Montag, 5. Januar 2009

My Year In Lists: die 15 besten Konzerte des Jahres (Christoph)


Zum Abschluß meines Rückblicks nun meine Konzerte des Jahres:

15: Maxïmo Park, Nijmegen - Ich mochte mein Glück nicht glauben. Maxïmo Park in solch einem kleinen Rahmen zu sehen, ist sicher ungewöhnlich. Im Doornroosje in Nijmegen war ich vorher einmal und hatte mich gleich in den Club verliebt. Der kleine Laden hat wahnsinnig viel Flair und ist nicht furchtbar weit von Köln entfernt. Bis zum Auftritt der Engländer hatte ich immer noch befürchtet, daß ein paar Seitentüren aufgehen und sich ein 1.500er Saal öffnet. Aber nein, es blieb bei 350. Und die erlebten ein großartiges Konzert mit einer hervorragend aufgelegten Band!

14: Klee, KulturKirche Köln - welche Band lädt ihre Fans und Freunde schon zu einem Dankeskonzert in eine Kirche ein, um da unter anderem die neue Platte vorzustellen? Jeder, der dabei war, wird bestätigen, welch besonderer Abend das war! Natürlich gab es wieder all die Dinge, die ein Klee-Konzert ausmachen; viele Suzie-Geschichten, liebevolle Effekte und ganz viele tolle Popsongs! Und Freigetränke beim Kirchgang...

13: Okkervil River, Haldern-Festival - Sonnenscheinmusik! Welch ein herrliches Konzert beim diesjährigen Festival am Niederrhein! Ich hatte Okkervil River noch nie gesehen und war hin und weg. Die fröhlich-dramatische* Musik, dazu das wundervolle Wetter und die ansteckend gute Laune der eigentlich übermüdeten Band, machten wahnsinnigen Spaß! Und dann war da noch der Fratzen und Grimassen schneidende Schlagzeuger...

12: The Futureheads, Luxor Köln - Dazu ist eigentlich nicht viel zu sagen. Die Futureheads sind eine der großartigesten Bands der Welt und waren auf meiner To-Do-Liste lange überfällig. Alle drei Gigs der Nordengländer waren musikalisch irre gut, das dritte zusätzlich urkomisch! Außerdem bescherten mir die Futureheads einige neue Lieblingslieder, vor allem das wundervolle Think tonight!

11: The Indelicates, Blue Shell Köln - Stellvertretend für ein paar Indelicates Konzerte, die ich 2008 gesehen habe und die alle großes Entertainment und wundervolle Lieder boten. Der Abend im Blue Shell war deshalb der beste, weil besonders viele urkomische kleine Dinge passierten; alle anderen Konzerte der Engländer gehörten aber auch in diese Top 15. Schade, daß diejenigen, die Hypes auslösen, die Band um Julia und Simon nie richtig für sich entdeckt haben! Für mich sind die Indelicates eine der aufregendsten britischen Bands, die eine tolle Popmelodie nach der anderen schreibt!

10: The Cure, Oberhausen - zwanzig Jahre hatte ich auf dieses Konzert gewartet - und es war gigantisch. Anders als andere Legenden haben es Robert Smith und The Cure nicht versaut (obwohl das so einfach gewesen wäre). Nein, es war brillant und atemberaubend! Im großen Handbuch für Indie-Bands sollte der Besuch eines Cure Konzerts als Pflichtveranstaltung auftauchen! Warum sie aber dann nur auf Platz 10 sind? Weil mein Herz eben 2008 nicht mehr ganz so sehr für sie schlägt wie 1988. Aber doch noch reichlich, um sie auf einem vorderen Platz landen zu lassen.

09: iLiKETRAiNS, Frankfurt - Kein schlechter Konzertabend... iLiKETRAiNS waren in der Brotfabrik offiziell Co-Headliner von Get Well Soon. Die Band um Konstantin Gropper hätte einen Platz hier in dieser Liste auch verdient, wurde aber von den noch düstereren Jungs aus Leeds in den Schatten gestellt (das ist ein vollkommen unlogisches Bild - aber jetzt steht es nun mal hier). Nicht nur die Setlist auf einem Brötchen machte das Konzert einzigartig. Das Gesamterlebnis aus musikalisch brillanten Liedern, den Illustrationen der erzählten Geschichten durch die Filme und Bilder auf der Leinwand war fabelhaft! Das mußte auch Konstantin von Get Well Soon zugeben. Aber das findet ihr im ursprünglichen Konzertbericht genauer.

08: Fleet Foxes, Essen - Alles, was die Lobpreisungen am Jahresende über die Fleet Foxes geschrieben haben, stimmt! (denke ich, denn ich habe nichts davon gelesen). Selten hat mich ein Kritikerliebling so sehr gepackt. Die wundervollen Hippie-Hymnen auf EP und Album der Amerikaner sind von einzigartiger Schönheit. Leider konnten das die Fleet Foxes in Haldern nur zum Teil bestätigen, denn dem Konzert fehlte durch langatmiges Gitarrenstimmen jeder Fluß. Glücklicherweise spielten die Amerikaner dann noch beim Rockpalast-Festival - und da waren sie perfekt! Also ein weiterer Platz in einer Jahres-Top-10!

07: Los Campesinos!, Luxor I Köln - Puh, wie oft habe ich meine walisischen Lieblingen 2008 gesehen? Fünfmal, denke ich. Der Auftritt auf dem Melt! rettete das Festival sonntags wenigstens zum Teil, im Gasthof in Haldern machten uns die großen Schnitzelplatten ein wenig Angst, Brüssel und Köln im Herbst, gemeinsam mit Lovvers und den unfassbar wundervollen Sky Larkin (hier vermutlich nächstes Jahr zu finden) waren ein riesiger Spaß. Aber am tollsten war das erste Konzert 2008, wegen Lukas Podolski, einer schlecht gelaufenen Dom-Besichtigung, einem verpatzten Interview-Beginn und Frontwards. Zwei Platten! Fünf Konzerte! Platz sieben!

06: Portishead, Köln - dazu gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Portishead waren wahnsinnig brillant und ergreifend. Wow! Wer so lange weg ist und dann eine solch triumphale Rückkehr feiert, muß etwas Besonderes haben. Und davon haben Portishead sehr viel. Der Abend im ungeliebten Palladium hätte ganz schrecklich werden können, weil nur wenige Bands in der großen Halle gut klingen. Es braucht wohl Soundtüftler wie Portishead, um mit diesem Saal zurechtzukommen. Und das wurde honoriert: immer wieder brach während der Stücke spontaner Beifall aus. Welch ein Erlebnis, dieser Abend!

05: The Last Shadow Puppets, Brüssel - ein Hype, der mir anfangs wahnsinnig albern erschien, mich aber ganz schnell hat umdenken lassen. Zwei Kumpels (Alex Turner & Miles Kane), die ihre Lieblingsmusik mit irre viel Talent, Freude und Alkohol unters Volk bringen und aus dem Stand eine der besten Platten des Jahres abgeliefert haben. In Brüssel (einzig erreichbares Konzert) haben sie bewiesen, daß sie nicht nur im Studio souverän mit ihrern fabelhaften Melodien, all den Streichern und anderen Musikern umgehen können. Es war ein begeisterndes Konzert! Ach Blödsinn, ein riesiger Kracher! PUUUPPETS!

04: Immaculate Machine, Frankfurt - die Band mit dem besten Merch-Artikel 2008: einem IM-Flachmann, den ich dooferweise nicht gekauft habe. Davon abgesehen war der Abend traumhaft! Immaculate Machine mit der zauberhaften Kathryn Calder verfügen über so viele wundervolle Pop-Melodien! Schade, daß dies nur so wenige Zuschauer anlockte! Aber nachdem die Visions (viele Grüße!) die drei Kanadier entdeckt hat, ändert sich das hoffentlich bei der nächsten Tour. Sofern sich die Band nicht von den Erlebnissen in Deutschland davon abbringen läßt, uns noch einmal zu besuchen. Die Geschichte erzählt ein Tour-Comic... Immaculate Machine verdienten, in viel mehr Jahreslisten aufzutauchen! (im April erscheint das neue Album High on Jackson Hill)

03: The National, Haldern-Festival - Das diesjährige Haldern war wieder ganz locker das beste deutsche Festival. Die außergewöhnlich entspannte und wohlorganisierte Veranstaltung hatte im Jubiläumsjahr ein perfektes Lineup. Großartig waren die Auftritte von Gravenhurst, Alamo Race Track, den Foals oder Editors (die es alle knapp nicht in diese Liste geschafft haben, sehr knapp). Unumstritten bester Auftritt der drei Tage war aber der von The National. Kurz vorher hatte ich die Amerikaner beim Montreux Jazz Festival gesehen. In Haldern waren sie so gut, so laut und Frontmann Matt Berninger trotz aller Entrücktheit allgegenwärtig. Ein echter Knaller!

02: Anna Ternheim, Stockholm - Ok, eigentlich sollte auch das schon mein Konzert des Jahres sein. Aber zwei erste Plätze sind zwar ganz nett, aber nicht anstrebenswert. Ich hatte mich also zu entscheiden. Eine klitzekleine Kleinigkeit spricht im Vergleich gegen Anna Ternheim: ich war schon mit der Absicht, das Jahreshighlight zu sehen, zum Konzert gefahren. Diese großen Erwartungen wurden zwar erfüllt, allerdings führt das im Vergleich "nur" zu Platz 1b. Anna Ternheim in Stockholm war überragend. Sowohl ihre Mischung aus alten und neuen Liedern, die Instrumentierung, das Licht, der Saal - alles war umwerfend und wirklich besonders. Leider gibt es bisher keine Deutschland Termine, denn ich brenne drauf, die Schwedin bald wieder live zu erleben!

01: Isobel Campbell & Mark Lanegan, Frankfurt - Ich hasse Floskeln wie "es war so emotional und hat mich tief bewegt"; zu Isobel Campbell und Mark Lanegan fällt mir aber auch nichts anderes ein. Dieses Konzert war wirklich bewegend, eindrucksvoll und mit nichts vergleichbar, was ich bisher auf Bühnen erlebt habe. Eigentlich hatte ich gar nicht vor, die beiden live zu sehen, ihre Alben hatten mich nämlich nicht ausreichend gefesselt. Ganz spontan entschied ich dann aber doch, nach Frankfurt zu fahren. Das Konzert war dann dermaßen intensiv (wieder so ein Tabu-Ausdruck), daß ich vermutlich während der ganzen Dauer mit offenem Mund vor der Bühne stand. Ich werde mir die beiden sicher nicht mehr ansehen, weil ich diesen Eindruck nicht mehr ändern möchte, und weil ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, was man daran noch besser hinbekommen könnte. Aber ich kann nur jedem dringend raten, sich diese beiden Ausnahmekünstler anzusehen! Portishead, Fleet Foxes, The National, The Cure, Sigur Rós waren alle vorzüglich. Aber keiner kam auch nur ansatzweise an den besonderen Zauber von Isobel Campbell & Mark Lanegan heran, auch wenn ich das selbst niemals geglaubt hätte.

Links:

- Konzerte des Jahres 2007 (Christoph)
- Konzerte des Jahres 2007 (Oliver)
- Konzerte des Jahres 2006 (Christoph)
- Konzerte des Jahres 2006 (Oliver)


* In Ermangelung einer besseren Charakterisierung.



8 Kommentare :

Oliver Peel hat gesagt…

Eine feine Liste, Kollege! :)

Zwei Deiner Acts werden sich auch in meinen Konzerten des Jahres wiederfinden. Welche? Maximo Park? - Wohl kaum, da sie sich nicht nach Paris trauten und mit 350 Zuschauern wohl mehr als zufrieden gewesen wären. Indelicates? - Waren auch nicht in der Stadt der Liebe zu Gast.

Auch Deine Nummer 1 habe ich leider verpasst. Vielleicht kann ich diesbezüglich 2009 Versäumtes nachholen.

Anonym hat gesagt…

Hallo zusammen!
Jetzt hab ich all eure Listen studiert, gelacht und blöd geguckt, Kommentare gelesen und nicht-gelesen, gegrübelt und sinniert, doch so richtig konnte ich die Frage nicht lösen: "Wo um alles in der Welt bleibt Paul Weller und wo bleiben die Eels?!
Viele Grüsse
und ein gutes 2009
PS:
Weil sie bei euch nicht gut wegkommt, aus trotz hab ich gestern 2x Mal das Kate Nash Album gehört. Grossartig!

Christoph hat gesagt…

Sehr gut! :-)

Die Eels und Paul Weller habe ich beide 2008 nicht gesehen (die Eels noch nie, so eine ignorierte Band bisher).

Das Kate Nash Album mag ich weiter gerne. Auch wenn das letzte Liveerlebnis da nicht sehr förderlich war. Aber Foundations und Mouthwash z.B. sind grandiose Poplieder, egal wie Kate live auftritt! Ach, ich höre das jetzt gleich mal wieder.

Oliver Peel hat gesagt…

Eels habe ich schon mal live gesehen, allerdings existierte da dieser Blog noch nicht. War ein sehr gutes Konzert! Paul Weller fehlt mir noch.

@ Christoph im Hinblick auf Käthe: "grandiose Poplieder? Du magst das Album weiterhin gern?" - Aber live ist sie doch besser als auf dem Album!

Du hast Dich einen Schritt vorgewagt und ruderst jetzt wieder zwei zurück...

Christoph hat gesagt…

Das hat nichts mit Wagen oder nicht zu tun. Das Konzert war scheußlich, das erste 2007 es geht so. Und auf der Platte sind einige ganz großartige Lieder. Live ist Kate also in meinen Augen alles andere als besser, als auf Platte.

Ich sehe nicht, wo da ein Widerspruch, Zurückrudern, Wagen oder sonstwas ist.

Oliver Peel hat gesagt…

Nicht überzeugend, Christoph, aber ich will mich auch nicht länger als ohnehin schon mit der Frau aufhalten, es ist alles gesagt.

Viel Spaß dann beim Anhören der großartigen Lieder und wenn dann noch Aufnahmevermögen da ist, empfehle ich die Beschäftigung mit Rose Kemp,Nina Nastasia, Alela Diane, Scout Niblett oder Liz Durrett. Alle großartig. Nur mal so als Anregung.

E. hat gesagt…

die anregung kann ich nur unterschreiben. und von kate nash abstand nehmen? viel weiter als ich kann man sich wohl kaum von ihr weg befinden.
die eels habe ich am anfang ihrer karriere in einem kleinen münchner club gesehen. es war grandios!

Anonym hat gesagt…

Isobel Campbell & Mark Lanegan waren wirklich magisch, beinahe auch mein Konzert des Jahres (siehe meine Liste auf meiner Myspace-Seite).
Ansonsten ist euer Blog wunderbar, nur weiter so.

 

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