Dienstag, 26. Mai 2009

Hanne Hukkelberg, Köln, 25.05.09


Konzert: Hanne Hukkelberg

Ort: Stadtgarten Köln (Konzertsaal)
Datum: 25.05.2009
Zuschauer: gut 60
Dauer: 95 min


Eigentlich war wirklich kein Konzertwetter. Der bisher heißeste Tag des Jahres machte auch bis halb neun keine Anstalten, nachzulassen. Konsequenter wäre es
sicher gewesen, sich auf die Stadtgartenterrasse zu setzen, statt drinnen eines der vielen Konzerte zu sehen. Dieser Gedanke kam mir aber auch nicht ansatzweise, denn zu sehr hatte ich mich gefreut, endlich einmal Hanne Hukkelberg zu sehen, von der mir mein Kollege Oliver schon so oft vorgeschwärmt hatte.* Die früheren Köln-Besuche der Norwegerin hatte ich verpasst, umso lieber war mir die Gelegenheit, sie nun erleben zu können, trotz Biergartenwetters. Sommerabende kommen wieder, das hat uns Al Gore versprochen.

Als wir um kurz vor halb neun ankamen (und nicht ganz sicher waren, ob es im Stadtgarten oder im Studio 672 sein würde), waren noch nicht viele Zuschauer da, obwohl das Konzert ohne Vorgruppe zwischen halb und viertel vor neun beginnen
sollte. Gleichzeitig mit der Band füllte sich der Konzertsaal des Stadtgartens aber dann doch etwas mehr, sodaß es nicht mehr peinlich leer aussah. Und weil ein paar damit anfingen, setzten sich vorne die meisten Besucher auf den Boden.

Hanne Hukkelberg hatte vier Musiker als Begleitung mitgebracht. Neben einem Schlagzeuger waren dies zwei Gitarristen und eine Keyboarderin. Die sehr kleine Sängerin spielte zunächst kein Instrument, wobei das so nicht stimmt, da ihre Stimme häufig instrumentengleich eingesetzt wird.

Auf der Bühne stand außerdem ein beeindruckender Flügel, der aber nicht zum Tourgepäck der Norweger gehörte. All die besonderen Instrumente, von denen ich in
älteren Konzertberichten schon einmal gelesen hatte, fehlten mir aber, es gab zum Beispiel kein Fahrrad...

Zunächst lebte die Musik also von der besonderen Stimme Hannes, begleitet von klassischer (Pop, Rock oder was auch immer) Instrumentierung. Die Gitarren klangen dabei herrlich roh und passten wegen des Kontrasts zu Hannes manchmal an Björk erinnernder Stimme perfekt!

Eine ganz andere Assoziation kam mir in den Sinn, wenn es lauter wurde. Da erinnerten mich Passagen dann an die frühen Siouxsie and the Banshees.
Bandy riddles, eines der ersten Lieder, war klanglich nicht weit von Hongkong Garden weg. Dabei spielte Hanne eine dritte Gitarre. Dreifach scheppernd, nur mit Schlagzeug und zweiter Stimme der herrlichen Keyboarderin, das hatte ganz viel! Bandy riddles war einer meiner liebsten Titel des Abends!

Und danach kam wieder die experimentell klingende Hanne Hukkelberg; es wechselte wunderbar zwischen lauteren, rockigen und leisen, jazzigeren Stücken, die dann eher an die viel zitierten CocoRosie erinnerten. Eines dieser ruhigen Lieder, das mir besonders gefiel, war
Cast anchor vom ersten Album Little Things.

Nach einem Ausflug an den Flügel (The northwind), folgte ein Stück auf Norwegisch. Begleitet wurde die Sängerin hierbei von ihren Mitmusikern pfeifend! Nicht andrewbirdstreberhaft, sondern sehr zurückgenommen pfeifend, um präzise zu sein.

Und nach einigen weiteren Stücken vom neuen Album Blood From A Stone kamen dann auch endlich die "besonderen" Instrumente! Hanne eröffnete No one but yourself mit einer Blockflöte, die sie in Deutschland gekauft habe. Ein wundervolles Stück, nicht nur wegen der Tröte! Im anschließenden Pixies Cover Break my bod
y bediente die Sängerin ein Percussion-Dings, das wie ein Mörser (das Küchengerät) aussah. Die Version der Norwegerin kennt man ja bereits von ihrer zweiten Platte, live begeisterte sie mich aber noch mehr!

Zweimal kam die Band noch raus, um Zugaben zu spielen, zum Abschluß ein weiteres Lied in ihrer Muttersprache. Wundervoll!

Auch wenn ich mich damit als Banause oute: die lauten Lieder gefielen mir besser als die ganz zurückgenommenen. Von der neuen Platte, die ich noch nicht kenne, waren so auch die beiden Krachmacher meine Highlights, Bandy riddles und In here / out there. Aber laut oder leise: ein tolles Konzert einer außergewöhnlichen - und außergewöhnlich guten Künstlerin! Aber neben dem Musikalischen gab es natürlich
auch noch ein paar erzählenswerte Sachen. Zum einen nämlich die Keyboarderin, die unglaublich einschüchternd wirkte. Hätte die einmal "Buh!" gerufen, wäre vermutlich der halbe Saal vor Schreck rausgerannt! Die Frau mit lustiger Frisur (Modell Assipalme seitlich) trug (vielleicht) bunt-fleckige Strumpfhosen (alternativ hatte sie viele Tattoos oder blaue Flecken auf den Beinen), eine Bluse Modell Ferienlager Aufseherin und einen sexy 80er Jahre Minirock. Das Outfit war lustig - aber nicht beängstigend. Das war ihr Blick. Denn der hatte etwa herrlich Irres! Super!

Und dann war da noch der Mann, der eine besondere Sorge hatte... Hanne sagte (recht dezent), daß man hinterher CDs verkaufe und dankbar für jede Unterstützung wäre, worauf besagter Mann besorgt (während des Konzerts) nachfragte, ob sie die denn wohl auch unterschreibe. Sie tat - und er war beruhigt!

Setlist Hanne Hukkelberg, Stadtgarten, Köln:

01: Midnight sun dream
02: Seventeen
03: Balloon
04: Bandy riddles
05: Berlin
06: A cheater's Armoury
07: Ease
08: Cast anchor
09: The northwind
10: Bygd til by
11: In here / out there
12: Blood from a stone
13: Salt of the earth
14: No one but yourself
15: Break my body (Pixies Cover)
16: Crack

17: Ticking bomb (Z)
18: All day and all of the night (The Kinks Cover) (Z)

19: Boble (Z)

Links:

- Hanne Hukkelberg in Paris (07.05.07)
- und in München am 14.04.07




1 Kommentare :

E. hat gesagt…

begeisterung auch vor ein paar tagen aus hamburg. das neue album nahm ich zunächst mit skepsis auf. ein grower wird es leider auch nicht mehr. aber die positiven liveberichte lassen mich hoffen, dass es bei den konzerten wieder mit verve und mut zur sache geht.

 

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