Freitag, 28. November 2014

Teenage Fanclub, Köln, 27.11.14


Konzert: Teenage Fanclub
Ort: Stadthalle Mülheim, Köln (Week-End Fest #4)
Datum: 27.11.2014
Dauer: 95 min




Nein, meine Begeisterung fürs Week-End Fest hat nichts mit den frischen Eindrücken des fantastischen Konzerts von Teenage Fanclub zu tun, das den ersten Abend um kurz nach eins beendete. Das Week-End Fest ist so toll, weil es einzigartig in Deutschland ist. Schöne Säle (der Nostalgie-Charme der Stadthalle Mülheim ist wundervoll!) haben andere auch, nette Ideen wie Kurzauftritte in den Pausen wie letztes Jahr oder Papierorchester diesmal vielleicht auch. Die Einzigartigkeit liegt anderswo. Ich mag keine Festivals. Zumindest nicht das, was man allgemein darunter versteht. Diese schrecklichen Wochenenden mit 80% schlimmer Musik, widerlich-betrunkenen Idioten, anderen Idioten sind oft notweniges Übel, um eine Band zu sehen, die nur da spielt. Aber ein Vergnügen kann das niemandem bereiten, der wegen der Musik da ist. 

Die guten Festivals werden von Leuten gemacht, die selbst schon bei vielen schlechten waren und ihres nicht wegen der Finanzierung von Haus, Auto oder Urlaub sondern wegen der Musik machen. Bei Week-End Fest liegt es noch anders, glaube ich. Das wird, meiner Theorie nach, nämlich offenbar von Leuten gemacht, die noch nie bei solchen schrecklichen Festivals waren und die Zwänge und Mechanismen, der Festivalmacherei nicht kennen und stattdessen so buchen, wie sie es sich wünschen. Das Ergebnis sind Linups, die vollkommen unvorhersehbar sind und die komplett auf die Bands der Saison verzichten. 

A Certain Ratio, Owen Pallett, Kate Tempest und Teenage Fanclub als Headliner gibt es ganz sicher nirgendwo sonst! Und auch wenn man mit vielen der Namen nichts anfangen kann, ist solch ein Wochenende herrlich horizonterweiternd und zigmal spannender als jedes neue Großereignis in Berlin. 


Ich wäre also auch sicher ohne Teenage Fanclub gekommen - ohne die Band, die man so gut wie nie in Deutschland sieht und die Donnerstag Nacht alles an die Wand gespielt hat!

Teenage Fanclub stammen aus Glasgow, veröffentlichen seit 1990 Alben und waren zuletzt 2010 auf richtiger Tour. Seitdem fanden lediglich eine Handvoll Konzerte statt. Anfang des Jahres erscheint ein neues Album. Zu einem solchen Zeitpunkt ohne aktuelle Tourtermine zu haben, nach Köln zu kommen, spricht für Band und Festival.


Der Zeitplan des Abends hinkte von Beginn an 30 min zurück. Teenage Fanclub begannen fast eine Dreiviertelstunde später als geplant. Mit dem ersten Stück waren meine Sorgen um die extrem kurze Nacht weg. Und wenn schon! Was sind Augenringe gegen Star sign? Oder About you oder Start again


Viel zu beschreiben gibt es bei diesem Auftritt nicht. Außer dem ständigen Wechsel des Sängerjobs passiert ja nicht viel bei "Shows" der Schotten. Warum auch? Wer zu viel Petersilie übers Essen streut, lenkt ja auch von fehlender Kochkunst ab (ansonsten gibt es keinen Grund, dieses widerliche Zeug zu benutzen). Norman Blake muß auch während eines Konzerts nicht seinen Pullover wechseln, alles ist prima genau so, wie es ist. In der Mülheimer Wirklichkeit bedeutete das 70 min Hits - vor allem von den fünf Alben in der Mitte ab Bandwagonesque und der letzten (Shadows), Did I say vom Best of Album und ein Lied vom kommenden Album. Natürlich war das besonders spannend. Aber auch dazu gibt es nicht viel zu erzählen. Das Stück, das wohl I'm in love heißt ("it feels good, when you're next to me"), ist nämlich genauso wie die anderen Lieder des Abends - ein Hit eben. 


Um halb eins kamen die fünf Schotten für vier Zugaben zurück, darunter das wunderbare Everything flows, das einzige Stück vom ersten Album. "Das geht noch bis eins", raunte mir mein Nachbar zu. Wegen vieler kurzer Nächte wäre das normalerweise eine Drohung gewesen. Hier war es bei uns beiden Ausdruck der Hoffnung, noch mehr zu hören. Kurz vor eins gingen Teenage Fanclub. Mit Hilfe des wieder hochsympathischen Conférenciers Dave Doughman kamen sie aber noch einmal wieder und spielten zum Schluß What you do to me.

Oh, es war großartig! Warum wissen so wenige, wie fabelhaft Teenage Fanclub sind? Warum füllt ein Typ mit Bärchenmaske und lieben Reimen am gleichen Abend die zigmal größere Halle? Ich reiße mich nicht drum, daß mein guter Geschmack so exklusiv ist und von nur einigen Hundert in Köln geteilt wird. Aber solange es Festivals gibt, die sich nicht dem Massengeschmack ergeben, funktioniert ja alles!

Wundervolles Konzert, wundervolles Festival!

Setlist Teenage Fanclub, Week-End Fest #4, Köln:

01: Star sign
02: About you
03: Start again
04: Sometimes I don't need to believe in anything
05: The past
06: It's all in my mind
07: Don't look back
08: Baby Lee
09: I need direction
10: Did I say
11: Verisimilitude
12: neu ("it feels good whne you're next to me")
13: Ain't that enough
14: Can't feel my soul
15: The concept
16: Sparky's dream

17: Near you (Z)
18: I don't want control of you (Z)
19: Your love is the place where I come from (Z)
20: Everything flows (Z)

21: What you do to me (Z)


Links: 

- aus unserem Archiv:
- Teenage Fanclub, New York, 30.09.10


3 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Der neue Song heißt laut Setlist "I'm In Love".

Oliver Peel hat gesagt…

Ja genau, "I'm In Love" war's. Bitte ergänzen. Ansonsten: was ist der Unterschied zwischen den "widerlich-betrunkenen Idioten" und "den anderen Idioten"?

Christoph hat gesagt…

Steht doch im Text?!

 

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