The Mantles, Frankfurt, 08.11.14

Konzert: The Mantles
Ort: Dreikönigskeller
Datum: 08.11.2014
Dauer: gut 45 min
Zuschauer: ca. 50 bis 60

Wenn ein Konzertabend trotz widriger Umstände in guter Erinnerung bleibt, war die Band wohl besser als die Umstände widrig.

Ich bin erst neulich auf die Mantles aus Oakland aufmerksam geworden. Da Frankfurt die letzte Station einer Europa-Tour war, musste ich sie dort sehen. Der Auftrittsort Dreikönigskeller in Sachsenhausen sagte mir nichts. Auf der Facebook-Seite hatte der Veranstalter den Zeitplan des Konzerts veröffentlicht - Einlass 21 Uhr, Beginn 22 Uhr. Gerade wenn man einen Club nicht kennt, finde ich dies extrem hilfreich. Daß das Konzert laut Facebook keinen Eintritt kosten sollte, gefiel mir weniger. Ich möchte für Kultur zahlen, weil Künstler von diesem Geld leben müssen. Unabhängig davon haben Gratiskonzerte leider oft ein viel mieseres Publikum als andere. Der Eintrittspreis ist eine Art Benimm-NC; wer bereit ist, für eine Band Geld auszugeben, ist in der Regel aufmerksamer. Daß das Konzert der Mantles gratis sein sollte, hätte mich fast davon abgehalten, nach Frankfurt zu fahren. Die Angst, etwas zu versäumen war aber größer als die Unlust auf Leute, die nicht wegen der Musik da wären. Ich war also um kurz vor zehn an der Tür des Dreikönigskellers und wurde um 8 Euro Eintritt gebeten. Gottseidank war die Angabe des Veranstalters also schon einmal falsch.

Im eigentlich sehr schönen kleinen Kellerraum (mit kleinem Elvis-Schrein hinter der Bar) herrschte kein Rauchverbot und es wurde ordentlich gequalmt. Da auch die Anfangszeit nicht stimmte und um zehn lediglich die DJs anfingen, war das eine echte Quälerei. Hätte ich das gewußt, ich wäre nicht gefahren und hätte mir eine nächtliche Dusche erspart, um den Rauchgestank wieder loszuwerden. Ich hätte allerdings auch einen ausgezeichneten Auftritt einer hochsympathischen Band verpasst!

The Mantles traten um 22:45 auf. Fünf Musiker kamen auf die Bühne. Die Band hatte - soweit ich weiß - ursprünglich als Trio angefangen, die erste Platte zu viert aufgenommen und besteht jetzt aus zwei Gitarristen, einem Bassisten, einer Keyboarderin und Drummerin Virginia.

Ihre Musik bezeichnen die Kalifornier als "Garage Pop." Ihr Livesound ist herrlich roh, ein wenig rotzig, ohne aber den popigen Grundton zu verlieren. Ich mochte das sehr gerne! Auf Platte klingt alles ein wenig glatter, vor allem der Gesang scheint bearbeitet zu sein. Live saß nicht jeder Ton perfekt, das hatte Charme und passte wunderbar zu den schönen Garagen-Melodien. Mich erinnerten die Mantles stark an die Babies aus Brooklyn, die mich letztes Jahr so begeistert haben. Leider kam hier der Boy-Girl-Gesang ein wenig kurz. Drummerin Virginia sang zwar bei ein paar Stücken mit, ihre Stimme war aber kaum zu hören. Aber auch ohne das überzeugten mich die Mantles restlos.

Die Band hat bisher zwei Platten veröffentlicht, 2009 und 2013. Erstaunlicherweise spielten die Amerikaner kaum Lieder vom aktuelleren Album Long enough to leave (drei). Ob sie dachten, daß uns alle Lieder neu wären und es daher egal wäre, wie alt sie wirklich sind oder die Tatsache, daß auch die neue Platte bereits 2013 erschienen ist, weiß ich nicht, jedenfalls erinnere ich mich an kein Konzert, bei dem das neuere Material so wenig berücksichtigt wurde. 

Nach zwei Zugaben und 45 min Konzert war meine Laune sehr viel besser als anderthalb Stunden vorher. Es war ein wundervoller Auftritt! Und in ein paar Tagen stinkt auch meine Jacke nicht mehr.

Setlist The Mantles, Dreikönigskeller, Frankfurt:

01: Bad design
02: Marbled birds
03: Happy island
04: Disappearing act
05: Memory (neu)
06: Lily never married
07: Don't lie
08: More that I pay
09: Undelivered (neu)
10: Summer read
11: Cascades
12: Stay

13: What we do matters (Z)
14: ?