Samstag, 26. April 2014

Árstíðir, Gera, 25.04.14


Konzert: Árstíðir im Rahmen der Geraer Songtage
Ort: Trinitatiskirche Gera
Datum: 25. April 2014
Dauer: 90 min
Zuschauer: etwas mehr als 200 

Foto (c) Valentin Boettcher

It's your turn now shine

Manchmal gebe ich nicht nur gute Ratschläge, sondern befolge sie selbst. Geht zu den Geraer Songtagen - habe ich gesagt. Schon letztes Jahr und dieses Jahr wieder - und nun war ich endlich selbst da. Árstíðir in einer Kirche - ich habe ehrlich gesagt nicht sehr lange überlegt, ob sich die Fahrt von Karlsruhe lohnt. Ich habe nur meinen Geraer Leuten Bescheid gesagt, dass wir da einen Termin haben.


Meine Liebe für die Musik der Formation entbrannte mit Ljóð í sand  von ihrem zweiten Album (das ich auf einem Grapevine-Sampler kennenlernte). Später kaufte ich das ganze Album direkt in Island - schöne neue Welt sei Dank, ist das ja oft nur ein paar Clicks entfernt. Es ist aber gar nicht so einfach, die jungen Männer im Konzert zu sehen in Deutschland. Markus hat es in Berlin schon geschafft und war restlos begeistert. Und Besucher des Rudolstädter Folkfestivals hatten 2013 auch schon das Vergnügen. Dort hatten die Veranstalter der Songtage im Konzert auch den Plan gefasst, das Ensemble nach Gera zu holen.

Foto (c) Falko Trojahn
An diesem heiteren Tag in Gera war allerdings erst einmal weiteres warten angesagt. Die Band hatte im Stau gestanden und war erst 20:15 Uhr angekommen (geplanter Beginn war 20:30 Uhr). Im Garten an der Kirche kam man aber schnell miteinander ins Gespräch und es war deutlich, dass es wohl gut gefüllt werden würde. Eine spürbar freudige Erwartung lag in der Luft, die nicht zuletzt auch von den Veranstaltern ausging. 
 
Foto (c) Valentin Boettcher

Etwas nach 21 Uhr ging dann die Tür auf und der Einlass wurde superfix abgewickelt. Nachdem alle Ticketinhaber saßen, wurde noch einmal zusammengerückt auf den Kirchenbänken, damit die letzten, die noch vor der Tür standen, auch ein Plätzchen finden konnten. Die Kirche erwies sich als echtes Kleinod.

Foto (c) Valentin Boettcher

Das Konzert begann acapella und setzte gleich den lyrischen Ton, der mir die Musik dieser Isländer so lieb macht. Die Band war mit vier Personen aus Island angereist und ein Cellist war dazugestoßen. Alle fünf sangen saubersten und innigsten Satzgesang unverstärkt. Die Kirchenakustik trug das perfekt in den letzten Winkel. Und der anschließende Applaus sagte, dass hier kein Herz unberührt geblieben war. Diese enthusiastische Freudenbekundung setzte sich (ganz zurecht!) während des ganzen Konzertes fort.

Foto (c) Valentin Boettcher
Im Altarraum war natürlich mehr vorbereitet für Guillaume Lagraviere (Cello), Karl Aldinsteinn Pestka (Violine), Daniel Auðunsson (Gitarre), Ragnar Ólafsson (Piano) und  Gunnar Már Jakobsson (Gitarre). Karl, der Geiger rechts außen regelte während des ganzen Konzerts mit seinen nackten Füßen auf Drehschaltern, Pads und Touchscreens den Klang und auch sonst gab es sehr viel kleine und große Gerätschaften auf der Bühne.

Foto (c) Valentin Boettcher
Was sich schon in dem ersten Stück angedeutet hatte: diese Musiker sind auf ganz besondere Weise aufeinander eingestimmt. Es ist - noch mehr als sonst - das gemeinschaftliche Tun, was diese Musik entstehen lässt und einen im Hören unversehens an einen heimatlichen Ofen holt - an einen Ort wo sich Leute versammeln und es gut miteinander haben.


Das Programm des Abends bot uns eine Sammlung von Stücken beider existierender Alben und von Stücken, die auf dem neusten Tonträger einen Platz finden sollen. Stücke, die mir schon am Herz liegen neben Material, was gerade noch geformt wird.


Und die Ansagen - sie sprühten nur so vor unverstelltem Charme. Sie waren einladend und entwaffnend und so musste ich die jungen Männer einfach von ganzem Herzen lieb haben. Nach etwa 40 min gab es eine Pause, die nur 10 min dauern sollte, aber dann 25 min brauchte, weil der Strom der Menschen, die hinten bei den pausierenden Musikern CDs und Platten kaufen wollten, nicht abriss.
Foto (c) Valentin Boettcher
Im zweiten Teil zeigten sie, warum ihr Name, der übersetzt  Jahreszeiten heißt, so sprechend für ihre Musik ist. Denn mit einem fast 10 minütigen Shades mit Tárin ohne Pause fortgesetzt ließen sie musikalisch einen Sturm aufziehen und wieder vergehen, so dass mir im Publikum wirklich die Luft wegblieb. Eine moderne Variante des Vivaldi-Klassikers.  So fiel es im Finish schwer, dieses Konzert zu beenden. Die Zeit war verflogen und als nach dem aufwühlenden Shades/Tárin ein Urgestein der Band Kill us die Wogen wieder mit hymnisch in den Abend gesandten und zuversichtlichen Harmonien glätten durfte, durfte doch noch nicht Schluß sein!


Klar, dass wir uns eine Zugabe erklatschten. Aber auch danach war die Begeisterung ungebrochen und mitgerissen vom Enthusiasmus des Geraer Publikums fand sich die Band (sichtlich ungeplant) noch einmal a capella vor der Bühne ein und verabschiedete uns mit einem Hymnus Heyr himna smiður der innig, fokussiert und jubilierend einen wunderbaren Abschluss eines absoluten Ausnahemabends bildete.


Es bleibt mir nur, den Organisatoren der Songtage von ganzem Herzen zu danken und zu gratulieren: das habt ihr wirklich sauber hingekriegt! Wunderbar, dass es solche Leute wie euch gibt!


Und es gibt die Möglichkeit, das dritte Album von Árstíðir mit zu finanzieren. Oder einfach nur das wunderbar gemachte Video zur Kampagne anzusehen (ehrlich - es ist wunderschön; der link findet sich weiter unten).


Foto (c) Valentin Boettcher


Setlist (von Stefanie Oepen)
01: Góða veislu gjöra skal
02: Látum okkur sjá
03: Heiðin
04: Cannon
05: You just have to know of me
06: Moonlight
07: Ró
08: Ljod i sand
09: Siðasta Kveðjan

10: Orð að eigin vali
11: Days and Nights
12: Shine
13: Shades
14: Tárin

15: Næturylur
16: Kill us


17: Nú gleymist ég (Z)


18: Heyr himna smiður (Z)


Aus unserem Archiv:  
Árstíðir, Berlin, 08.04.12 
Vorschau Geraer Songtage

Kickstarter Kampagne für das dritte Album


2 Kommentare :

Thomas hat gesagt…

War wirklich schön gestern und schöner, schneller Bericht, ist nur ein kleiner Fehler drin: Es war keine zehn minütige Version von Shades, sondern sie haben wie so oft Shades und Tarín zusammen gespielt ohne Pause dazwischen.

Beste Grüße

Gudrun hat gesagt…

Lieber Thomas - Danke für das Lob und die Präzisierung! Es fehlt auch noch eine Setlist.

 

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