Samstag, 13. Januar 2007

Konzerte des Jahres (Oliver): Top 15

15: The Strokes (Le Zenith, Paris)
Mein erstes Strokes Konzert hat mich zwar nicht umgehauen aber es war durchgängig kurzweilig und unterhaltsam. Vor ausverkauftem Haus gingen vor allem die Hits der ersten beiden Alben runter wie Öl.

14: Element of Crime (Haldern)
Ebenfalls ein Debüt für mich aber mein erstes Konzert mit Sven Regener und Band soll nicht mein letztes bleiben. Trotz strömenden Regens und einem Gelände, das einer Matschpiste glich, schaffte es der Autor von "Herr Lehmann" mein Herz zu erwärmen. Legendär die mehrfache Ansage langsamer Titel: "Romantik!" Bestes Lied: "Weißes Papier", drückt nach wie vor auf die Tränendrüse.

13: Arctic Monkeys (Bataclan, Paris)
Seit langem ausverkauft, an Karten zu kommen nahezu unmöglich. Unmöglich? Wozu gibt es den marché noir? Hier kostete die Karte weniger als das reguläre Ticket! Das Konzert hielt, was es versprach, trockener, straighter und ultraschneller Indierock, dargeboten von Typen, die man nach ihrem Ausweis fragen würde, wenn sie in den USA ein Bier wollten. "Mardy Bum", "When the sun goes down" und zum Abschluss "A certain romance". Was will man mehr?

12: The Zutons (Paris)
Tolle Musik machen die Zutons. Aber wen interessierte das an jenem heißen Sommertag? Alle schauten doch nur auf die gebräunten, wunderschönen Beine der sexy Saxophonistin der Zutons. In den Händen eines solchen Schnuckelchens wird das einst verbrämte Instrument plötzlich wieder unglaublich angesagt...

11: The Flaming Lips (Bataclan, Paris)
Giftgrüne Riesenluftballons, Weihnachtsmänner und Marsmännchen, dazu psychedelische Bubblegum-Musik und durchgeknallte Videos. Welch ein Spektakel! Würde Frontmann Wayne Coyne eine Sekte gründen, hätte er wohl viele Anhänger...

10: The Wrens (Haldern)
"We never gonna be fucking rockstars, but we give a hot shit about it." Die vielleicht sympatischste Ansage eines Sängers im Jahre 2006. Für mich sind sie aber Stars, die nicht mehr ganz jungen Wrens aus den USA, denn nicht nur ihr Album "Meadowlands" ist ein vielschichtiger Klassiker des US-Indierocks sondern auch ihre Bühnenshows haben es in sich. Da kommt was rüber! Und wer verteilt schon Schlagzeugstöcke an die Fans, damit sie auf der Bühne mittrommeln können?

09: Franz Ferdinand (Evreux)
FF sind immer wieder toll, auch wenn manche stänkern und behaupten, sie seinen zu perfekt und zu durchgestylt. Wer hat schon so viele tolle Lieder im Repertoire von den neuen Bands? Besonders schön: Eine schnelle Version von "Walk away". Und "Take me out" hat bisher noch jeden Tanzmuffel aus der Reserve gelockt.

08: Babyshambles (Elysée Montmartre, Paris)
Pete kam und war auch in toller Form. Jeder, der lästert, sollte mal ein Konzert von Herrn Doherty besuchen (wenn er denn das Glück hat, das es auch stattfindet). Wer sich für Britrock interessierte, merkte schnell, daß der Ex-Libertine eine der wichtigsten Figuren des modernen Britrock ist, Skandale hin oder her. Wer sich für Klatsch begeistern kann, bekam immerhin den Kurzauftritt von Kate Moss persönlich geboten. Fuck forever...

07: The Organ mit Be your own pet (La Maroquinerie, Paris)
Jemina Pearl und ihre Band "Be your own pet" heizten mit ihrem wilden Punkrock schon mal ordentlich ein, aber mein Interesse galt an jenem Abend ganz allein Katie Sketch. Was für eine verdammte Stimme diese Frau hat. Warum ist sie lesbisch, ich würde sie heiraten, damit sie mich in den Schlaf singt! Stellte sich nur die Frage, was das beste Lied war? War es Brother, oder doch Steven Smith, oder doch Love, love, love, oder, oder....

06: Cat Power (Le grand rex, Paris)
"Ich habe dem Tod in die Augen geschaut". So dramatisch schilderte Chan Marshall alias Cat Power ihre tiefe seelische Krise im Laufe des Jahres 2006. Zum Glück kam sie aber wieder ins Leben zurück und bezauberte nicht nur mich mit ihrer warmen Stimme, ihrer Sensibilität und ihrer herzlich-natürlichen Ausstrahlung. Denke ich an "Where is my love" habe ich noch heute eine Gänsehaut.

05: Kooks (La Cigale, Paris)
Von der ersten Strophe an sang das gesamte Publikum mit. Luke Pritchard und seine Jungs waren die englische Band des Herbstes 2006 schlechthin. Keine Band hatte in diesm Jahr mehr Gassenfüller zu bieten " Oh la", "Sofa song", "She moves in her own way" und und und. Wer kann die Jungspunde 2007 stoppen?

04: Dirty Pretty Things (Trabendo, Paris)
Die erste Platte war noch gar nicht auf dem Markt, da gab es bereits das erste Konzert in Paris. Carl Barât und Band spielten von Anfang an wie aus einem Guss und machten einem schmerzlich klar, wie sehr die Libertines der Musikszene fehlen. A propos Libertines: auch von denen wurden Songs gespielt, so z.B. der Klassiker "I get along". Und welche Band hat schon einen solch fabelhaften Schlagzeuger? Gary vermöbelte mit nacktem, durchtrainierten Oberkörper geradezu sein Arbeitsgerät. Muse und Mando Diao aufgepasst: so geht Rock'n Roll!

03: Kaiser Chiefs (Bataclan, Paris)
Am Vortage hatte ich sie bereits in einem Club im Rahmen eines Privatkonzertes gesehen, aber das war nur das warm-up! Heute sprang Frontmann Ricky Wilson schon beim ersten Song (war es "Na na na na na" oder "Saturday night"?) drei Meter hoch in die Luft. Hatte er sich etwa wieder mit Panterra vorher heiß gemacht? Die Meute johlte und Ricky ließ es sich mal wieder nicht nehmen bei "Oh my god" crowdsurfing zu betreiben. Die Kaiser Chiefs mögen zwar musikalisch eine schlechte Kopie von Blur sein, wie es Noel Gallagher ausdrückte, live sind sie aber eine Macht. Sie haben noch jeden Saal zum Kochen gebracht. Fortsetzung 2007.

02: Morrissey (Paris)
Morrissey habe ich 2006 fünfmal gesehen, aber nie war er so gut, wie an jenem lauen Sommerabend vor den Toren von Paris. Er sprühte nur so vor Spielfreude und sein Charisma und seine stimmlichen Qualitäten suchen eh ihresgleichen. "Paris is the city of lovers, where is my lover"? fragte er einmal etwas traurig. Stephen Patrick hör zu: deine Liebhaber finden sich in der ganzen Welt, es sind Deine unzähligen treuen Fans, die allerdings darauf warten, mal "The Boy with the thorn in his side" zu hören. Ansonsten: mach weiter so, alter Knabe und zeige den jungen Hüpfern noch weiterhin, wo es langgeht!

01: Gang of four (Cigale, Paris)
Noch so ein paar alte Säcke! Sympathie aus reiner Nostalgie? Weit gefehlt, die Viererbande aus Leeds brachte gerade große Teile des jungen Publikums zum Pogotanzen. Wer waren noch mal Franz Ferdinand? Ach so, die Typen, die 2004 mit 25 Jahren Verspätung die Kohle gemacht haben, die eigentlich der Gang of four gebühren würde. Das Musikbusiness ist gemein, aber wenn die bekloppten Vier aus Leeds noch ein paar Mal auftreten, kann man es ertragen. Selten so abgerockt, selten so aufgestachelt worden. Ein wahres Kultkonzert und ich durfte dabei sein. Danke!!

von Oliver


1 Kommentare :

Christoph hat gesagt…

Habe bei mir jetzt auch mal auf 15 erweitert, sonst hätte ich Klee, Divine Comedy, den Strokes, Sufjan und den Stars unrecht getan.

 

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