Konzert: The Kooks & CSS (Mystery Jets, White Lies)
Ort: Le Zénith, Paris
Datum: 17.11.2008
Zuschauer: nicht ganz ausverkauft
Konzertdauer: White Lies: 28 Minuten (trotzdem noch zu lange!), Mystery Jets ca. 35 Minuten (viel zu kurz), CSS: 55 Minuten, The Kooks ca. 85 Minuten
Ob sie sich heute nicht alt gefühlt haben, möchte ich von zwei Konzertfreundinnen* nach dem Auftritt der Kooks im Pariser Zénith wissen. Schon Sekundenbruchteile nachdem ich den Satz ausgesprochen habe, ist mir die Frage peinlich, denn so etwas ist ja nicht gerade sehr galant, zumal eine der beiden schon eine 4 vor der Altersangabe hat. Die andere ist 31, also eigentlich noch jung, dennoch aber fast doppelt so alt, wie die anderen Mädels hier. Die sind nämlich größtenteils nicht älter als 16!
Ich selbst fühlte mich mit meinen 37 ja auch schon wie ein Tattergreis, empfand jedoch das jugendliche Publikum als sehr erfrischend.
Los ging das Ganze bereits um 19 Uhr. Vor dem Zénith versuchten noch ein paar Schwarzhändler ein Geschäft zu machen, obwohl die Veranstaltung heute das einzige Event im Rahmen des Festival des Inrocks war, für das es noch bis zum Schluss reguläre Karten gab. Schon witzig diesen Schwarzhändlern zuzusehen! Stellen sie da mit einem Schild mit der Aufschrift "Cherche 2 places", also suche Karten, auf die Straße, obwohl doch eh jeder weiß, daß sie ihre eigenen Tickets verhökern wollen. Aber so kann ihnen die Polizei nichts, obwohl die die Kerle auch bestens kennen müßte, es sind nämlich immer die gleichen, sei es bei Musikveranstaltungen wie heute, oder dem Tennisturnier in Roland Garros im Mai.
Ich begegne auf dem Weg meinem Freund Philippe. Der Bursche hat es eilig und hetzt strammen Schrittes Richtung Eingang, weil er auf keinen Fall etwas von den Engländern White Lies verpassen möchte. Ich versuche ihn zu beruhigen, indem ich ihm sage, daß Hetze hier fehl am Platze sei, White Lies seien nämlich alles anders als gut, ich wisse das vom Haldern Pop Festival. Er reagiert eingeschnappt: "Dich sollte man in die deutsche Provinz zurückschicken, Du hast die White Lies nicht verdient!"
Soll mir Recht sein, denn ich verdiene in der Tat Besseres als junge englische Klone der Killers. In aller Ruhe drinnen angekommen, schallt mir schon diese eklige Brandon Flowers Imitator-Stimme entgegen und der Sound ist auch entsprechend bombastisch und schwülstig. Fehlende musikalische Qualität scheint man hier durch Lautstärke ersetzen zu wollen, denn der Lärm im Zénith ist kaum auszhalten. Die zwei blonden Mädchen neben mir halten sich zu Recht die Ohren zu. Ein schlechter Auftakt, aber zum Glück ist nach gut 25 gräßlichen Minuten schon alles vorüber.
Der Saal füllt sich ganz langsam, längst sind noch nicht alle Girlies angekommen, da die Kooks ja auch schließlich erst um 22 Uhr beginnen.
Vorher gibt es eine andere englische "Boygroup" zu hören und zu sehen. Die Mystery Jets habe ich noch von einem gelungenen Debütalbum in guter Erinnerung und auch ihr damaliger Auftritt in der Maroquinerie - zu der Zeit sogar noch mit dem weißhaarigen Vater des Sängers- war richtig gut. Vor ein paar Monaten haben mich die sehr sympathischen und höflichen Jungs von den Mystery Jets im Vorprogramm von Kate Nash allerdings weniger begeistert. Nicht, daß ihr Kurzauftritt da schelcht gewesen war, aber der Funke wollte irgendwie nicht richtig überspringen. Das ist auch heute leider nicht großartig anders. Die ersten vier Lieder, darunter Young Love, das auf CD mit der famosen Laura Marling eingespielt wurde, plätschern an mir und dem Publikum weitestgehend vorbei. Erst mit Alas Agnes, das Sänger Blaine mit "A dancing song" angekündigt hatte, kommt mehr Bewegung in die Geschichte. Zum ersten Mal spürt man so etwas ähnliches wie Stimmung. Das Konzert ist jetzt besser in Fahrt gekommen, flacht aber immer mal wieder ab, obwohl Flakes ziemlich schön ist. Überhaupt halte ich die Engländer, die auch gut französisch sprechen, für sehr talentiert, aber ihre Musik ist für den riesigen Zenith denkbar ungegeignet. Und dies obwohl sie inzwischen viel mehr Keyboardparts und tanzbare Element einbauen. Richtig gut gefällt mir zum Schluß Behind The Bunhouse, was dazu führt, daß ich den erneut kurzen Auftritt der netten Briten als insgesamt brauchbar einstufe.
Sännger Blaine verlässt als letzter die Bühne. Er ist bekanntermaßen gehandicapt und kann nicht ohne Krücken laufen. Ich bewundere seinen Mut und Optimismus und finde es toll, daß er trotz seiner Behinderung eine solch große körperliche Anstrengung wie das Geben von Konzerten bravourös meistert!
Flink auf den Beinen ist hingegen Stimmungskanone Lovefoxx, die dralle Sängerin der brasilianischen Fast-Girlgroup (der männliche Bassist versaut die Einstufung als 100%ige Mädchenband) CSS. Wie ein Wilde hüpft sie regelmäßig über die Bühne, das war bei den früheren Konzerten die ich von den Südamerikanerinnen geshen habe so und ist auch heute nicht anders. Dennoch hat es Veränderungen gegeben. Die Bassistin von früher ist nicht mehr dabei. Man hat sie aussortiert, angeblich weil sie ihr Instrument nicht richtig beherrschte, nach ihrer eigenen Ausage aber weil sie sich nun um ein Modestudium kümmere. Wie dem auch sei, der bärtige und tätowierte Kerl im Bunde, spielt jetzt halt eben Bass und nicht mehr Schlagzeug, wie das vorher der Fall gewesen war. Dafür sitzt ein anderer Typ hinter dem Schlagzeug, so daß das Verhältnis Männlein zu Weiblein zumindest bei Liveshows 4:2 beträgt. Die extrem dürre Keyboarderin vor mir kenne ich noch von meinen damaligen 3 CSS Konzerten. Sie war immer schon so mager, da ist alles beim Alten geblieben. Neu ist allerdings, daß Lovefoxx selbst wesentlich schlanker erscheint. Ich hatte sie noch als ziemliche Wuchtbrumme in Erinnerung. Sie dürfte mindestens 7 Kilo seit Rock en Seine abgenommen haben, ihr Bauch ist wesentlich flacher. Nach wie vor aber presst sie ihren Körper in hautenge Ganzkörperanzüge, die meistens grellbunt gemustert sind. Heute hat sie allerdings ein schlichtes schwarzes Teil mit imitierter weißer Knopfleiste und einer dazu passenden schwarzen Fliege an. Ein tolles Outfit, das ihr wirklich gut steht, keine Frage! Wenn man genau hinguckt, kann man erkennen, daß ihre Augen sehr stark geschminkt sind und auch ihre Lippen schimmern bläulich-schwarz. Sie läuft diesbezüglich im Partnerlook zusammen mit dem Bassisten, der mit seinem geschminkten Gesicht fast wie ein Clown aussieht.
Clownereien lesiten sich CSS sowieso am laufenden Band. Die Texte sind hochgradig vulgär und dürften Klosterschülerinnen die Sprache verschlagen, aber viele junge Leute im Zénith stehen auf solche derben Lyrics. "The bitch said yeah, the bitch said yeah, the bitch said yeah yeah yeah yeah yeah", viele singen den Text des Liedes Paris Hilton lauthals mit. Die Stimmung ist gut, das kann man nicht anders sagen, auch wenn der Sound fürchterlich übersteuert aus den Boxen kommt. Verantwortlich für die Bewegung bei den Zuschauern ist eindeutig Lovefoxx, die wie für die Bühne geschaffen ist. Hyperaktiv, manchmal vulgär, rotzfrech und quirlig wie ein Flügelflitzer. Man hat große Probleme sie mit der Kamera einzufangen, sie entgleitet einem wie ein Aal in der bloßen Hand. Die neuen Songs von zweiten Album Donkey ziehen gar nicht mal so übel und dies obwohl Musikkritiker das Werk weitestgehend verissen hatten. Beim Debüt hatten sie noch fast alle geschwärmt und jetzt lassen sie die Band fallen, wie eine heiße Kartoffel, seltsam! Schon klar, daß CSS möglicherweise maximal drei Alben machen werden, bevor Schluss mit lustig und vulgär ist, aber die Energie von Lovefoxx kann keiner leugnen. Und Left Behind und Rat Is Dead sind eigentlich ziemlich cool und keinesfalls schlechter als das Material vom Erstling. Dennoch zieht natürlich das sehnlich erwartete Lets Make Love And Listen To Death From Above am besten. Überraschenderweise kommt dann mit Alala noch ein weiteres Stück von Cansei de Ser Sexy und die Sache ist gelaufen. Zwischenzeitlich hatte sich Lovefoxx ihres schwarzen Ganzkörperanzugs erledigt und ein gewohnt buntes, darunter befindliches Integralteil gezeigt. Wenn ihre Meinung dazu wissen wollt: Schwarz stand Lovefoox deutlich besser!
Nachdem CSS abgezogen waren, warteten alle gespannt auf die Kooks, denn dafür waren die meisten Zuschauer hier schließlich gekommen. Zuschauer? Eher Zuschauerinnen, denn das Publikum war wirklich zu 70-80% weiblich, so etwas sieht man selten!
Voller Vorfreude und in gespannter Erwartung auf das Kommende, rückten die Girlies ganz nah an die Bühne ran, um mit ihrem Handy Fotos von Luke, Paul und wie sie auch immer heißen, zu schießen. Auch ein großer Pulk an Fotografen hielt sich bereit, um so gut wie möglich positioniert zu sein.
Die Kooks im riesigen Zénith (6.400 Plätze), wer hätte das vor 2-3 Jahren gedacht! Ich erinnere mich noch genau an ihr allererstes Konzert, das sie in der recht kleinen (500 Plätze) Maroquinerie gegeben haben. Damals war noch nicht einmal ihr Debütalbum Inside In Inside Out auf dem Markt und am Merchandising- Stand verschenkten sie Promo- CDs von dem Sofa Song, um auch außerhalb von England, wo man bereits sehr früh Notiz von ihnen genommen hatte, bekannter zu werden. Mit Paris verbindet die Band aus Brighton aber auch noch ein anderer Umstand. Die Weiberhelden haben nämlich das Video zu ihrem tollen Hit Ooh La ("Your pretty pretty petticoat") in der Stadt der Liebe gedreht und darauf wiesen die Wuschelköpfe während des Konzertes auch noch einmal hin. Auch live ist Ooh La nach wie vor eine der großen Zugnummern, das war schon zu Beginn ihrer Karriere so und auch heute nicht anders. "Go to Hollywood and pay the price", die Mädels neben mir sangen wirklich jede Songzeile lauthals mit und trafen dabei oft nicht die richtigen Tönen. Es ist heutzutage kaum noch möglich, ein Konzert von den Kooks zu sehen, bei dem die Fans nicht schon die gesamten Strophen komplett selbst singen.Im Grunde genommen könnte sich Luke Pritchard, der mich nach wie vor an eine Miniaturausgabe von Thomas Gottschalk erinnert, als Dirigent betätigen und seinerseits eine ruhige Kugel schieben. Allerdings würde das Ergebnis dann wohl wirklich sehr schief werden, weshalb es besser ist, wenn er ins Geschehen eingreift und den eingängigen Songs seine leicht soulige Stimme verleiht. Das Lobenswerte an den Kooks ist, daß sie keinen wuchtigen Gitarrensound brauchen, um auch große Konzerträume zu beschallen, sondern mittels packender Melodien und einem hyperagilen Sänger es schaffen, eine riesige Stimmung zu machen. Und ihr jetzt schon beeindruckendes Material an guten Songs kann ihnen niemand mehr nehmen. Auch auf dem zweiten Album Konk, daß bei den Musikkritikern deutlich schlechter bewertete wurde als der Erstling, finden sich einige Perlen. Sway zum Beispiel ist ein beschwingtes, mitreißendes Stück britpopscher Prägung, das ich schon von früheren Konzerten her kannte. Auch Mr. Maker ist ausgezeichnet und steht in der Tradition der Beatles, wie das so oft bei englischen Bands anzutreffen ist. Wahrscheinlich würden Paul Mc Cartney und John Lennon heutzutage wie die Kooks klingen, wenn sie noch zusammen auf der Bühne stehen könnten...
Besonders gut gefällt mir das sonnige Element in den Stücken der Brightoner, die Songs klingen oft so, als seien sie bei strahlendem Wetter in Kalifornien und nicht unter englischem Regen entstanden. Logischerweise war dann auch die Laune bei den entzückten Mädchen im Publikum bestens. Belustigt verfolgte ich, wie eine junge Brünette mit ihrer Freundin ausgelassen zu jedem Lied mittanzte, während ihr Freund schmollend und stocksteif in der Ecke stand. Vielleicht war er eifersüchtig auf Luke und konnte es nicht ertragen, daß seine Freundin nur noch Augen für den wuschelköpfigen Sänger hatte. Irgendwann fiel ihr dann auf, daß ihr Freund sauer war und als Reaktion darauf hatte sie wirklich einen cleveren Schachzug parat: Nach jdem gespielten Stück lief sie zu ihrem gekränkten Lover rüber, gab ihm ein Küsschen und verschwand wieder tanzenderweise in der Menge. So hatte sie sich ganz geschickt ihres schlechten Gewissens entledigt. Ich amüsierte mich köstlich darüber, auch deshalb, weil das Mädel unzählige Male erfolglos versuchte, ihren Typen zum Tanzen zu bringen.
Bei der Songzeile "Do you wann make love with me", ist er sicherlich innerlich vor Eifersucht geplatzt, denn direkter hätte die Anspielung ja nicht sein können. Zugegeben: dieses Lied (Do You Wanna) und auch die solo vorgetragene Zugabe Jackie Big Tits wirken schon reichlich pubertär, aber die Kooks sind ja selbst noch jung und da ist so etwas normal. Und auch mit meinen 37 Jahren konnte ich dem Konzert musikalisch etwas abgewinnen, auch ohne für einen der süßen Boys auf der Bühne zu schwärmen.
Bei alten Hits wie She Moves In Her Own Way, Naive oder dem den regulären Teil abschließenden You Don't love me... hielt es ohnehin nur noch Miesmuffel auf den Sitzen. Die ersten drei balladesken Zugaben trug dann Luke ganz allein auf der Gitarre vor, bevor die Band wieder mit hinzustieß und noch einmal mächtig Dampf machte. Es gab sogar einen nagelneuen Track (Titel wird nachgereicht) und zum krönenden Abschluß den Sofa Song. Ausgerechnet jenes Lied also, daß ich auf einer Promo- CD vor zwei Jahren geschenkt bekommen hatte...
Ich selbst fühlte mich mit meinen 37 ja auch schon wie ein Tattergreis, empfand jedoch das jugendliche Publikum als sehr erfrischend.
Los ging das Ganze bereits um 19 Uhr. Vor dem Zénith versuchten noch ein paar Schwarzhändler ein Geschäft zu machen, obwohl die Veranstaltung heute das einzige Event im Rahmen des Festival des Inrocks war, für das es noch bis zum Schluss reguläre Karten gab. Schon witzig diesen Schwarzhändlern zuzusehen! Stellen sie da mit einem Schild mit der Aufschrift "Cherche 2 places", also suche Karten, auf die Straße, obwohl doch eh jeder weiß, daß sie ihre eigenen Tickets verhökern wollen. Aber so kann ihnen die Polizei nichts, obwohl die die Kerle auch bestens kennen müßte, es sind nämlich immer die gleichen, sei es bei Musikveranstaltungen wie heute, oder dem Tennisturnier in Roland Garros im Mai.
Ich begegne auf dem Weg meinem Freund Philippe. Der Bursche hat es eilig und hetzt strammen Schrittes Richtung Eingang, weil er auf keinen Fall etwas von den Engländern White Lies verpassen möchte. Ich versuche ihn zu beruhigen, indem ich ihm sage, daß Hetze hier fehl am Platze sei, White Lies seien nämlich alles anders als gut, ich wisse das vom Haldern Pop Festival. Er reagiert eingeschnappt: "Dich sollte man in die deutsche Provinz zurückschicken, Du hast die White Lies nicht verdient!"
Soll mir Recht sein, denn ich verdiene in der Tat Besseres als junge englische Klone der Killers. In aller Ruhe drinnen angekommen, schallt mir schon diese eklige Brandon Flowers Imitator-Stimme entgegen und der Sound ist auch entsprechend bombastisch und schwülstig. Fehlende musikalische Qualität scheint man hier durch Lautstärke ersetzen zu wollen, denn der Lärm im Zénith ist kaum auszhalten. Die zwei blonden Mädchen neben mir halten sich zu Recht die Ohren zu. Ein schlechter Auftakt, aber zum Glück ist nach gut 25 gräßlichen Minuten schon alles vorüber.
Der Saal füllt sich ganz langsam, längst sind noch nicht alle Girlies angekommen, da die Kooks ja auch schließlich erst um 22 Uhr beginnen.
Vorher gibt es eine andere englische "Boygroup" zu hören und zu sehen. Die Mystery Jets habe ich noch von einem gelungenen Debütalbum in guter Erinnerung und auch ihr damaliger Auftritt in der Maroquinerie - zu der Zeit sogar noch mit dem weißhaarigen Vater des Sängers- war richtig gut. Vor ein paar Monaten haben mich die sehr sympathischen und höflichen Jungs von den Mystery Jets im Vorprogramm von Kate Nash allerdings weniger begeistert. Nicht, daß ihr Kurzauftritt da schelcht gewesen war, aber der Funke wollte irgendwie nicht richtig überspringen. Das ist auch heute leider nicht großartig anders. Die ersten vier Lieder, darunter Young Love, das auf CD mit der famosen Laura Marling eingespielt wurde, plätschern an mir und dem Publikum weitestgehend vorbei. Erst mit Alas Agnes, das Sänger Blaine mit "A dancing song" angekündigt hatte, kommt mehr Bewegung in die Geschichte. Zum ersten Mal spürt man so etwas ähnliches wie Stimmung. Das Konzert ist jetzt besser in Fahrt gekommen, flacht aber immer mal wieder ab, obwohl Flakes ziemlich schön ist. Überhaupt halte ich die Engländer, die auch gut französisch sprechen, für sehr talentiert, aber ihre Musik ist für den riesigen Zenith denkbar ungegeignet. Und dies obwohl sie inzwischen viel mehr Keyboardparts und tanzbare Element einbauen. Richtig gut gefällt mir zum Schluß Behind The Bunhouse, was dazu führt, daß ich den erneut kurzen Auftritt der netten Briten als insgesamt brauchbar einstufe.
Sännger Blaine verlässt als letzter die Bühne. Er ist bekanntermaßen gehandicapt und kann nicht ohne Krücken laufen. Ich bewundere seinen Mut und Optimismus und finde es toll, daß er trotz seiner Behinderung eine solch große körperliche Anstrengung wie das Geben von Konzerten bravourös meistert!
Flink auf den Beinen ist hingegen Stimmungskanone Lovefoxx, die dralle Sängerin der brasilianischen Fast-Girlgroup (der männliche Bassist versaut die Einstufung als 100%ige Mädchenband) CSS. Wie ein Wilde hüpft sie regelmäßig über die Bühne, das war bei den früheren Konzerten die ich von den Südamerikanerinnen geshen habe so und ist auch heute nicht anders. Dennoch hat es Veränderungen gegeben. Die Bassistin von früher ist nicht mehr dabei. Man hat sie aussortiert, angeblich weil sie ihr Instrument nicht richtig beherrschte, nach ihrer eigenen Ausage aber weil sie sich nun um ein Modestudium kümmere. Wie dem auch sei, der bärtige und tätowierte Kerl im Bunde, spielt jetzt halt eben Bass und nicht mehr Schlagzeug, wie das vorher der Fall gewesen war. Dafür sitzt ein anderer Typ hinter dem Schlagzeug, so daß das Verhältnis Männlein zu Weiblein zumindest bei Liveshows 4:2 beträgt. Die extrem dürre Keyboarderin vor mir kenne ich noch von meinen damaligen 3 CSS Konzerten. Sie war immer schon so mager, da ist alles beim Alten geblieben. Neu ist allerdings, daß Lovefoxx selbst wesentlich schlanker erscheint. Ich hatte sie noch als ziemliche Wuchtbrumme in Erinnerung. Sie dürfte mindestens 7 Kilo seit Rock en Seine abgenommen haben, ihr Bauch ist wesentlich flacher. Nach wie vor aber presst sie ihren Körper in hautenge Ganzkörperanzüge, die meistens grellbunt gemustert sind. Heute hat sie allerdings ein schlichtes schwarzes Teil mit imitierter weißer Knopfleiste und einer dazu passenden schwarzen Fliege an. Ein tolles Outfit, das ihr wirklich gut steht, keine Frage! Wenn man genau hinguckt, kann man erkennen, daß ihre Augen sehr stark geschminkt sind und auch ihre Lippen schimmern bläulich-schwarz. Sie läuft diesbezüglich im Partnerlook zusammen mit dem Bassisten, der mit seinem geschminkten Gesicht fast wie ein Clown aussieht.
Clownereien lesiten sich CSS sowieso am laufenden Band. Die Texte sind hochgradig vulgär und dürften Klosterschülerinnen die Sprache verschlagen, aber viele junge Leute im Zénith stehen auf solche derben Lyrics. "The bitch said yeah, the bitch said yeah, the bitch said yeah yeah yeah yeah yeah", viele singen den Text des Liedes Paris Hilton lauthals mit. Die Stimmung ist gut, das kann man nicht anders sagen, auch wenn der Sound fürchterlich übersteuert aus den Boxen kommt. Verantwortlich für die Bewegung bei den Zuschauern ist eindeutig Lovefoxx, die wie für die Bühne geschaffen ist. Hyperaktiv, manchmal vulgär, rotzfrech und quirlig wie ein Flügelflitzer. Man hat große Probleme sie mit der Kamera einzufangen, sie entgleitet einem wie ein Aal in der bloßen Hand. Die neuen Songs von zweiten Album Donkey ziehen gar nicht mal so übel und dies obwohl Musikkritiker das Werk weitestgehend verissen hatten. Beim Debüt hatten sie noch fast alle geschwärmt und jetzt lassen sie die Band fallen, wie eine heiße Kartoffel, seltsam! Schon klar, daß CSS möglicherweise maximal drei Alben machen werden, bevor Schluss mit lustig und vulgär ist, aber die Energie von Lovefoxx kann keiner leugnen. Und Left Behind und Rat Is Dead sind eigentlich ziemlich cool und keinesfalls schlechter als das Material vom Erstling. Dennoch zieht natürlich das sehnlich erwartete Lets Make Love And Listen To Death From Above am besten. Überraschenderweise kommt dann mit Alala noch ein weiteres Stück von Cansei de Ser Sexy und die Sache ist gelaufen. Zwischenzeitlich hatte sich Lovefoxx ihres schwarzen Ganzkörperanzugs erledigt und ein gewohnt buntes, darunter befindliches Integralteil gezeigt. Wenn ihre Meinung dazu wissen wollt: Schwarz stand Lovefoox deutlich besser!
Nachdem CSS abgezogen waren, warteten alle gespannt auf die Kooks, denn dafür waren die meisten Zuschauer hier schließlich gekommen. Zuschauer? Eher Zuschauerinnen, denn das Publikum war wirklich zu 70-80% weiblich, so etwas sieht man selten!
Voller Vorfreude und in gespannter Erwartung auf das Kommende, rückten die Girlies ganz nah an die Bühne ran, um mit ihrem Handy Fotos von Luke, Paul und wie sie auch immer heißen, zu schießen. Auch ein großer Pulk an Fotografen hielt sich bereit, um so gut wie möglich positioniert zu sein.
Die Kooks im riesigen Zénith (6.400 Plätze), wer hätte das vor 2-3 Jahren gedacht! Ich erinnere mich noch genau an ihr allererstes Konzert, das sie in der recht kleinen (500 Plätze) Maroquinerie gegeben haben. Damals war noch nicht einmal ihr Debütalbum Inside In Inside Out auf dem Markt und am Merchandising- Stand verschenkten sie Promo- CDs von dem Sofa Song, um auch außerhalb von England, wo man bereits sehr früh Notiz von ihnen genommen hatte, bekannter zu werden. Mit Paris verbindet die Band aus Brighton aber auch noch ein anderer Umstand. Die Weiberhelden haben nämlich das Video zu ihrem tollen Hit Ooh La ("Your pretty pretty petticoat") in der Stadt der Liebe gedreht und darauf wiesen die Wuschelköpfe während des Konzertes auch noch einmal hin. Auch live ist Ooh La nach wie vor eine der großen Zugnummern, das war schon zu Beginn ihrer Karriere so und auch heute nicht anders. "Go to Hollywood and pay the price", die Mädels neben mir sangen wirklich jede Songzeile lauthals mit und trafen dabei oft nicht die richtigen Tönen. Es ist heutzutage kaum noch möglich, ein Konzert von den Kooks zu sehen, bei dem die Fans nicht schon die gesamten Strophen komplett selbst singen.Im Grunde genommen könnte sich Luke Pritchard, der mich nach wie vor an eine Miniaturausgabe von Thomas Gottschalk erinnert, als Dirigent betätigen und seinerseits eine ruhige Kugel schieben. Allerdings würde das Ergebnis dann wohl wirklich sehr schief werden, weshalb es besser ist, wenn er ins Geschehen eingreift und den eingängigen Songs seine leicht soulige Stimme verleiht. Das Lobenswerte an den Kooks ist, daß sie keinen wuchtigen Gitarrensound brauchen, um auch große Konzerträume zu beschallen, sondern mittels packender Melodien und einem hyperagilen Sänger es schaffen, eine riesige Stimmung zu machen. Und ihr jetzt schon beeindruckendes Material an guten Songs kann ihnen niemand mehr nehmen. Auch auf dem zweiten Album Konk, daß bei den Musikkritikern deutlich schlechter bewertete wurde als der Erstling, finden sich einige Perlen. Sway zum Beispiel ist ein beschwingtes, mitreißendes Stück britpopscher Prägung, das ich schon von früheren Konzerten her kannte. Auch Mr. Maker ist ausgezeichnet und steht in der Tradition der Beatles, wie das so oft bei englischen Bands anzutreffen ist. Wahrscheinlich würden Paul Mc Cartney und John Lennon heutzutage wie die Kooks klingen, wenn sie noch zusammen auf der Bühne stehen könnten...
Besonders gut gefällt mir das sonnige Element in den Stücken der Brightoner, die Songs klingen oft so, als seien sie bei strahlendem Wetter in Kalifornien und nicht unter englischem Regen entstanden. Logischerweise war dann auch die Laune bei den entzückten Mädchen im Publikum bestens. Belustigt verfolgte ich, wie eine junge Brünette mit ihrer Freundin ausgelassen zu jedem Lied mittanzte, während ihr Freund schmollend und stocksteif in der Ecke stand. Vielleicht war er eifersüchtig auf Luke und konnte es nicht ertragen, daß seine Freundin nur noch Augen für den wuschelköpfigen Sänger hatte. Irgendwann fiel ihr dann auf, daß ihr Freund sauer war und als Reaktion darauf hatte sie wirklich einen cleveren Schachzug parat: Nach jdem gespielten Stück lief sie zu ihrem gekränkten Lover rüber, gab ihm ein Küsschen und verschwand wieder tanzenderweise in der Menge. So hatte sie sich ganz geschickt ihres schlechten Gewissens entledigt. Ich amüsierte mich köstlich darüber, auch deshalb, weil das Mädel unzählige Male erfolglos versuchte, ihren Typen zum Tanzen zu bringen.
Bei der Songzeile "Do you wann make love with me", ist er sicherlich innerlich vor Eifersucht geplatzt, denn direkter hätte die Anspielung ja nicht sein können. Zugegeben: dieses Lied (Do You Wanna) und auch die solo vorgetragene Zugabe Jackie Big Tits wirken schon reichlich pubertär, aber die Kooks sind ja selbst noch jung und da ist so etwas normal. Und auch mit meinen 37 Jahren konnte ich dem Konzert musikalisch etwas abgewinnen, auch ohne für einen der süßen Boys auf der Bühne zu schwärmen.
Bei alten Hits wie She Moves In Her Own Way, Naive oder dem den regulären Teil abschließenden You Don't love me... hielt es ohnehin nur noch Miesmuffel auf den Sitzen. Die ersten drei balladesken Zugaben trug dann Luke ganz allein auf der Gitarre vor, bevor die Band wieder mit hinzustieß und noch einmal mächtig Dampf machte. Es gab sogar einen nagelneuen Track (Titel wird nachgereicht) und zum krönenden Abschluß den Sofa Song. Ausgerechnet jenes Lied also, daß ich auf einer Promo- CD vor zwei Jahren geschenkt bekommen hatte...
Setlist Mystery Jets, Le Zénith, Paris:
01: Hideaway
02: Half In Love With Elizabeth
03: Young Love (ohne Laura Marling)
04: Alas Agnes
05: Flakes
06: Hand Me Down
07: Veiled In Grey
08: Two Doors Down
09: Behind The Bunhouse
Setlist CSS, Le Zénith, Paris:
01: Jager Yoga
02: Meeting Paris Hilton
03: Left Behind
04: Off The Hook
05: Rat Is Dead
06: Move
07: Music Is My Hot, Hot Sex
08: Give Up
09: Beautiful Song
10: Alcohol
11: Air Painter
12: Jamaican Flag
13: Let's Make Love And Listen To Death From Above
14: Alala
Setlist The Kooks, Le Zénith, Paris:
01: Always Where
02: Matchbox
03: Eddie's Gun
04: Ooh La
05: Sway
06: Time Awaits
07: I Want You
08: One Last Time
09: She Moves In Her Own Way
10: Mr. Maker
11: Do You Wanna
12: Naive
13: Shine On
14: You Don't Love Me...
15: Seaside (Luke solo akustisch) (Z)
16: Jackie Big Tits (Luke solo akustisch) (Z)
17: Princess Of My Mind (akustisch) (Z)
18: Stormy Wheater (Z)
19: Sofa Song (Z)
Merci beaucoup à Stéphane et Marguerite pour les setlists!
Links:
- aus unserem Archiv:
- The Kooks, Rock A Field, Luxemburg
- The Kooks, Palladium Köln, 17.06.08
- The Kooks, KulturKirche Köln, 12.04.08
- The Kooks, Olympia Paris, 02.07.07
- The Kooks, E-Werk Köln, 03.12.06
- The Kooks, La Cigale Paris, 10.11.06
- Fotos von den Kooks hier
- Fotos von den (meist weiblichen) Kooks Fans, der Atmosphäre und der Aftershow hier
- Fotos von CSS hier
- Fotos von den Mystery Jets hier
- Fotos von den White Lies hier
- Photos magnifiques chez Photosandgigs.vom- aus unserem Archiv:
- The Kooks, Rock A Field, Luxemburg
- The Kooks, Palladium Köln, 17.06.08
- The Kooks, KulturKirche Köln, 12.04.08
- The Kooks, Olympia Paris, 02.07.07
- The Kooks, E-Werk Köln, 03.12.06
- The Kooks, La Cigale Paris, 10.11.06
- Fotos von den Kooks hier
- Fotos von den (meist weiblichen) Kooks Fans, der Atmosphäre und der Aftershow hier
- Fotos von CSS hier
- Fotos von den Mystery Jets hier
- Fotos von den White Lies hier
- Voici une chronique de ce concert en anglais, chez nous amis de rockerparis. com avec quelques très belle photos et des vidéos.
- Lire une chronique amusante et personelle en francais sur le concert des Kooks. L'auteur se sentait un peu mal à l'aise...- Video The Kooks - See The Sun live, Le Zénith Paris, 17/11/2008
- Video The Kooks - Jackie Big Tits live, Le Zénith Paris, 17/11/2008 (witzig sind die "I love you-Rufe der Mädchen)
- Video CSS - Jager Yoga live Le Zénith Paris, 17/11/2008, keine dolle Qualität, aber man bekommt einen Eindruck von der Stimmung
- Video Mystery Jets - Flakes live in München 16.11.2008, der Sänger hat den gleichen Glitzerfummel wie in Paris an.
- Video The Kooks - Jackie Big Tits live, Le Zénith Paris, 17/11/2008 (witzig sind die "I love you-Rufe der Mädchen)
- Video CSS - Jager Yoga live Le Zénith Paris, 17/11/2008, keine dolle Qualität, aber man bekommt einen Eindruck von der Stimmung
- Video Mystery Jets - Flakes live in München 16.11.2008, der Sänger hat den gleichen Glitzerfummel wie in Paris an.
1 Kommentare :
haha, nichts von alledem. meine große ist derzeit dem rap erlegen. da hat sie keinen sidepart in mir. aber ich versorge sie selbstverständlich auch weiterhin mit aktuellem.
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