Freitag, 25. März 2011

Low (Alan Sparhawk solo), Paris, 24.03.11


Konzert: Low (Alan Sparhawk solo), Sans Piles Session by Magic
Ort: le Truskel, Paris

Datum: 24.03.2011

Zuschauer: 100 vielleicht?

Konzertdauer: 30 Minuten



Wieder ein neuer Beleg dafür, daß in Paris konzerttechnisch so einiges geboten ist. Kein Geringer als Alan Sparhawk von Low spielte in dem kleinen Pub namens Truskel (kennt ihr alle von meinen Peter Doherty Konzertberichten) und präsentierte die nagelneuen, noch nicht veröffentlichten Lieder des am 12. April erscheinenden neuen Albums C'Mon. Und das gratis!

Als ich gegen 18 Uhr 25 vor dem Truskel erschien, standen da aber seltsamerweise nur maximal 10 Leute vor verschlossener Tür. Ob die Geschichte zu schlecht promotet war? Ich selbst hatte erst am Vortag zufällig davon Wind bekommen. Vielleicht war es Absicht und man wollte einfach nicht zu viele Leute hier haben, denn die Platzkapazität ist sehr begrenzt. Wie auch immer, als ich zusammen mit ein paar Freuden und Bekannten nach Türoffnung eintrat, konnten wir uns die besten Plätze frei aussuchen. Wir stellten uns natürlich gleich ganz nach vorne, um gut zu sehen und befanden uns direkt hinter dem Kameramann, der für die Internetseite des Printmusikmagazins Magic die Songs filmen sollte. Unter der Reihe "Les Sans Piles Sessions" (pile= Batterie, sans piles also ohne Batterien= Akustiksessions) wird man demnächst dort die Videos finden können. Zuvor hatten in den vergangenen Jahren schon Größen wie Jay Mascis, Au Revoir Simone (Archivfoto) und Camera Obscura an der Sache teilgenommen.

Heute ging es schließlich um 19 Uhr los. Alan Sparhawk erschien komplett in schwarz gekleidet (Hemd, Krawatte, Hose, Schuhe alles black) auf der kleinen Bühne und wünschte uns, daß unser Tag großartig sein würde ("I wish that your day will be grand!"). Ich war so nah dran, daß ich ihm in die weiße Gitarre hätte greifen können. Die Intimität war atemberaubend. Schon beim ersten Song bestach Sparhawk durch seine feste, markante, eindringliche Stimme und sorgte für offene Münder. Wow! "La classe" wie der Franzose in solchen Augenblicken zu sagen pflegt. Auch textlich wurden früh Highlights gesetzt: "you try to sleep, then you never wake up , try to sleep don't look at the camera." Genau in diesem Moment guckte Alan ironischerweise genau in die Linse meiner Kamera und ich sah seine stechenden blauen Augen. Fast schien es, als schiele er etwas, aber seine Blicke gingen trotzdem komplett durch mich hindurch. Selten ist man Musikern so nah wie heute.

Mit Nightingale ging es weiter. Eine schöne kleine Gitarrenmelodie eröffnete diesen verwunschenen Song, "Nightingale don't you cry", wunderbar melancholisch pluckerte das Lied voran, während Sparhawk immer wieder den Refrain mit weit aufgerissenem Mund intonierte und beim Gitarrenspiel immer energischer wurde. Es schien, als würde er auf einer Bergwiese stehen und den Hang hinunter singen. Es hallte selbst hier im Truskel.

Witches schloß sich an, ein dichter, wolkenverhangener Song mit einem kuriosen Tex": " all you guys, try to act like Al Green, you're all weak." Besonders die Zeile "you're all weak", sang Sparhawk mit herrlich verächtlichem Tonfall.

Kurz vor Ende dann noch ein Cover (Sparhawk: "the guys from Magic ask me to do one cover") eines Reggae Songs. Die Heptones kannte ich vorher noch nicht, obwohl sie in ihrer Sparte sicherlich Kult sind. "Rasta cool, rasta cool", sang der Mormone immer wieder...

Mit Nothing But Heart wurde schließlich prima abgeschlossen. "I would be your king, but you wanna be free." hieß es dort eingangs. Ein sehr langsames, dafür um so intensiveres Lied. "I'm nothing but heart" intonierte Sparhawk mehrfach und wurde dabei im Verlaufe immer inbrünstiger. Sein definiertes Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, die Nackenmuskel waren bis zum Platzen angespannt und der Sänger war in einer Art Parallelzustand. In diesem Moment hatte er sicherlich vergessen, daß er gerade in einer kleinen Pariser Kneipe ist, beglotzt von einem inzwischen sehr zahlreichen Publikum.

Nach einer halben Stunde war schließlich Schluss und das Ziel der Veranstaltung wurde mühelos erreicht: ich bin sehr neugierig auf das Album C'Mon geworden, das sicherlich ziemlich anders klingen wird, als die heutige abgespeckte Version.



Setlist Low, Le Truskel, Paris:

01: Try To Sleep
02: Nightingale
03: Witches
04: Cool Rasta (The Heptones Cover)
05: Nothing But Heart

Aus unserem Archiv:

Low, Paris, 05.05.07



2 Kommentare :

E. hat gesagt…

oh, spannend. das wäre was für mich gewesen. es gibt bereits einige liveaufnahmen des neuen albums, die ich gesammelt habe, um sie vorzustellen. es verheißt, ein wirklich tolles neues low album zu werden. nee, quark, es ist ein gutes album...

E. hat gesagt…

das video habe ich auch in meiner aufführung, daneben zwei downloads und etliche andere bewegte bilder. schöner bericht, der mich schwer aufseufzen lässt.

 

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