Konzert: Matt Maltese, Shame, Loyle Carner
Ort: Haldern Pop Festival 2017
Datum: 10.08.-12.08.2017
Dauer: jeweils ca. 45min
Zuschauer: volle Kirche, volles Spiegelzelt
Kurz und knapp noch drei Auftritte von relativ unbekannten Bands und Künstlern, die beim Haldern Pop Festival dieses Jahr besonders von sich Reden machten:
Zunächst am frühen Donnerstag in der Kirche (der alte Spruch "Erst Zelt aufbauen, dann zum Konzert" wurde natürlich befolgt), Matt Maltese aus London am Piano. Matt spielt sehr gefühlvolle Balladen und pendelt dabei in seiner Stimmelage zwischen John Grant und George Michael.
So klingen dann auch ungefähr seine Songs. Ein wenig Tragik, viel Liebeskummer und eine Portion Soul, den man dem blassen Engländer gar nicht zugetraut hätte. Besonders toll sein "When the world caves in", das er allerdings weit vorne im Set platziert. Matt Maltese hat wirklich Potential etwas besonders zu schaffen, warten wir das erste Album ab.
Matt Maltese - As the world caves in
Vorher spielt er im September noch beim Reeperbahn Festival in Hamburg.
Schon etwas bekannter, wohl auch wegen der Art ihrer Musik, sind Shame, ebenfalls aus London. Die Band tourt schon einige Monate durch Europa und hatte beim Haldern die dankbare Aufgabe nachts als Rausschmeißer im Spiegelzelt auftreten zu dürfen.
Eine perfekte Wahl. Der ernüchternde Landregen am ersten Festivaltag hatte vielen die Vorfreude genommen, Zeit sich ein wenig zu bewegen, nass war man ja eh schon.
Kein Problem mit Shame, fragt mich nicht nach Titeln oder markanten Songs, hier ging es 45 Minuten richtig rund. Ob das jetzt musikalisch wertvoll war sollen andere entscheiden, Spaß machte es auf jeden Fall.
Sänger Charlie Steen versucht es erst gar nicht auf die nette Art. Er zieht lieber die Hose mit Gürtel, direkt am nackten Oberkörper vorbei, fast bis an die Schultern um besonders bescheuert auszusehen, raucht dabei und beleidigt oder lobt das Publikum im Wechsel.
Die anderen Musiker scheinen derweil alle ihr eigenes Konzert zu spielen. Manchmal findet einer kein Ende, der andere steigt zu spät ein, alles kein Problem.
Kundschaft für diese Art der Musik und Präsentation wird es immer geben, doch für mich sah es etwas mehr nach der Sehnsucht aus, wie es früher war oder irgendwann wieder mal sein könnte, wenn die Gitarren wieder gefragt sind.
Trotzdem taumelt man glücklich aus dem Zelt, froh das einen der Sänger beim Sprung von den Boxen nicht erwischt hat und stolz, auf dem Zeltplatz verkünden zu können, die wohl wildeste Band des Festivals gesehen zu haben.
Shame spielen am 26.10.2017 im Kölner Yuca-Klub.
Shame: Tasteless
Musikalisch viel gesitteter ging es da bei Loyle Carner zu. Ebenfalls im prall gefüllten Spiegelzelt, präsentierte er mit einem rappenden Partner sein Debütalbum "Yesterday`s gone", und das ist wirklich ein tolles Stück Musik.
Loyle Carner: Ain`t nothing changed
Ohne jede Arroganz oder Rap-Gehabe mischt er alte Samples und sehr intelligenten Sprechgesang. Auch das ist nicht neu, aber die Stimmung ist großartig und er genießt die intime Spannung des kleinen Zeltes. Loyle Carner ist ebenfalls Londoner, und wenn man diese drei völlig unterschiedlichen Ansätze Musik zu interpretieren gehört hat, möchte man sofort nach England aufbrechen, um mehr davon zu entdecken.
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