Dienstag, 5. Januar 2010

My Year in Lists: die 5 besten Konzerte des Jahrs 2009 (Oliver Sauer)


Oliver Sauer, Musikfan aus dem Sauerland und Gastautor des Konzerttagebuchs hat uns freundlicherweise auch seine Jahresbestenliste zukommen lassen. Wir haben zwar weitestgehend unterschiedliche musikalische Vorlieben (ich mag es klein und schrammelig, mein Namensvetter groß und bombastisch), aber gerade das macht solche Bestenlisten ja auch aus. Wenn immer die gleichen Namen genannt würden, wäre es wirklich langweilig. Und auf Olivers Lieblingskonzert bin ich sogar ein wenig neidig, denn den Boss würde ich auch gerne mal live sehen! Außerdem: Depeche Mode in einer Bestenliste, warum eigentlich nicht? Mal sehen, wie Christoph sie im Februar in Düsseldorf findet...

Vielen herzlichen Dank, auch für Deine erläuternden Worte, Oliver!

Hier der Text:


Was eine Ehre, gefragt zu werden, einen persönlichen Jahresrückblick in Punkto Konzerte zu verfassen. Doch nach der anfänglichen Freude kommt erst einmal das große, tiefe, schwarze Loch. Denn zum einen war aufgrund von viel Arbeit nicht soviel Zeit für Konzerte wie sonst und dann waren wir auch noch mehrmals bei den gleichen Bands. Dazu gesellt sich die Frage, wie definiert man das beste Konzert? Ist es das Konzert, was musikalisch am besten war? Hatte es die beste Show oder den ‚entertainigsten‘ Frontman? Oder ist es einfach nur das Konzert, an das man sich am ehesten und schnellsten erinnert, wenn man wie ich angesprochen wird, seinen persönlichen Jahresrückblick zu liefern? Ich entscheide mich zu Gunsten des Letztgenannten, somit sieht das ganze so aus:

Best:

01: Bruce Springsteen & the E-Street Band – Landgraaf, Pinkpop:

Der wohl beste Auftritt, den ich von Bruce und seinen Mitstreitern in den vergangen Jahren gesehen habe. Der Boss strotzte vor Spielfreude bei seinem ersten Festivalgig in Europa, suchte immer wieder den Kontakt zu Publikum, spielte Wunschtitel. Als er dann zum ersten mal nach 10 Jahren wieder ‚I’m on Fire‘ anstimmte floss mir ein Tränchen über die Wange. Bitte mehr davon in den nächsten 20 Jahren, so sollen gute Konzerte sein und das ohne große Show!

02 & 03: Eskimo Joe-Amsterdam/Düsseldorf, Parasio Upstairs / Zaak Club: I

ch kann einfach nicht unterscheiden, welche der beiden Shows besser war. Beide waren beeindruckend! Im Amsterdam war es der erste Auftritt in den Niederlanden und die zum ersten mal live gehörten Songs vom neuen Album sowie die wirklich gute Stimmung durch das holländische Publikum! Düsseldorf stand in Punkto Stimmung den Amsterdamern in nichts nach, obwohl die Band einen Tag später im nur wenige Kilometer entfernen Köln spielte. Also eher eine Art Sideshow, abseits der Medienwelt. Den fünf Australiern auf der Bühne war das scheinbar egal, die präsentierten die wohl rockigste Setliste der Tour (und wir hatten bis dato vorher 4 Shows mit jeweils wechselnden Setlisten gesehen) – Hut ab, hoffentlich dürfen wir diese Band auch in der Zukunft wieder in Europa willkommen heißen!

04: Depeche Mode-Oberhausen, KöPiArena:

Erst sollte es die LTU Arena sein, dann das Pinkpop, Beide Auftritte sagte die Band ab bzw. verschob sie, weil Dave Gahan erkrankt war. Depeche Mode Konzerte sind klasse, stellt man sich mit seinem Stehplatzticket pünktlich zum Einlass um 18:30h in die wartende Schlange, kommt man trotzdem noch locker in den vor der Bühne abgesperrten Bereich. Die Band spielt zwar ‚nur‘ 20 Titel, lässt aber eigentlich keinerlei Wünsche offen, eine rundum gelungene Setliste, stimmig und stimmungsvoll! Selbst die sonst ehr langweiligen, von Martin L. Gore dargebotenen Songs: Ein Traum! Memo an mich: DM in der Halle immer großartig, Stadien (wie bereits 2006 die LTU Arena) sollte man bei dieser Band ehr meiden.

05: Rise Against - Amsterdam, Melkweeg: Was ein energiereicher Auftritt, der bedingt dadurch, dass es in der Location keine Absperrungen vor der Bühne gibt noch energetischer wird und die Band dazu zwingt, ihr Podest zu entfernen. Bei Hero of War steigen als Engel verkleidete Fans zu Tim McIlrath auf die Bühne und schmeißen Bonbons in die feiernde Masse. Herrlich!

Nur eine Aufzählung aller Konzerte, die nicht in die Top 5 kommen, aber ansonsten wirklich gut waren:

The Living End - Köln, Gloria: Wie schön die drei Aussis nach 8 Jahren endlich mal wieder sehen zu dürfen! Grossartige Show, nur mit 15 Songs leider viel zu kurz!

AC/DC – Dortmund, Westfalenhalle1: Gute Show, schöne Setliste, gute Stimmung, sehr eindrucksvoll!

Therapy? - Düsseldorf, Zaak: Helden meiner Jugend mit einem großartigen Auftritt und einer genauso großartigen Setliste, immer wieder gerne!

U2 – Amsterdam, ArenA: 3 Tourpremieren an einem Abend in der Setliste (Bad, Elevation und Until the end oft he World) warum können nicht alle Shows so emotional und energiereich sein?

Paul McCartney: Schon alleine, weil ich zum ersten mal einen Tag zu spät zu einem Konzert komme (und ich war fest der Überzeugung, wir hatten Karten für den Donnerstagabend!)

Worst:

Indochine - Brüssel , Forst National:

Eine Show die auf einer 180° Videopräsentation basiert, zu sehen gibt es hier jede Menge Bilder aus dem ersten und zweiten Weltkrieg, bis hin zu 5min. langen Schützengrabenanimationen und das Ganze zu lauter, krachender Rock- & Popmusik. Das ist abstoßend, erbärmlich, das braucht niemand!

U2 – Gelsenkirchen, Veltins Arena:

Die Band befand vor dem Konzert in Gelsenkirchen, dass sie es wohl nicht nötig hätte, selber einen Soundcheck zu machen und flog erst gegen 18h mit dem Hubschrauber ein. Das Ergebnis war eine durchweg langweilige Show, in der U2 dann komischerweise immer wieder mit Pannen zu kämpfen hatte. Da nützen dann auch Gutmensch Bonos Ansagen auf Deutsch bzw. die Einbettung von Onkel Grölemeyers ‚Mensch‘ nichts mehr. Dazu kommt das absolute Verkehrschaos nach der Show rund um die Arena!

U2 –Paris, Stade de France:

Ein Fiasko beim Einlass, verbunden mit vielen Tränen und Enttäuschungen. Letztendlich retteten den Abend nur die immer wieder grandiosen Kaisers Chiefs!

Placebo-Landgraaf, Pinkpop:

Langeweile pur, auf der Bühne ein paar Figuren, die wie ‚lebende Tote‘ aussahen. Bewegung? Nichts! Resultat: Der direkte abgegrenzte Bereich vor der Bühne leerte sich während des Auftritts wie sonst nie gesehen. Placebo waren 100% kein würdiger Ersatz für die ausgefallenen Depeche Mode.

Pinkpopfestival - Landraaf, Niederlande:

Mit einem großartigen LineUp lockte uns das älteste Festival Europas in die Provinz Limburg im Dreiländereck zwischen Belgien, Deutschland und den Niederlanden. Auch, wenn Künstler wie Bruce Springsteen, Elbow oder Madness zu beeindrucken wussten, so beeindruckten das Festival und dessen Organisation leider absolut nicht. Neben den zu entrichtenden fast 150€ pro Karte wurde man auch noch bei jeder Kleinigkeit zur Kasse gebeten (und sei es nur der Shuttelbus NACH dem Konzert zurück zum Zelt – hin war umsonst!), was ein absolutes NoGO darstellt. Daumen ganz weit runter! Bizarre Festival, bitte komm doch zurück, BITTE!


1 Kommentare :

oliver s. hat gesagt…

@oliver: springsttenshows sind wirklich immer gut. Ich habe in den vergangen 10 jahren (seit der E-Street wiederverinigung) bis auf the rising jede Tour gesehen und die shows waren immer super, ob solo oder mit bigband oder mit der alten e-street-band. einen schlechte show von bruce habe ich noch nicht gesehen. das er 'Songwuensche' sammelt, hat er diese Tour erstmalig gemacht und das ist wohl super angekommen, sowohl bei fans als auch bei der Band! also mind einmal (am besten indoor) sollte man die gesehen haben, auch wenn es verdammt teuer ist ;o( miene erste karte kostet 80DM, die letzte gleichwertige 99€

 

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