Samstag, 26. August 2017

Hurray for the Riff Raff, Haldern Pop Festival, 10.08.2017


Konzert: Hurray for the Riff Raff
Ort: Haldern Pop Festival
Datum: 10.08.2017
Dauer: 45min
Zuschauer: Spiegelzelt ca. 650


Alynda Segar ist kein Riese. Nein, im Gegensatz zu den Bildern auf der aktuellen CD "The Navigator", ist sie wirklich sehr klein. Aber sobald sie mit ihrer Band die Bühne betritt, wird sie zum Riesen. 

Sollte ich dieses Jahr nur ein Album empfehlen, "The Navigator" wäre meine Wahl. Dabei handelt es sich hier nicht um das jahrelang vorbereitete erste Album einer jungen Künstlerin.

Hurray the Riff Raff sind eine echte Band und haben schon diverse CDs veröffentlicht. Doch "The Navigator" ist anders, drängt den folkigen Anteil von früher zurück, ist wütend und politisch und musikalisch brillant. 



Es enthält viele Zeilen, die die Spaltung der USA schon vor der Wahl zeigt (das Album war beim Amtsantritt von Trump schon fast fertig). Alynda selber ist halb Puerto Ricanerin und halb New Yorker Girl, wie sie gerne betont und diese beiden Herzen schlagen auch in ihrer Brust.

Die Texte handeln in Erinnerung an gute Zeiten und den Ärger über die jetzige Lage an Bruce Springsteen, enthalten Sehnsucht und sprudeln vor Ideen und großartigem Songwriting. 



Kein Wunder also, das die Band bei ihrem Gig im Spiegelzelt voll auf das neue Werk setzt. Alynda selber hält den Laden perfekt zusammen, spielt entweder mit einer, für sie, riesigen Gitarre oder gibt mit langem Mikrofonkabel den domestizierten Eisbär und wandelt ohne Unterlass über die kleine Bühne. 

"Nothing`s gonna change that girl" kommt noch trotzig daher, doch "The Navigator" und "Living in the City" zeigen das neue Selbstbewusstsein der Band. 



"Today I feel weak, but tomorrow I’ll feel a queen, I was raised by the street, do you know what that really means ?" Danach wird es noch direkter, noch treibender, Palan`te: "Colonized, and hypnotized, be something. Sterilized, dehumanized, be something, Well take your pay and stay out the way, be something. Ah, do your best, but fuck the rest, be something". 



Das Zelt geht mit und Alynda kündigt sofort die Zugabe an. Ein Song des einzigen "Boss" dessen Regeln sie befolgen würde, solle folgen: Bruce Springsteen. Und so schließt sich der Kreis (wenn die Richtung stimmt) mit einer fulminanten Version von "Dancing in the dark".

Die Band spielt Anfang November noch im Berliner Privatclub, beim Rolling Stone Weekender und in den Niederlanden.

Fotos: Denis Schinner/ Michael Graef-Lowlands

Aus unserem Archiv:
Hurray For The Riff Raff, Karlsruhe, 20.09.12


 

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