Konzert: The History Of Apple Pie
Ort: Ponyhof, Frankfurt
Datum: 04.11.2014
Dauer: 40 min
Zuschauer: 11
"Was Ihr nicht wusstet: wir haben nur Euch zu diesem Konzert eingeladen!" erklärte Stephanie Min das überschaubare Publikum im Ponyhof in Frankfurt. Wir waren elf, manchmal sogar zwölf Zuschauer. Vor anderthalb Jahren in Köln hatten 20 Leute die Londoner Indiepop-Band im mtc sehen wollen. Eine Schande! Wenn in den anderen drei Städten nicht dramatisch mehr Zuschauer waren, werden wir die Band wohl nicht mehr in Deutschland sehen. Also wir elf.
Anfang 2013 hatten The History Of Apple Pie ein durch und durch wundervolles Debütalbum veröffentlicht. Der Nachfolger Feel something erschien Ende September und enttäuschte mich sehr. Statt voll krachiger Lieder ist die zweite Platte ein Pop-Album. Viel vom Charme des Debüts war leider nicht viel übrig, wobei dies vermutlich ein wenig unfair ist, da Out of view ein so tolles Album ist. Mit einem prophetischen Titel, wie sich jetzt zeigt.
Trotzdem wollte ich die Band natürlich sehen - die Sucht.
Um kurz nach neun kamen die fünf Musiker auf die Bühne. Sonderlich motiviert wirkten sie nicht, aber wer will ihnen das verdenken? Die beiden Gitarristen hampelten rum und machten Unsinn. Einer jubelte nach dem ersten Lied, der andere hatte riesigen Spaß, daß neben ihm auf der Bühne eine Tür war. Manchmal lehnte er sich aber auch nur gegen die Wand während er spielte.
Wie zu befürchten war, spielte die Band fast ausschließlich Stücke vom neuen Album. Aber live und schrammelig gefielen die mir allerdings deutlich besser als auf Platte! Man sollte eben eine Band immer nur bewerten, nachdem man sie auf der Bühne erlebt hat!
Auch wenn die neuen Stücke live sehr gut waren, waren die beiden besten Stücke alt. Glitch und vor allem Some kind (eine B-Seite) stachen deutlich heraus. Lieblinge wie Mallory oder See you fehlten zwar (außer den beiden alten Liedern kam alles von der aktuellen Platte), das Konzert war trotzdem kaum schlechter als das vor anderthalb Jahren - The History Of Apple Pie machen Spaß live! Schade, daß das niemand nachvollziehen können wird! Dabei sollten sich in einer Stadt wie Frankfurt doch wirklich mehr als eine Handvoll Leute mit gutem Musikgeschmack finden.
Zugaben der Band gab es nicht. Nach 40 min endete Before you reach the end mit einer Effekt-Orgie der beiden Gitarristen, zu der Stephanie nur ruhig auf der Bühne stand. Danach ging sie gemeinsam mit der Bassistin weg, ihre drei Kollegen spielten aber noch ein gejammtes Liedchen ohne Text (und Sinn) und tanzten dazu auf der Bühne.
Da ich nicht davon ausgehe, daß alle Zuschauer auch Eintritt bezahlt haben, hätte ich die Band zu gerne noch mit Merchkäufen unterstützt - aber das hatte ich alles schon. Da kleine Bands heutzutage wohl nur noch von Konzerten und Merch-Verkäufen leben können, war der Abend besonders frustrierend. Wieviel Talent wohl künftig strandet, weil sich Musiker diesen Job nicht mehr leisten können? Nur damit wir auf dem Handy in miesester Qualität mit unseren riesigen Kopfhörern überall Musik kostenlos streamen können und bloß keinen Cent an deren Urheber zahlen müssen.
Setlist The History Of Apple Pie, Ponyhof, Frankfurt:
01: Come undone
02: Tame
03: Special girl
04: Keep wondering
05: Glitch
06: Snowball
07: Some kind
08: Jamais vu
09: Before you reach the end
Links:
- aus unserem Archiv:
- The History Of Apple Pie, Köln, 12.05.13
2 Kommentare :
dieses phänomen, unbekannte band, wenige zuschauer, kaum merchverkauf usw. gab es und wird es immer geben. manchmal sind eben wir zugegen und erleben dies hautnah. das ist wie mit arbeitslosen fußballern, von denen man eben nicht allzu viel mitbekomme. außer manchmal...
schade ist es , und in einigen fällen auch sehr schlimm, dass sich dann all das gerackere und der hohe einsatz nicht rentiert haben.
es gibt kaum eine formel für den erfolg im musikbusiness, man sollte alles auf die karte glück setzen. ;-)
Der Umsatz aus Streaming liegt aber 2013 245% über dem Vinylverkauf, auch wenn der einzelne Musiker davon nichts hat, die Musikindustrie wird darauf nicht verzichten wollen. Die Zuschauerzahl entspricht auch ungefähr der Streaminganzahl von The History Of Apple Pie. Dort liegt nämlich auch der größte Mist weit vorne.
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