Konzert: Jack White
Ort: Alte Oper, Frankfurt
Datum: 14.11.2014
Zuschauer: ca. 3.000 (ausverkauft)
von Dirk aus Mönchengladbach
Er kommt nicht oft nach Deutschland, auch das Konzert in Frankfurt lag wohl eher zufällig auf dem Tourplan und wurde in die kurze, nur 10 Städte umfassende Europatour noch eingeschoben. Da Herr White netterweise „schöne“ Konzertarenen bevorzugt, gleichzeitig aber nicht auf Stehplätze verzichtet, gab es in der ehrwürdigen Alten Oper eine Premiere (Besserwisser nutzen bitte gerne die Kommentarfunktion).
Also alle Sitze raus und Party im Parkett. Dies sollte jedoch nicht die einzige ungewöhnliche Änderung für ein Rockkonzert in diesem Rahmen sein. Aufzüge zum Balkon, Wein aus der 0,2l Dekantierkaraffe, fast mehr Ordnerdamen als Gäste, strikte Handy- und Fotoeinschränkung überwacht durch neonbeleuchtete Ex-Söldner der Security.... doch kommen wir zur Sache.
Wohl keinem gönnt man die monetäre Freiheit durch Gema- und Tonträgereinahmen mehr als Jack White. Alles dient wieder dem Konzept, dem Konzert oder seinem Label. Mag er auch persönlich ein eher verschrobener Geist zu sein, die Band und seine eigenen Tourmänner (Hosenträger, schwarze Kleidung, Hut und Zigarette) vermitteln eine sehr entspannte Stimmung innerhalb der Crew.
Das Konzept sieht diesmal eine kleinere Band vor, nur zu fünft wird agiert und da gibt es beim Anspruch der Künstlers keinen Platz für Amateure. Ohne ins Detail zu gehen, hier sind nicht nur Vollprofis am Werk, alleine die Erscheinung und Art des Spiels jedes einzelnen sind mitreißend wie beim Sänger selbst.
Als Show fungiert alleine eine Variation von Blau und Weiß. Kein anderer Lichtstrahl wird zu sehen sein. Diese Monotonie spiegelt sich jedoch in keinster Weise in der gebotenen Musik wider. Zwar werden alle Spielarten des Rock, Blues, Country etc. ..in der White eigenen Art gegeben. Aber die Bandbreite ist beeindruckend.
Icky Thumb gibt den krachigen Opener und nach nur 10 Songs hat man schon Lieder von 4 Bands geboten bekommen. Tolle Versionen von Alone in my home oder Three Woman folgen, doch dann ist der offizielle Teil vor den Zugaben überschaubar und endet mit einem wuchtigen Ball and Biscuit. So gut die Solosongs und Coverversionen sind, als Highlights scheint sich Jack White immer noch auf seine White Stripes Songs zu verlassen. Dem Publikum ist es egal.
Immer wieder läuft Jack wie ein Derwisch über die Bühne, reißt die Arme hoch, um Einsätze seiner Band zu arrangieren oder das Ende eines Songs anzukündigen. Flüstert seiner Geigerin danach eine neue Eingabe ins Ohr und weiter geht die schnelle Fahrt ohne Setlist und doppeltem Boden.
Und so teilen sich die Meinungen der Besucher wieder in die zwei bekannten Lager. Was ist besser: klassisches Best-of Set oder ungebremste Spiellaune mit ungeplanten Hängern.
Die Zugaben treffen nicht so ganz meinen Geschmack, was die Steigerung bis zum Ende anbelangt. Immerhin waren dafür die Versionen von Hello Operator und besonders Love Interruption besonders schön. Damit alle wissen, dass Schluss ist, dann noch nach fast 2 Stunden Seven Nation Army (mit einen geänderten Gitarrenriff) und damit wussten auch die letzten Ordner warum dieser Mann eine so große Halle füllen kann, denn ein Fußballspiel mit diesen Akkorden hatte wohl schon jeder gesehen.
Was bleibt, war ein toller Abend in angemessener Atmosphäre der, und das soll hier auch mal gesagt werden, mit 42 EUR völlig angemessen veranschlagt wurde.
Bleibt zu hoffen, dass sich Jack White weiterhin treu bleibt und solange er bei den seltenen Konzerten alles gibt, besteht kein Grund, über fehlende Abende in Deutschland zu meckern.
Setlist Jack White, Alte Oper, Frankfurt:
01: Icky Thump
02: High Ball Stepper
03: Lazaretto
04: Dead Leaves and the Dirty Ground
05: Temporary Ground
06: Alone in My Home
07: Baby Blue
08: Cannon
09: I Asked for Water (She Gave Me Gasoline)
10: Just One Drink
11: Three Women
12: Sugar Never Tasted So Good
13: Entitlement
14: Weep Themselves to Sleep
15: Ball and Biscuit
16: Hello Operator (Z)
17: Top Yourself (Z)
18: I'm Slowly Turning Into You (Z)
19: Love Interruption (Z)
20: Missing Pieces (Z)
21: Seven Nation Army (Z)
Links:
- aus unserem Archiv:
- Jack White, Berlin, 26.06.12
- The White Stripes, Paris, 11.06.07
- The Raconteurs, Paris, 29.08.08
3 Kommentare :
Uns gefiel das Konzert leider garnicht. Jack White hat sehr lustlos und uninspiriert gespielt. Seine Begleitband wollte das zwischenzeitlich zwar ausbügeln, aber das hat der Chef leider wieder abgewürgt. Gähnen während den Songs reißt das Publikum wirklich nicht mit. Der schlechte Sound im Innenraum und die geschlossenen Theken nach Konzertbeginn haben dann auch nicht gerade die Stimmung gehoben. sehr Schade, wir hatten echt mehr erwartet...
Rock-Z
Kann mich meinem Vorredner nur anschliessen: ganz mieses Konzert.
Die 'Lightshow' erinnerte mich eher an ehemalige deutsch-deutsche Grenzübergänge, der Sound war unterirdisch.
Eine unbestuhlte Oper gab es übrigens schon öfter: beispielsweise zu seeligen Frank Zappa Zeiten ca. 1981
Stimmt! Schlechtes Konzert. Jaja, natürlich hat er keine falschen Töne gespielt, aber inspiriert war das nicht. Irgendwie hätte doch ein Funke überspringen müssen - war aber nicht.
Die Zugaben waren noch am besten, obwohl da auch keine wirkliche Atmosphäre aufkam - und zu "Seven Nations Army" mitgrölen ist jetzt wirklich nicht unbedingt mein Ding...
Schade! Abgehakt, mehr nicht.
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