Konzert: Owen Pallett
Ort: Stadthalle Mülheim, Köln (Week-End Fest #4)
Datum: 29.11.2014
Dauer: 70 min
"Ich begrüße ihn mit den Worten, die er jetzt sein Leben lang hören wird: 'Here comes Academy Award nominee, Owen Pallett!'"
Daß mein kanadischer Liebling Teil des Week-End #4 Lineups sein würde, war mir lange schon klar. Owen Pallett ist "Freund des Hauses" und musste irgendwann einfach das Kölner Festival spielen. 2014 war ideal, da das das Owen Pallett Jahr war. Im Frühjahr die Oscars (er gewann zwar leider mit der Musik für Her nicht und war daher auch nicht auf diesem doofen Selfie), im Mai sein eigenes Album und anschließend das erneute Touren als Support und zweite Geige* bei Arcade Fire.
Diese Doppelfunktion bei Arcade Fire hatte Owen Pallett auch schon beim vermutlich besten Konzert meines Lebens gespielt. 2005 hatten Arcade Fire im 3 km entfernten Gebäude 9 gespielt. Vorgruppe war Final Fantasy, also Owen solo mit Geige.
Seitdem habe ich den Kanadier immer wieder gesehen - in allen erdenklichen Konstellationen. Mal alleine, mal mit Gitarrist, mit ganzer Band oder mit Orchester. Am liebsten mochte ich aber bisher die Auftritte, bei denen der Musiker nur mit Geige, Keyboard und Loopstation seine herrlich kauzigen Melodien reproduzierte. Vor dem Week-End Fest hatte ich mich gefragt, ob es auch diesmal (wie zuletzt beim Arcade Fire Support) ein Solo-Auftritt werden würde. Der Aufbau beantwortete die Frage. Owen wurde von einem zweiten Keyboarder (und Bassisten) und einem Schlagzeuger begleitet.
Um kurz nach zehn (zehn Minuten vor dem Zeitplan) kam aber der von Conférencier Dave Doughman angekündigte Violinist zunächst alleine auf die Bühne und begann mit That's when the audience died vom Final Fantasy Debüt-Album. Vermutlich hatte er das auch damals im Gebäude 9 gespielt (da hat aber niemand die Setlist dokumentiert - shame on me). Bevor er mit Song song song ein Lied vom zweiten Album He poos clouds spielte, erklärte er, daß er das für Kölner Freunde mache. "Some old songs. 'Yeah, old songs!'"
Nach Keep the dog quiet (ich: "yeah, newer songs!"), das der Künstler auch noch solo vortrug, kam die Band dazu. Der Schlagzeuger sei Ersatz für den normalen Trommler (Geburtsauszeit) und spiele sein erstes Konzert! Der Bassist (der aber doch eine Gitarre hatte? Oder einen sechssaitigen Bass? Das Instrument klang bassig) kam mir bekannt vor. Die Namen der beiden habe ich leider nicht verstanden. Daß der Drummer neu war, merkte man ihm nicht an. Sicher ist es fürs Lampenfieber auch nicht hilfreich, wenn der Chef immer wieder betont, daß es das Debüt ist. Aber Schlagzeuger (und besonders er) scheinen Stoiker zu sein - der Owen-Trommler machte seinen Job hervorragend!
In Bandkonstellation spielten die drei nur neuere Songs, also Lieder der Platten In conflict und Heartland. Nach Tryst with Mephistopheles verschwand der Schlagzeuger vorerst wieder. Der Bassist zögerte, bis Owen ihn fragte "willst du bleiben?" Er wollte. Zu zweit spielten sie einen der stärksten Songs, das wundervolle Scandal in the parkade von der EP zwischen den beiden letzten Plattem (der Hintergrund des Textes ist alles andere als wundervoll, die Melodie und das Arrangement aber in der Owen-Top-3).
Bei Konzerten mit Band spielt das Loopen zwar auch eine Rolle, es steht aber nicht so im Vordergrund wie bei Owens Solo-Auftritten. Dieses schichtweise Aufnehmen der Rhythmen hat für mich nichts von seiner Faszination eingebüßt. Bei zwei oder drei Mann auf der Bühne achtet man natürlich nicht nur darauf. Außerdem gibt es das Schlagzeug als Rhythmusgeber. Alleine erloopt sich der Kanadier die Songstrukturen. Aber - lange Rede, kurzer Sinn - mir gefiel die Band-Herangehensweise diesmal so gut wie bisher nie. Ich bin nicht mehr sicher, wie ich Owen Pallett am liebsten mag (doch: möglichst oft!).
"We have to fill 70 minutes!" sagte der Sänger irgendwann. Gottseidank! Wenn ich all die Lieblingslieder aufzählen müsste, die er nicht gespielt hat (CN Tower, Lewis I, Midnight directives, This lamb sells condos, Many lives...), hätte Owen auch gut und gerne zwei Stunden spielen dürfen. Aber ich will mich nicht beschweren. Das Konzert war zwar nicht weiter überraschend, weil ich wusste, daß seine Auftritte immer herausragend sind und weil kein absurd-schönes Cover gespielt wurde (wir hatten uns vorher etwas von einer der Kölner Folk-Bands gewünscht) - er war aber eben auch... wieder herausragend. Wie gut, wenn Festivalmacher solche Freunde haben!
Setlist Owen Pallett, Week-End Fest #4, Köln:
01: That's when the audience died**
02: Song song song**
03: Keep the dog quiet**
04: Soldiers rock
05: In conflict
06: Tryst with Mephistopheles
07: Scandal at the parkade
08: The great elsewhere
09: The secret seven
10: Infernal fantasy
11: This is the dream of Win and Régine
12: The riverbed
13: Lewis takes off his shirt
14: Song for five & six**
Links:
- aus unserem Archiv:
- Owen Pallett, Dresden, 17.06.14
- Owen Pallett, Paris, 11.12.12
- Owen Pallett, Düsseldorf, 26.05.12
- Owen Pallett, Eindhoven, 11.11.11
- Owen Pallett, Köln, 23.06.11
- Owen Pallett, Paris, 22.02.11
- Owen Pallett, Eindhoven, 18.02.11
- Owen Pallett, Paris, 01.06.10
- Owen Pallett, Barcelona, 28.05.10
- Owen Pallett, Frankfurt, 15.03.10
- Final Fantasy, Haldern, 14.08.09
* 'tschuldigung!
** Owen solo
5 Kommentare :
Hallo Christoph, danke dir für dieses schöne Revue-passieren-lassen dieses Konzerts, was mir u.a. ermöglicht hat, die ganzen Stücke nochmal nachzuhören - ich habe nämlich nur zwei davo mit Titel identifizieren können.
Als nächstes wünsche ich mir bitte noch einen Sinkane- und Pierre Bastien- Konzertbericht! ;-)
Der Oscarnominierte Film hieß natürlich "Her" und die Bandmitglieder waren Matt Smith (Gitarre, etc.) und Rob Gordon (Drums)
Grad noch gesehen, Rob ist nicht mit auf Tour. Der Drummer war dann wohl jemand anderes.
Matt kam dir bestimmt bekannt vor, weil er und (erwähnter Rob) vor Jahren auch schon bei Owen's Auftritt beim CO Pop in der Kölner Phil dabei waren. Waren früher beide auch Mitglieder von Owen's alter Band Les Mouches.
Danke für die Hinweise! Her / Him - don't drink and type, obwohl es nur Kaffee war :-)
Mary: die werden leider nicht kommen, da ich Sinkane nur mit einem Ohr (mir viel zu bluesig) im Foyer und Pierre Bastien gar nicht bzw. nur seine Installation angeguckt habe!
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