Montag, 4. Mai 2009

Yeah Yeah Yeahs, Köln, 03.05.09


Konzert: Yeah Yeah Yeahs
Ort: Live Music Hall, Köln
Datum: 03.05.2009
Zuschauer: vielleicht 1.200 (ziemlich voll)
Dauer: Yeah Yeah Yeahs 65 min, HTRK 30 min


Auf dieses Konzert habe ich mich seit Jahren gewartet. Seit ihrem Debüt 2003, sind die New Yorker Neopunks eine meine Lieblingsbands, nur habe ich sie bislang immer verpasst. Und so stiegen und stiegen sie auf meiner imaginären To-See-List der Bands, die ich dringend einmal live erleben möchte. Daher gab es überhaupt kein Zögern, als ich vom Kölner Termin erfuhr, auch wenn mich das (über drei Ecken) darum gebracht hat, Lily Allen zu sehen...*

Mieses Timing machte, daß ich zu früh dran war. Aber da man rund um die Live Music Hall an einem Sonntag wenig Sinnvolles machen kann (außer in einen der Kioske zu gehen), ging ich rein und harrte
der Dinge. Interessant sah schon einmal der Bühnenaufbau aus. An der Rückwand waren Kreise aus Glitterstoff angebracht, davor jede Menge State-of-the-art-Scheinwerfer. Die Yeah Yeah Yeahs scheinen noch so gut zu verdienen, daß sie nicht an Effekten sparen müssen. Auch nicht am Personal, denn nach der Vorgruppe waren vier eigene Roadies aktiv, ein enormer Aufwand!

Bevor die allerdings umbauen durften, kamen wir in den zweifelhaften Genuß, HTRK zu sehen, eine australische Band, die einen der merkwürdigsten Auftritte ablegte, den ich dieses Jahr gesehen habe. HTRK (das steht für Hate rock, hmmmm...) sind ein Trio aus Melbourne, bestehend aus Gitarrist Nigel Yang, Bassist Sean Stewart und Sängerin Jonnine Standish. Jonnine trug einen frühe-90er-Jahre Hosenanzug, hatte aber vergessen, etwas unter der Jacke anzuziehen. Wenn ihr Gesichtsausdruck nicht gespielt war, war ihr dies aber entgangen, denn selten habe ich einen solch bedröhnt
und gleichgültigen Blick gesehen. Dazu drosch Jonnine auf eine auf dem Boden stehende Tom ein, ohne dabei den zombiehaften Ausdruck zu ändern- eine wahre Pracht!

Die Musik der Band mit dem lustigen Namen war dann allerdings alles andere als prachtvoll. Wollte man ihnen Gutes, könnte man ihren Stil als minimalistisch bezeichnen. Ich fand ihn langweilig-düster und ohne jeden Pepp - wenn ich ihnen Gutes nachsagen will... Nur für den Fall, daß HDings groß werden, hier noch einige Referenzen: mit viel Phantasie könnte man schlechte Cover der frühen Siouxsie & the Banshees, Sisters of Mercy oder aktueller von Ipso Facto raushören. Oder Sky Larkin Singles, auf 33 Umdrehungen abgespielt. Richtig gut gefiel mir eigentlich nur
die knallrote Strumpfhose, die die Sängerin unter ihrem Anzug trug, das war der Farbkleks, der auch der Musik gutgetan hätte. Es war eine der halben Stunden, die hoffentlich am Ende des Lebens nicht mal fehlt.

Dann wurde erstaunlich viel Umbauaufwand betrieben, obwohl das meiste schon auf der Bühne gestanden hatte. Der Ballon über dem Schlagzeug bekam eine Drehung und wurde zum riesigen Augapfel (blau). Dabei machten die Yeah Yeah Yeahs Leute einen großen Fehler. Sie
ließen zum Aufbau u.a. Ladytron laufen (das fabelhafte Cover Send me a postcard). Das wurde mir aber später erst klar.

Der Umbau war also irgendwann abgeschlossen und Karen Os Begleiter traten auf. Sie standen trotz des vielen schönen Lichts brav im Schatten, denn das ist ganz eindeutig ihre Rolle auf der Bühne. Im Mittelpunkt steht einzig und allein die ein wenig exzentrisch wirkende Frontfrau. Karen Orzolek trug Tiger-Leggins (New York und Herne scheinen nicht so weit auseinander zu liegen) und darüber ein Cape, mit komisch geschnittenen Zusatzärmeln, bedruckt mit Fingerfarb-Motiven. Später, als sie das Überdings abgelegt hatte, kam ein gleichmustriger Einteiler hervor. Ein wenig exzentrisch, das habe ich wohl schon erwähnt.

Das Konzert begann mit Runaway und Dull life vom neuen Album It's Blitz!, wobei Dull life für mich der eigentliche Beginn war, weil das Lied im Gegensatz zu Runaway punkig ist und an die von mir so geliebten Anfänge der Band erinnert. Gold lion ist
zwar kein Punk, allerdings schon lange einer meiner Lieblinge. Das Stück kam als nächstes und sorgte für ordentliche Stimmung. Allerdings war das auch nicht furchtbar schwer, denn die Live Music Hall schien mit vielen sehr großen Yeah Yeah Yeahs Fans gefüllt zu sein. Nach zwei Songs vom mittleren Album folgten dann zwei vom 2003er Debüt, darunter das gute Black tongue, während dem Konfetti-Kanonen rot-glitzernde Ys verschossen, mein Lieblingsdetail des Abends.

Nachdem in der ersten Hälfte die drei Alben angerissen worden waren, gehörten die zweiten 25 Minuten hauptsächlich It's Blitz!. Dabei machte die Single Zero den Beginn (Karen trug dazu eine Design-Rockerjacke). Und mit Zero habe ich so meine Probleme, je öfter ich es höre. Natürlich ist der Song extrem catchy, er ist aber auch
so weit von den alten Yeah Yeah Yeahs entfernt, wie nichts anderes bisher. Und solch (im Idealfall) radiotauglichen Elektro-Pop machen Bands wie Ladyhawke oder eben Ladytron um Klassen besser.

Zero folgten auffallend viele ruhige Lieder. So als hätte sich Frau O am Anfang verausgabt. Sie hatte wirklich eine ordentliche Bühnenshow abgelegt, keine Frage!
Lustigerweise legte Karen O aber nach einer Weile den abgelegten Umhang wieder an, vielleicht war es ihr durch all die Balladen doch wieder zu kühl geworden. Da hätte etwas mehr Punk geholfen!

Erst mit den beiden letzten regulären Lieder wurde es wieder flotter. Rich und Heads
will roll (sicher eine künftige Single) machten noch einmal etwas Tempo, bevor unverhofft nach gerade mal 50 Minuten Schluß war. Für eine Band mit drei Alben nicht schrecklich großzügig!

Bei den Zugaben verließen sich die New Yorker dann wieder ganz auf ihre erste Platte, keine ganz schlechte Entscheidung! Und dabei gab es auch eine der ganz raren Ansagen der Sängerin. Sie widmete nämlich
Maps den drei Bandliebchen (Indie-Klatsch: die drei Partner der Bandmitglieder scheinen Lea, Laika und Barnaby zu heißen).

Warum die Yeah Yeah Yeahs mal eine meiner Lieblingsbands waren, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr recht. Die punkigen Sachen mag ich weiterhin sehr, von denen scheint sich die Band aber mehr und mehr zu verabschieden. Ich bin aber heilfroh, sie einmal gesehen zu haben, denn die Yeah Yeah Yeahs sind dank ihrer Frontfrau eine sehr unterhaltsame Liveband. Insofern war es ein gutes Konzert, manchmal sehr gut, manchmal aber auch nicht. Für mehr fehlt mir die Tiefe des Songmaterials (schöne Floskel!). Daher waren die 65 Minuten Konzertdauer doch sehr weise gewählt.

Setlist Yeah Yeah Yeahs, Live Music Hall, Köln:

01: Runaway
02: Dull life
03: Gold lion
04: Honeybear
05: Black tongue
06: Man
07: Zero
08: Cheated hearts
09: Skeletons
10: Hyteric
11: Rich
12: Heads will roll

13: Y control (Z)
14: Maps (Z)
15: Tick (Z)

Links:

- mehr
Fotos von den Yeah Yeah Yeahs


* ok, ich erkläre das: Lily Allen spielt am 4. Mai in Köln. Da sehe ich aber Ane Brun und Nina Kinert (gesetzt). Die beiden hätte ich auch in Frankfurt sehen können. Das war aber parallel zu den Yeah Yeah Yeahs, deren andere Deutschland-Konzerte zu schlecht erreichbar waren. Also keine Lily Allen - vermutlich werde ich das bereuen.



9 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

ich hab mich wirklich gefragt , wo date with the night geblieben ist. ich fand das konzert grosses kino. aber ich hätte ein konzert vor dem neuen album mir noch stärker vorgestellt (obwohl ich sagen muss, dass ich mich mit dem neuen album dick angefreundet hab)...

Anonym hat gesagt…

Der Sound war so schlecht gemischt. Drums viel zu laut (also echt viiiel zu laut). Sängerin war deshalb teilweise zu leise, von der Gitarre habe ich persönlich praktisch gar nichts gehört.

Für mich waren die Yeah, Yeah, Yeahs bisher eine Punk-Band. Das Konzert war mehr eine House-Party (mit etwas Gesang und viel Wumm, Wumm, Wumm).

Nicht nur wegen den 50 Minuten hatte ich den Eindruck, dass die Band da nicht so richtig viel Spaß hatte (mal vom Gittaristen abgesehen, aber von dem hat man ja nix gehört).

Ich war enttäuscht. Sehr entäuscht.

Sandra hat gesagt…

ich fand sehr schade, dass sie nur eine Stunde gespielt haben. mir haben vor allem gefehlt: way Out, warrior und date with the night (was auch ein sehr schöner opener gewesen wäre, oder?)

sonst wars, die atmo und die stimmung der band, aber sehr schön!

ich war nur am ende etwas verstört, weil ich dachte sie kommen nochmal auf die bühne, sich aber auf einmal alle umgedreht haben und rausgegangen sind, haha.

Anonym hat gesagt…

ay...

Christoph hat gesagt…

Ay?

Anonym hat gesagt…

bitte benutze doch das wort " punk" nicht im zusammenhang mit den yeah yeah yeahs. und desweiteren haben sie nichts vom 1. album gespielt, mh?! wenn schon was über den halb missglückten abend schreiben, dann auch richtig und vorallem besser recherchiert wenn man schon wenig ahnung von der band hat.danke.

Christoph hat gesagt…

Ich verstehe Deinen Kommentar nicht ganz. Natuerlich haben sie viel vom ersten Album gespielt. Das hatte ich aber doch auch geschrieben, meine ich.

Wir fanden das Konzert wohl beide nicht toll, oder? Aber ich habe einen Vorschlag: schreib doch einen Gastartikel. Meine mail-Adresse findest Du in dem Ueber uns Kasten.

Anonym hat gesagt…

mh, dann habe ich wohl art star, mystery girl und konsorten von der masters verpasst;)

Christoph hat gesagt…

Ok, jetzt weiss ich, was Du meinst. Ich hatte nicht von der YYYs EP sondern vom ersten Studioalbum gesprochen.

 

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