Donnerstag, 3. April 2014

Ma Valise, Karlsruhe, 02.04.14


Konzert: Ma Valise
Ort: Tollhaus in Karlsruhe
Datum: 2. April 2014
Dauer: 110 min
Zuschauer: 60-70


Manchmal liegt Karlsruhe im Senegal, es wird dort Tango mit einem Kontrabass getanzt und der bretonische Cousin von Billy Bragg reckt anpeitschend seine Arme, bis er seinem Überschwang Luft am Jaulen des Theremin verschaffen muss. Gut, dass das alles am zweiten April stattfand, sonst müsste ich damit rechnen, dass es leichtfertig als Aprilscherz abgetan wird. Aber so wahr ich gestern im Tollhaus dabei war -  da ist nichts geflunkert und alles die reinste Wahrheit.



Ich hatte mich nach den verfügbaren Videos auf einen vergnüglichen Abend mit tanzbarer Musik eingestellt. Den bekam ich 100% geliefert. Vom ersten Moment an war das Publikum dem Rhythmus und dem Charme der vier Männer auf der Bühne erlegen. Schlagzeug, E-Gitarre, Kontrabass und Knopfbandoneon waren die Grundausstattung. Ab und an musste das Theremin einen Beitrag leisten und das Bandoneon wurde zur Seite gestellt, um durch ein Keyboard ersetzt zu werden. Was geboten wurde, war Querbeet Musik, manchmal in der Mixtur an Manu Chao erinnernd, oft aber auch vom Diktus her Nordafrikanisch. Gesungen wurde Französisch und Spanisch.



Der Mann links außen am Schlagzeug war sehr eindrucksvoll darin, wie er den ganzen Abend lang das Publikum vor sich hertrieb und in etwa der Hälfte der Lieder die erste Stimme sang. Das alles ohne Ermüdungserscheinungen. 


An der E-Gitarre herrschte eher keine Eleganz, dafür aber Kunstfertigkeit in allen möglichen lustigen Zwischenrufen und Pogosprüngen. Besonders faszinierend fand ich den Herren am Kontrabass, der als einziger nicht mitsang, aber seinen Bass den ganzen Abend kunstfertigst und einigermaßen verrückt in die unerwartesten Tanzposen nahm.


In Bezug auf die Ansagen ging es einigermaßen kreuz und quer. Obwohl aus dem Publikum immer wieder Anfeuerung und Antworten in bestem Französisch kamen, mühten sich die Herren auf der Bühne mit deutschen und englischen Erklärungen, was aber dann doch häufig mit Schulterzucken und lachen enden musste. Das Publikum war aber selbst auch zu Scherzen aufgelegt: So nahm man uns gedanklich mit in den kleinen Transporter, um gemeinsam um das Mittelmeer herum zu fahren an den Ort des nächsten Stückes und fragte ins Publikum, wo das Ende der Fahrt war. Prompt kam selig und aus vollster Lunge: KARLSRUHE! Wo wir gedanklich eigentlich gerade nach Senegal geleitet worden waren.


Man muss zugeben, dass gerade die in Afrika geborgten Stücke etwas die schwerelose Eleganz vermissen ließen, die dort eigentlich zu Hause ist. Da schien deutlich das doch schwerfälligere Europa durch. Aber die überbordende Spielfreude machte das wett. Sie zeigte sich auch darin, dass es am Ende mehr Zugaben gab, als im zweiten Set (nach der Pause) regulär gespielt worden waren. Nach vier ausführlich mit diversen Soli durchgearbeiten Stücken kamen alle vier Musiker noch für zwei mit Hingabe zelebrierte Akustikstücke (Bass, Ukulele, Trommel und Bandoneon) in die Mitte des Publikums. Und auch dann fiel ihnen der Abschied vom euphorisierten Publikum schwer.



Deutsche Tourstationen:

04.04. KASSEL  - Kulturzentrum Schlachthof
05.04. FRANKFURT  - Cafe Exzess
06.04. LEIPZIG  - Raum der Kulturen
07.04. BRAUNSCHWEIG  - Nexus
08.04. BOCHUM  - Kulturzentrum Bhf.-Langendreer
09.04. BREMERHAVEN  - Kulturzentrum Pferdestall
10.04. HANNOVER  - Kulturzentrum Pavillon
11.04. OTTERSBERG  - Eventhall, Schmiedestr. 2
12.04. LEVERKUSEN  - KAW


Mehr Bilder:




2 Kommentare :

Tanja hat gesagt…

Vielen Dank für diesen Post. Ich war gestern dabei und absolut begeistert. Dank deinem Beitrag kann ich alles noch einmal Revue passieren lassen. Vielen Dank hierfür.
Eine Frage habe ich noch, dass der Akkordeon-Spieler nicht erwähnt wird ist das Absicht?
Liebe Grüße

Gudrun hat gesagt…

Es freut mich, dass ich den Abend Deiner Meinung nach gut eingefangen habe. Zu Deiner Frage: Im Vergleich war der Mann am Bandoneon vielleicht einfach zu "normal", weshalb er ein bisschen unter den Tisch gefallen ist.

 

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