Konzert: Christine Owman
Ort: Kellerhalle in Karlsruhe
Datum: 24. Mai 2015
Dauer: 65 min
Zuschauer: etwa 40
Die Schwedin Christine Owman wollte ich schon seit Ewigkeiten einmal live erleben. In der Konstellation als frühes Mitglied von Golden Kanine (zu Zeiten der Wahnsinns-Debut-Platte), als Mitglied der Glitterhouse-Familie seit 2012 (und dem Auftritt beim Familienfest OBS 2013) und ebenso als Partnerin von Soko auf vielen ihrer Touren gab es so viele verschiedene Gründe, mich für sie zu interessieren und auch zu begeistern. Deshalb war ich wirklich beglückt, als sich die Gelegenheit bot, sie nach Karlsruhe zu locken. Mit dem Beistand und wegen des Enthusiasmus des Teams in der Kellerhalle war schließlich der Deal für den Pfingstsonntag erfolgreich eingefädelt und ich habe mich schon Monate auf diesen Abend gefreut.
Für diesen Abend hat sie neben ihrem Cello noch an der Gitarre Robert Wegner und am Bass Neil Keener von Wovenhand dabei. Fast alle Songs wurden durch Sound vom Computer und Projektionen in dramatischer Weise unterstützt. Das Konzert begann mit One of the folks sehr dunkel mit dräuenden Beats und Bass und Weltuntergangsstimmung. Wie ein erster (vager) Hoffnungsschimmer erschien mir da das Einsetzen ihrer so typischen Stimme.
Das Set blieb auch danach überwiegend sehr dunkel. Selbst mit Ukulele konnte Christine Owman diese Stimmung herstellen - z.B. beim Song Apart (wo zappelnde Oszillationen als Projektion benutzt wurden). Die Gitarre spielte flirrend und schließlich setzte eine singende Säge in der Liveversion den dramatischen Höhepunkt.
Für das nächste Stück Dance verließ sie ihren Stuhl "tanzte" - behauptete jedoch, sie sei not Dancing for you - begleitet von roboterhaftem Maschinensound. Der Song Familiar act ist auf dem aktuellen Album ein Duo mit Mark Lanegan und zieht auch einen guten Teil seiner Faszination aus dem Dialog zwischen Frauen- und Männerstimme. Trotzdem überzeugte mich die Liveumsetzung ohne den berühmten Partner ganz und gar.
Als Rausschmeißer für den Abend war Devil's walk mehr als gut gewählt. Auf der Leinwand sah man "Paaren", tanzen, wo Frauen sich jeweils eine Mann als Puppe anmontiert hatten. Das wirkte nur an der Oberfläche lustig und war - unterlegt von der stampfenden und repetitiven Musik eher schräg bis beängstigend anzusehen. So falsch und künstlich.
Das Publikum war vom ersten Moment an gebannt dabei gewesen und wahrhaftig nicht sparsam mit Applaus. So verwundert es nicht, dass nach Devil's walk noch um Zugaben geklatscht wurde. Es gab als Extra zunächst Sinners, das Christine solo mit Ukulele begann, um dann später Cello über die Ukulele-Loops zu legen.
Für das endgültig letzte Lied waren die beiden Männer wieder dabei und die Dramatik wurde noch einmal maximal: Deathbed hat den fordernden Refrain: Would you regret it on your Deathbed? Und stellt mit Leichtigkeit alle Gewissheiten in Frage während im Hintergrund die Brücke über den Tacoma Sound zusammenbricht. Mir bestens vertraute Bilder, die - einmal gesehen - meine Idee davon, was möglich und unmöglich ist, gründlich auf den Kopf gestellt hatten (seitdem fehlt der Film nie in meiner Vorlesung über Modellierung von Wellen). Ein wahrhaft perfekter Abschluß eines dramatisch herrlichen Abends in der Kellerhalle.
Setlist:
01: One of the Folks
02: Of the Sea
03: Sleepwalker
04: Fear & the Body
05: Apart
06: Dance
07: Denial
08: Dusty Roads
09: I'm Sorry I
10: Familiar act
11: Devil's walk
12: Sinners (solo, Z)
13: Deathbed (Z)
Tourdaten:
19.05. Rostock M.A.U. Club
20.05. Schwäbisch Hall Anlagencafé
21.05. Bern ISC
22.05. Martigny Le Caves Du Manoir
23.05. Yveron L'Amalgane
24.05. Karlsruhe Kellerhalle
25.05. Freiburg Cafe Atlantik
27.05. Chemnitz aaltra
28.05. Stuttgart Laboratorium
29.05. Dresden Blue Note Dresden
30.05. Ahlen Bürgerzentrum Schuhfabrik
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