Konzert: Stars
Ort: Luxor, Köln
Datum: 20.01.2015
Dauer: gut 90 min
Zuschauer: ziemlich volles Luxor (aber nicht ausverkauft)
"Please spin the fucking disco balls!" - "All my fucking dreams would come true." Die Discokugel über der Tanzfläche des Luxor beschäftigte Torquil Campbell die ganze erste Konzerthälfte über. Irgendwann reichte es ihm, er schickte einen Roadie los, dem Mann am Mischpult den Auftrag zu geben, das Ding endlich anzuschalten. Als sie lief, stieg seine Laune noch einmal deutlich.
Sie fühlten sich wohl in Köln. Warum, wisse er nicht. Am Nachmittag sei er in der "massive terrifying cathedral" gewesen und habe da einen betrunkenen Mann beobachtet, der laut geschimpft habe und vermutlich Unfreundliches über Jesus gesagt habe. Ein Priester im "roten Cape" habe ihn daraufhin aus dem Dom geschmissen. "Ihr Europäer seid toll!" Dabei ist der Sänger ja eigentlich auch einer von uns, er hat einen englischen Migrationshintergrund. Vielleicht lag die gute Laune der Band an der ausgezeichneten Stimmung des ersten deutschen Konzerts in Frankfurt am Vorabend und am voll aussehenden Luxor heute - und nicht an den Pilzen, von denen Torquil so oft sprach (nach deren Einnahme er im Bus Footloose auf Deutsch gesehen habe).
Für mich fing der Abend genau wie der Montag an. Ich stand im Stau und verpasste die Vorgruppe Children aus Berlin, die ich heute unbedingt sehen wollte. Eine knappe Stunde Stau vor und in Köln versaute mir das. Dabei war ich extra früh losgefahren. Da ich diesmal noch nicht mal ein ganzes Lied mitbekam, kann ich nur das SMS-Update in den Stau teilen: "Leider sind Children supertoll"
Die Stars begannen ihren Auftritt 80 min früher als am Vortag - vielleicht ist das der Frankfurter Versuch, Millionenstadt-Coolness herzustellen. Mir war (trotz des Stau-Vorgruppen-Desasters) sehr recht, daß die Hauptgruppe bereits um fünf nach neun auftrat.
Das Konzert war eine Kopie von dem in Frankfurt. Die Kanadier spielten die gleichen Stücke, auch die "Bühnenshow" des Sängers war gleich. Bei mehreren Liedern, vor allem bei We don't want your body, umarmte er seine Gesangspartnerin Amy Millan (mit Rosenkleid) von hinten. Das macht er also dabei wohl immer, er äfft also nicht die Pärchen nach, die den ganzen Abend so verbrachten.
Das zweite Live-Hören der neuen Stücke zeigte, welchen von denen live etwas taugen und welche langweilig sind. You keep coming up ist einer der Langweiler. Bei der nächsten Tour taucht das Lied sicher nicht mehr auf der Setlist auf. Dagegen sind Titel wie From the night, Trap door oder No one is lost (trotz der Hände-in-die-Höhe-Animation) viel besser, als ich das am Anfang gedacht hatte. Bei Lieblingsbands, die irgendwann vor Jahren einmal Meisterweke veröffentlicht haben, habe ich mir angewöhnt, glücklich zu sein, wenn auf jeder neuen Platten ein, zwei Lieder sind, die bleiben und über die ich mich auch in ein paar Jahren bei einem Konzert noch freuen werde. Belle & Sebastian sind so eine Band. Als ich deren neue Platte Ende letzte Woche erstmals gehört habe und gleich die ersten beiden Lieder großartig waren, konnte also nichts mehr schiefgehen (aber auch der überwiegende Rest ist wunderbar!).
Große Unterschiede gab es heute nicht. Mit Ausnahme der Tatsache, daß die wenigen langweiligen Stücke langweiliger und die guten besser als am Abend vorher wirkten. Irgendwann wusste ich mal, was für psychologische Mechanismen für so etwas sorgen, habe ich aber vergessen.
Mich erfreuen eh eher die kleinen Dinge, die man so beobachtet. Bei Elevator love letter hatte Torquil in Frankfurt noch seine Melodica vergeblich gesucht, der Roadie hatte vergessen, sie ihm hinzulegen. Im Luxor war sie da, er musste nicht improvisieren (so wie bei seinem selbstgebastelten Band-Shirt, das er offenbach mit Edding selbstgemacht hatte).
Auch beim zweiten Mal waren trotz der erstaunlich guten neuen Sachen natürlich die alten Gassenhauer (wie Take me to the riot) die besten Stücke!
Und es endete auch gleich. Take me to the riot, Your ex-lover is dead mit Mitsing-Aufgaben und die beiden neuen Are you ok? und No one is lost ("put your hands up 'cause everybody dies"), dazwischen der Dank an uns, ihnen dieses Leben zu erlauben. "You spend money for art. Do you know how rare that is now? You're so civilized! We are Stars and so are you!" Hatte dieser berühmte Autoaufkleber-Poet und Cree-Prophet das nicht auch schon mal umschrieben? Irgendwas mit "...daß man Kultiviertheit nicht streamen kann"?
Statt der einen Zugabe What is to be done? von Frankfurt kamen die Stars danach noch einmal zurück. "That sounded like genuine enthusiasm!" Sie beschlossen den Abend mit No better place vom aktuellen Album - auch einem erstaunlich schönen Lied live!" Nein, ich bin nicht nur der Sucht und der vierwöchigen Konzertpause wegen zweimal nacheinander zu den Stars gegangen. Ich war da, weil sie Spaß machen und immer noch gute Konzerte spielen. Also in zwei Jahren dann wieder!
Setlist Stars, Luxor, Köln:
01: From the night
02: Ageless beauty
03: We don't want your body
04: Turn it up
05: Backlines
06: You keep coming up
07: A song is a weapon
08: This is the last time
09: Hold on when you get love and let go when you give it
10: Look away
11: Dead hearts
12: Trap door
13: One more night
14: Elevator love letter
15: Take me to the riot
16: Your ex-lover is dead
17: Are you ok?
18: No one is lost
19: What is to be done? (Z)
20: No better place (Z)
Tourdaten Stars:
21.01. Knust, Hamburg (Support: Children)
22.01. Bi Nuu, Berlin (Support: Children)
23.01. Strom, München (Support: Children)
Links:
aus unserem Archiv:
- Stars, Frankurt. 19.01.15
- Stars, Köln, 17.12.12
- Stars, Frankfurt, 12.12.12
- Stars, Indianapolis, 04.10.12
- Stars, New York, 24.09.10
- Stars, Köln, 09.09.10
- Stars, Köln, 11.02.08
- Stars, Köln, 27.09.07
- Stars, Berlin, 20.09.07
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