Konzert: Wild Beasts
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 05.04.2014
Dauer: 80 min
Zuschauer: rund 400
Ich habe neulich mit einer Freundin eine kleine Unterhaltung über meinen Musikgeschmack geführt und festgestellt, daß ich musikalisch sehr leicht durchschaubar bin. Daß ich die Wild Beasts mag passt da gar nicht recht ins Bild, denn auch ohne ihre Livekeyboarderin Katie Harkin von den wundervollen Sky Larkin (bei der letzten Deutschlandtour - u.a. auch im Gebäude 9) wollte ich die Engländer mit dem gewöhnungsbedürftigen Stil unbedingt sehen.
In den letzen Tagen beschäftigt die Musikszene in Köln die drohende Schließung des Gebäude 9, seitdem der Stadtbezirk Mülheim den Weg für einen Verkauf der umliegenden Grundstücke an einen Investor und die anschließende Bebauung mit Wohnungen freigemacht hat. Das Gebäude 9, das in den Augen der kommunalen Entscheider offenbar einfach eine Art Jugendclub ist, der lichtscheues Volk anzieht, das dann eben irgendwo anders zu seinen Punkkonzerten gehen wird, ist aber weit mehr als ein lokaler subkultureller Musikclub. Es ist wichtiger Bestandteil nicht nur der Kölner Kultur. Daß das das gemeine Ratsmitglied nicht wahrnimmt - und die Künstler, die dort auftreten, nicht kennt - spricht nicht gegen den Club, das spricht gegen das gemeine Ratsmitglied. Im Gebäude 9 haben in den vergangenen Jahren Massen an Musikern gespielt, die in England und den USA hoch anerkannt sind und Grammys, Brit Awards oder Mercury Preise gewonnen oder für Oscars nominiert waren. Und die Sportfreunde Stiller, Herr Oberbürgermeister.
Die Wild Beasts waren "nur" nominiert für den Mercury Music Prize, den Preis der British Phonographic Industry. Mit ihrem zweiten Album Two dancers unterlagen sie 2010 dem The xx-Debüt als bestes Album Großbritanniens und Irlands. All diese hochgelobten Bands in Köln zu sehen, garantiert zu einem guten Stück das Gebäude 9. Wenn in Deutz bald weiteres kreatives Wohnen errichtet wird, werden zwangsläufig viel mehr herausragende Bands einen großen Bogen um Köln machen. Das mag nur einem kleineren Teil der Stadt auffallen, das schützt sie aber nicht davor, kulturell ärmer zu werden. Gottseidank bin ich grundoptimistisch und hatte gestern keine Angst, nicht mehr viele Konzerte im Gebäude 9 sehen zu können. Daher zurück zum Tagesgeschäft:
Wir kamen nach der offenbar guten Vorgruppe Money an und fanden noch weit vorne Platz. Auf der Bühne wurden gerade Batterien an Keyboards aufgebaut. Die Rückwand war mit weißen Kreissegmenten dekoriert, die wie die Schleppe eines Pfaus aussahen und während des Konzerts mit buntem Licht angeleuchtet wurden.
Das Spezielle an den Wild Beasts ist der Falsett-Gesang von Sänger Hayden Thorpe. Und damit kann ich in den wenigsten Fällen etwas anfangen. Bei den Wild Beasts in Verbindung mit den treibenden Rhythmen und spannenden Melodien schon.
Mit einem der beiden Überhits des neuen Albums, Mecca, begann das Konzert. Present tense, die vierte Platte der Engländer, die in Leeds leben, erschien im Februar und erhielt überragende Kritiken. Die Band kann sich also live durchaus auf das neue Material verlassen und tat das. Von den ersten 13 Liedern stammten acht von Present tense - was ja auch ganz schön passt.
Neben Mecca gefiel mir A simple beautiful truth von den neuen Stücken am besten. Dabei war der abwechselnde Gesang von Hayden und Bassist Tom besonders toll! Überhaupt sang Tom sehr viel - viel mehr als mir beim flüchtigen Hören der Platten aufgefallen war. Bei Daughters sang Tom die erste (und tiefe) Stimme. Besonders schön fürs Auge war Nature boy, dann da standen Tom und Hayden quasi in Reihe an ihren Keyboards und sangen gemeinsam, ohne sich sehen zu können.
Die Stimmung im Gebäude 9 war hervorragend. Ich hätte nie einschätzen können, wie voll das Konzert werden würde - und weiß auch nicht recht, warum die Wild Beasts so viele Zuschauer anlocken (es war sicher kein hoher Anteil an "Katastrophentouristen" dabei, die sich mal dieses Gebäude 9, von dem alle reden, angucken wollten - eine Dame, die von einem Fahrer abgeholt wurde, hielt ich für offiziellen Besuch). Aber die vielen Zuschauer (und ich) kamen auf ihre Kosten.
Wanderlust - Überhit 2 - war die erste von vier Zugaben (Amateure! The Cure haben am vergangenen Wochenende 16 Zugaben gespielt). Mir war das Schlagzeug bei Wanderlust viel zu dominant, die wundervolle Melodie ging unter. Aber das war der einzige Makel des Abends. Des wieder einmal wunderbaren Abends, muß es heißen. Und von denen gibt es noch hoffentlich sehr viele!
Setlist Wild Beasts, Gebäude 9, Köln:
01: Mecca
02: Sweet spot
03: The fun powder plot
04: The devil's crayon
05: Pregnant pause
06: A simple beautiful truth
07: Daughters
08: Hooting & howling
09: Reach a bit further
10: Palace
11: Nature boy
12: Bed of nails
13: A dog's life
14: Wanderlust (Z)
15: All the king's men (Z)
16: Lion's share (Z)
17: End come too soon (Z)
Links:
- Wild Beasts, Paris, 28.10.11
- Wild Beasts, Paris, 12.10.09
- Wild Beasts, Paris, 20.06.08
- mehr Fotos später!
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