Konzert mit Leyya
Ort: Societaetstheater in Dresden
Datum: 2. September 2016
Dauer: 50 min
Zuschauer: etwa 150
Seit fünf Jahren schon bin ich mit einem inneren Dilemma geschlagen. Einerseits bin ich ein Sommermensch und insofern leide ich innerlich schon lange bevor sich der Herbst nicht mehr übersehen lässt in der Erwartung der kurzen und grauen Tage und der Erwartung, was sie mit mir anstellen werden. Andererseits liegt aber das Sound of Bronkow Musik Festival in Dresden traditionell sehr spät im Sommer. So spät, dass die Meteorologen das schon Herbst nennen. Damit bin ich gezwungen, eine Zeit herbei zu sehnen, die ich eigentlich fürchte. Während der drei heiteren Tage unter lauter netten Menschen mit herrlicher Musik ist dann freilich alles Friede, Freude, Eierkuchen und es zeigte sich noch jedes Jahr, dass die Vorfreude mehr als berechtigt war.
Und - wie schon 2015 - war ich nicht mehr allein-anreisende Genießerin, sondern das Erlebnis wurde mit ähnlich tickenden Freunden geteilt - sozusagen in Sternfahrt auf Dresden. Es ist ein wenig lustig, dann auch jedes Jahr neu einige bekannte Gesichter zu treffen, zu denen ich weder Namen noch irgendetwas weiß, außer dass sie jedes Jahr - wie ich - vom Sound of Bronkow Programm angezogen werden. Ihnen wird es wohl mit meinem Gesicht ähnlich gehen. Und die Bedienung in den Weinstuben grüßt mich wie eine alte Bekannte, wo ich doch meist nur für ein Wochenende hereinschaue.
Für die Ausgabe 2016 hatte ich mich vor allem gefreut auf Rue Royale am Samstag und Jenny Berkel am sehr frühen Sonntag morgen. Ich war außerdem sehr gespannt auf The Black Atlantic, Bergen, Gemma Ray und Alice Merton. Für Freitag hatte ich mir diesmal nur Leyya herausgesucht.
Wir hätten uns eigentlich im Rahmen des Zeltivals in Karlsruhe schon kennenlernen sollen, da war ich allerdings leider krank. Nun waren sie in Duo-Besetzung: Sophie Lindinger (Gesang und Synthies) und Marco Kleebauer (Gitarre und Synthies) aus Eferding nach Dresden gekommen und verhexten die SOB-Besucher im Saal schon mit dem ersten Stück. Dem Zauber wohl selbst nicht so ganz vertrauend, baten sie vor dem zweiten Song, ob wir uns nicht in geschwisterlicher Unterstützung auch hinstellen könnten, sie würde sich sonst auf der Bühne so komisch vorkommen.
Was sollte das anderes hervorrufen, außer grinsen und aufstehen im "Parkett" - weiter hinten konnte man es mit sitzen und stehen eh nach Gusto halten. Wahrscheinlich ist es für Künstler und Künstlerinnen eher doof, in Schubladen gepackt zu werden, aber Vergleiche sind - neben dem Verweis auf Aufzeichnungen der Musik - noch das beste Mittel um über das Erlebte im Konzert berichten zu können.
Die Musik von Leyya lebt natürlich viel von elektronisch ermöglichten Soundbasteleien und klugem Einsatz von künstlichen Beats. Für mich ist dabei allerdings der wirkliche Trumpf die Singstimme, die den eigentlichen Energiebogen spannt und in den besten Momenten des Abends eine große Sehnsucht nach Portishead-Material wieder entfachte. Weil sie fast auf dem Weg dazu war, diese Lücke zu füllen. Ein gutes Beispiel hierfür war für mich der energetisch zwischen sehr innig und fast schon schreien wechselnde Song Brando, wo ich jedes Mal im Refrain neu Gänsehaut verspürte. Oder auch Butter an manchen Stellen.
In meiner Welt ist das ein großes Paar Schuhe, dass sie da füllen müsste und so ganz passen sie auch nicht, aber in der Entwicklung der Dinge, die hoffentlich noch kommen, traue ich ihr zu, einen sehr eigenständigen und ähnlich herrlichen Beitrag im Musikkosmos zu leisten. Auch so mehr spielerische zum tanzen einladende Stücke wie Superhero trugen dazu bei, dass wir mit einem breiten Grinsen aus dem Konzert gingen und auch gern noch länger zugehört hätten.
Setlist:
01: Intro
02: Wolves
03: IDM
04: We do ok
05: Brando
06: Superego
07: I want you
08: Jordan
09: Hooligan
10: Butter
11: Driffing
Alle Fotos
Aus unserem Archiv:
Sound of Bronkow 2016 Tag 2 und 3
Sound of Bronkow 2015 Tag 2
Sound of Bronkow 2015 Tag 1
Sound of Bronkow 2014 Tag 3
Sound of Bronkow 2014 Tag 2
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