Konzert: The Kills
Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 22.03.2011
Zuschauer: 600 (ausverkauft)
Konzertdauer: eine knappe Stunde
The Kills in der Flèche d'or und Oliver Peel kriegt noch nicht einmal mit, daß Kate Moss da war!
Paris entwickelt sich immer mehr zur einem der Leader innerhalb der wichtigsten Konzertstädte dieses Planeten. Nachdem dieses Jahr schon PJ Harvey ihre neuen Songs von Let England Shake exklusiv in Paris angetestet hat, waren es nun die Kills, die in der Seinemetropole die neuen Stücke ihres noch nicht erschienenen Albums Blood Pressures zum allerersten Male live einem Publikum präsentierten. Tatort war dieses Mal die nicht sonderlich große Flèche d'or (Zuschauerkapazität 600).
Erneut wurde das Konzert per Livestream von verschiedenen Internetseiten (vor allem vom Initiator sfr.fr) in die Wohnzimmer dieser Welt gesendet. Aber selbst vor Ort zu sein, ist nach wie vor allemal spannender, wenngleich ich mir die Schwitzerei in der bullenheißen Location gerne erspart hätte. Aber die schwüle, schweißdurchtränkte Atmosphäre, passte genau zum flirrenden, staubtrockenen Wüstensound der Kills. Diese scheinen bei den jungen, trendigen Leuten eine der coolsten Bands der Welt zu sein, zumindest hatte dies heute abend für mich den Anschein. Wobei auch Kritik darüber laut wurde, daß von den 600 Plätzen nur 350 in den freien Handel kamen, während 250 geladene Gäste auf Listen vermerkt waren. Ich gehörte zu jenen Auserwählten, die hier gratis rein kamen und musste nicht am Tage x pünktlichst hinter dem Computer hängen, als innerhalb von 10 Minuten sämtliche Karten weggingen wie die warmen Semmeln.
Ganz relaxt konnte ich somit mit meinem schicken Gratisticket (hat mir Kate Moss geschenkt; nö, ein Witz!) auf wichtig machen und problemlos die bulligen Türsteher passieren. Drinnen war es schon ordentlich voll, aber es standen auch noch ein paar süchtige Mitbürger draußen rum und rauchten Zigaretten. Eine Vorgruppe gab es keine, getreu dem Motto: "du sollst keine anderen Götter neben mir haben." Und diese Götter der Coolness waren natürlich Alison Mosshart und Jamie Hince.
Gegen 21 Uhr kamen sie auf die Bühne geschlurft und Alison verkündete, daß sie heute abend ein paar Neuheiten testen würden. Diese Ansage sollte einer der wenigen des einstündigen Sets bleiben, ansonsten wurde die brünette Rocklady nur noch einmal gesprächig, als sie etwa in der Mitte des Konzertes inständig und mit Nachdruck darum bat, die Lichter runterzudrehen ("turn it down, seriously I mean it"), sie hätten keinen Bock auf Fotos, auf denen man sie verschwitzt sehen könne. Für viele Fans eine gewissse Enttäuschung, denn jeder wollte die beiden heißen Rockstars mit seiner Kamera ablichten und das Fotografierverbot wirkte ernüchternd. Zudem sorgten die Aufpasser vor der Bühne dafür, daß bloß keiner mehr knipste.
Aber vielleicht auch gar nicht schlecht so, denn nun konnte man sich auf die Musik konzentrieren, ohne den Ellenbogen seines Vordermannes, bei dessen Versuch einen Schnappschuss zu landen, in die Rippen zu kriegen. Ohnehin hätte die Stimmung wesentlich ausgelassener und wilder sein können. Obwohl vorne laut und roh gerockt wurde, wirkten die Hitze und die Enge lähmend auf die Besucher und kaum jemand bewegte sich großartig zu den rasiermesserscharfen Gitarrenriffs und dem greinenden Gesang von Alison. Die Hüftsteife kann natürlich auch daran gelegen haben, daß so viel neues, unbekanntes Material gespielt wurde. Material, das allerdings schon nach dem ersten Mal Livehören zu gefallen wusste. Die tyischen Merkmale des Killschen Sounds sind geblieben. Eine düster polternde, bedrohlich wirkende Gitarre, die jederzeit ausbrechen und höllisch laut werden kann, eine Alison Mosshart, die sexy und lasziv singt, als würde sie gerade von hinten genommen, und ein Jamie Hince, der mit seiner tiefen Mark Knopfler Stimme einen schönen Kontrast zu Alisons Gezwitschere bildet. Wie immer natürlich so rockstarlike performt wie es im Lehrbuch steht. Er ganz lässig mit seiner Elektrischen posend und nie zu viel Energie verschwendend, sie wild wie eine Furie und fast genauso wie man es aus dem Helge Schneider Song Baby Es Gibt Reis kennt: "wildes Mädchen, schüttel dein Haar für mich, Baby Baby schüttel dein Haupthaar für mich."
Welches neue Lied jetzt im Einzelnen wie gut ist, vermag ich freilich noch nicht zu sagen, aber zumindest die Mutter von Alison hat sich schon auf einen Favoriten festgelegt: ein Lied, bei dem eine Orgel zum Einsatz kam (ich glaube das war Lost Goodbye) und das rockige Moment ein wenig in den Hintergrund rückte. Mir persönlich hatte es aber am meisten ein Stück angetan, bei dem Jamies Gitarre ausnahmsweise auch einmal sehr melodische Töne anschlug und insgesamt eine poppigere Grundstimmung herrschte (weiß der Geier, wie der Song hieß).
Letztlich war die ganze Sache aber ziemlich schnell vorbei. Nach höchstens 50 Minuten verließen die beiden Sexysmbole die Bühne, bevor es noch zwei Zugaben gab, bei denen die Fesseln im Publikum gelöst wurden. Plötzlich war Crowdsurfen angesagt und viele Fanhände flogen in die Luft. Eine ausgelassene Stimmung, die ich mir so schon eher gewünscht hätte, aber vielleicht war es zum Dauertanzen einfach zu heiß heute.
Wie auch immer, das Konzert war gut, wenngleich nicht unbedingt weltbewegend. Es erfüllte auf jeden Fall seine Rolle: Lust darauf zu machen, sich demnächst "offiziellere" und längere Konzerte als das heutige anzusehen.
Und wo war jetzt Kate Moss? Laut Aussagen meiner aufmerksamen Freunde gleich rechts am Bühnenrand stehend und angeblich so hübsch, wie man das von einem Topmodel erwartet. Mit ihrem Lover Jamie Hince ging es nach der Show ins Hotel Ritz, wo sie unbedingt pennen wollte, obwohl eigentlich schon das der Location gleich gegenüber liegende Hotel gebucht worden war.
Setlist The Kills, La Flèche d,'or, Paris:
01: Future Starts Here
02: Satellite
03: Heart Is A Beating Drum
04: No Wow
05: Kissy Kissy
06: DNA
07: Baby Says
08: The Last Goodbye
09: You Don't Own The Road
10: Pots And Pan
11: Fried My Little Brains (Z)
12: Sour Cherry (Z)
Links:
- The Kills, Frankfurt, 17.03.09
- The Kills, Paris, 18.03.08
4 Kommentare :
Ich habe die vielleicht letzten zehn Minuten des Livestreams gesehen und war überrascht, wie mies die Stimmung war. Wirklich erstaunlich, weil bei meinem einen Kills Konzert eine ganz besonders gute Stimmung herrschte.
Ich habe selbstverständlich auch Oliver Peel gesehen, Kate Moss aber nicht.
Gut, dass ich meine beiden Tickets auf Ebay teuer vertickt habe!
Im Livestream hab' ich die letzte Zugabe gesehen und beim kurzen Schwenk aufs Publikum Mikael erkannt. Der stand dann wohl nicht weit von Kate Moss entfernt.
Uschi aus P.
Hallo,
Heiß, eng und feucht war es, genau richtig für die Kills. Die eher ruhige Stimmung im Publikum fand ich daher auch etwas überraschend, aber am Ende wurde es dann doch noch richtig wild. Der Killsche Sound bleibt einfach sagenhaft.
Ansonsten ist das wirklich ein klasse Blog. Ich warte auch noch auf deine Kritik zum Moriarty Theater. Ich habe sie Freitag gesehen, ohne Moriba Koita aber dafür mit Streichquartett (zu dritt) und Lail Arad als Vorgruppe. Für Rosemarys Stimme lohnt sich der Konzertbesuch immer.
Christian
Christian,
Danke für deine netten Worte.
Moriarty kommt noch, hatte bisher noch keine Zeit und es geht immer weiter mit den Konzerten. Kurzum, ich komme mir selbst nicht mehr hinterher :)
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