Konzert: Dirty Pretty Things
Ort: Luxor, Köln
Datum: 20.11.2008
Zuschauer: restlos ausverkauft
Dauer: Dirty Pretty Things 70 min, Diva Int. 25 min
Um zehn wurde es langsam spannend. Gleich würde das letzte deutsche Konzert der Dirty Pretty Things beginnen. Auch wenn das eklig pathetisch klingt, merkte man das Besondere dieses Abends deutlich. Kölner Konzerte sind leider zur Zeit nicht oft ausverkauft, das Luxor aber vertrug heute abend keine zehn Leute mehr, es war dermaßen gerappelt voll, daß schon während der Vorgruppe selbst im toten Winkel hinter den Boxentürmen kein Platz mehr zu finden war. Der Support - Diva Int. aus Hamburg - hatte da bereits sein 25-minütiges Programm beendet und damit bei mir nicht viel Freude erzeugt. Großartig fand ich einzig Arne Busses Selbstvertrauen, mehr Begeisterung vom Publikum einzufordern. Etwas Demut hätten dem Sänger und seiner Band sicher besser gestanden, denn wer bekommt schon die Gelegenheit, vor einem knackig vollen Club für eine Gruppe wie die Dirty Pretty Things eröffnen zu dürfen? Dafür, sich selbst zu feiern, war die Musik der Hamburger bei weitem nicht gut genug. Zentrales Stück des Auftritts war dann auch ein ziemlich fieses Portishead Cover (Glory Box).
Danach dauerte es etwas... Die Union Jacks und die Instrumente der Band standen ziemlich lange verwaist auf der Bühne, während sich vor dem Absperrgitter ziemlich junge weibliche Fans quetschten. Kurz vor dem Auftritt lief dann von Band Waterloo von Abba, sicherlich kein Zufall und sehr komisch. Um viertel nach zehn erschienen dann Bassist Didz Hammond, Gitarrist Anthony Rossomando, Schlagzeuger Gary Powell und Sänger Carl Barât. Während Gary schon mit nacktem Oberkörper kam, hatte Carl erst noch eine Lederjacke an, dazu ein Tuch, das an eine Gürtelschlaufe der Hose befestigt war. Ohne viel Verzögerung stimmten die vier Engländer Wondering an, einen der viele großartigen Songs ihres 2006er Debüts Waterloo to anywhere.
Schon das erste Lied zeigte alles, was die Dirty Pretty Things auszeichnet. Die Band hat überragende Lieder, in Carl Barât einen brillanten Kopf und mit Gary Powell einen der besten Schlagzeuger der Indieszene. Während man bei dem anderen Libertines Erbe, den Babyshambles, das sensationelle Talent des Frontmanns auch in jedem Lied bemerkt, ist die Musik der Dirty Pretty Things viel weniger roh und schrammelig. Auf beiden Platten der Londoner (Waterloo und Romance at short notice aus diesem Jahr) befinden sich unzählige hervorragende Lieder, die zum Teil recht ruhig sind. Live werden sie dann eine ganze Ecke energischer und druckvoller gespielt. Da ist es ein ganz leichtes Spiel, jedes Publikum schnell austicken zu lassen.
Der Kölner Auftritt war mein drittes Konzert der Band. Vorher hatte ich sie leider nur bei zwei Festivals gesehen (beide 2006). Sonst war immer irgendetwas, Absagen der Band (als Support von Razorlight zum Beispiel). Am eindrucksvollsten (vor dem Luxor) war der Auftritt bei Rock En Seine 2006, als Carl mit kaputtem Arm auftrat (in eine britische Fahne gehüllt) und an der Gitarre von einem Mitglied der Paddingtons ersetzt wurde (glaube ich zumindest). Irgendwann reichte dem Frontmann das Singen aber nicht mehr. Er nahm sich seine Gitarre und spielte trotz lädierten Arms, als sei nichts gewesen.
Heute schienen alle gesund und sehr munter. Was genauso wie in Paris war, war die offensichtliche Spielfreude! Und die Reaktion des Publikums. Schon ganz am Anfang tauchten die ersten Crowdsurfer auf. Der erste von denen machte dann vermutlich schmerzhafte Erfahrungen damit, was es bedeutet, aus gut zwei Metern Höhe auf den Boden im Fotograben zu knallen. Irre... aber freiwillig.
Holly Golightly, die B-Seite von Tired of England, folgte Wondering. Auch wenn das sicher das unbekannteste Lied der Band an diesem Abend war, gingen die Leute unfassbar ab! Es folgten im Anschluß mit Doctors & dealers und Blood thirsty bastards zwei weitere Knüller der Debütplatte, bevor nach Kicks or consumption eines der tollsten Stücke gespielt wurde, Come closer vom aktuellen Album!
Die 50 Minuten des regulären Sets vergingen wahnsinnig schnell. Hätte ich die Setlist nicht mitgeschrieben, hätte ich vermutlich gar nicht mitbekommen, wieviele Stücke die Engländer in dieser Zeit spielten. Alles war aus einem Guß, es gab keine Hänger, keine Pausen, also auch keine Zeit, Luft zu holen. Und dabei spielten die Dirty Pretty Things Songs wie The Gentry Cove, The enemy, Tired of England, Deadwood oder Gin & milk.
Nach diesen 50 Minuten bedankte sich Gary artig beim Publikum (das macht er immer, glaube ich), er hatte aber auch besonderen Grund, denn es gab immer wieder "Gary, Gary"-Sprechchöre. Und die Band verschwand.
Nach ein paar Minuten tauchten die Dirty Pretty Things aber wieder auf, um erst ein fabelhaftes Nirvana-Cover zu spielen (In bloom). Wieder ein Highlight! B.U.R.M.A., das nur auf Teilen der Waterloo Auflage war, folgte als zweite Zugabe. Die drei letzten Lieder brauchen keine weitere Beschreibung. Bang bang you're dead, You fucking love it und der Libertines Hit I get along zählen zu dem Besten, was ich dieses Jahr live gesehen habe (und es waren ja doch mehr als eine Handvoll Konzerte)!
Anthony befestigte seine Gitarre an einem Lüftungsschacht über der Bühne und schrammelte auf dem pendelnden Instrument rum, während seine Kollegen zum Publikum liefen.
Schade, schade, schade, daß es diese grandiose Band bald nicht mehr geben wird. Wir werden sie aber noch zweimal sehen, Montag in Luxemburg und Dienstag in Paris. Um es noch ein wenig herauszuzögern.
Und als der letzte Ton verklungen war, sang Jim Morrison von Band "This is the end."
Setlist Dirty Pretty Things, Luxor, Köln:
01: Wondering
02: Holly Golightly
03: Doctors & dealers
04: Blood thirsty bastards
05: Kicks or consumption
06: Come closer
07: The enemy
08: Tired of England
09: Chinese dogs
10: The Gentry Cove
11: Plastic hearts
12: Last of the small time playboys
13: Gin & milk
14: Deadwood
15: In bloom (Nirvana Cover) (Z)
16: B.U.R.M.A. (Z)
17: Bang bang you're dead (Z)
18: You fucking love it (Z)
19: I get along (The Libertines Cover) (Z)
Links:
- Dirty Pretty Things bei Rock En Seine in Paris (28.08.08)
- mehr Fotos aus dem Luxor
Ort: Luxor, Köln
Datum: 20.11.2008
Zuschauer: restlos ausverkauft
Dauer: Dirty Pretty Things 70 min, Diva Int. 25 min
Um zehn wurde es langsam spannend. Gleich würde das letzte deutsche Konzert der Dirty Pretty Things beginnen. Auch wenn das eklig pathetisch klingt, merkte man das Besondere dieses Abends deutlich. Kölner Konzerte sind leider zur Zeit nicht oft ausverkauft, das Luxor aber vertrug heute abend keine zehn Leute mehr, es war dermaßen gerappelt voll, daß schon während der Vorgruppe selbst im toten Winkel hinter den Boxentürmen kein Platz mehr zu finden war. Der Support - Diva Int. aus Hamburg - hatte da bereits sein 25-minütiges Programm beendet und damit bei mir nicht viel Freude erzeugt. Großartig fand ich einzig Arne Busses Selbstvertrauen, mehr Begeisterung vom Publikum einzufordern. Etwas Demut hätten dem Sänger und seiner Band sicher besser gestanden, denn wer bekommt schon die Gelegenheit, vor einem knackig vollen Club für eine Gruppe wie die Dirty Pretty Things eröffnen zu dürfen? Dafür, sich selbst zu feiern, war die Musik der Hamburger bei weitem nicht gut genug. Zentrales Stück des Auftritts war dann auch ein ziemlich fieses Portishead Cover (Glory Box).
Danach dauerte es etwas... Die Union Jacks und die Instrumente der Band standen ziemlich lange verwaist auf der Bühne, während sich vor dem Absperrgitter ziemlich junge weibliche Fans quetschten. Kurz vor dem Auftritt lief dann von Band Waterloo von Abba, sicherlich kein Zufall und sehr komisch. Um viertel nach zehn erschienen dann Bassist Didz Hammond, Gitarrist Anthony Rossomando, Schlagzeuger Gary Powell und Sänger Carl Barât. Während Gary schon mit nacktem Oberkörper kam, hatte Carl erst noch eine Lederjacke an, dazu ein Tuch, das an eine Gürtelschlaufe der Hose befestigt war. Ohne viel Verzögerung stimmten die vier Engländer Wondering an, einen der viele großartigen Songs ihres 2006er Debüts Waterloo to anywhere.
Schon das erste Lied zeigte alles, was die Dirty Pretty Things auszeichnet. Die Band hat überragende Lieder, in Carl Barât einen brillanten Kopf und mit Gary Powell einen der besten Schlagzeuger der Indieszene. Während man bei dem anderen Libertines Erbe, den Babyshambles, das sensationelle Talent des Frontmanns auch in jedem Lied bemerkt, ist die Musik der Dirty Pretty Things viel weniger roh und schrammelig. Auf beiden Platten der Londoner (Waterloo und Romance at short notice aus diesem Jahr) befinden sich unzählige hervorragende Lieder, die zum Teil recht ruhig sind. Live werden sie dann eine ganze Ecke energischer und druckvoller gespielt. Da ist es ein ganz leichtes Spiel, jedes Publikum schnell austicken zu lassen.
Der Kölner Auftritt war mein drittes Konzert der Band. Vorher hatte ich sie leider nur bei zwei Festivals gesehen (beide 2006). Sonst war immer irgendetwas, Absagen der Band (als Support von Razorlight zum Beispiel). Am eindrucksvollsten (vor dem Luxor) war der Auftritt bei Rock En Seine 2006, als Carl mit kaputtem Arm auftrat (in eine britische Fahne gehüllt) und an der Gitarre von einem Mitglied der Paddingtons ersetzt wurde (glaube ich zumindest). Irgendwann reichte dem Frontmann das Singen aber nicht mehr. Er nahm sich seine Gitarre und spielte trotz lädierten Arms, als sei nichts gewesen.
Heute schienen alle gesund und sehr munter. Was genauso wie in Paris war, war die offensichtliche Spielfreude! Und die Reaktion des Publikums. Schon ganz am Anfang tauchten die ersten Crowdsurfer auf. Der erste von denen machte dann vermutlich schmerzhafte Erfahrungen damit, was es bedeutet, aus gut zwei Metern Höhe auf den Boden im Fotograben zu knallen. Irre... aber freiwillig.
Holly Golightly, die B-Seite von Tired of England, folgte Wondering. Auch wenn das sicher das unbekannteste Lied der Band an diesem Abend war, gingen die Leute unfassbar ab! Es folgten im Anschluß mit Doctors & dealers und Blood thirsty bastards zwei weitere Knüller der Debütplatte, bevor nach Kicks or consumption eines der tollsten Stücke gespielt wurde, Come closer vom aktuellen Album!
Die 50 Minuten des regulären Sets vergingen wahnsinnig schnell. Hätte ich die Setlist nicht mitgeschrieben, hätte ich vermutlich gar nicht mitbekommen, wieviele Stücke die Engländer in dieser Zeit spielten. Alles war aus einem Guß, es gab keine Hänger, keine Pausen, also auch keine Zeit, Luft zu holen. Und dabei spielten die Dirty Pretty Things Songs wie The Gentry Cove, The enemy, Tired of England, Deadwood oder Gin & milk.
Nach diesen 50 Minuten bedankte sich Gary artig beim Publikum (das macht er immer, glaube ich), er hatte aber auch besonderen Grund, denn es gab immer wieder "Gary, Gary"-Sprechchöre. Und die Band verschwand.
Nach ein paar Minuten tauchten die Dirty Pretty Things aber wieder auf, um erst ein fabelhaftes Nirvana-Cover zu spielen (In bloom). Wieder ein Highlight! B.U.R.M.A., das nur auf Teilen der Waterloo Auflage war, folgte als zweite Zugabe. Die drei letzten Lieder brauchen keine weitere Beschreibung. Bang bang you're dead, You fucking love it und der Libertines Hit I get along zählen zu dem Besten, was ich dieses Jahr live gesehen habe (und es waren ja doch mehr als eine Handvoll Konzerte)!
Anthony befestigte seine Gitarre an einem Lüftungsschacht über der Bühne und schrammelte auf dem pendelnden Instrument rum, während seine Kollegen zum Publikum liefen.
Schade, schade, schade, daß es diese grandiose Band bald nicht mehr geben wird. Wir werden sie aber noch zweimal sehen, Montag in Luxemburg und Dienstag in Paris. Um es noch ein wenig herauszuzögern.
Und als der letzte Ton verklungen war, sang Jim Morrison von Band "This is the end."
Setlist Dirty Pretty Things, Luxor, Köln:
01: Wondering
02: Holly Golightly
03: Doctors & dealers
04: Blood thirsty bastards
05: Kicks or consumption
06: Come closer
07: The enemy
08: Tired of England
09: Chinese dogs
10: The Gentry Cove
11: Plastic hearts
12: Last of the small time playboys
13: Gin & milk
14: Deadwood
15: In bloom (Nirvana Cover) (Z)
16: B.U.R.M.A. (Z)
17: Bang bang you're dead (Z)
18: You fucking love it (Z)
19: I get along (The Libertines Cover) (Z)
Links:
- Dirty Pretty Things bei Rock En Seine in Paris (28.08.08)
- mehr Fotos aus dem Luxor
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