Sonntag, 27. August 2017

Chorusgirl, Ripley, 28.07.17


Konzert: Chorusgirl
Ort: Midlands Railway Centre, Ripley (Indietracks)
Datum: 28.07.2017
Dauer: 45 min
Zuschauer: voller Lokschuppen



Aus Urlauben kann man ja eigentlich nur Mist mitbringen, gefälschte Klamotten, Getränke, die zu Hause nie so gut wie im Urlaubsort schmecken, kitschigen Plastik-Scheiß und was auch immer man aus Thailand mitbringt. Meine Juli-Reisen nach Mittelengland sind da viel besser, ich bringe mir Lieblingsbands mit. Fear Of Men, Desperate Journalist, Bands, bei denen ich fast vergessen habe, daß die nicht schon immer da waren. 2015 habe ich mir Chorusgirl mitgebracht. Die englisch-deutsche Gruppe von Sängerin Silvi Wersing gehört seitdem zu meinen ganz großen Lieblingen. Das Debüt-Album, bei FortunaPOP! erschienen, liebe ich abgöttisch! Nach dem Indietracks spielten Chorusgirl ein wundervolles Konzert im Tsunami in Köln. Zuletzt sah ich die Londoner Band beim Abschied ihres Labels im März in der Scala.

Seitdem ist einiges passiert, vor allem ist das zweite Album der vier fertig. Sie haben wieder im Studio ihrer Freunde von Locas In Love in Köln aufgenommen. Da es FortunaPOP! nicht mehr gibt, wird es für alle Bands dieser kleinen Musikwelt schwierig, Label zu finden. Tapete Records hat ein paar der FortunaPOP!-Künstler übernommen, Odd Box und Elefant Records sind andere Kandidaten. Bei Chorusgirl mache ich mir aber keine Sorgen, die finde ja nicht nur ich super.

Weil sie in den vergangenen Monaten vermutlich nur mit neuen Songs beschäftigt waren, spielte die Band eine ganze Menge von denen. Überall außerhalb des Indietracks' wäre das wohl etwas zu gewagt gewesen, bei der Tweepopcom geht das gut. So begannen Chorusgirl gleich mit einem neuen Stück. No goodbye waren aber ein paar Takte von Girls of 1926* vorangestellt, vielleicht als doppelter Boden. Nötig war das nicht, No goodbye ist ein Chorusgirl-Stück, wie es im (noch zu schreibenden) Buche steht.
 


Nach No goodbye kamen zwei alte Hits (No moon, dieser unverschämt gute Ohrwurm und Dream on, baby blue), es wirkte also, als streute das Quartett ein, zwei neue Sachen in ein übliches Konzert ein, war allerdings genau umgekehrt. Denn die nächsten zwanzig Minuten gehörten ausschließlich Album zwei. Erstaunlicherweise verzichtete dabei eines der Stücke auf eines der wichtigen Stilmittel der Band, auf Silvis Stimme. Natürlich wären Ode, to be a defector und Kollegen auch Hits, wenn sie jemand anderes sänge, Silvis Gesang macht sie aber noch einmal besonderer. Wenn die Frontfrau bei allen Bands des Festivals singen würde, hätte ich eine fantastische Zeit. Bei Demon baby sang zu meinem Erstaunen Gitarristin Faith Taylor. Faith ist eine dieser Künstlerinnen (wie Laura Ankles oder Emma Kupa), die das musikalische Talent für zig andere Menschen mitbekommen haben. Wenn Emma, Laura und Faith irgendwann eine Band gründen, spielen die vermutlich 800 Instrumente.
 

Es schadete überhaupt nicht, daß Faith und nicht Silvi sang. Und es spricht dafür, daß Chorusgirl nicht nur eine Kopie des ersten Albums produzieren. Vier neue Lieder spielten sie in der Mitte des Konzerts. Sehr schwer, viel zu den Stücken zu sagen, wenn sie so konzentriert ins Leben treten. Mir gefiel neben No goodbye Stuck am besten von den fünf Rookies. Die anderen Neulinge heißen In dreams und So alive (ein fröhliches politisches Lied laut Silvi). Ach, ich möchte die jetzt ganz schnell wieder hören.

Das Ende des Konzerts gehörte wieder dem ersten Album. Oh, to be a defector, Shivers und This town kills (kann nicht Ripley gelten), alle eine Sput roher und rotziger als auf Platte - und dann waren Chorusgirls 45 Minuten leider schon wieder vorbei. 


Meine Lush-Konzerttasche geht langsam kaputt, gut möglich, daß auf der nächsten

SILVI
FAITH
UDO
MIKE


steht.

Setlist Chorusgirl, Indietracks, Ripley:

01: No goodbye (neu)

02: No moon
03: Dream on, baby blue
04: In dreams (neu)
05: Demon baby (neu)
06: So alive (neu)
07: Stuck (neu)
08: Oh, to be a defector
09: Shivers
10: This town kills

Links:

- Chorusgirl, Ripley, 25.07.15 



* glaube ich
 

 

Konzerttagebuch © 2010

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