Konzert: Emma Pollock
Ort: Midland Railway Centre, Ripley (Indietracks)
Datum: 30.07.2016
Dauer: gut 45 min
Zuschauer: einige hundert
30. Juli 2016, 19:03 Uhr. Der Zeitpunkt, an dem ich mich in Emma Pollock verliebt habe. Zwölf Minuten später wollte ich die Sängerin heiraten. Nicht wegen ihrer Musik, die kannte und mochte ich schon lange. Ich hatte aber Emma bisher weder alleine noch mit den Delgados gesehen und damit eine ganze Menge verpasst. Neu verliebt habe ich mich in das zwischen den Liedern. "Die beiden Songs sind von meiner neuen Platte. Ich habe leider nur noch zwei Examplare davon auf Vinyl dabei! Aber ich habe ein paar CDs, die sind auch viel kleiner!"
Die Sängerin, die einen Uniabschluß in Laserphysik und Optronik hat, erzählte zwischen ihren Liedern immer wieder Geschichten über deren Entstehung und Hintergründe. Parks and recreation vom aktuellen Album In search of Harperfield beispielsweise handele vom Sommer 1984, den Emma mit ihren Freundinnen in den beiden Parks ihrer Heimatstadt Castle Douglas verbracht hatte. Ihre Mädchenband sei mit einer anderen aneinander geraten. "We ran into them, my pals and them. There were lots of tête-a-têtes." Erst später hatte sie erfahren, daß die Mädchen Kinder von streikenden Minenarbeitern waren, die in den Ferien nach Schottland geschickt worden waren. "We gave them another shit time. Sorry! But it was a lot of fun, wasn't it?" 19:15 Uhr.
Emma spielte ausschließlich Stücke ihrer drei Solo-Platten. Ihre Zeit mit den Delgados ließ sie aus. Aus dem Delgados- / Chemikal-Underground-Umfeld war aber Jamie Savage als Gitarrist und Keyboarder in Emmas Band. Die bestand außerdem aus Schlagzeuger Martin Johnson und Bassist Stevie Jones.
Die meisten Songs des kurzen Konzerts stammten von aktuellen Album, das im Januar erschienen ist. Lustigerweise spielte Emma die immer paarweise. Zwischen die Paare packte sie vier ältere Lieder, unter anderem Hug the harbour von The law of large numbers (Musiker mit wissenschaftlichem Hintergrund schaffen die besten Album-Titel!). Hug the harbour handelt vom Tod des Sohns von JFK. John F. Kennedy jr. war 1999 mit seiner Familie vor der Ostküste der USA mit einem Privatflugzeug abgestürzt. Emma erzählte recht schwungvoll, daß sie eine Pilotenlizenz habe* und daß es in den USA für solche Lizenzen nicht nötig sei, mit Instrumenten zu fliegen. JFK jr. hatte bei schlechter Sicht die Orientierung verloren und war ins Meer gestürzt. Als ihr auffiel, daß sie die Geschichte vielleicht etwas zu euphorisch erzählt hatte, entschuldigte sich Emma lachend. "It's a total downer!" - "Follow the lights of the land, don't lose the land!"
Typischer Christoph-Konzertbericht - kein Wort über die Musik!
Musikalisch war es natürlich auch sehr schön, die Lieder passten gut zu den Ansagen. Natürlich erkennt man Emmas Delgados-Vergangenheit immer mal wieder, manche Stücke könnten aber auch von den Dresden Dolls stammen. Es war nicht ganz leicht, an einem Tag, an dem mich Bands wie Secret Shine, Soda Fountain Rag, Flowers, Expert Alterations und Saint Etienne so beeindruckt und sich so viel Aufmerksamkeit gekrallt haben, auch im Gedächtnis zu bleiben. Der Auftritt von Emma Pollock war musikalisch vielleicht nicht spektakulär genug, um dagegen anzukommen, er war aber viel zu schön, um ihn nicht ausreichend zu würdigen. Ich träume immer noch davon, daß die Delgados irgendwann noch einmal Konzerte spielen. Aber Emma war schon ein guter Einstieg!
Setlist Emma Pollock, Indietracks, Ripley:
01: Cannot keep a secret
02: Don't make me wait
03: Red orange green
04: House on the hill
05: Paper and glue
06: Parks and recreation
07: Vacant stare
08: Hug the harbour
09: Dark skies
10: Old ghosts
* so habe ich es verstanden
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