Dienstag, 29. März 2011

Promise & The Monster & Serafina Steer, Paris, 27.03.11


Konzert: Promise & The Monster & Serafina Steer

Ort: Théatre de la Cité Internationale, Paris

Datum: 27.03.11
Zuschauer: 250-300 vielleicht? (Kapazität 500 Plätze)



Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, aber wer als Mann zu früh kommt, wird seine Frau nie glücklich machen können.
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Ähem, ja. Lassen wir die Schlüpfrigkeiten und kommen zu den traumhaft schönen Konzerten, die im Rahmen des Festival les femme s'en mêlent, im Théatre de la Cité Internationale geboten wurden. Eine wundervolle Location, gelegen auf dem Campus der Universität des 14. Pariser Arrondissements. Man fühlte sich wie auf einem englischen Elite- College, wenn man die gepflegten Grünanlagen entlangschlenderte und einen Blick auf die Trutzburgen der Wissenschaft richtete.

Großartig Zeit für Rundgänge hatte ich allerdings nicht, ich war wie eingangs gesagt zu spät dran. Das Théatre dela Cité Internationale war für mich schwer zu erreichen, keine U-Bahn in der Nähe und die Tram, die als Transportmittel herhalten musste, war verflucht langsam unterwegs.

Als ich gegen 19 Uhr in das Theater eintrat, war die britische Harfespielerin Serafina Steer deshalb auch mit ihrem Programm schon so gut wie durch. Als ich auf die weiträumige Bühne schaute, war neben Serafina auch noch eine andere Dame zu erkennen. Es handelte sich um die Französin Emmanuelle Parrenin, die auf einem wundersamen Instrument namens vielle à roue (auf deutsch: Drehleier) performte. Ich glaube Regine Chassagne von Arcade Fire spielt auch gelegentlich auf so einem Ding, daß seltsame, mystische Laute ausstößt. Nach nur einem Lied verließ aber Emmanuelle wieder das Parkett und Serafina performte alleine bereits ihren letzten Sing des Abends. Unglaublich behände und agil sausten ihre Hände die Saiten ihres riesigen Instruments (gut und gerne 2 Meter hoch!) entlang und sie sang dazu im Stile einer Sandy Denny (Fairport Convention). Es war herrlich und ich war dementsprechend sauer, quasi das gesamte Konzert verpasst zu haben. Glücklicherweise kam Serafina nach Abschluß dieses Stücks noch einmal zu einer Zugabe zurück und spielte Tiger, einen ihrer bekanntesten Songs. Atemberaubend melancholisch, verstörend, betörend und mit einem tollen Rhythmus aufwartend. Wundervoll die Stimme von Serafina, voller Sehnsucht, auch in hohen Tonlagen absolut sicher und unglaublich bewegend.

Nicht nachvollziehbar, warum Serafina in Zeiten der riesigen Erfolge von Joanna Newsom noch kein Weltstar ist, der große Säle füllt. Sie hat eine klassische Ausbildung mit Bestnoten abgeschlossen und ist ein Wahnsinnstalent!



Hoch talentiert ist ohne jeden Zweifel auch die Schwedin Billie Lindahl aka Promise & The Monster. Die junge Dame trat nach Serafina Steer auf und wurde ab Song zwei von ihrer Landsfrau Lisa O Piu begleitet. Die beiden Skandinavierinnen (eine schwarz, die andere blond, für jeden etwas) schufen eine enorm dichte, knisternde Atmosphäre, fast wie in einer Kirche. Billie sang auf das Wundervollste und ihre ätherische Stimme schien durch den Raum zu gleiten. Unterdessen spielte Lisa Querflöte, ab und zu Autoharfe und in einer der spekatulärsten Momente brachte sie mit ihren zarten Fingern sogar zwei gefüllte Wassergläser zum Schwingen. Die beiden harmonierten perfekt miteinander und ein Lied war schöner als das andere. Gesanglich fühlte ich mich manchmal an Mariee Sioux erinnert, aber auch Marissa Nadler schien nie allzu weit zu sein. Alles klang so verwunschen, so weltentrückt, einfach so irreal schön. Die weichen Sessel im Theater trugen zusätzlich zu meiner Entspannung bei, so daß ich mich dabei ertappte, fast wegzunicken. Aber nicht etwa weil es langweilig war! Nein, vielmehr, weil mich das Ambiente so perfekt relaxte, daß ich jedwede Muskelspannung fallen und mich zu den engelsgleichen Gesängen hinabgleiten ließ.



Schade, daß man die gehörten Songs nicht anschließend auf einem Tonträger erwerben konnte. Bis auf The Delusioned And Insane, das von der hübschen Antarktis Ep stammt, handelte es sich um noch unveröffentlichte Tracks, die auf einem künftigen Album Platz finden sollen. Zumindest hatte ich aber die Gelegenheit, hinterher ein wenig mit Billie und Lisa zu plaudern. Die beiden Schwedinnen waren unglaublich nett und liebenswürdig, erzählten, daß sie auch noch andere Projekte hätten (Shore For Shelters für Promise The Monster, Birch Book für Lisa O' Piu) und versprachen, bald wiederzukommen.

Unter dem Strich: ein wahnsinnig gelunger Konzertabend. Stilvolles Ambiente, entzückende Artistinnen und ein vorbildlich leises Publikum. Genuß pur!

Setlist Promise & The Monster, Théatre de la Cité Internationale, Paris

01: The Delusioned and Insane
02: Wither
03: Night Out
04: Spine
05. Nico
06: Sheets
07: Sharp
08: Slopes
09: Sand
10: Dorothy



 

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