Konzert: Best Kept Secret Festival (Tag 2)
Ort: Safaripark Beekse Bergen, Hilvarenbeek
Datum: 20.06.2015
Zuschauer: 20.000 pro Tag
von Dirk aus Mönchengladbach
Der zweite Tag des Festivals glich in meinem schönen, gedruckten Pogrammheft eher einer schlechten Mathearbeit. Diverse rote Markierungen und Streichungen deuteten auf einen ereignisreichen Tag hin.
Dieser begann früh um 13:00 Uhr mit dem von Aaron Dessner (The National) produzierten Austalienpop von Little May, der aber auf der Hauptbühne leider etwas unterging. Zu seicht und eintönig wurde hier musiziert, auch wenn die tolle Drummerin (die aber wohl nicht zur „echten“ Besetzung gehört) einiges gutmachen konnte. 3-4 Songs klangen wirklich toll. Vielleicht sollte man der CD oder der Band in kleinerem Rahmen nochmal eine Chance geben. Aaron wird sich ja nicht irgendeine Band zum Produzieren geangelt haben.
Danach ein echtes Highlight: Matthew E. White. Ein beleibter, weißer Riese mit Vollbart und langen Haaren, der den Soul hat. Die neue CD ist ein Brüller, Matthew gibt den Crooner, als wollte der die ganze Welt flachlegen, dazu Songtitel wie Holy, Moly oder Rock and Roll is cold. Das wäre auch witzig gemeint schon einen Besuch wert. Fakt ist aber, dass White sowohl als Songschreiber als auch an der Gitarre ein Ass ist. Live leider ohne den Bläsersatz des Albums, dafür aber mit drei Top-Musikern (ebenfalls im Anzug) die dem ganzen eine rockigere Note geben, ohne den Soul zu vergessen. Wer die Chance hat, Matthew E. White live zu sehen, sollte keine Minute zögern.
Danach sind wieder die Damen an der Reihe: Im kleinsten Zelt spielen zunächst die unfassbar jungen Mourn aus Barcelona, die Mütter warten brav mit stillem Wasser neben der Bühne. Ob diese Songtitel wie Boys are Cunts gut finden, war nicht zu klären. Mir hat der Auftritt gut gefallen, ob das ganze Potential für die Zukunft hat, wage ich bei 15-18jährigen nicht zu beurteilen.
Danach weitere Frauenpower, diesmal aus Madrid. Die Hinds sind unwesentlich älter und spielen einen ziemlich guten Punkrock mit Surfgitarre. Bis auf die eigenartigen Zwischenansagen der überdrehten Dame an der Gitarre ein großer Spaß. Leider wollte ich wegen zweier guter Singles unbedingt auch bei Outfit vorbeischauen. Dies stellte sich aber sofort als Fehler heraus. Langweilige Liveauftritte braucht bei Festivals wirklich keiner. Was sollte man zu dieser Musik live machen: Gelangweilt rumstehen, und das taten dann auch alle…nix wie weg.
Dann doch lieber ohne Stress noch den Rest von Of Monsters And Men schauen. Ja, es ist kommerzieller Folkpop, aber ich finde, dass man der Band einfach nicht böse sein kann. Junge Paare liegen knutschend auf dem Strand vor der Hauptbühne und die Band klingt noch besser als die Jahre zuvor. Das verdiente Geld scheint komplett in den Gitarrenpark geflossen zu sein, riesige Flightcases zieren den Bühnenrand.
Death Cab For Cutie und Balthazar schenke ich mir wegen der schwachen neuen Platten, die mir vorab so gar nicht gefallen wollten.
Nach einer kurzen Schlaf-und Trinkpause geht es zu Ride. Und diesmal ist es wieder mal eine gelungen Reunion. Es gibt von allem viel: Viele Hits, viel Nebel, viel Feedback und viele Fans. Ich hatte nicht mit einem so vollen Zelt gerechnet. Ein gelungener Auftritt mit viel Spielfreude und lachenden Gesichtern. Und meinen Lieblingstrack Leave them all behind nach fast 25 Jahren in einer tollen, krachigen Version noch einmal live zu hören, (der Gig in der Stadthalle Mülheim ist mir nicht mehr wirklich in Erinnerung) war schon ein Erlebnis.
Auf dem Weg zurück zu Hauptbühne reißen dann gerade die Vaccines die Bühne ab. Obwohl ich nur die erste Platte wirklich gut finde, muss man hier feststellen, dass die Band für ein Festival wie gemacht ist. Endlich kann das Publikum ausgelassen tanzen, springen und mitgröhlen. Muss ja auch mal sein.
Beim anschließenden Warten auf Noel kann man mit den anwesenden nochmal seine Englischkenntnisse auffrischen, es sei denn man gerät an einen an sich schon schwer verständlichen Schotten, der versucht einem nach diversen alkoholischen Getränken sein Leben zu erzählen.
Leider macht Noel Gallagher, hier als Headliner gebucht, heute vieles falsch. Da der Meister bei dieser Tour fast jeden Abend die gleichen Songs spielt, befand er diese nun auch für seine Festivalauftritte als würdig. Dass aber viele, gerade jüngere Besucher eines Festivals, seine Soloalben noch nicht so verinnerlicht haben wie seine treuen Fans, hat oder will er wohl nicht verstehen. So bekommen die echten Fans seit dem letzten Konzert nichts Neues geboten, die anderen schauen auf die Uhr und warten auf die Oasis Hits. Dazu wird noch weniger Show und Konversation geboten als bei Alt-J. Das macht in der Summe leider keinen Headliner. Mir hat es wie immer gut gefallen, warum aber als einzige Änderung ausgerechnet Don`t look back in anger als letzter Song gespielt wird, bleibt mir ein Rätsel. Gerade jetzt wissen alle, wieviel besser es hätte werden können.
Zum wie immer übertriebenen Selbstverständnis lassen wir Noel natürlich das Schlusswort des Abends: Noel zum Publikum: "What was the best act today ?" --- Antwort 1.Reihe: "You" ---- Antwort Noel: "Correct answer"....
1 Kommentare :
von Death Cab for Cutie hatte ich mir am Southside Festival nichts erwartet, das neue Album finde ich eher medioker, sie waren dann aber DIE Überraschung des Festivals. am Rock Werchter nochmals richtig stark. Balthazar waren für mich am Rock Werchter eine der besten Bands überhaupt. So viel zur Pause vor Ride...
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