Sound of Bronkow Musik Festival Tag 2
für mich mit Konzerten von
St. Paul's within the Walls (35 min)
Bergen (50 min)
Gemma Ray (50 min)
Rue Royale (60 min)
Ort: Societaetstheater in Dresden
Datum: 3. September 2016
Zuschauer: zwischen 100 und 200
Am zweiten und dritten Tag des Sound of Bronkows finden ja traditionell die für alle offenen Konzerte im Garten des Societaetstheaters statt. Am Samstag war auch für bestes Wetter gesorgt. Es schien die Sonne als Colin Murphy und Sabine Zeissig (ehemals Vermont) mit dem neuen Projekt St Paul's within the Walls die Bühne einnahmen und bis zum letzten Akkord im Garten am Samstag Abend blieb es warm genug und wohlig. Alles passte also bestens.
Die Leute von den Kumpels & Friends hatten mich sehr neugierig gemacht auf ihren Opener am Samstag und es zeigte sich, dass der Verweis auf Belle and Sebastian berechtigt war, wenngleich nicht so viele Leute auf der Bühne versammelt waren ... Leider war es aber für mich nicht die reine Freude, denn die beiden Musiker wirkten doch sehr nervös und standen sich mitunter mit der zu lauten E-Gitarre selbst im Weg. Das wirkte alles in allem weder rund noch fertig genug um mein Herz zu erfreuen. Aber wahrscheinlich haben Christoph die Ohren geklingelt, als wir darüber geredet haben, dass das was für ihn gewesen wäre...
Setlist:
01: Click Click
02: Another Story
03: Fallout shelter
04: A gentle urge
05: Monkey
06: The man
07: The end of the affair
08: Mr. Alien green
09: The doubters
Geboten wurden vor allem die Song der aktuellen etwas kurzen Scheibe Zeiten für Kerle, als da wären Klötze, Zeiten für Kerle, Die laufenden Toten, Frau vom Fischer und Rennen. Leider habe ich nicht ordentlich genug mitgeschrieben, um die genaue Reihenfolge zu rekapitulieren. Die besondere Note des Konzertes waren jedoch die Geschichten und Geschichtchen rings um die Lieder, die mir ja inzwischen eigentlich vertraut sind, die aber so noch einmal in ein anderes Licht rückten. Ich weiß auch nicht, wie sie das machen, dass Alltag und Enttäuschungen, die ja nun mal nix glamouröses an sich haben, zu so etwas schönem und poetischen verdichtet werden ohne offensichtliche Kunstgriffe. Und - nun gut - dann mag ich eben deutschen Schlager (aber fast nur in der Ausprägung á la Bergen).
Im Saal ging es schließlich für mich weiter mit Gemma Ray, die ihren Schlagzeuger Andy Zammit und Fredrik Kinbom am Bass (und Lap Guitar) mitgebracht hatte. Nach dem Konzert habe ich mir Christophs Bericht vom Bonner Konzert 2015 noch einmal angesehen und muss ihm in mehreren Aspekten rückhaltlos zustimmen: Frau Rays Live-Präsenz ist grandios und in ihrer selbstbewussten Ausstrahlung durchaus mit Anna Calvi vergleichbar. Ihr Mann für die Beats ist hervorragend und stiehlt ihr manchmal fast die Show (ganz aus Versehen, denn rein äußerlich oder in seiner Präsenz ist nichts was nach vorne drängt) und ich habe auch gestaunt, wie selbstverständlich er mit einer Hand das Piano spielt und mit der anderen die Drums wenn nötig.
In der knappen Stunde im Saal bot Gemma Ray vor allem Titel des aktuellen Albums The exodus suite. Gemma und ihre Gitarre waren absolute Hingucker und strahlten jeden Moment Intensität aus. In der E-Gitarre steckte ein Messer - ein ziemlicher Dolch. Wir hatten uns von hinten schon gefragt, ob wir unseren Augen trauen könnten, aber tatsächlich lag nach dem Konzert die Gitarre mit dem Messer auf der Bühne und daneben noch ein weiteres Messer mit dem sie in einem Stück die Saiten zum klingen gebracht hatte.
Mit dem ersten Stück We do war ging sofort ein wohliger Grusel-Impuls durch mein Herz. Vor meinem inneren Auge entfaltetet sich eine Tarantino - mäßig überzeichnete Wüste voller Weite und Verzweiflung. Wie eine unsere Sinne umgarnende Sirene streckte die warme und doch sehr intensive Stimme eine Hand nach meinem Herzen aus. Das war der Intensität einer PJ Harvey verwandt, wenn auch eine Spur expressiver - vor allem in der Art, wie sie die E-Gitarre spielte. Es gab auch Drums-getriebenen und fast rockige Stücke - wie z.B. Motorbike oder Titel wie There must be more than this wo auch die Besen auf den Drums die Dynamik übernahmen, während die Gitarre fast langweilig gleiche Akkorde zu spielen hatte. Der dritte Mann gab häufig noch eine sehr eigene Farbe in die Mischung durch eigentümlich verzerrte Klänge die ich nicht immer gleich zuordnen konnte. Alles in allem also ein eindrückliches und wunderbares Konzert.
Setlist:
01: We do war
02: There must be more than this
03: The machine
04: Motorbike
05: If you want
06: Swamp Snake
07: Ifs & Buts
08: The original one
09: We are all wandering
10: Caldera, Caldera
Nachdem ich die Band in der Kleinen Bühne übergangen hatte, stand mein erhofftes Highlight des Samstags auf dem Programm: Der Auftritt von Rue Royale im Saal. Die beiden und ihre Musik sind mir über die Jahre doch sehr ans Herz gewachsen (über sie schrieb ich einst meinen ersten Bericht für das Konzerttagebuch). Und so sehr ihnen eine Zeit für Familie und Kind von Herzen gegönnt war, so sehr fieberte ich doch dem Moment entgegen, sie wieder live auf der Bühne zu sehen und etwas neues Material zu hören.
Sie selbst verwiesen im Laufe des Konzerts auf die Pause mit großen Anführungszeichen und drückten damit fast ohne Worte aus, dass auch für sie die nun ersten Schritte zurück auf die Bühne besonders bedeutungsvoll sind. Für ein sehr herbeigewünschtes Konzert besteht ja doch immer die Gefahr, dass auch schon ein gutes Niveau eher enttäuschend ist, weil man so große Erwartungen hat. Aber an diesem Abend hatte ich das Gefühl, eine ganz besondere Stunde mit allem im Saal zu teilen. Seien es welche die Rue Royale zum ersten Mal erlebten oder solche die wie ich mit großen Erwartungen gekommen waren.
Längere Zet gab es keine Ansagen, aber die vertrauten Zutaten der beiden so inniglich verschränkten Stimmen mit Gitarre und sehr pointitiert eingesetzten Drums und diesmal eher wenige Piano. Neu waren einige eingesetzte Soundschnipsel und auch die eigentlich altvertrauten Lieder hatten damit eine neue und eigene Dynamik und waren wie ganz neu zusammengesetzt. Ich hatte das Gefühl, die beiden wollten die knapp bemessene Zeit im Festivalprogramm nicht mit reden vertun. Aber nach einigen Stücken brach der der Bann und das Gefrotzel war wie eh und je das Salz in der Suppe der Konzerte. Mehr als einmal hatte ich Gänsehaut wegen vertrauter Lieder oder neuer Wendungen und Verkleidungen. Schließlich war das letzte Stück U.F.O. mein große Finale der Gefühle. Sie sind wieder da und so gut wie nie zuvor! Ich freue mich schon so auf ihre neue Platte!
Setlist:
01: Dark Cloud Canopies
02: Crater
03: Set out to discover
04: Tiny Parcels
05: Adhesive ? (neu)
06: Get me standing
07: Parachutes and Lifeboats
08: Guide to an escape
09: Shouldn't have closed my eyes
10: Every lot ? (neu)
11: U.F.O.
Alle Fotos
Tourdaten Gemma Ray
17.09. Wredenhagen Scheune
18.09. Hamburg Hafenklang
19.09. Bremen Club Moments Radio Bremen Live
20.09. Halle Objekt 5
21.09. Erfurt Museumskeller
22.09. Schorndorf Manufaktur
23.09. München Milla
24.09. Rosenheim Asta
25.09. Baden Royal
26.09. Freiburg Jazzhaus
27.09. Wetzlar Franzis
28.09. Oberhausen Druckluft
30.09. Luxemburg Gudde Welen
01.10. Köln King Georg
02.10. Haldern Haldern Pop Bar
Tourdaten Rue Royale
06.11. Privatclub – Berlin
07.11. Musa – Göttingen
08.11. Feinkostlampe – Hannover
09.11. Kassette – Düsseldorf
10.11. Wohngemeinschaft – Cologne
11.11. Lindenberg Hotel – Frankfurt
13.11. Cafe Galao – Stuttgart
14.11. Pension Schmidt – Münster
Aus unserem Archiv:
Sound of Bronkow 2016 Tag 1 3
Sound of Bronkow Berichte 2012-2015
Gemma Ray, Bonn, 05.03.15
Gemma Ray, Berlin, 01.01.13
Gemma Ray, Paris, 23.02.09
Rue Royale, Karlsruhe, 18.01.14
Rue Royale, Paris, 26.09.13
Rue Royale, Frankfurt, 17.09.13
Rue Royale, Berlin, 07.04.13
Rue Royale, Frankfurt, 06.04.13
Rue Royale, Rüsselsheim, 21.07.12
Rue Royale, Göttingen, 28.05.12
Rue Royale, Köln, 28.01.12
Rue Royale, Karlsruhe, 24.01.12
Rue Royale, Karlsruhe, 16.03.11
Rue Royale, Paris, 27.01.10
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