weiblichen Zuschauer drehte sie sich während eines Liedes plötzlich um und gab den Blick auf ihre ausgestreckte Poritze frei. Ihr Kleid war auf der Rückseite einfach unglaublich weit ausgeschnitten...

04: Billy Bragg, La Maroquinerie, Paris:

Billy Bragg, der alte englische Hudegen und Anwalt des kleinen Mannes, hat bei seinem ersten Pariser Konzert seit 19 (!) Jahren fast mehr Anekdoten erzählt und politische Statements abgelassen, als Musik gespielt. Manchmal war sein Eintreten für die sozial Beanchteiligten unserer Gesellschaft etwas naiv und einseitig, immer jedoch glaubwürdig und authentisch. Man merkt, daß sich der Mann seine Gedanken macht und für seine Überzeugungen kämpft. Das empfand ich als sehr ehrenhaft und aufrichtig. Ich mochte ihn sehr. Besonders gefreut hat es mich, daß er mir am Ende des Konzertes von der Bühne aus die Hand gab und mir dabei in die Augen schaute. Kaum ein anderer bekannter Musiker hält einen so engen Kontakt zu seinem Publikum! Bravo!

03: Micah P. Hinson, La Flèche d'or, Paris:

Das war fast kitschig, aber trotzdem sehr schön. Der texanische Singer/Songwriter bekundete in der Pariser Flèche d'or öffentlich die Liebe zu seiner frisch angetrauten Ehefrau. Sie und das Publikum wirkten sehr gerührt, weil sie merkten, daß er nicht nur so daherredet. Und ich war mittendrin statt nur dabei, denn ich stand gleich hinter der Vermählten des Künstlers und bekam hautnah mit, wie sie das Konzert ihres Mannes mit einer kleinen Videokamera filmte. Hach...

02: Nina Nastasia, Le Nouveau Casino, Paris:

Nina Nastasia bot das Kontrastprogramm zu Micah P. Hinson. Statt klassischer romantischer Liebesschwüre kam sie vielmehr mit schwarzem, fast zynischem Humor. Aber ich bin sicher, daß dies einfach ihre Art ist, mit dem Tod einer geliebten Person umzugehen. Sie erzählte nämlich folgendes in Paris:

"My father died some years ago. He loved Paris. So he wanted me to spread his ashes on the seine. But I always forget to bring him!" - Meine Güte, Nina hat also immer vergessen, die blöde Urne mit der Asche ihres Vaters mitzu bringen! Und die Frage, wo sich denn die Urne befinde, beantwortete sie auch gleich mit: "It's always in a strorage facility in New Yersey!"

01: Alela Diane, La Cigale, Paris:

Alela Diane landet auf Platz eins. Aber warum genau? Weil sie mir und den anderen Zuschauern in der Cigale das bezaubernste und ansteckendste Lächeln des Jahres gezeigt hat! Wärend der Darbietung ihrer Folksongs wirkte sie konzentriert, ernst und sehr stolz, sobald aber ein Titel verklungen war, brach sie in ein kindliches Glucksen aus und strahlte über ihr natürlich schönes Gesicht. Zum Steine erweichen! Franzosen würden sagen: "Je suis sous le charme." Merci mille fois Alela!!!





1 Kommentare :

E. hat gesagt…

na, was kann ich zu dieser liste schon sagen? alela dort, wo sie hingehört, außerdem mein guter billy unter den top ten. ich billige (!) deine aufstellung nicht nur, sie bekommt ein krönchen!

 

Konzerttagebuch © 2010

Blogger Templates by Splashy Templates