Mittwoch, 20. Dezember 2006

Konzerte des Jahres (Christoph): Top 15

15: The Stars (Köln)
Das Konzert der Stars im April im Gebäude 9 begann mit einem Schock: Auf der Bühne standen eine hübsche und eine weitere Frau. Beim ersten Lied stammte die wundervolle Singstimme der kanadischen Band aber nicht von der hübschen Frau, zu der sie so gut gepaßt hätte. Aber das ausgeblendet, war es ein fabelhaftes Konzert. Die Stars waren zwar nur die zweitbeste kanadische Band im Gebäude 9 2006, zu den besten Auftritten zählt das Konzert aber auf alle Fälle.

14: The Strokes (Köln)
Zum ersten Mal hatte ich die Strokes im Sommer beim O2-Wireless im Hyde Park gesehen. Das war sehr schön, ich aber müde und reizüberflutet. In Köln traten die New Yorker zwar im von mir wenig geliebten Palladium auf, das Konzert war aber trotzdem ein Erlebnis. Allerdings ist der ganz heiße Funke nicht übergesprungen, daher nur Platz 14.

13: Sufjan Stevens (Köln)
Vor dem Konzert war ich interessiert, aber sicher kein Fan des Amerikaners. Nach dem Konzert war ich riesengroßer Fan. Es mag viele tolle Liedermacher geben, die künstlerisch alles bieten, alles in allem aber dröge sind. Sufjan (Siegfried, wie er sich vorstellte) ist alles andere als dröge. Das Konzert war ein Genuß für Ohr und Auge. Plasiknikoläuse und -supermänner, eine perfekte Vorgruppe, ein perfektes Gesamtkunstwerk. Schade für alle außerhalb Kölns, die Sufjan nicht sehen konnten.

12: The Divine Comedy (Köln)
Divine Comedy habe ich zwei zweimal gesehen, in Halden und im Gloria. Die Sets waren unterschiedlich aber blendend. Das Kölner Konzert habe ich aus nächster Nähe erlebt und bin spätestens seitdem der Meinung, daß Neil Hannon und seine Band zu den größten Genies unserer Zeit gehören. Das Konzert war ein ganz großes Vergnügen - und beim nächsten Mal bringe ich Neil eine Dose Guiness mit.

11: Klee (Köln)
Klee im Gloria in Köln war das Abschlußkonzert der 2006er Tour der Kölner Band. Ich mag Klee wahnsinnig gerne, das Kölner Konzert war aber ein besonderes Highlight. Es gab Geschenke - für Band und Publikum, es gab eine Aufzeichnung auf DVD und es gab vor allem viele schöne Lieder einer glänzend gelaunten Band.

10: Art Brut (Köln)

Ready, Art Brut? Kein Zweifel, daß das Art Brut-Konzert im Januar in Köln in meine Top 10 gehört. Alleine die Ansagen von Eddie Argos waren köstlich. Die Band hatte ein paar Monate vorher ihr Debüt-Album veröffentlicht, was ihn nicht daran hinderte, auch mal ein Lied mit "the next song is from our first album" anzukündigen. Herrlich. Musikalisch ohnehin ein Muß. Eigentlich ein Top 5-Konzert. Art Brut - Top of the Pops!

09. Kaiser Chiefs (Offenbach)
Die Kaiser Chiefs auf Platz neun tun schon weh. Aber die Konkurrenz war zu stark. Trotz "Money for nothing" als Einmarschmusik ein fantastisches Konzert. Für mich war es Kaiser Chiefs-Premiere, das Set war nicht sonderlich überraschend, das mußte es aber auch nicht sein. Und auf der Bühne müssen die Kaiser Chiefs keine Angst vor Vergleichen haben. Jederzeit wieder! Alleine OMG am Schluß war ein Kracher.

08: Arctic Monkeys (Köln)
Die Arctic Monkeys habe ich in der größten Hype-Phase erlebt. Eigentlich hatte ich eine Karte für Frankfurt ein paar Wochen früher, konnte dann aber nicht und habe über ebay gegen ein späteres Köln-Ticket getauscht. Furchtbar viele Deutsche waren an dem Tag nicht im Bürgerhaus Stollwerck, dafür viele viele sachkundige Engländer. Mit den Mystery Jets (die ihren Namen aber nicht nannten) hatten die Monkeys auch eine unglaublich gute Vorgruppe dabei. Das Hauptkonzert verdiente auch eine bessere Platzierung, weil es bewies, daß nichts an dem Hype übertrieben ist. Die Arctic Monkeys sind die Band des Jahres. Ich bin heilfroh, die ganz am Anfang gesehen zu haben.

07: Belle & Sebastian (Köln)
Wenn ich mich recht erinnere, war "The life pursuit" noch nicht lange auf dem Markt, als Oliver und ich im E-Werk Belle & Sebastian sahen. Die Vorgruppe "Gravenhurst" mag zwar gut sein, paßte aber überhaupt nicht und war anstrengend. Aber jeder miese Beigeschmack war sofort weg, als die Lieblinge aller britischen Studenten aus Glasgow auftraten. 20 Lieder aus allen Phasen, darunter einige Schätze, eine sympathische Show, sehr viel Talent, viele Dialoge mit dem Publikum aber leider nicht mein Vorschlag "Belle & Sebastian", als Stuart Murdoch fragte, was sie als nächstes spielen sollten (er hat gesagt, daß das nicht so einfach wäre und er dafür Hilfe brauche): Perfekt. Der schönste Moment war, als Stuart ein Lied zwischen dem Publikum sang und uns bat, uns hinzusetzen, was das ganze E-Werk machte. Wundervoll (könnte auch das Platz-2-Konzert sein).

06: Kooks (Haldern)
Das Wetter war wieder besser, als die jungen und unglaublich talentierten Engländer in Haldern auftraten. Ich habe die Kooks neulich noch einmal in Köln gesehen, das Haldern-Konzert hatte aber den Vorteil Köln gegenüber, daß es eine ganz besondere Stimmung und eben die Premiere war. Uns (Oliver und mir) war nach den ersten Takten von Seaside klar, daß das ein grandiose Konzert würde und wir hatten recht. Die Kooks möchte ich noch ganz oft sehen.

05: Editors (Paris)
Auf die Editors hatte ich mich bei Rock en Seine besonders gefreut. Deren Debüt-Album hat mir von Anfang an sehr gut gefallen, wie brillant das ist, wurde mir aber erst nach und nach klar. Die Editors waren letzte Band am Samstag auf der zweiten Bühne des Festivals. Da parallel Beck auf der großen Bühne lief (und danach Radiohead), verliefen sich wenige Franzosen zu der Band aus Birmingham. Live klingen die Editors anders als das Album, keinesfalls aber schlechter. Besonders "Camera", auf der CD eher ein Langweiler, erwies sich als echte Perle. Auch hier war die Abstufung sehr schwer. Vielleicht war das deutlich besser als nur das fünftbeste Konzert des Jahres.

04: Subways (Duisburg)
Was für eine Show! Auf die Subways, die nicht ganz leicht live zu erwischen waren, hatte ich mich lange schon gefreut. Die CD lief schon ewig rauf und runter. Das Konzert hatte aber das Potential, eine riesige Enttäuschung zu werden, weil die Art der Musik der Subways live nur dann ein Genuß ist, wenn die Band auch Töne trifft. Und das tat sie. Und das, obwohl Bassistin Charlotte ununterbrochen hin und her rannte (und dabei sang). Die Subways sind eine der Top Live Bands. Die Stimmung im Saal war unfassbar. Dadurch, daß die alle verwandt sind, bleiben die uns ja auch hoffentlich noch lange erhalten.

03: Morrissey (Paris)
Auf den ersten Plätzen gibt es keine Unterschiede mehr. Daher "nur" Platz drei für Morrissey, obwohl das Konzert perfekt war. Morrissey war in Form, das Wetter war toll, das Set hervorragend, das Publikum glücklich. Meine Erwartungshaltung war extrem hoch, sie wurde übererfüllt. Zum ersten Mal "Panic" und "Girlfriend in a coma" live zu sehen, war wirklich ein unbeschreibliches Erlebnis. Auf der Fahrt nach Paris hatte ich "How soon is never" von Marc Spitz gelesen, in der der Erzähler über sein erstes Smiths-Konzert in New York in den 80ern und die Euphorie davor berichtet hat. Mir ging es genauso. Das beste Konzert meines Lebens (doch, das ist kein Widerspruch!).

02: Dirty Pretty Things (Paris)
Die Libertines habe ich live verpaßt, mit den Babyshambles habe so meine Probleme, die mal auf der Bühne zu sehen, die Dirty Pretty Things haben es zwar mit ihrer Absage, nicht als Vorgruppe von Mando Diao nach Köln zu kommen, auch versucht, sich zu entziehen, ich konnte sie aber trotzdem zweimal sehen. In Paris waren sie in wahnsinniger Form. Carl Barât kam mit kaputtem Arm auf die Bühne. Er trug den rechten Arm in einem zur Schlinge gebundenen Union Jack. An seiner Stelle spielte Josh Hubbart von den großartigen Paddingtons die Gitarre. Aber gegen Ende der Show war kaputter Arm kaputter Arm und Carl griff sich die Gitarre und spielte selbst. Ich kann nicht beschreiben, wie sensationell so ein Dirty Pretty Things Konzert ist. Hingehen, selbst erleben.

01: The Organ (London)
Pfeif auf die Objektivität: Mein Konzert des Jahres war das der kanadischen Band im Sommer im King's College in London. Der Auftritt im Frühjahr in Köln war schon toll, hier spielten The Organ aber neue Sachen, wirkten weniger schüchtern als Monate vorher. Für mich war das das perfekte Konzert. Meine Lieblingsband spielte meine Lieblings-CD und einige Lieder, die meine Lieblingslieder geworden wären, wenn sie noch auf CD erschienen wären. Die Stimmung bei den Kooks oder den Subways war sicher besser, Morrissey war Morrissey aber das (wie Formel-1-Idioten sagen) Gesamtpaket aus meiner Begeisterung, der Musik und dem Auftritt war überragend. Farewell (schnief).


3 Kommentare :

Christoph hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Christoph hat gesagt…

Die beste Vorgruppe:
Wenn Razorlight nicht als Vorgruppe gilt (das wäre Blasphemie), dann die Mystery Jets bei den Arctic Monkeys in Köln.

Die schlechteste Vorgruppe:
Die mir nicht bekannten Vorgruppen bei The Organ in London und Köln, vor allem aber Dendemann bei Wir sind Helden.

Die größte Überraschung einer mir bis dahin unbekannten Band:
Gogol Bordello! Sensationell!

Die größte Überraschung einer mir bekannten Band:
Die Raconteurs! Viel besser als erwartet.

Das beste Akkustik-Konzert:
Klee im Saturn in Köln.

Das bekloppteste Publikum:
War bei We are Scientists in Köln.

Der beste Groupie:
Die blonde Frau, die den Kooks-Gitarristen in Haldern so herrlich offen angegraben hat. Auf seine Frage, welches Lied ihr am besten gefallen habe, antwortete sie "das mit I like you'", worauf er sagte, so eines hätten sie gar nicht. Bei Divine Comedy standen sie dann doch engumschlungen auf dem Gelände. Aber nach dem Kuss war Schluß, er mußte weg. Und sie und ihre Freundin feierten das wie einen Lottojackpot.

Das lauteste Konzert:
Die Vorgruppe von Organ in London und Albert Hammond jr. und die Thermals.

Das leiseste Konzert:
Madsen.

Der schlimmste Sonnenbrand:
Bei Dirty Pretty Things und Belle & Sebastian in London.

Die nassesten Klamotten:
In Haldern natürlich.

Das nervigste Publikum:
Das in Duisburg bei den Subways.

Die tollsten Ansagen:
Wie erwähnt Art Brut und Element of Crime in Haldern ("Romantik!" und nach dem ersten Lied: "Wir spielen jetzt noch ein Lied")

Der beste Fan:
Der Morrissey-Klon in Düsseldorf.

Die leider verpassten oder nicht gekommenen:
Dresden Dolls und Franz Ferdinand (Rock am Ring), Babyshambles (dauernd), Martha Wainwright und Anna Ternheim (Haldern), Organ (Paris)

Das ekelhafteste Essen:
Der Falafel in Haldern.

Werbebanner hat gesagt…

Da lese ich das Konzerttagebuch von Dir schon so lange und es ist mir noch nie aufgefallen, wie lange du das eigentlich schon machst, seit 2006 wow ! Daumen hoch , hoffentlich kann ich 2016 auch noch mal kommentieren ;-)

 

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